31. Januar 2010
Septuagesimä - 3. Sonntag vor der Passion (grün) Lohn und Gnade
Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Dan 9,18
Predigttext (Epistel): 1.Korinther 9, 24-27 (II) In der Kampfbahn laufen
Schriftlesung (Evangelium): Matthäus 20,1-16 (I) Lohn - gleich für alle
(Prophetie: Jeremia 9,22-23 (IV) Gotteserkenntnis)
Eröffnung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.
Septuagesimä meint siebzig; der Name dieses Sonntags gibt ungefähr die Spanne bis Ostern an. Dann ist vollbracht, was jetzt beginn, der Weg nach Jerusalem, Jesu letzter Weg. Den Weg der Gerechtigkeit hat man ihn genannt. Doch was ist das für eine Gerechtigkeit, wenn ein Unschuldiger bestraft und die Schuldigen freigesprochen werden? Bleibt da das Recht nicht auf der Strecke? Nach unserm Verständnis von Recht und Gerechtigkeit gewiss; aber Gott rechnet anders, richtet anders, bei ihm zählt die Tat des einen, die Barmherzigkeit für alle schafft, auch für uns. Dass wir dies nötig haben, bekennt der Spruch dieser Woche: Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. (Dan 9,18)( (a)
Votum und Psalm
Das hat uns der HERR kundgetan als seinen Namen: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. 2.Mos 33,19
Psalm 31 - Herr, auf dich traue ich (EG 716)
Tagesgebet
Beten wir in der Stille um Offenheit für die Güte Gottes: - Stille -
Gott. Du achtest uns höher als wir es verdienen. Du hast für alle dein Bestes gegeben: Jesus Christus, deinen Sohn. Wir bitten dich: Solche Güte mache uns selber gütig, dass wir uns gegenseitig dein Erbarmen gönnen und miteinander davon leben durch ihn, Christus, unsern Bruder und Herrn.(b)
oder
Barmherziger Gott, vor dir kann kein Mensch bestehen. So lass uns nicht schauen auf das, was wir vermögen und leisten, sondern darauf vertrauen, dass du uns liebst und uns annimmst aus lauter Güte. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, in dem uns deine Liebe begegnet, die von Anfang an war und ist und bleibt in Ewigkeit. (c)
Bekenntnis / Lobpreis
Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben und das nicht aus euch selbst, Gottes Gabe ist es. (Eph 2,8) Bezeugen und rühmen wir dankbar diese Gnade, auf die wir vertrauen:
Apostolisches Glaubensbekenntnis - Ich glaube an Gott, den Vater ... (EGWÜ 686)
oder Hymnus aus dem Römerbrief - Ist Gott für uns ... (EGWü 762)
oder
Glaubenszeugnis (besonders in Gottesdiensten mit Kindern):
Die ganze Welt, auch mein Leben, kommt von Gott.
Ich vertraue darauf, dass ich jeden Tag das Glück habe, mich freuen zu können.
Leid kommt aber durch Menschen, auch durch mich, in die Welt.
Ich vertraue darauf, dass ich leben kann, auch wenn es schwer wird,
dass ich Mut kriege, Dinge zu ändern, an denen ich und andere leiden.
Ich träume davon, so mit anderen zu leben, wie Jesus es uns gezeigt hat. (d)
(Liedstrophe: Gebt Gott die Ehre... EG 410,4)
Fürbitten
Unbegreiflich sind uns oft deine Urteile, Gott, und unerforschlich deine Wege. Während wir uns in Zweifeln verlieren, bist du auf der Suche nach uns. Wo wir das Dunkel der Welt beklagen, schaffst du neues Leben. Wenn wir ungeduldig fragen, was aus uns wird, bewahrst du in in deiner gütigen Hand. Wir rufen dich an.
Kyrie eleison.
Lass die Botschaft von deiner Gnade in der Kirche nicht verstummen. Hilf, dass sie nicht durch selbsterdachte Parolen und vernünftig scheinende Überlegungen überschattet wird. Gib allen, die dein Wort verkünden und in der Kirche Leitungsaufgaben haben, die nötige Kraft der Unterscheidung. Wir rufen dich an:
Kyrie eleison.
Lehre uns darauf zu achten, wie du dein Volk Israel in der Geschichte führst. Mach uns offen für deine Wege mit uns fremden Menschen. Lass uns danach fragen, was du uns durch sie sagen willst. Gib, dass wir nicht irrewerden an dem, was wir im Lauf der Weltgeschichte nicht begreifen. Wir rufen dich an:
Kyrie eleison.
Bewahre uns davor, uns selbst zu Richtern über andere zu erheben. Bewahre uns davor, die eigenen Deutungen des Lebens zur allein gültigen Wahrheit zu erklären. Bewahre uns davor, angesichts des Dunklen im eigenen Geschick zu verzweifeln. Wir rufen dich an:
Kyrie eleison.
Wehre dem Elend überall in der Welt. Steure den Kriegen auf unserer Erde. Gebiete Einhalt den Machtkämpfen unter den Mächtigen, in der Gesellschaft, an den Arbeitsplätzen, in Familien und Gemeinden. Wir rufen dich an:
Kyrie eleison.
