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Wochengottesdienste in der Woche nach Reminiszere

Am Sonntagabend wie am Samstagabend kann mit einen Luzernar begonnen werden.

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte /

Grund alles Lebens, König der Welt, /

+ Du Hirte deines ganzen Volkes.

Wie du einst Israel durch Wolken- und Feuersäule geleitet hast /

so führst du auch uns durch diese vierzig Tage der Buße /

+ dass wir Wüste erfahren als Zeit der Prüfung und Umkehr.

Suchend als Pilger, mit Beten und Fasten /

öffne uns die Augen für deine Gegenwart im Elend der Welt, /

+ dass wir den verborgenen Glanz deines Erbarmens finden.

Sei mit uns auf dem Weg, jetzt und alle Tage; /

denn ohne dich würden wir zugrunde gehn, /

+ du aber willst, dass niemand verloren sei.

Dir allein gebührt Anbetung und Ruhm /

durch Christus, der als Licht zum Tag uns vorangeht /

+ zu jeder Zeit und in alle Ewigkeit. (T 190.11) 


Dem Psalm kann der Wochenspruch vorausgehen.


Reminiszere (2. Passions-Sonntag) – Aufgerichtet zum Heil
Gott erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Röm 5,8 

Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade…

Herr, erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und den Heiligen Geist,

wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen. 

                                        (Das Halleluja entfällt von Aschermittwoch bis Karsamstag.)

Psalm 24 - Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist (EG.E 41)

oder Psalm 18 B - Gott - sein Weg ist vollkommen (T 500)

Jesaja 5,1-7 - Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel ...

Römer 5,1-5 - gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott  

Johannes 3,14-21 - also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab

[ Respons  Gelobt sei der Name des Herren - EG Wü 779.4

Betrachtung  Joseph Ratzinger (* 1927) Alt-Bischof (kath) in Rom

Das Kreuz ist Offenbarung... Es enthüllt, wer Gott ist und wie der Mensch ist... Die Wahrheit des Menschen ist, dass er immer wieder gegen die Wahrheit anrennt, der gekreuzigte Gerech-te ist so der dem Menschen hingehaltene Spiegel, in dem er unbeschönigt sich selber sieht. Aber das Kreuz offenbart nicht nur den Menschen, es offenbart auch Gott: So ist Gott, dass er bis in diesen Abgrund hinein sich mit dem Menschen identifiziert und dass er richtet, indem er rettet. Im Abgrund des menschlichen Versagens enthüllt sich der noch viel unerschöpfli-chere Abgrund der göttlichen Liebe. Am Kreuz ist so wahrhaft die Mitte der Offenbarung, eine Offenbarung, die nicht irgendwelche bisher unbekannten Sätze enthüllt, sondern uns selbst, indem sie uns vor Gott und Gott in unserer Mitte offenbart.
                            J. Ratzinger, Einführung in das Christentum, München 1968, S. 241f

[ Stille ] Lied   Du schöner Lebensbaum des Paradieses - EG 96 in Auswahl

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder Christus ist das Ebenbild  - EG Wü 765

Fürbitten  Göttliches Licht. Du erstrahlst wie die Sonne an einem klaren Morgen. Lass uns festhalten am Glauben, dass das Dunkel des Grabes Christi der Ort ist, wo wir auf das Licht warten können. Wir rufen zu dir - R: Kyrie eleison.
Göttliche Quelle. Du sprudelst hervor wie frisches Wasser. Lass uns festhalten an der Ge-wissheit, dass wir immer und überall von deinem göttlichen Geist erfrischt und belebt wer-den. R: Kyrie eleison.
Göttlicher Wille. Du erschaffst mit spielerischer Phantasie neues Leben. Lass uns festhalten an dem Vertrauen, dass du uns mit schöpferischer Kraft begabt hast, Neues zu finden und Leben zu bewahren. R:  Kyrie eleison.
Göttliche Liebe. Du beseelst Menschheit und Schöpfung. Lass uns festhalten an der Hoff-nung, dass wir in der Nähe zu dir die Kraft und Hingabe zum gerechten Tun gewinnen.
R:   Kyrie eleison.
Vaterunser 

Segen  Ewige Weisheit zerstreue das Dunkel unsere Unwissenheit und ewiges Erbarmen werde uns zuteil, damit wir mit ganzem Herzen und Verstand zur Erkenntnis der unendlichen Gnade und Barmherzigkeit gelangen. IrS 8.7. 


