1. März 2006
Aschermittwoch - Beginn von Fasten und Passion (violett) Selbstprüfung und Umkehr
Vorspiel
Eröffnung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes (des Vaters) und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die Zeit von Fasten und Passion, die eine doppelte Erfahrung herausstellt: Wir werden mit unserer eigenen Vergänglichkeit konfrontiert und bekennen unsere Ferne zu Gott, unser Sündersein. Doch dieser Realität können wir nur ansichtig werden im Licht von Gottes erlösender Liebe, die in Jesu Weg der Passion sichtbar und wirksam geworden ist. Aschermittwoch bekam seinen Namen nach dem Brauch, der hier seinen Ort hat: Das Bestreuen mit Asche. Für jene, denen dies alte Zeichen etwas sagt, ist es in den heutigen Gottesdienst aufgenommen.) (a)
(Lied: Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299 (1-3))
Kyrie-Litanei
Wir spüren die Widersprüchlichkeit unseres Lebens manchmal bis ins Leibliche hinein.
Wie weit kommen wir, wenn wir es nicht wahrhaben wollen?
Wenn plötzlich die Selbstverständlichkeiten nicht mehr gelten?
Wenn nichts mehr so ist, wie es uns sicher schien?
Wenn wir im Persönlichsten getroffen werden?
Wir brauchen Verständnis und Geborgenheit. Darum rufen wir:
Kyrie
So kommen wir an diesem Tag (Abend) erwartungsvoll zusammen.
Wir möchten entlastet werden, weil Schuld uns quält.
Wir brauchen Halt, weil Bitterkeit uns ergreifen will.
Wir haben die Hoffnung auf einen neuen Schritt nach vorn.
Gott nehme uns bei sich auf, wer wir auch sind, woher wir auch kommen.
Dass wir in seiner Liebe den Raum finden, einander anzunehmen - darum rufen wir:
Kyrie
Nicht länger möchten wir unsern Weg in Angst und Sorge gehen.
Wir möchten vertrauen auf Gottes Wirken,
auf seine Geduld, dass unser Starrsinn klein wird,
auf seine Gerechtigkeit, dass wir die Welt neu zu sehen lernen,
auf seine Hoffnung, dass wir Mut zu unseren Aufgaben finden,
auf sein Erbarmen, das uns freispricht von Schuld,
auf seine Güte, die uns jeden Tag neu das Leben anvertraut - darum rufen wir: (b)
Kyrie
Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, der uns aus Sünde befreit: - Stille -
Gott des Erbarmens. Du verstößst nichts, was du geschaffen hast, sondern vergibst die Sünde allen, die sich bekehren. Wir bitten dich: Schaffe in uns ein neues, von Reue erfülltes Herz, dass wir - in Trauer über unsere Sünden - dir unser Elend bekennen und von dir, dem Gott aller Gnade, Vergebung und Frieden empfangen durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (c)
oder
Gott des Erbarmens und des Vergebens, verlass uns nicht in diesen Tagen der Bereitung und der Buße. Steh uns bei mit deinem heilenden Geist, damit wir mit bekehrtem Herzen den Weg gehen, den dein Sohn uns gezeigt hat, Jesus Christus, unser Bruder und Herr, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und wirkt in Ewigkeit. (d)
Schriftlesung: Joel 2,12-18(19) (III) - Bekehrt euch zum Herrn
Antwortlied
Text und Predigt: 2. Korinther 7,8-10(11-13a) (IV) Reue zur Seligkeit
Besinnng (Zwischenspiel oder Stille)
(Hinführung
Asche als Zeichen der Buße empfingen in der Kirche zunächst nur besondere Büßer. Später übernahm dies in Solidarität mit ihnen die ganze Gemeinde, zugleich im Bewusstsein ihres eigenen Sünder-Seins. Asche ist schon im Alten Testament ein Zeichen der Buße und des Eingeständnisses von Schuld. Asche erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens, unser eigenes eingeschlossen. Asche ist ein Zeichen der Ferne von Gott, der Verfallenheit an Sünde und Tod. Asche ist ein dunkles Memento: „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube.“ - Aber zugleich kennt die Erfahrung die läuternde Kraft von Feuer und Asche. Gerade in Verbindung mit dem Kreuz wird zeichenhaft ein Bezug zu Christus angedeutet. Er ist der Herr, der die Sünde der Welt getragen hat, für uns in den Tod ging und der von Gott zu neuem Leben erweckt ist. Führen irdische Wege darum vom Licht zur Asche, so dürfen wir im Glauben auf das Umgekehrte hoffen: Am Anfang der Passion steht das Zeichen der Asche, am Ende das aufstrahlende Licht des Ostermorgens.) (e)
Buß-Psalm
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünde bekennen, so ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 1.Joh 1, 8.9
Psalm 51 - Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte (EG 727)
(Aschenzeichen
Ist vorgesehen, das Zeichen der Asche zu verwenden, so folgt es hier. P. streut Asche den Vortretenden auf den Kopf oder zeichnet ihnen ein Kreuz auf die Stirn. oder - für die Empfangenden sichtbar - auf den Handrücken zunächst mit einem Querbalken
P: Von Erde bist du genommen, zu Erde wirst du wieder werden,
danach folgt der senkrechte Balken:
P: doch Christus durch sein Kreuz hat uns erlöst zum Leben (f) )
Vergebungsgebet