Stehe den Kranken und Sterbenden, den Trauernden, den Einsamen, den Ratlosen, den Verzweifelten und allen bei, die aus der Bahn geraten sind. Mache uns bereit, mit unseren Kräften bei der Überwindung von Leid und Krankheit zu helfen. Wir rufen dich an::
Kyrie eleison. (e)
Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
Sendungswort
Seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. 1.Petr 1,13
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Eingeständnis und Zusage
Wir fürchten wir uns vor anderen Menschen, aber die Ehrfurcht vor Gott ist selten geworden. Mit dem Vertrauen auf Gottes Güte machen wir es uns leicht, doch untereinander misstrauen wir uns. So häufig verschweigen wir das Unrecht, das wir sehen, während uns das Reden von Gottes Gerechtigkeit locker über die Lippen geht. Gott halte uns unsere Verkehrungen nicht vor, sondern wende sich uns zu in seiner Gnade:(f)
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Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus; obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet. 2.Kor 8,9
Kyrie-Litanei
Unterwegs sind wir, ein Leben lang. / Auf dem Wege - wohin? / Wir gehen und laufen, treiben und stolpern, / immer weiter, manchmal zögerlich und dann wieder eilig. / Wohin werden wir kommen? / Ruhepunkte haben wir nötig auf dem Weg durch das Leben. / zum Ausruhen, zu neuem Kraftholen. / In solcher Erwartung rufen wir:
Kyrie
Unterwegs zu Gott sind wir ein Leben lang. / Sind wir auf diesem Weg?/ Wenn wir gehen und laufen, treiben und stolpern, / durch Helles und Dunkles, durch Gefährdungen und Glück, / Bedrängnisse, Ödes, durch Freude und Leid. / Und wo könnten wir Gott finden? / Jede Lebensstrecke braucht ihre Plätze zur Rast, zum Abladen / und zum Aufatmen-Können. - In solcher Erwartung rufen wir:
Kyrie
Unterwegs sind wir und Gott lädt uns ein, gibt uns Platz zur Rast, öffnet uns den Raum zur Besinnung, / hört, was uns bewegt, / heißt uns willkommen am Tisch: / Ausruhen - Abladen - Aufatmen - Kraftholen-Können. / Gebe Gott, dass wir uns öffnen / für Befreiung und Stärkung, für Verzeihen und Hilfe, / dass wir weitergeführt werden auf Gottes Liebe zu. / Unterwegs bleiben wir ein Leben lang. Gebe Gott uns Geborgenheit, hier und ewig. - In solcher Erwartung rufen wir: (g)
Kyrie
Bereitung
Jesus Christus lädt uns ein an seinen Tisch, zu ihm sollen wir kommen. Ob wir hoch sind oder niedrig, ob wir arm sind oder reich, ob wir schuldig dastehen oder unschuldig, ob wir glauben oder meinen, wir könnten es nicht. Christus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ (Joh 6,37) Wir sollen kommen; denn er ist bereit für uns. (h)
Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht ,/
unser Dienst und unsere Freude, /
+ dass wir dir, ewiger Gott, und deiner Barmherzigkeit danken.
Denn durch deinen Sohn Jesus Christus /
+ hast du der ganzen Welt dein Heil eröffnet:
In ihm hast du den Menschen den Retter geschenkt, /
+ in ihm ist uns allen deine Güte so greifbar nahe.
Er ist das erlösende Wort deiner Gnade, /
+ er ist deine ausgestreckte, helfende Hand.
So hoffen wir um Christi willen auf deine Kraft, o Gott. /
So singen wir dir mit allen, die von deiner Versöhnung leben, /
+ und bekennen mit der ganzen Schar deiner Engel ohne Ende: (i)
Heilig, heilig, heilig
Abendmahlsgebet
Gelobt seist du, Gott des Himmels und der Erde. Du hast dich über deine Geschöpfe erbarmt und deinen Sohn Mensch werden lassen. Wir danken dir für die Erlösung, die er am Kreuz für uns vollbracht hat. Wir bitten dich: Sende herab den Heiligen Geist, heilige und erneuere uns nach Leib und Seele, damit wir unter diesem Brot und Wein Christi Leib und Blut zu unsern Heil empfangen, wenn wir tun, was er geboten hat:
Einsetzungsworte
Sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, erfahren und bezeugen wir das Geheimnis des Glaubens:
G: Deinen Tod, o Herr...
So gedenken wir des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Wir preisen seine Auferstehung und vertrauen auf seine Herrschaft über alle Welt. Wir bitten dich, Gott: Wie alle, die seinen Leib empfangen ein Leib sind in Christus, so bringe deine Gemeinde zusammen von den Enden der Erde und lass uns mit allen Gläubigen voll Freude das Mahl feiern in deinem Reich. Durch Jesus Christus sei dir im Heiligen Geist Preis und Anbetung, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. (k)
Dankgebet
Wir danken dir, Ewiger, für dein Erbarmen. Wie du uns durch das Brot des Lebens gestärkt hast, so wecke durch deine Gabe immer neu das Verlangen nach deiner Nähe und stille es aus dem unerschöpflichen Reichtum deiner Gnade durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn.(l)
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
a - vgl. W.Milstein, Den Gottesdienst beginnen, Göttingen 1999, S. 36
b - vgl. Beratungsstelle Frankfurt, Liturgieentwürfe für das Kirchenjahr, 1982, S. 85 f
c - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S.287
d - vgl. H.Rosenstock, H.Köhler (Hgg), Du Gott, Freundin der Menschen, Stuttgart 1991, S. 99 in Ergänzungsband zum Württemb. Gottesdienstbuch, Stuttgart 2005, S.173, Nr. 17
e - vgl. Gottesdienstpraxis VI/1 (2001) Gütersloh 2001, S. 130 (H.Maaß)
f - vgl. Hessische Agende, Darmstadt 2001, S. 128
g - R.B.
h - vgl. Abendmahl, Gütersloh 1977, S. 19
i - vgl. A.Schilling, Fürbitten und Kanongebete, Essen (11.Aufl.) 1971, S.1 94
k - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 654
l - vgl. K.B.Ritter, Die Eucharistische Feier, Kassel 1961, S. 108