28. Februar 2010
Reminiszere (nach Ps 25,6) - 2. Sonntag in der Passion (violett): Den Menschen ausgeliefert
(zugleich Tag der bedrängten und verfolgten Christen 2010)
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm 5,8)
Predigttext (Epistel): Römer 5,1-5 (II) Frieden mit Gott
(Evangelium): Markus 12,1-12 (I) Die bösen Weingärtner
Schriftlesung (Prophetie:) Jesaja 5,1-7 (IV) Das Weinberglied
Begrüßung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes, des Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.
„Das weltweite Leiden von Christen beim Namen zu nennen ist eine wichtige Aufgabe der .“ So hat es die 10. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei ihrer 7. Tagung im November 2008 in Bremen formuliert. Die Synode hat einen „Tag der verfolgten Christen“ vorgeschlagen, zu dem Informationen über einen Schwerpunkt der Verfolgung von Christen veröffentlicht sowie mit Vorschlägen die Fürbitte angeregt werden soll. Dazu hat sich die Vertretung der evangelischen Landeskirchen mehrheitlich für den Sonntag Reminiszere - also heute - ausgesprochen(, jedenfalls dort, wo nicht andere Tage diesem Gedenken gewidmet sind, wie zum Beispiel in Württemberg der Tag des Märtyrers Stephanus).
Dieses Gedenken soll in diesem Jahr besonders den Christinnen und Christen im Irak gewidmet sein. mehr als Jahren haben christliche Kirchen dort eine wechselvolle Geschichte erlebt. Seit den militärischen Operationen im Irak hat sich die Lage für Christinnen und Christen stark verschlechtert. Viele haben Haus und Existenzgrundlage verloren und sind vor kriminellen und terroristischen Angriffen in die Nachbarländer Syrien und Jordanien geflohen. Die Zurückgebliebenen leiden unter der instabilen Situation im Irak – auch und gerade als christliche Minderheit in dem muslimisch geprägten Land. Für sie wollen wir in diesem Gottesdienst beten. (a)
oder Eröffnung (mit Bußakzent)
Gottes Friede sei mit uns allen. Amen.
Mit diesen Wochen der Fasten- und Passionszeit helfe uns Gott, das Maß für menschliches Leben zu erkennen. Er bewahre uns davor, unsere Grenzen zu überschreiten und uns selbst zu Herren über Leben und Tod zu machen. Er behüte uns vor der Verführung durch schrankenlose Macht. Er wehre uns, wo wir falschen Träumen anhängen und Gewalthaber heimlich bewundern. Wer hätte das Recht, zu vernichten, was Gott geschaffen hat! So hoffen wir auf Achtsamkeit dem Leben gegenüber und auf Reue bei denen, die Leiden angerichtet haben. (So gedenken wir heute auch der bedrängten Christen weltweit und besonders der Verfolgten im Irak.) Gott schenke Einsicht und Kraft zur Umkehr und befreie uns alle, seinem Willen zu dienen. (b)
(Lied: Wenn wir in höchsten Nöten sein (EG 366,1-3.6.7)
Votum und Psalm
HERR, warum stehst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not? Weil der Gottlose Übermut treibt, müssen die Elenden leiden. Steh auf, HERR! Gott, erhebe deine Hand! Vergiss die Elenden nicht. Ps 10,1.2.12
oder
Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben,wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Röm 8,31-32
Psalm 13 - Herr, wie lange willst du mich so ganz vergessen? (EG 706)
statt Gloria patri Oster-Kyrie : Der am Kreuze starb (EG 178.7)
Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, dass er uns in seiner Liebe bewahrt: - Stille -
Gott. Nicht in Macht und Majestät zeigst du dich. Menschlichen Überlegungen und Träumen zum Trotz hast du dich hingegeben in deinem Sohn. Lass uns in Jesus und seiner Liebe dein erstes und dein letztes Wort verstehen, deine Kraft und Weisheit, deinen Sinn für unser Leben, jetzt und durch die Zeit hindurch bis in Ewigkeit. (c)
oder
Gedenke deiner Barmherzigkeit, Herr, die du von Anbeginn allen erwiesen hast, die dir vertrauen. Lass uns nicht versinken in einem unbegreiflichen Weltgeschehen oder zugrunde gehen an den Folgen menschlicher Eigenmächtigkeit. Öffne uns Ohren und Herz, dass wir auf dich hören und dein rettendes Tun verkünden, das wir erfahren in Jesus Christus, deinem Sohn, der für uns eintritt jetzt und in Ewigkeit. (d)
Predigt
(ggf. mit Informationen zur Situation von Christinnen und Christen im Irak (a)
Bekenntnis
Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Hebr 12,2 Bekennen wir uns zu seinem Weg:
Philipper-Hymnus - Jesus Christus, der in göttlicher Gestalt war (EGWü 764)
oder
Glaubenszeugnis
Wir sind nicht allein; wir leben in Gottes Welt.