Montag


Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade…

Psalm 25 - Nach dir, HERR, verlangt mich. (EG.E 42) 

oder Psalm 10 - Warum, HERR, stehst du so fern (T 508)

Galater 6,(11-13)14-18 -  sich rühmen als allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus

[ Respons  Weise mir, Herr, deinen Weg - EG Wü 779.3

Betrachtung Karl Lehmann (1936-2018) Kardinal, Bischof (kath) in Mainz (Hessen) 

Wir brauchen das Zeichen des Kreuzes... Wir brauchen dies Zeichen, damit wir unsere volle Wirklichkeit sehen und annehmen, dass es Schuld, Trauer, Trostlosigkeit, Verzweiflung und gar den Tod unter uns gibt. Dieses Bildnis allein gibt nicht bloß einen realistischen Blick für das Widerwärtige, das unüberwindbare Böse und das vom Menschen her untröstliche Leid, sondern gewährt auch Befreiung und Erlösung mitten in Schmerz und Tod: Er (Christus) nahm die Schuld und die Sünde der Welt auf sich stellvertretend für unsere ständigen Ent-schuldigungen und Fluchtversuche. Wir brauchen jedoch die dunklen Gänge der Geschichte nicht zu fürchten, wenn wir Jesus folgen. Gott der Herr lässt seinen Gerechten nicht in Stich. In Jesus ist dies für uns und alle Menschen endgültig wahr geworden.        K. Lehmann

[ Stille - ] Lied   Das Kreuz ist aufgerichtet - EG 94 in Auswahl 

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder  Seligpreisungen - EG Wü 760

Fürbitten  Vor dir, Gott, gestehen wir es ein: Nicht alles ist uns möglich, nicht alles nötig, nicht alles wichtig. Wir müssen lernen, uns zu entscheiden, immer von neuem. Wir brauchen deine Hilfe, guter Gott. Wir rufen -  R: Herr, erbarme dich.
Wir hoffen, du wirst uns helfen durch deinen Geist, den Geist der Besonnenheit. Wir bitten dich darum im Vertrauen auf deinen Sohn Jesus Christus. Wir rufen - R: Herr, erbarme dich.
Wir denken an die Menschen, die keine Zeit haben für sich selbst, die sich aufreiben in ihrer Arbeit, in Unruhe und Hetze. Gib ihnen Gelegenheit zur Entspannung, zur Stille, zum Ge-spräch. Wir rufen -  R: Herr, erbarme dich.        B 20

Vaterunser 

Segen  Der Gott der Hoffnung erfülle uns mit aller Freude und Frieden im Glauben durch die Kraft des Heiligen Geistes. Röm 15,13 


Dienstag


Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade…

Psalm 33  - Der HERR schaut vom Himmel (EG.E  48) 

oder Psalm 38 - HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn (T 502)

Hiob 2,1-10  - Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch 

          annehmen?

[ Respons Ich suche dich, Herr - EG Wü 780.5

Betrachtung Walter Lück (1930-2018), Theologe (ev) in Oldenburg

Krankheiten und Schmerzen, die ungerufen kommen oder selbstverschuldet, Schicksalsschlä-ge, die unvermittelt treffen oder selbst ausgelöst sind, schließlich der Tod, den jeder erleiden muss, stehen dem Menschen jederzeit ins Haus oder sind schon da. Und auch der Anblick des Leidens anderer Menschen tut weh und ruft ein Mit-Leiden hervor. Der Mensch reagiert mei-stens abwehrend: Das soll nicht sein. Und er fragt: Warum muss das sein? Und wenn alle Antworten, die er denken kann, keinen Sinn ergeben – nicht nur, weil sie das Leiden nicht beenden -, leidet er daran, dass das Leiden keinen Sinn hat. - ... Leiden ist unaussprechliches Leid. Es verschlägt die Sprache, es schließt den Mund, es macht stumme Zeugen. – Die er-sten Worte, die man findet, sind Worte der Klage. Die Klage wird zur Anklage: Warum das Leiden? Der Mensch würde bei seinem Rechten Recht bekommen, wenn es eine Rechtfer-tigung, einen Sinn des Leidens gäbe. Aber das Leiden hat keinen ablesbaren Sinn.    

