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29. März 2010


Karwoche (Montag) - Bußfeier (violett)  Bin ich's

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

Joh 3,14b.15



Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, sei mit uns allen.

R: Amen.

Vor einer Verharmlosung, Verniedlichung und Bagatellisierung der Sünde hat erst kürzlich der bayrische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München) gewarnt. „Sünde und Schuld sind keine Randthemen des Lebens“, sagte er in seiner Predigt. Es habe keinen Sinn, Schuld und Sünde aus dem Wortschatz zu verbannen und umzudeuten. Wir wollen uns heute - zu Beginn der Karwoche - diesem Thema stellen. Zwar müssen wir immer wieder miterleben, wie Verantwortungsträger in der Öffentlichkeit zwar „die ,volle Verantwortung‘ für ein Versagen übernehmen, jedoch in der Konsequenz nichts verändern und genau so weiter machen, wie zuvor. Gewiss, „Fehler unterlaufen uns allen, jeden Tag, mal schwerwiegende, mal weniger tragische, doch entscheidend ist, wie wir mit dieser unserer Schuld umgehen.“

Bekenntnis von Schuld schafft die Voraussetzungen für einen Neuanfang, zwischen einzelnen Menschen, zwischen Nationen, zwischen verfeindeten Parteien. Ein offenes Bekenntnis der eigenen Schuld und die Bitte um Verzeihung ist die Grundvoraussetzung für gegenseitige Versöhnung. „Diese Versöhnung und Vergebung können wir nicht selbst herstellen. Sie wird uns geschenkt, von Gott durch Jesus Christus. Versöhnung kann es nur geben, wenn zuvor reiner Tisch gemacht wurde, denn diese Versöhnung ist keine billige und damit beliebige Gnade.“ (a)


Lied:  Gott wohnt in einem Lichte (EG 379, 1.2.4)

oder:  Herr Jesu, Gnadensonne (EG 404 i.A.)

oder:  Halt im Gedächtnis Jesus Christ (EG 405,1-3)

oder:  Menschen gehen zu Gott in ihrer Not (EG Wü 547,1-3)


Bußpsalm

Votum: Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. (2.Kor 5,21)

Psalm 32: Wohl, dem, dem die Übertretungen vergeben sind (EG 717)

oder Psalm 51: Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte (EG 727)

oder Psalm 143: Herr, erhöre mein Gebet (EG 755)

statt Gloria: Oster-Kyrie: Der am Kreuze starb (EG 178.7) 


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der in Christus Versöhnung gestiftet hat:

Gott, du bist nicht glücklich mit uns, wenn wir einander unglücklich machen. Unerträglich ist dir, wenn wir einander zugrunde richten und den Tod bringen. Zerbrich mit deiner Vergebung den Kreislauf des Bösen, in dem wir verstrickt und gefangen sind. Lass die Sünde in uns sterben, wie in Christus, deinem Sohn, die Sünde der Welt gestorben und der Tod getötet worden ist. Das bitten wir durch ihn, der für uns lebt, heute und alle Tage und in Ewigkeit.  (b)


* Lesung: Hebräer 4, 10-16 - Christus, der mitleidende Hohepriester

oder: Römer 5, 6-11 - Christus, für uns gestorben


* Antwortgesang: O Mensch bewein dein Sünden groß (EG 76,1.2)

oder:  Wenn meine Sünd mich kränken (EG 82,1-3)

oder:  Herr Christ, der einig Gotts Sohn (EG 67, 1.2.5)


Evangelium: Markus 14,17-21 - Bin ich's ? (c)


Ansprache


Besinnung (Orgelspiel / Musik oder Stille)


Bekenntnis-Lied: Wie herrlich gibst du Herr, dich zu erkennen (EG 271,1-8 oder 1.3.4.6-8)


Bußgebet 

Barmherziger Gott. Jahr um Jahr werden wir erinnert an das Leiden und Sterben deines Sohnes und hören, dass er um unserer Sünden willen dahingegeben ist. Wir rufen und bitten:

G: Herr erbarme dich.

Es fällt uns schwer zu begreifen, dass die Schuld von uns Menschen ihn so weit gebracht hat. Wir rufen und bitten:

G: Herr erbarme dich.

Wir denken nicht gern daran, dass unsere Selbstbehauptung sich tödlich auswirkt. Wir rufen und bitten:

G: Herr erbarme dich.

Wir nehmen nicht ernst genug, dass unsere Verschlossenheit dir gegenüber mörderische Folgen hat. Wir rufen und bitten:

G: Herr erbarme dich.

Wir ändern nur selten unser Verhalten, denn wir denken, reden und handeln oft so verkehrt wie zuvor. Wir rufen und bitten:

G: Herr erbarme dich.

Wir brauchen deinen Beistand, vor dem Kreuz Christi unsere Abgründigkeit zu erkennen. Wir rufen und bitten:

G: Herr erbarme dich.

Doch zeige uns mehr noch als unser Versagen, wie weit deine Barmherzigkeit reicht. Wir rufen und bitten:

G: Herr erbarme dich.

Vergib uns unsere Schuld und richte uns auf durch deine Güte. Wir rufen und bitten: (d)

G: Herr erbarme dich.


Vaterunser


* Frage

Ist das auch euer Bekenntnis und eure Bitte und begehrt ihr die Vergebung Gottes um Jesu Christ willen, so antwortet mit eurem Ja.

G: Ja, um Jesu Christi willen.


