17. Februar 2001 (I)
Invokavit (nach Ps 91,15) - 1. Sonntag der Passionszeit / Landesbußtag (violett) :Versuchung
Predigttext: Jakobus 1,12-18 (VI)
Schriftlesung: Matthäus 4,1-11 (I)
Eröffnung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes (des Vaters) und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Unser Blick wird in diesen Wochen sowohl auf Christus als auch auf uns selbst gelenkt. Und heute werden sehr grundsätzlich mit dem Thema „Sünde“ konfrontiert durch die Versuchung, wie sie zu Anfang im Paradies nicht bestanden wurde, wie aber Christus am Anfang seines Weges siegreich aus ihr hervorgeht. Und sind auch wir versucherischen Mächten noch immer ausgesetzt, ja erliegen ihr, so heißt es doch von Christus (im Spruch dieser Woche): „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.“ (a)
oder
Vor Gott offen von unserer Sünde zu reden, gelingt uns selten. Schuld einzugestehen fällt uns schwer. Die Bitte um Vergebung will uns kaum über die Lippen. Lieber reden wir uns heraus, sagen: So schlimm war es doch gar nicht. Oder wir meinen: Andere sind noch schlechter als wir. - Ob Gott es nicht schwer hat mit uns? Wir machen ihm viel Mühe. Er hat das Leben seines Sohnes eingesetzt, um uns zu gewinnen. Laßt uns im Licht seiner Güte anfangen, ehrlich zu sein mit uns selbst. Und wenn wir vor den Abgründen in uns erschrecken, dann möge Gottes Wort der Gnade stärker sein als die anklagende Stimme unseres Gewissens. Gott helfe uns, seiner Vergebung zu trauen, umzukehren und einen Neubeginn zu wagen. (b)
Lied: Nimm von uns, Herr, du treuer Gott (EG 146)oder: Ohren gabst du mir (EG 236,1-6)
Votum und Psalm
Gott, du hast uns geprüft und geläutert, wie das Silber geläutert wird, (du hast uns in den Turm werfen lassen, du hast auf unsern Rücken eine Last gelegt,) du hast Menschen über unser Haupt kommen lassen, wir sind in Feuer und Wasser geraten. Aber du hast uns herausgeführt und uns erquickt. Ps 66,8-12
Psalm 91 - Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt (EG 736)
oder
Wie durch die Sünde des Einen (nämlich Adam) die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch die durch die Gerechtigkeit des Einen (nämlich Christus) für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt Röm 5,18
oder
So spricht Gott, der Herr: Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht. Jes 43,24.25
Psalm 130 - Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir (EG 751)
Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, der um unsere Kraft und unsere Schwächen weiß: - Stille -
Gott. Du hast uns im Weg Jesu das Vorbild gelassen und den Ruf, ihm zu folgen. Oft zweifeln wir, ob wir das können. So bitten wir: Stärke unseren Glauben und mache unsere Hoffnung groß, daß wir auf unseren Wegen Anfechtung und Widerstand nicht scheuen, sondern durch deine Hilfe bewahrt zum Ziel unseres Lebens gelangen durch ihn, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. (c)
oder
Christus, dein Sohn, hat vierzig Tage in der Wüste gebetet und gefastet und hat der Versuchung widerstanden. Wir bitten dich, Gott: Steh uns bei, wenn wir schwach werden, und sende uns deinen Geist, damit wir erkennen und überwinden, was uns von dir trennt. Dazu hilf uns durch ihn Christus, unsern Bruder und Herrn. (d)
oder
Unerforschlicher Gott. Manchmal wird es uns schwer, die Wahrheit zu finden. Gib uns die Klarheit zu erkennen, was recht ist, und den Mut abzulehnen, was falsch und gefährlich ist. Laß nicht zu, daß wir Entscheidungen aus dem Wege gehen, sondern bring uns auf den Weg zu deinem Ziel. So bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. (e)
Bekenntnis / Lobpreis
Laßt uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Hebr 12,2 Bekennen wir uns zu seinem Weg:
Hymnus aus dem Philipperbrief - Jesus Christus, der in göttlicher Gestalt war (EGWü 764)
Fürbitten
Wenn du erscheinst in deinem Sohne, Gott, inmitten unsrer Schwachheit, unsrer Wüsten, bewahre uns - vor dem Geprüftsein, dich zu verkennen im Weg Jesu; vor der Anfechtung, dir nicht zu vertrauen bei allem, was geschieht; vor der Gefahr, dich zu verleugnen mit unsren Wünschen, unsren Worten, unsrem Tun - bewahre uns vor Versuchung und dem Zweifel an dir, Gott - wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Wo von dir geredet wird als Belanglosigkeit; wo dein Name in Anspruch genommen wird für