Wir glauben an Gott, der die Welt geschaffen hat und in ihr wirksam ist, der in Jesus gekommen ist, um zu versöhnen und neu zu machen.
Wir vertrauen auf Gott, der uns beruft, Kirche zu sein, andere zu lieben, Gerechtigkeit zu suchen und Bösem zu widerstehen, Jesus zu verkünden, den Gekreuzigten und Auferstandenen, unseren Richter und unseren Beistand.
Im Leben, im Tod und im Leben nach dem Tod ist Gott mit uns.
Wir sind nicht allein. Dank sei Gott. (e)
(Liedstrophen: Gott liebt diese Welt - EG 409,2.4.8)
Fürbitten
Ewiger, unser Gott, wir klagen über das Leid in der Welt. Wir fragen: Warum müssen so viele Menschen sinnlos leiden? Wir suchen nach Antworten, wir fragen dich. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Gott, wir klagen über die Kriege auf der Erde. Wir denken an die vielen Menschen, die getötet werden; an die Frauen und Mädchen, die vergewaltigt werden; an die Kinder, die ihre Eltern verlieren. Wir bringen unsere Klagen vor dich, dass du sie hörst. Wir rufen:
R: Kyrie eleison.
Gott, wir klagen über Hasskampagnen und Folterungen. Wir verstehen nicht, wie ein Mensch andere absichtlich quälen kann. Wir klagen dir die Willkür, mit der Menschen gefangen genommen werden, und die Selbstgerechtigkeit, aus der Todesurteile gefällt werden. Wir rufen:
R: Kyrie eleison.
Gott, wir klagen auch über das, worunter wir selbst leiden. Wir klagen über den Schmerz in uns. Oft fehlen uns die Worte für unsere Enttäuschungen und unsere Trauer. Wir bringen in der Stille vor dich, was uns besonders bewegt:
- Stille -
Für das alles rufen wir dich an:
R: Kyrie eleison.
Gott, du kannst uns die Kraft schenken, Schmerzen zu ertragen, Fragen und Zweifel auszuhalten. Du kannst uns Mut schenken, vor dem Leid nicht zu fliehen. Du kannst uns Hoffnung schenken, in der wir - trotz allem - unser Leben gerne leben. Wir rufen:
R: Kyrie eleison.
Wir brauchen so viel Kraft, Mut und Hoffnung. Wir erwarten alles von dir. Verlass uns nicht. Wir suchen deine Nähe. Wir rufen: (f)
R: Kyrie eleison.
oder
Den folgenden Fürbitten sollten Informationen zur Situation von Christinnen und Christen im Irak vorangehen. (a)
Barmherziger Gott, wir bringen vor dich unsere Klage über Bedrängnis, Gewalt und Verfolgung, viele Menschen in dieser Welt ausgesetzt sind. Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten dich heute besonders für die Menschen im Irak: Schaffe Frieden und schenke Sicherheit im ganzen Land. - Schütze alle, die von Willkür und Hass bedroht werden. - Wehre den Gewalttätern. - Gib den politisch Verantwortlichen Weisheit und Mut. - Hilf, dass die Würde aller Menschen geachtet wird, gleich welcher Abstammung und sie sind. - Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Für unsere Schwestern und Brüder im Glauben bitten wir dich:In ihrer Bedrängnis sei du ihre Zuflucht. - In ihrer Not sei ihre Hoffnung, dass sie nicht am Leben verzweifeln. - Fördere das Miteinander der verschiedenen christlichen Gruppen. - Stärke alle, die den Dialog und die Versöhnung suchen. - Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Für uns selber bitten wir: Lass uns erkennen, wie wir unsere Verbundenheit mit den Christen im Irak leben können. - Zeige uns, wo wir auch aus der Ferne helfen können.- uns nicht nachlassen in der Fürbitte für bedrängte Mitchristen in aller Welt. - Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Wir vertrauen auf dein Erbarmen, denn du hast dein Herz bei den Armen und Bedrängten. Wir preisen deine Güte durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. (a)
Sendungswort
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Röm 5,8
*
Eingeständnis und Zusage
Nicht immer gelingt es, einverstanden zu sein mit unserem Geschick: wenn die Hände wehtun von der täglichen Mühe; wenn der Rücken schmerzt unter der Last der Aufgaben; wenn uns fassungslos macht, was Menschen einander antun; wenn wir mit uns selbst nicht ins Reine kommen - dann melden sich Zweifel und Verdruss. Gott bewahre uns trotz aller Bedrängnis in seiner Gnade: (g)
oder
Wir leben umgeben von Hass und Streit. Wir fühlen uns dem ausgeliefert und darin verstrickt. Wir empfinden Ohnmacht, uns fehlt der Mut, dagegen anzugehen. Und bei dem, was wir selbst beginnen, machen Egoismus und Machtstreben vieles zweifelhaft. Bitten wir Gott um seine Befreiung. Bitten wir miteinander um seine Gnade: (h)
=
So gibt es keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat uns freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Röm 8,12
Kyrie-Litanei
Soviel Unrecht und Lieblosigkeit findet sich in unserer Welt. / Menschen müssen Not leiden. / Ganze Völker werden mit Krieg überzogen. / Ganze Erdteile sind vom Hunger bedroht. / In Gefängnissen und Lagern wird gefoltert und gequält. / Vielerorts muss man seine Überzeugung verleugnen. / Wir fragen: Was bestimmt dieses Leben? - Wir rufen zu Gott:
Kyrie
Nur wenig können wir in unserer Welt von Liebe spüren. / Das Gute ist vom Bösen überschattet. / Hass und Feindschaft zeigen sich stärker als Verstehen. / Benachteiligung und Diskriminierung treffen so viele Menschen. / Solidarität wird verdrängt von Eigennutz und Ausbeutung./ Wir hoffen auf ein anderes Leben. - Wir rufen zu Gott.