Zusage

Christus ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt. (Röm 4,25) Darauf dürfen wir vertrauen: Gott hat sich unser erbarmt und vergibt uns unsere Schuld um Jesu Christi willen. Was gewesen ist, soll euch nicht mehr belasten. Was kommt, soll euch nicht schrecken. Gottes Gnade ist eures Lebens Freude und Kraft. (e)

G:  Amen.

oder

Was der dreieinige Gott euch durch die Taufe geschenkt hat und verbürgt: Erlösung von dem Bösen und neues Leben in der Kraft des Heiligen Geistes, das wird euch heute von neuem zugesprochen. Christus hat seine Jünger beauftragt: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nehmt hin den heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. (Joh 20,21-23) - In dieser Vollmacht, die der Herr seiner Kirche gegeben hat, verkündige ich einem jeden und einer jeden von euch: Dir sind deine Sünden vergeben. Im Namen des Vaters und des (+) Sohnes und des Heiligen Geistes. (f)

G:  Amen.


Friedensgruß / Segnung

Die Vergebungszusage kann bekräftigt werden durch den Friedensgruß in der Gemeinde:

Gerecht geworden durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. (Röm 6,1) So lasst uns auch Frieden halten untereinander. Erkennet euch im Herrn (von neuem) als Schwestern und Brüder. Vergebt euch untereinander. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr. (Kol 3,13) Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Röm 15,7) Grüßt einander im Frieden Christi.

Es kann (stattdessen oder ergänzend) eine persönliche Segnung folgen:

Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun. (1. Thess 5,23.24)

Kommt, lasst euch die Hand auflegen und segnen zur Stärkung an Leib und Seele.

Unter Handauflegung wird den (knienden) Einzelnen (ggf. in Gruppen) der Segen zugesprochen.

Der allmächtige Gott, der dir alle deine Sünden vergeben hat, gebe dir Kraft, nach seinem Willen zu leben. - Gehe(t) hin im Frieden. (g)

R: Amen.

oder ein anderes Segensvotum (s.u.)


Lied: Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du für uns gestorben bist (EG 79,1-4)

oder: Nun lob mein Seel den Herren (EG 289,1.2.5)


* Hymnus

Aufruf: Es hat Gott wohlgefallen, dass in Christus alle Fülle wohnen sollte und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz. (Kol 1,19.20)

Hymnus:  Aus dem Römerbrief - Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein (EG Wü 762) 


Dankgebet

Wir danken dir, Gott, für deine Vergebung, die du uns zugesagt hast. Du hast Versöhnung gestiftet für uns und alle Welt in der Hingabe deines Sohnes. Hilf uns aus der verwandelnden Kraft deiner Befreiung den alten Menschen in uns zu überwinden und dankbar für unsere Erlösung ein neues Leben zu führen im Vertrauen auf deine Liebe, die uns zugewandt ist in Jesus Christus, unserm Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und wirkt in Ewigkeit. (h)


Schlussgesang: Ehre sei dir, Christe (EG 75,1)


Segen

*


Segensvoten zur Handauflegung (i)

Sei gesegnet im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Er richte dich auf durch die heilende Macht seiner Liebe.

*

Der allmächtige Gott helfe dir in seinem reichen Erbarmen. Er stehe dir bei mit der Kraft des heiligen Geistes und richte dich auf in seiner Gnade.

*

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade: Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten, dass du bewahrt werdest zum ewigen Leben.

*

Gott, der dich tröstet in Angst, sei dir gnädig und erhöre dein Gebet. (nach Ps 4,2)

*

Gott, der Heiland derer, die ihm vertrauen, behüte dich wie einen Augapfel im Auge. (nach Ps 17,7.8)

*

Hoffe auf Gott und sprich zu ihm: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen. (nach Ps 31,15.16)

*

Gott spricht zu dir: Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten. (Ps 32,8)

*

Gott erfreue dich wieder mit seiner Hilfe und rüste dich aus mit einem willigen Geist. (nach Ps 51,14)

*

Gott spricht zu dir: Ich habe deine Schultern von der Last befreit, und als du mich anriefst in der Not, half ich dir heraus.(nach Ps 81,7.8)

*

Gott denkt an uns und segnet uns. Er segnet, die ihn fürchten (und ehren). Der Herr segne dich je mehr und mehr.(nach Ps 115,12-14)

*

Gott ist gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte und Treue. Er stärkt dich mit seiner Kraft. (nach Ps 86,15.16)

*

Gott sei mit dir: Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. (Jes 40,29)

*

Gott sei mit dir: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. (Jes 40,31)

*

Gott spricht zu dir: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. (Jes 43,1)

*

Gott spricht zu dir: Wenn du mich von ganzem Herzen suchen wirst, so will ich mich von dir finden lassen. (Jer 29,13.14)




Quellen - Vorlagen - Erläuterungen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. Meldung der VELKD „Sünde ist kein Randthema“ vom 28.2. 2010

b - vgl. H.Oosterhuis, Ganz nah ist dein Wort, Freiburg/B. 1967, S. 163

c - oder ein anderer Abschnitt aus der Passion nach Markus, der die biblische Grundlage für eine Beichtansprache sein kann

d - vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 123 ff.

e - vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch I, Stuttgart 2004, S. 353

f - vgl. Badische Agende, Bd. I, OKR Karlsruhe, 1996, S. 130

g - vgl. Badische Agende, Bd. I, OKR Karlsruhe, 1996, S. 130

h - R.B.

i - nach Badische Agende, Bd. I, OKR Karlsruhe, 1996 S. 135 ff.