Gnädiger, geduldiger Gott, offen von unserer Sünde zu reden gelingt uns selten. Schuld einzugestehen, fällt uns schwer, und die Bitte um Vergebung will kaum über die Lippen. Lieber reden wir uns heraus, sagen: So schlimm war es doch gar nicht, oder meinen, andere seien noch schlechter als wir. Du hast es schwer mit uns, Gott. Wir machen dir Mühe mit unserer Uneinsichtigkeit, unserem Stolz, unserer Selbstgerechtigkeit. Du hast das Leben deines Sohnes eingesetzt, um uns zu gewinnen. Hilf uns, im Licht deiner Güte ehrlich zu sein mit uns selbst. Erspar uns nicht das Erschrecken über die Abgründe unserer Seele und das Böse, das wir anrichten in Worten und Taten. Doch überlass uns nicht der Verzweiflung, sondern lass dein Wort der Gnade stärker sein als die anklagende Stimme unseres Gewissens. Hilf uns, deiner Vergebung zu trauen, dass wir einen neuen Anfang machen können als Menschen im Spiegel deiner Barmherzigkeit, wie du sie uns zeigst in Jesus Christus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn. (g)
Vaterunser (entfällt hier, wenn es in der Abendmahlsliturgie (s.u.) verwendet wird)
Vergebungszusage
Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Und er ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. (1. Joh 2,1b.2)
Wir dürfen gewiß sein: Der allmächtige Gott hat sich über uns erbarmt und durch seinen Sohn vergibt und befreit er uns von aller Schuld. Was gewesen ist, soll nicht mehr beschweren. Was kommt, muss uns nicht schrecken. Gottes Gnade ist unseres Lebens Freude und Kraft. (h)
oder
So vergebe euch Gott, der Vater der Liebe und Kraft, und befreie euch von eurer Schuld, heile und stärke euch durch seinen Geist und erwecke euch zu neuem Leben in Christus, unserm Herrn. (i)
Lied zum Ausgang: Nun lob, mein Seel, den Herren (EG 289,1.2.4(5)
Sendungswort
Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat zum Tode, so auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn.Röm 5,20.21
Segen
oder
Segensgebet
Beugen wir uns in Demut vor Gott:
Ewiger Gott: Wende uns deiner Versöhnung zu, die wir uns vor dir neigen. Erfülle uns mit deinem Frieden, dass wir, deiner Vergebung gewiss geworden, dir mit aufrichtigem Herzen dienen durch Christus, unsern Herrn. (k)
*
wird der Gottesdienst mit einer Mahlfeier verbunden, so können folgen Texte verwendet werden.
Bereitung
Gott, unser Trost, die Freude der Traurigen, die Klarheit der Verirrten, das Leben der Schwachen, hat seinen Sohn gesandt, der die Mühe unsres Lebens auf sich nimmt und unsere Schuld tilgt. Um seinetwillen sind wir frei von der Last der Schuld. Er würdigt uns als seine Schwestern und Brüder, Gottes Töchter und Söhne an seinen Tisch zu kommen, um teilzunehmen am Mahl der Freude. (l)
Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht ,/
unser Dienst und zu unserem Heil /
+ dir, ewiger Gott, zu danken.
Wir preisen dein großes Erbarmen. /
+ Du gewährst uns diese vierzig Tage der Bereitung.
Durch Christus rufst du uns zur Umkehr /
+ und führst uns zum Glauben an das Evangelium.
Er selbst ist dein Wort der Gnade, /
+ seine Hingabe eröffnet uns neu das Leben.
Darum singen wir von deiner Größe und Barmherzigkeit, /
darum stimmen ein in das Lob, das Himmel und Erde verbindet, /
+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (m)
Heilig, heilig, heilig ...
Abendmahlsgebet
Wir danken dir, dem heiligen Gott. Du hat uns dies Leben und die ganze Erde anvertraut. Trotz unserer Abkehr von dir bist du gekommen in Jesus, deinem Sohn, und hast durch ihn dem Erdkreis noch einmal Hoffnung gegeben. Er hat sich hingegeben für das Leben der Welt:
Einsetzungsworte
So halten wir das Gedächtnis Christi und rufen dich, Gott, an: Sende deinen Heiligen Geist, damit er uns teilhaben lasse an der Gabe deines Sohnes: am Brot des Lebens und des Friedens, am Kelch des Heiles und der Freude. Verbinde uns in der Gemeinschaft der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe. Erneuere uns und den ganzen Erdkreis und führe uns auf dem Weg zur Vollendung in deinem ewigen Reich. (n)
Dankgebet
Durch die Gaben von Brot und Kelch, die wir am Tisch deines Sohnes empfangen haben, hilf uns, diese Zeit der Bereitung und des Verzichts mit Freude zu beginnen und in ganzer Hingabe zu vollenden, so dass wir deinem Sohn folgen auf dem Weg zum neuen Leben: Jesus Christus, unserm Bruder und Herrn. (o)
Quellen und Vorlagen
a - neu (R.B.)
c - vgl. Church of England, Alternative Service Book, 1980, S. 499
d - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), München 1995, S. 22
e - neu (R.B)
f - neu (R.B.) vgl. 2. Mos 3,19
g - vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 61
h - vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch I, 2004, S. 353
i - vgl. Common Worship (Church of England), London 2000, S. 135
k - vgl. Episcopal Church (USA), The Book of Occasional Services, New York, 1979, S. 23
l - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 667
m - neu (R.B.)
n - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), München 1995, S. 130
o - neu (R.B.)