                                                in: H. Nitschke, Worte zum Tage, Gütersloh 1973, 27.5.
[ Stille ] Lied   Agios o Theos – Heiliger Herre Gott – EG 185.4

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder Ist Gott für uns - EG Wü 763

Fürbitten  Beten wir für alle Menschen, die in Not sind: für die Opfer von Krieg und Natur-katastrophen; für die Hungernden; für alle, die verachtet und verfolgt werden ihrer Rasse, ihrer Gesinnung, ihrer Religion wegen - rufen wir: R:  Kyrie eleison

Beten wir für alle Menschen, die von Unsicherheit und Zweifeln geplagt werden: für alle, die nichts mehr vom Leben erwarten; für jene, die nicht an die Zukunft denken können, weil ih-nen das Nötigste für die Gegenwart fehlt; für jene, die ihren Glauben verloren haben, weil sie immer wieder enttäuscht worden sind; für jene, die nicht mehr hoffen können und die es schwer haben mit sich selbst - rufen wir:  R:  Kyrie eleison

Beten wir für alle, die in Gefahr sind, sich gegen ihre Mitmenschen zu verschließen und zu vereinsamen: für die Eheleute, die einander fremd geworden sind; für die Eltern, die ihre Kinder nicht mehr verstehen; für die Kinder, die ohne die Liebe ihrer Eltern aufwachsen müssen; für die jungen Leute, denen das Leben bereits nichts mehr zu sagen hat; für die alt-gewordenen Menschen, wie sie abgeschrieben und vergessen werden - rufen wir:

R:  Kyrie eleison

Beten wir dafür, dass es Raum gebe in unserer Mitte: für die Unglücklichen und Unansehl-lichen; für die Vernachlässigten und Gemiedenen; für jede und jeden, die unser Verständnis brauchen und unsere Geduld; und dass wir alle vom Geist der Hingabe, der Barmherzigkeit und der Zuversicht erfüllt werden - rufen wir: R:  Kyrie eleison O
Vaterunser 

Segen  Möge Gott, der seine Liebe teilte, uns in unserer Liebe für andere bestärken. Möge Christus, der sein Leben mit uns teilte, uns helfen, unsere Möglichkeiten mit anderen zu tei-len. Möge der Heilige Geist, der uns Anteil gibt an seiner Kraft, in uns wohnen und befähigen zu unserem Dienst jetzt und auf ewig. Sinf 


Mittwoch


Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade…

Psalm 25 - Nach dir, HERR, verlangt mich. (EG.E 42) 

oder Psalm 10 - Warum, HERR, stehst du so fern (T 508)

Johannes 16,29-33 - In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt über- wunden.