Unterdrückung und Haß; wo du verwechselt wirst mit dem eigenen Vorteil - bewahre uns vor Versuchung und dem Zweifel an dir, Gott - wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Wo nichts zu spüren ist vom kommenden Reich; wo wir untergehen im täglichen Einerlei; wo unsre Hoffnungen zu zerbrechen drohen - bewahre uns vor Versuchung und dem Zweifel an dir, Gott - wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Wo unbekannt bleibt, was dein Wille ist; wo uns zuwider wird, was du mit uns vorhast; wo uns Trauer und Schmerz überwältigen wollen - bewahre uns vor Versuchung und dem Zweifel an dir, Gott - wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Wo Menschen in Sorge leben müssen für den kommenden Tag; wo eigenes Versagen uns gefangen nimmt; wo wir erlittenes Unrecht nicht verzeihen können - bewahre uns vor Versuchung und dem Zweifel an dir, Gott - wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Vielmehr erlöse uns mit der Menschlichkeit deines Sohnes, Gott. Halte du uns in den Ängsten um unser Leben. Befreie uns zu unsern Grenzen. Und der Weg Jesu möge uns genügen. (f)
oder
* Gott, nicht immer ist es leicht, zu erkennen, was gut ist. Und manchmal wird es schwer, zu wählen und bei dem zu bleiben, was zum Heil führt. Hilf, daß wir nicht Versuchungen erliegen, die uns aus deiner Nähe in die Irre führen. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
So beten wir für uns und für alle, die das Leben lieben und bewahren möchten, daß du uns selbst bewahrst in deiner Liebe und stärkst in allen Gefahren. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Besonders beten wir heute für alle, die bestimmen und regieren; für alle, die forschen und planen; für alle, die richten; für alle, die helfen und heilen; für alle, die lehren und erziehen. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Bewahre sie, Gott, daß sie nicht ungeduldig werden; daß sie nicht selbstherrlich Entscheidungen treffen; daß sie sich nicht gefangen nehmen lassen von eigenen Idealen, sondern fragen, wie sie den anderen gerecht werden. - Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Wir beten für jene, die Hunger haben und von Angst oder Sorgen getrieben werden; für jene, die krank sind und einsam und für die Sterbenden. Laß sie geborgen sein bei dir. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Und wir beten für deine Kirche in aller Welt, daß sie erhalten werde in Demut. So geschehe dein Wille. Wir rufen dich an: (g)
R: Kyrie eleison.
Sendungswort
+ Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.1.Joh 3,8
*
* Eingeständnis und Zusage
Wie tief stehen wir Menschen mit uns selbst im Widerspruch: Wollen haben wir wohl, aber das Gute vollbringen können wir nicht. Denn das Gute, das wir wollen, das tun wir nicht, sondern das Böse, das wir nicht wollen, das tun wir. Wenn wir aber tun, was wir nicht wollen, so tun nicht wir es, sondern die Sünde, die in uns wohnt. Wir elenden Menschen! Wer wird uns erlösen von diesem todverfallenen Leibe? Gott zeige uns seine Gnade: (h)
oder
Wir bekennen vor Gott, der uns erforscht und kennt und alle unsere Wege sieht, daß wir gesündigt haben in Gedanken, Worten und Werken. Wir bekennen unseren Kleinglauben, unsere Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit gegen unsere Mitmenschen, den Mangel an Gehorsam in der Nachfolge. (In der Stille bringen wir vor Gott, was jeden und jede besonders beschwert:- Stille - )
Das alles ist uns leid und wir bitten Gott um seine Gnade durch seinen Sohn Jesus Christus: (i)
=
Wie nun durch die Sünde des Einen (nämlich Adam) die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen (nämlich Christus) für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt. Röm 5,18
* Kyrie-Litanei
Gott in der Höhe / und wir in der Tiefe / verstrickt in den Lauf dieser Welt, / ausgesetzt der Macht des Bösen, / gebunden durch unsere Schuld, / unfähig, uns selbst zu befreien, / so rufen wir:
Kyrie
Gott in der Höhe / erlöse uns in der Tiefe, / halte uns unsere Verkehrtheiten nicht vor, / daß wir die Macht des Bösen nicht völlig aushalten müssen, / sondern Gott halte zu uns, / daß wir Halt gewinnen für das Leben / so rufen wir:
Kyrie
Gott / in der Höhe und in der Tiefe / erreiche uns die Gnade, / daß uns nichts mehr hält im Raum der Bedrohung / sondern öffne uns mit der Versöhnung neu das Leben. / So warten wir auf das Erbarmen / wie ein Schlafloser auf den neuen Tag, / daß die Nacht des Bösen vergeht - / so rufen wir: (k)
Kyrie
* Bereitung
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht. - Dein Wort ward meine Speise, sooft ich‘s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost. Mt 4,4 und Jer 15,16
* Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, /
unser Dienst und unsere Freude, /
+ dich, ewiger Gott, zu preisen:
Wir danken dir, daß wir nicht leben müssen vom Brot allein /
+ sondern leben können von dem Wort, das aus deinem Mund hervorgeht.
