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23. Oktober 2011


18. Sonntag nach Trinitatis (grün) - Das vornehmste Gebot

Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. 1.Joh 4,21 

   


Predigttext (Evangelium):  Markus 10,17-27 (III) Der reiche Jüngling

Tora:  2. Mose 20, 1-17 (V) Die Zehn Gebote

Epistel: Römer 14,17-19 (II) Gerechtigkeit, Friede, Freude


 


Begrüßung (Eröffnung)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

R: Amen.

Wie ein roter Faden zieht sich das Doppelgebot der Liebe, nach dem Gottes- und Nächstenliebe zusammengehören, durch die gottesdienstlichen Texte der Trinitatiszeit. Das beginnt mit der Epistel zum 1. Sonntag, aus der der überkommene Wochenspruch stammt: "Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe". Das setzt sich am 4., 10. und 13. Sonntag (dort z.B. mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter) fort. Auch mit der heutigen Epistel wird es durch Paulus im Blick auf Konflikte in der Gemeinde gebündelt. In Bezug darauf lesen wir die Zehn Gebote, zu denen auch die für uns Christen unverzichtbare Einleitung gehört: »Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe«. (a) Befreiung durch Gott, seine Zuwendung zu uns Menschen, seine Liebe - das geht allen Geboten voraus und soll durch sie geschützt werden. So müssen wir das Gesetz nicht als fordernde Last sehen, sondern können Gottes Weisung als lebensbejahende Kraft verstehen, wie schon Jesus nicht einfach gegen das Gesetz polemisiert, sondern mit der Tora und ihrer immer wieder notwendigen Auslegung gelebt hat. Dass das Gebot Gottes in einen Lobgesang münden kann, zeigt der Psalm 1, der als Eröffnung des Psalters wie ein Leitmotiv für alle weiteren Psalmen wirkt. (b)


Votum und Psalm

Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend. Ich will deine Befehle nimmermehr vergessen; denn du erquickst mich damit. (Ps 119,92.93)

Psalm 1 -  Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen (EG 702) 


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der uns zur Gerechtigkeit führen will: - Stille - 

Du bist selbst die Liebe, Gott, und dein Wille ist es, dass wir der Liebe Raum geben in unserem Miteinander. Hilf uns, dir mit dem zu dienen, was du jedem und jeder besonders gegeben hast, und lass unser dir gelebtes Leben vielen Menschen zum Segen werden. So bitten wir durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (c)

oder

Du hast uns gelehrt, Gott des Lebens, dass ohne Liebe unser Tun keinen Wert hat. So sende deinen heiligen Geist und gieße in unsere Herzen die Gabe der Liebe, die alles übertrifft: das Band des Friedens und der Vollkommenheit. Und weil ein Mensch tot wäre, wenn er ohne Liebe ist, darum gewähre sie uns als Geschenk deiner Gnade, um deines Sohnes willen, Jesu Christi, unseres Herrn. (d)


Bekenntnis / Lobpreis

Christus spricht: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.(Lk 12,32) Im Vertrauen auf Christi Verheißung glauben und bekennen wir:

Seligpreisungen  - Selig sind, die da geistlich arm sind(EGWü 760)

oder

Lasst uns Gott loben im Bekenntnis unseres Glaubens:

Apostolisches Glaubensbekenntnis - Ich glaube an Gott, den Vater .... (EGWü 686)

oder

Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (1.Joh 4,16)  So vertrauen wir uns zuversichtlich Gott an:

Bekenntnislied: Liebe, die du mich zum Bilde ... (EG 401,1-4(7)


Fürbitten

Gott, ewige Liebe. Wie entfremdet sind wir oft. In der Unterwerfung unter selbstgemachte Götter suchen wir das Glück und vergessen, was uns dein Wille zugedacht hat. Wir kreisen um uns selbst und wittern hinter deinen Weisungen nur Unfreiheit und Enge. Kehre uns um. Wende uns wieder zu dir. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison

Schaffe uns neu durch deinen Geist. Reiße uns heraus aus aller Angst um unser eigenes Leben. Befreie uns durch deine Liebe zur Liebe, die dir vertraut und lehrt, uns selbst anzunehmen, und uns den Nächsten zugewendet hält. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison

Wir bitten für Kinder und Jugendliche in ihrer Suche nach Liebe, nach Annahme und Verständnis. Wir bitten für alle Paare, dass ihre Zuneigung im Alltag nicht versandet. Wir bitten um ein rücksichtsvolles Miteinander, um Wohlwollen und Offenheit, um viele Orte und Gelegenheiten, an denen befreiende Liebe erfahren wird. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison

Wir bitten für alle, die aus Mangel an Liebe nach Besitztümern, nach Macht oder Zerstreuung streben. Wir bitten für alle, die sich unerfüllt fühlen und der Sucht nach den Rausch nicht standhalten können. Wir bitten für alle, die sich in Selbstmitleid oder Verbitterung von anderen Menschen zurückziehen. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison

