25. Februar 2009
Aschermittwoch - Beginn von Fasten und Passion (violett) Selbstprüfung und Umkehr
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. 1.Joh 3,8
oder
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Luk 18.31
Vorspiel
Eröffnung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes (des Vaters) und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
R: Amen.
Der heutige Aschermittwoch steht am Anfang der Zeit von Fasten und Passion, mit der wir uns auf die Feier des österlichen Geschehens unserer Rettung durch Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus vorbereiten. So beginnen wir diese vierzig Tage, indem wir daran erinnert werden, dass wir Buße und Umkehr nötig haben, doch auf die Gnade und Vergebung vertrauen dürfen, die im Evangelium Jesu Christi verkündet wird.
(Falls das Aschezeichen verwendet wird:
Wir beginnen diesen Weg auf Ostern zu mit dem Zeichen der Asche, einem sehr alten Zeichen, das auf die Zerbrechlichkeit und Ungesichertheit des menschlichen Lebens
weist und die Buße der Gemeinschaft als Ganzer zum Ausdruck bringt.)
Wir alle sind eingeladen, eine Zeit des Fastens zu halten mit der Prüfung unseres eigenen Lebens, mit Umkehr und Gebet, mit Übungen von Verzicht und der Bereitschaft zu praktischer Hilfe an Menschen in Not, getragen vom Hören und der Betrachtung von Gottes Wort. (a)
(Lied: Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299 (1-3))
Kyrie-Litanei
Wir spüren die Widersprüchlichkeit unseres Lebens manchmal bis ins Leibliche hinein.
Wie weit kommen wir, wenn wir es nicht wahrhaben wollen?
Wenn plötzlich die Selbstverständlichkeiten nicht mehr gelten?
Wenn nichts mehr so ist, wie es uns sicher schien?
Wenn wir im Persönlichsten getroffen werden?
Wir brauchen Verständnis und Geborgenheit. Darum rufen wir:
Kyrie
So kommen wir an diesem Tag (Abend) erwartungsvoll zusammen.
Wir möchten entlastet werden, weil Schuld uns quält.
Wir brauchen Halt, weil Bitterkeit uns ergreifen will.
Wir haben die Hoffnung auf einen neuen Schritt nach vorn.
Gott nehme uns bei sich auf, wer wir auch sind, woher wir auch kommen.
Dass wir in seiner Liebe den Raum finden, einander anzunehmen - darum rufen wir:
Kyrie
Nicht länger möchten wir unsern Weg in Angst und Sorge gehen.
Wir möchten vertrauen auf Gottes Wirken,
auf seine Geduld, dass unser Starrsinn klein wird,
auf seine Gerechtigkeit, dass wir die Welt neu zu sehen lernen,
auf seine Hoffnung, dass wir Mut zu unseren Aufgaben finden,
auf sein Erbarmen, das uns freispricht von Schuld,
auf seine Güte, die uns jeden Tag neu das Leben anvertraut - darum rufen wir: (b)
Kyrie
Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, der uns aus Sünde befreit: - Stille -
Gott des Erbarmens. Du verstößt nichts, was du geschaffen hast, sondern vergibst die Sünde allen, die sich bekehren. Wir bitten dich: Schaffe in uns ein neues, von Reue erfülltes Herz, dass wir - in Trauer über unsere Sünden - dir unser Elend bekennen und von dir, dem Gott aller Gnade, Vergebung und Frieden empfangen durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (c)
oder
Gott des Erbarmens und des Vergebens, verlass uns nicht in diesen Tagen der Bereitung und der Buße. Steh uns bei mit deinem heilenden Geist, damit wir mit bekehrtem Herzen den Weg gehen, den dein Sohn uns gezeigt hat, Jesus Christus, unser Bruder und Herr, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und wirkt in Ewigkeit. (d)
Schriftlesung (Epistel): 2. Petr 1,2-11 (II) Wendet alle Mühe daran ...
Antwortlied
Evangelium: Matthäus 6,16-21 (I) Wenn ihr fastet ...