Wir danken dir für Christus, deinen Sohn, /
er ist dein Wort der Gnade an uns /
+ und das nährende Brot, das der Welt das Leben gibt.
Darum loben wir dir mit deiner ganzen Schöpfung /
Darum singen wir von deiner Größe und Barmherzigkeit
+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (l)
Heilig, heilig, heilig ...
* Abendmahlsgebet
Wir preisen dich, Gott, und singen dir unser Lob. Du hast nicht der Sünde und dem Tod überlassen, was du in Güte geschaffen hast. Durch Christus, dein Wort, ruft du uns alle zum Leben. Er ist gekommen, hat unser Leben auf Erden geteilt, unsere Schuld auf sich genommen und Frieden gemacht zwischen dir und den Menschen.
Einsetzungsworte
Darum danken wir dir, Gott, für das Leben und das Leiden deines Sohnes, für sein Opfer am Kreuz. Wir preisen seine Auferstehung, den Sieg über Unheil und Tod. Schenke uns den Heiligen Geist und erneure durch ihn unser Leben. Durch ihn segne diese Gaben, daß wir empfangen das Brot des Lebens und den Kelch des Heils. Verbinde alle, die teilhaben an Christi Leib und Blut, in der Einheit des Glaubens, in der Gemeinschaft der Liebe, in der Hoffnung auf dein Reich durch ihn, Christus, unsern Bruder und Herrn. (m)
* Dankgebet
Guter Gott. Gegen alle Versuchung durch Hunger, Macht und Ehre stärkst du uns mit dem Brot des Lebens und dem Kelch der bleibenden Freude. Laß die Kraft Christi in uns mächtig werden, daß wir in Anfechtungen widerstehen und dir allein die Ehre geben, der lebst und durch dein Wort uns Leben gibst, jetzt und alle Zeit bis in Ewigkeit. (n)
oder
Du, Gott, hast uns Brot vom Himmel gegeben und hast uns den Kelch deines Sohnes zum Heil gereicht. Mach uns - gegen alle Versuche des Feindes - fest im Glauben, beständig in der Hoffnung und stark in der Liebe, daß wir uns nicht mit Vergänglichem begnügen, sondern hungrig bleiben nach dem lebendigen Brot und leben aus der Kraft des Wortes, das aus deinem Mund kommt: menschgeworden in Jesus Christus, unserm Bruder und Herrn. (o)Sch 32
Segensgebet
Beugen wir uns in Demut vor Gott:
Gewähre, allmächtiger Gott, daß wir im Bewußtsein der eigenen Schwachheit unser ganzes Vertrauen in deine Kraft setzen, die du verheißen hast, und wir uns des Schutzes deiner Liebe erfreuen, durch Christus, unsern Herrn. (p)
Quellen und Vorlagen
a: neu (R.B.)
c: neu (R.B.)
e: vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 295
f: neu (R.B.)
g: vgl. M. Meyer, Nachdenkliche Gebete, Göttingen 1988, S. 51
h: vgl. Röm 7, 18 f
i: vgl. Württemb. Kirchenbuch, 2. Teil, Abendmahl (1977), S. 107
k: neu (R.B.)
l: vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S.618
m: vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 361
n: neu (R.B.)
o: vgl. A. Schilling, Die Sonn- und Festtagsgebete..., Luzern/Stuttgart, 1980, S. 32
p: vgl. Episcopal Church (USA), The Book of Occasional Services, New York, 1979, S. 23