Wir bitten dich für uns selbst: lass nicht zu, dass wir dir und der Kraft deiner Liebe mißtrauen. Hol uns immer neu zurück in deine Güte. Dein Erbarmen wende uns mit Zuversicht dem Leben zu. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison. (e)


Schlussstrophe: Unsern Ausgang segne Gott (EG 163) 


Sendungswort

Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den anderen liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Röm 15,8


*


Eingeständnis und Zusage

Vor Gott und voreinander gestehen wir es ein: Weil wir so wenig der Liebe zutrauen, fehlt es so oft am mutigen Einsatz für andere. Weil wir immer wieder Gottes Befreiung missachten, findet sich bei uns soviel Sorge und Angst. Weil wir uns nicht als Werkzeuge seines Friedens gebrauchen lassen, gibt es in der Welt soviel Streit und Hass. Bitten wir Gott um seine verzeihende Gnade: (f)

=

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2. Tim 1, 7)

Kyrie-Litanei

Unter den vielen Stimmen, die wir hören - wo ist deine Stimme, Geist der Wahrheit? Unter den vielen Bildern, die wir sehen - worin blickst du uns an, Abbild des Vaters? Unter den vielen Wegen, die wir gehen - auf welchen begegnest du uns, Gott der Liebe? - Wir rufen dich an:

Kyrie

Was du uns mit deiner Liebe gewährt, lässt deine Gnade uns erfahren. Was du in deiner Liebe mit uns vorhast, künden deine Gebote. Was du durch deine Liebe von uns forderst, zeigen uns Menschen in Not. - Wir rufen dich an:

Kyrie

Hilf uns, deine Stimme zu hören: nicht als einengende Vorschrift, sondern als befreiende Weisung; nicht als toter Buchstabe, sondern als lebendiges Wort; nicht als herrischer Wille, sondern als helfender Trost. - Wir rufen dich an: (g)

Kyrie


Bereitung

Geladen an den Tisch Jesu beten wir mit dem Psalm:

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen. Ps 145,15.16


Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht ,/

unser Dienst und unsere Freude, /

+ dass wir dir, ewiger Gott,  und deiner Gnade danken.

Denn durch deinen Sohn Jesus Christus /

+  hast du der ganzen Welt dein Heil eröffnet:

Er kam, um zu dienen und sein Leben hinzugeben; /

alle unsere Last hat er getragen, /

+ damit wir frei würden, seiner Liebe zu leben.

Darum singen wir dir inmitten deiner ganzen Schöpfung, /

darum stehen in der Schar deiner Zeugen seit Anbeginn der Welt, / 

darum stimmen ein in das Lob, das Himmel und Erde verbindet /

+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (h)

Heilig, heilig, heilig 


Abendmahlsgebet 

Gott, heilig und ewig,  deiner Liebe können wir glauben, weil Jesus von Nazareth sie unter uns gelebt hat. Durch und durch frei, sah er sich gehalten von dir und war darum so befreiend für die Menschen. Dass unser Glaube stark werde und unsere Hoffnung nicht verkümmere und unsere Liebe lebendig bleibe,  gab er uns das Zeichen seiner Nähe:

Einsetzungsworte 

Sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, erfahren und bezeugen wir das Geheimnis des Glaubens:

G: Deinen Tod, o Herr, ...

So feiern wir das Gedächtnis deines Sohnes,  der gelebt hat, was wir Menschen sein könnten, der seine Liebe glaubhaft bezeugt hat bis in den Tod, dem du treu geblieben bist durch alles Scheitern hindurch. - Zu seinem Gedächtnis versammelt,  erbitten wir den Geist Jesu, dass wir empfangen, was wir nötig haben: das Brot des wahren Lebens und den Kelch von Versöhnung und Heil. Hilf, dass wir frei werden, miteinander zu teilen, was wir sind und haben, und immer neu zurückkehren zur Liebe. - Vor dir, Gott der Güte und der Treue, denken wir an alle, die mit uns auf dem Weg sind in deine Zukunft. Führe uns mit allen Vollendeten hin zu deinem Reich, wo du uns das Licht bist und alles in allem und wir dich loben und preisen durch Christus auf immer und ewig. (i)


Dankgebet

Wir danken dir, allmächtiger Gott, dass du uns durch diese heilsame Gabe erquickt hast, und bitten dich: Lass sie in uns wirksam werden zu starkem Glauben an dich und zu herzlicher Liebe unter uns allen. Durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. (k)


Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch (Taschenausgabe), Berlin 2000, S. 714

b - vgl. Begegnungen, Zeitschrift für Kirche und Judentum, Sonderheft "Die ganze Bibel zu Wort kommen lassen", Dez 2009, S. 67

c - R.B. nach verschiedenen traditionellen Motiven

d - vgl. (The First) Book of Common Prayer, 1549

e - vgl. H.Ch.Knuth (Hg), Höre uns, Herr!, Gütersloh 1982, S. 127

g - vgl. Brinkel/Hilgendiek, Neue Eingangs- und Fürbittengebete, Gütersloh 1994, S. 124

h - R.B.

i  - vgl. Urs Eigenmann (Hg), Hochgebete, Luzern 1996, S. 113 ff

k - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 671