Predigt
Besinnung (Zwischenspiel oder Stille)
(Hinführung
Asche als Zeichen der Buße empfingen in der alten Kirche zunächst nur besondere Büßer. Später übernahm dies wohl in Solidarität mit ihnen die ganze Gemeinde, zugleich im Bewusstsein ihres eigenen Sünder-Seins. Asche ist schon im Alten Testament (wie das Beispiel mit der Asche von verbrannten goldenen Kalb zeigt) ein Zeichen der Buße und des Eingeständnisses von Schuld. Asche erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens, unser eigenes eingeschlossen. Asche ist ein Zeichen der Ferne von Gott, der Verfallenheit an Sünde und Tod. Asche ist ein dunkles Memento: „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube.“ - Aber zugleich kennt die Erfahrung die läuternde Kraft von Feuer und Asche. Gerade in Verbindung mit dem Kreuz wird zeichenhaft ein Bezug zu Christus angedeutet. Er ist der Herr, der die Sünde der Welt getragen hat, für uns in den Tod ging und der von Gott zu neuem Leben erweckt ist. Führen irdische Wege darum vom Licht zur Asche, so dürfen wir im Glauben auf das Umgekehrte hoffen: Am Anfang der Passion steht das Zeichen der Asche, am Ende das aufstrahlende Licht des Ostermorgens.) (e)
Buß-Psalm
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünde bekennen, so ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 1.Joh 1, 8.9
Psalm 51 - Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte (EG 727)
oder Psalm 130 - Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir (EG 751)
oder ein anderer Buß-Psalm
(Aschenzeichen
Ist vorgesehen, das Zeichen der Asche zu verwenden, kann dem ein Gebet vorausgehen: Gott, lass uns diese Asche zum Zeichen der Betrübnis über unsere Sünde werden und zu einer Mahnung an die Hoffnung des neuen Lebens, die wir in Jesus Christus haben, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn. (f)
G Amen.
P. streut den Vortretenden Asche auf den Kopf oder zeichnet ihnen auf die Stirn oder - für die Empfangenden sichtbar - auf den Handrücken ein Kreuz, zunächst mit einem Querbalken:
P: Von Erde bist du genommen, zu Erde wirst du wieder werden;
danach folgt der senkrechte Balken:
P: doch Christus durch sein Kreuz hat uns erlöst zum Leben (g) )
Vergebungsgebet
Gnädiger, geduldiger Gott, offen von unserer Sünde zu reden gelingt uns selten. Schuld einzugestehen, fällt uns schwer, und die Bitte um Vergebung will kaum über die Lippen. Lieber reden wir uns heraus, sagen: So schlimm war es doch gar nicht, oder meinen, andere seien noch schlechter als wir. Du hast es schwer mit uns, Gott. Wir machen dir Mühe mit unserer Uneinsichtigkeit, unserem Stolz, unserer Selbstgerechtigkeit. Du hast das Leben deines Sohnes eingesetzt, um uns zu gewinnen. Hilf uns, im Licht deiner Güte ehrlich zu sein mit uns selbst. Erspar uns nicht das Erschrecken über die Abgründe unserer Seele und das Böse, das wir anrichten in Worten und Taten. Doch überlass uns nicht der Verzweiflung, sondern lass dein Wort der Gnade stärker sein als die anklagende Stimme unseres Gewissens. Hilf uns, deiner Vergebung zu trauen, dass wir einen neuen Anfang machen können als Menschen im Spiegel deiner Barmherzigkeit, wie du sie uns zeigst in Jesus Christus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn. (h)
oder
Wir bekennen dir, Gott, unsere Schuld und bitten um deine Vergebung:
R. Erbarme dich unser.
Weil wir den Menschen mehr gehorcht haben als dir, sind wir schuldig geworden:
R. Erbarme dich unser.
Weil wir Angst hatten und deinen Verheißungen nicht vertraut haben, sind wir schuldig geworden:
R. Erbarme dich unser.
Weil wir mehr an uns selbst gedacht und unsere Nächsten übersehen haben, sind wir schuldig geworden:
R. Erbarme dich unser.
Weil wir mehr auf unsere eigene Kraft vertraut haben als auf deine Macht zu hoffen, sind wir schuldig geworden:
R. Erbarme dich unser.
Weil wir mehr von unseren Forderungen an andere erwartet haben als vom Gebet zu dir, sind wir schuldig geworden:
R. Erbarme dich unser.
Vergib uns unsere Schuld und lass uns in der Freiheit leben, zu der Christus befreit : (i)