[ Respons   Fest wie der Himmel steht dein Wort - EG Wü 780.6

Betrachtung  Reinhard Brandhorst (* 1942), Pfarrer in Stuttgart 

In seinem Buch „Mut zum Sein“ (1952, S. 44ff) beschreibt Paul Tillich, dass er am Ende je-der geschichtlichen Epoche eine spezifisch akzentuierte Angst vorherrschen sah: am Ende der Antike die Angst vor Schicksal und Tod, am Ende des Mittelalters die Angst vor Schuld und Verdammung, am Ende der Neuzeit die Angst vor Leere und Sinnlosigkeit, spürbar in der Verzweiflung, für die eigene Existenz keinen verstehbaren Sinn zu erfahren und zu verwirk-lichen. -  Dazu eine Überlegung meinerseits: Könnte es sein, dass eine geistliche Überwin-dung solcher Angst jeweils darin erscheint, wie die Christen das Sakrament des Abendmahls gesehen und gefeiert haben? Wenn also Gemeinden der Spätantike die eucharistischen Gaben als pharmakon athanasias ( d.h. Arznei zur Unsterblichkeit – Ignatius v. Antiochien) ausge-teilt und empfangen haben; wenn dann für den Christen im Mittelalter und auch in der Refor-mation wichtig war, gegen Schuld und Verdammung persönlich zur Gewissheit der Verge-bung zu gelangen: „Christi Leib (und Blut) für dich (und deine Sünde) dahingegeben“,  wird es da nicht verständlich, wenn in der Gegenwart der Gemeinschaftsaspekt betont und die An-tizipation des eschatologischen Mahles im Reich Gottes hervorgehoben wird, wenn wir im weiten Kreis oder bei einem großen Zug, dem wandernden Gottesvolk gleich, das „Geheim-nis des Glaubens“ erfahren und bezeugen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.“

                                                              R.B. nach  P.Tillich, Der Mut zum Sein, S. 44 ff
[ Stille ] Lied   Treuer Wächter Israel’ – EG 248,1-3.5

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder  Im Anfang war das Wort - EG Wü 783
Fürbitten  Gott, unser Vater, du vertraust uns einander an als Eltern und Kinder, als Mann und Frau, als Schwestern und Brüder, als Freundinnen und Freunde. Unter deinem Segen können wir vieles teilen: Glück und Schmerz, Lasten und Freuden, gute und böse Zeiten. Wir rufen -  R: Erneure uns durch deinen Geist.
Wir bitten dich: Vergib, was wir einander schuldig bleiben; gib uns aufs neue deinen Segen. An deiner Liebe soll sich unsere Liebe erneuern, Tag für Tag. Wir rufen -
R: Erneure uns durch deinen Geist.
Wir denken an die Menschen, die für andere besonders verantwortlich sind, als Erzieher und Lehrer, als Berater und Helfer, als Vorgesetzte und Regierende. Hilf ihnen in den Belastun-gen, denen sie ausgesetzt sind; mache sie zu Werkzeugen deines Friedens. Wir rufen -
R: Erneure uns durch deinen Geist.                                                    T 163.2

Vaterunser 

Segen  Gott gebe uns viel Barmherzigkeit und Friede und Liebe. Jud 2 


Donnerstag


Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade…

Psalm 85 B  - Könnte ich doch hören, was Gott der HERR redet  (EG.E 74)  

oder Psalm 141 - HERR, ich rufe dich, eile zu mir (T 504)

1.Johannes 1,8 - 2,2 - einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist

[ Respons   Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte - EG Wü 781.3

Betrachtung Anselm Grün (* 1945) Benediktiner in Münsterschwarzach
Siegfried Lenz sagte: „Schuld ist etwas Allgemeines wie die Sonnenfinsternis.“ Wir können ihr nicht entrinnen, wir haben alle daran teil. „Wir sind alle irgendwie mitschuldig und müs-sen füreinander einstehen, weil wir im selben Netz hängen (Lorenz Wachinger - * 1936, The-ologe und Psychotherapeut) Wir müssen uns heute auch der politischen und wirtschaftlichen Schuld stellen und sie verarbeiten. Erlösung von unserer Schuld heißt nicht einfach, dass wir die Augen vor eigener und fremder Schuld verschließen. Erlösung bedeutet „die Befreiung von dem Druck der Schuld ... Nicht nur konkreter und wohl bewusster Verfehlungen, sondern von dem lähmenden Verstricktsein in Unüberschaubares“ (L.Wachinger) – Dabei erleben wir heute als psychologisch geprägte Menschen Schuld nicht als Übertretung von Geboten, son-dern als Lebensverweigerung, als Denkfaulheit, als Unehrlichkeit, als Blindheit.