Kyrie
Wir sehnen uns nach einer Welt ohne Gewalt, / nach Überwindung von Hunger und Krieg, / nach verwirklichter Gerechtigkeit für alle Menschen, / nach brüderlich-schwesterlichem Miteinander, / nach sorgsamen Umgang mit der ganzen Schöpfung./ Wir streben nach einem Leben, von Liebe geprägt. - Wir rufen zu Gott: (i)
Kyrie
Bereitung
Was Fromme ärgern mag und Ausgestoßene kaum begreifen: Als Gesandter Gottes lädt Jesus Sünder an seinen Tisch und achtet sie wie Brüder und Schwestern. Das zerstört die Maßstäbe der Menschen. Das stellt alte Urteile in Frage. Und viele können darauf nur antworten mit Feindschaft und Hass: Jesus ist getötet worden am Kreuz. Doch Gott macht sein Sterben zum Anfang neuen Lebens, das den Hass durch Liebe überwindet, das die Ächtung von Menschen verweigert, das aus Feinden Nächste machen will. Daran sollen wir Anteil bekommen. Dazu sind auch wir eingeladen. Das dürfen wir feiern. (k)
Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, /
unser Dienst und unsere Freude, /
+ dich, ewiger Gott, zu preisen:
Wir danken dir, dass du in Jesus Christus uns geliebt hast /
+ und er sich für uns in den Tod gab.
Wir danken dir, dass er für alle gestorben ist,
+ damit wir nicht verlorengehn, sondern in Ewigkeit leben.
Darum loben wir dich mit deiner ganzen Schöpfung. /
Darum singen wir von deiner Größe und Barmherzigkeit /
+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (l)
Heilig, heilig, heilig ...
Abendmahlsgebet
Wir danken dir, Gott, für Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. Sein Leben gibt uns Richtung und Ziel. Sein Sterben entmachtet Sünde und Tod. Seine Auferstehung erfüllt uns mit Hoffnung für alle Welt.
Einsetzungsworte
Sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, erfahren und bezeugen wir das Geheimnis des Glaubens:
G: Deinen Tod, o Herr...
Sende, Gott, deinen Geist. Gib der Welt ein neues Gesicht. Lass uns die Gaben Christi empfangen als Brot des Friedens und als Kelch der Versöhnung. Schenke Frieden, überall wo Menschen wohnen, Frieden, der höher ist als alle Vernunft und stärker als alle Gewalt, deinen Frieden, der uns verheißen ist in Jesus Christus. Dir sei Ehre in Ewigkeit.(m)
Dankgebet
Gott. Noch leben wir auf dieser friedlosen Erde, aber du schenkst uns bereits Brot vom Himmel und reichst uns den Kelch des Heils. Dankbar bitten wir dich: Lass sich in unserem Leben erweisen, was du im Zeichen dieses Sakramentes an uns gewirkt hast durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. (n)
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
a -vgl. EKD, Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen 2010
b - vgl. H. Vincon, Du verstehst meine Gedanken von ferne, Stuttgart 1994
c - vgl. H. Oosterhuis, Ganz nah ist dein Wort, Freiburg/B. 1967, S. 83
d - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 299
e - vgl. Ergänzungsband zum Württemberg. Gottesdienstbuch I, Stuttgart 2005, S. 164, 1
h - vgl. H. Nitschke, Abendmahl, Gütersloh 1977, S. 33 (Knigge)
l - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 619
m - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 640
n - vgl. A. Schilling, Die Sonn- und Festtagsgebete..., Stuttgart 1980, S. 34