R. Erbarme dich unser.
Vaterunser (entfällt hier, wenn es in der Abendmahlsliturgie (s.u.) verwendet wird)
Vergebungszusage
Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Und er ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. (1. Joh 2,1b.2)
Wir dürfen gewiss sein: Der allmächtige Gott hat sich über uns erbarmt und durch seinen Sohn vergibt und befreit er uns von aller Schuld. Was gewesen ist, soll nicht mehr beschweren. Was kommt, muss uns nicht schrecken. Gottes Gnade ist unseres Lebens Freude und Kraft. (k)
oder
So vergebe euch Gott, der Vater der Liebe und Kraft, und befreie euch von eurer Schuld, heile und stärke euch durch seinen Geist und erwecke euch zu neuem Leben in Christus, unserm Herrn. (l)
Lied zum Ausgang: Nun lob, mein Seel, den Herren (EG 289,1.2.4(5)
Sendungswort
Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat zum Tode, so auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn. Röm 5,20.21
Segen
*
Wird der Gottesdienst mit einer Mahlfeier verbunden, so kann der Friedensgruß nach der Vergebungszusage (s.o.) (mit der möglichen Einleitung) folgen:
Erkennt euch von neuem als Schwestern und Brüder im Herrn. Niemand sei gegen die anderen. Niemand in sich verschlossen. Vergebt, wie euch vergeben ist. Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung) (m)
Des weiteren können folgende Texte verwendet werden:
Bereitung
Gott ist unser Trost. Er ist die Freude der Traurigen, die Klarheit der Verirrten, das Leben der Schwachen. Er hat seinen Sohn gesandt, der die Mühe unsres Lebens auf sich nimmt und unsere Schuld tilgt. Um seinetwillen sind wir frei von der Last der Schuld. Er würdigt uns als seine Schwestern und Brüder, Gottes Töchter und Söhne an seinen Tisch zu kommen, um teilzunehmen am Mahl der Freude. (n)
Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht ,/
unser Dienst und zu unserem Heil /
+ dir, ewiger Gott, zu danken.
Wir preisen dein großes Erbarmen. /
+ Du gewährst uns diese vierzig Tage der Bereitung.
Durch Christus rufst du uns zur Umkehr /
+ und führst uns zum Glauben an das Evangelium.
Er selbst ist dein Wort der Gnade, /
+ seine Hingabe eröffnet uns neu das Leben.
Darum singen wir von deiner Größe und Barmherzigkeit, /
darum stimmen wir ein in das Lob, das Himmel und Erde verbindet, /
+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (o)
Heilig, heilig, heilig
Abendmahlsgebet
Wir danken dir, dem heiligen Gott. Du hat uns dies Leben und die ganze Erde anvertraut. Trotz unserer Abkehr von dir bist du gekommen in Jesus, deinem Sohn, und hast durch ihn dem Erdkreis noch einmal Hoffnung gegeben. Er hat sich hingegeben für das Leben der Welt:
Einsetzungsworte
Sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, erfahren und bezeugen wir das Geheimnis des Glaubens:
G: Deinen Tod, o Herr...
So halten wir das Gedächtnis Christi und rufen dich, Gott, an: Sende deinen Heiligen Geist, damit er uns teilhaben lasse an der Gabe deines Sohnes: am Brot des Lebens und des Friedens, am Kelch des Heiles und der Freude. Verbinde uns in der Gemeinschaft der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe. Erneuere uns und den ganzen Erdkreis und führe uns auf dem Weg zur Vollendung in deinem ewigen Reich. (p)
Dankgebet
Durch die Gaben von Brot und Kelch, die wir am Tisch deines Sohnes empfangen haben, hilf uns, diese Zeit der Bereitung und des Verzichts mit Freude zu beginnen und in ganzer Hingabe zu vollenden, so dass wir deinem Sohn folgen auf dem Weg zum neuen Leben: Jesus Christus, unserm Bruder und Herrn. (q)
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
a - vgl. Book of Alternative Services (Anglican Church of Canada), Toronto 1985, S. 281
c - vgl. Book of Alternative Services (Anglican Church of Canada), Toronto 1985, S. 281
d - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), 3. Auflage, Bonn 2006, S. 41
e - R.B
f - vgl. J.Arnold, Fürbitten für die Gottesdienste im Kirchenjahr, Hannover 2006, S.82
(nach Weltkonferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen, Canberra 1991)
g - R.B. vgl. 2. Mos 3,19
h - vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 61
i - vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch I, 2004, S. 348, Nr. 13
k - vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch I, 2004, S. 353
l - vgl. Common Worship (Church of England), London 2000, S. 135
m - vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 363 - Röm 15,7
n - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 667
o - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), 3. Auflage, Bonn 2006, S. 224
p - vgl. G.Kugler, Feierabendmahl, Gütersloh 1981, S. 111
q - R.B.