                                      A. Grün, Mit Herz und allen Sinnen, Freiburg/B. 2005, S. 203

[ Stille ] Lied   Jesus nimmt die Sünder an – EG 353,1.6-8

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder Christus erniedrigte sich selbst - EG Wü 764

Fürbitten Mit unserem Gebet kommen wir, Gott, zu dir. Gerufen durch die Frohe Botschaft hast du uns in Christus die Türen aufgetan zu deinem Reich. Du ziehst uns zu dir mit ewigem Erbarmen. Wir rufen dich an -   R:  Stärke uns den Glauben.
Wir fragen uns, ob wir denn wert sind, dass du einkehrst in unser Leben; ob wir wohl würdig sind, die Ehre deines Namens zu verkünden; ob wir recht geschickt sind, dein Heil zu bezeu-gen. Wir rufen dich an -  R: Stärke uns den Glauben.
Doch weil du befohlen hast, zu wirken, solange es Tag ist, so gib uns deinen Heiligen Geist, dass wir in seiner Kraft durch all unsern Dienst deiner Wahrheit den Weg bereiten. Sei du mächtig in uns. Wir rufen dich an -   R:  Stärke uns den Glauben. 

Vaterunser 

Segen  Möge Christus im Herzen eines jeden wohnen, der unserer gedenkt. Möge Christus im Munde eines jeden wirken, der mit uns redet. Möge Christus im Auge eines jeden blicken, der uns ansieht. Möge Christus im Ohr eines jeden sein, der uns hört. IrS 28.5 


Freitag


Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade…

Psalm 25 - Nach dir, HERR, verlangt mich. (EG.E 42) 

oder Psalm 10 - Warum, HERR, stehst du so fern (T 508)

Hebräer 9,11-15 - durch sein eigenes Blut hat Christus ein für alle Mal eine ewige Erlösung erlangt

[ Respons  In deine Hände, Herre Gott - EG Wü 782.7

Betrachtung  Anselm Grün (* 1945) Benediktiner in Münsterschwarzach
Die Frage ist, wie wir die „Erlösung von der Schuld“ verstehen sollen. Was hat Vergebung mit Jesu Tod am Kreuz zu tun? Wie kann ein vergangenes Ereignis heute Vergebung ver-mitteln? Gott ist – so sagt das Matthäusevangelium – immer der Barmherzige, der Schuld vergibt. Er wendet sich in Jesus, seinem Sohn, auf besondere Weise den Sündern zu. Die Zuwendung zu den Sündern erreicht im Tod Jesu ihren Gipfelpunkt. Gott braucht nicht den Tod Jesu, um vergeben zu können. Er vergibt, weil er liebt. Warum aber verbindet dann Matthäus und nach ihm die westliche Theologie die Vergebung der Sünden mit dem Tod Jesu?Für mich geht es am Kreuz nicht um die Frage, wie Gott vergibt, sondern wie ich als einer, der sich schuldig fühlt, an Gottes Vergebung glauben kann. Der Tod Jesu am Kreuz ermöglicht es mir, an die Vergebung zu glauben. Wenn ich auf Jesus sehe, der selbst seinen Mördern noch vergibt, dann darf  auch ich vertrauen, dass Gott mir meine Schuld nicht an-rechnet.                                  A. Grün, Mit Herz und allen Sinnen, Freiburg/B. 2005, S. 131

[ Stille ] Lied   Wenn meine Sünd mich kränken – EG 82 in Auswahl

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder. Fürwahr, er trug unsere Krankheit -  EG Wü 759

Fürbitten. Gott, allmächtiger Vater, für unseren Weg durch das Leben hast du uns Hoffnung gegeben. Hilf uns einander zu trösten, wenn Angst nach uns greift, wenn Trauer uns lähmt. Wir rufen -  R:  Kyrie eleison.
Dein Wort geleite uns durch Gefahren und Verluste, bis du aller Not ein Ende machst und uns schauen lässt, was wir glauben. Das gewähre uns durch deinen Sohn Jesus, den du aufer-weckt hast von den Toten zum Leben bei dir in Ewigkeit. Wir rufen -  R: Kyrie eleison.
Wir beten für alle, die trauern, die über einen Verlust weinen, die ihre Hoffnung begraben mussten; für die Menschen, die an unabänderlichen Verhältnissen, an den eigenen Schwä-chen leiden; für die Angeschlagenen, Verbitterten und Schwermütigen. Du wirst sie trösten; lass uns daran mitwirken. Wir rufen -  R: Kyrie eleison                     T 169.2

Vaterunser 

Segen  Der Herr richte unsere Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi. 2.Thess 3,5 


Samstag


Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade…

Psalm 86 - HERR, neige deine Ohren und erhöre mich;  (EG.E 75) 

oder Psalm 42 B  -  Mein Gott! In mir ist meine Seele betrübt (T 506)

Galater 2,16-21 -  Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir 

[ Respons  Mit Freude erfüllt mich dein Walten - EG Wü 781.4

Betrachtung  Jürgen Moltmann (*1926) Theologieprofessor (ev) in Tübingen
Der gekreuzigte Gott... ist in der Verlassenheit eines jeden Menschen ihm nahe. Es gibt keine Einsamkeit und keine Verworfenheit, die er, in Jesu Kreuz, nicht auf sich genommen hat. Es bedarf keiner Rechtfertigungsversuche und auch keiner selbstzerstörenden Selbstanklagen, sich ihm zu nahen. Der Gottverlassene und Verworfene kann sich selbst annehmen, wo er den gekreuzigten Gott erkennt, der bei ihm ist und ihn schon angenommen hat. Hat Gott den Tod am Kreuz auf sich genommen, so hat er das ganze Leben und das wirkliche Leben, das unter Tod, Gesetz und Schuld steht, angenommen. Er ermöglicht damit die Annahme des ganzen und wirklichen Lebens und des ganzen und wirklichen Todes. Ohne Grenzen und Bedingungen wird der Mensch in das Leben und Leiden, in den Tod und die Auferstehung Gottes hineingenommen und nimmt im Glauben leibhaftig an der Fülle Gottes teil. Es gibt nichts, was ihn aus der Situation Gottes zwischen dem Schmerz des Vaters, der Liebe des Sohnes und dem Trieb des Geistes ausschließen könnte.

                                              J. Moltmann, Der gekreuzigte Gott, 3. Aufl. 1975, S. 265

[ Stille ] Lied   Ist Gott für mich, so trete – EG 351,1.3.5.6

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder  Magnificat: Meine Seele erhebt - EG Wü 761

Fürbitten  Ewiger, unser Gott, wir klagen über das Leid in der Welt. Wir fragen: Warum müssen so viele Menschen sinnlos leiden? Wir suchen nach Antworten, wir fragen dich. Wir rufen dich an:  R:  Kyrie eleison

Gott, wir klagen über die Kriege auf der Erde. Wir denken an die vielen Menschen, die getö-tet werden; an die Frauen und Mädchen, die vergewaltigt werden; an die Kinder, die ihre El-tern verlieren. Wir bringen unsere Klagen vor dich, dass du sie hörst. Wir rufen: 

R: Kyrie eleison

Gott, wir klagen über Hasskampagnen und Folterungen. Wir verstehen nicht, wie ein Mensch andere absichtlich quälen kann. Wir klagen dir die Willkür, mit der Menschen gefangen ge-nommen werden, und die Selbstgerechtigkeit, aus der Todesurteile gefällt werden. Wir rufen:

R: Kyrie eleison

Gott, wir klagen auch über das, worunter wir selbst leiden. Wir klagen über den Schmerz in uns. Oft fehlen uns die Worte für unsere Enttäuschungen und unsere Trauer. Besonders be-wegt uns … Wir rufen:   R: Kyrie eleison

Gott, du kannst uns die Kraft schenken, Schmerzen zu ertragen, Fragen und Zweifel auszu-halten. Du kannst uns Mut schenken, vor dem Leid nicht zu fliehen. Du kannst uns Hoffnung schenken, in der wir -  trotz allem - unser Leben gerne leben. Wir rufen:  R:  Kyrie eleison

Vaterunser 

Segen  Gott ermutige uns mit der Eröffnung neuer Möglichkeiten und Perspektiven. Jesus Christus lasse uns leuchten sein Antlitz im Anblick unseres Nächsten. Gott, der Heilige Geist, schenke uns neue Gemeinschaft mit ihm und untereinander.                nach M.L King