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13. Juli 2003


4. Sonntag nach Trinitatis (grün) - Das Wort von der Versöhnung    


Predigttext: Lukas 6, 36-42 (I) Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist            

Schriftlesung: Römer 14,10-13 (II) Was richtest du deinen Bruder


Eröffnung

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich, der nicht losläßt das Werk seiner Hände.Amen.

In diesen Wochen des Kirchenjahres werden wir immer wieder auf unsere Berufung als christliche Gemeinde hingewiesen. Heute verbindet sich dies mit der Erinnerung, daß wir nie anders als eine „Gemeinde der Sünder“ zusammen sind. Doch das befreit uns von keiner Verantwortlichkeit, sondern ruft uns sehr deutlich zu nüchternem Einsatz in dieser Welt mit ihren Problemen und angesichts der Menschen, wie sie wirklich sind. Es erwartet von uns Barmherzigkeit. Darum heißt es im Spruch für diese Woche: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“(a)


Votum und Psalm  

Der Herr ist hoch und sieht auf den Niedrigen und kennt den Stolzen von ferne. Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickest du mich und hilfst mir mit deiner Rechten. Ps 138,6.7

Psalm 22 II -  Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern (EG 712) 


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der sein Herz bei den Armen hat: - Stille - 

Gott, angewiesen sind wir auf Güte und Liebe. Was haben wir schon von uns selbst zu erwarten? Alles aber dürfen wir hoffen von dir. So handle in Gnaden an uns und sei nicht sparsam mit 

deinem Erbarmen. Schenk uns die Kraft deines eigenen Lebens: Gib uns deinen Sohn Jesus Christus, Liebe und Verzeihung, die unser Begreifen übersteigt, heute und alle Tage bis hin zu dir in Ewigkeit. (b)

oder

Barmherziger Gott, wo sollten wir hin, wenn es kein Verstehen und Verzeihen gabe, sondern nur Kälte und Härte und Lauheit regierten? Gib uns Anteil an der Weite deines Herzen, daß wir Barmherzigkeit finden und üben, wie du sie uns erweist in Jesus Christus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn. (c)


Lobpreis / Bekenntnis

Der Herr läßt sein Heil kundwerden; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar. Ps 98,2  - Im Vertrauen auf Christi Verheißung glauben und bezeugen wir:

Seligpreisungen  -  Selig sind, die da geistlich arm sind (EGWü 760)


Fürbitten

Gott. In Jesus, unserem Menschenbruder, bist du uns nahe, wer wir auch sind: ob einfach oder schwierig im Miteinander, ob gelassen oder gehetzt bei den Anforderungen dieser Tage, ob fröhlich oder müde in unseren Erwartungen, ob zufrieden mit dem Leben oder fragend und voll Zweifel. - Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Du kommst zu uns allen, die wir das Leid kennen, denen die Schuld nicht fremd ist, die wir uns fürchten vor Versagen, vor Aburteilung und Einsamkeit. Nicht um zu richten bist du da, sondern um uns aufzurichten aus der Tiefe. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

So laß niemanden verzagen - die Schuldiggewordenen nicht und auch nicht die von fremder Schuld Betroffenen; die Klagenden nicht und nicht die Beklagten; die Verletzlichen nicht und nicht die Verletzten; die Belasteten nicht und nicht, die anderen zur Last fallen. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Suche alle auf, die wenig gelten: den Kindern schenke eine verläßliche Zukunft; den Alten gewähre glückliche Tage; den Ratlosen gib gute Begleiter; den Stummgewordenen öffne das Herz und den Mund; die Ängstlichen tröste und führe in die Weite; die Kranken mache gesund an Seele und Leib; die Sterbenden nehme auf in deinen Frieden. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Komm mit deiner Barmherzigkeit in die Welt unserer Tage, so wie sie ist, und gib uns deinen befreienden Geist, belebe uns mit deinem erquickenden Atem. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison. (d)


Sendungswort

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander.Kol 3,12

*

* Eingeständnis und  Zusage

Vor Gott, dem Allmächtigen, erkennen wir unsere Armut, unser Ungenügen und unsere Schuld. Und so gestehen wir auch voreinander ein alles Böse, durch das wir das Zusammenleben gestört und dem Frieden auf Erden geschadet haben. Doch im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit wollen wir einander als schuldige Menschen annehmen und füreinander Gott um seine Gnade bitten: (e)

=

Christus spricht: Die Starken brauchen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Lernt, was das heißt: Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer! Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten. Mt 9,12.13


* Kyrie-Litanei

Daß wir nicht mehr verborgen halten müssen, was in uns ist; daß wir unsere Gedanken nicht mehr ängstlich hüten wie Geheimnisse, die niemand wissen darf; daß wir über unsere Wünsche und Begierden nicht länger den Schleier der Heimlichkeit werfen wollen - darum rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Daß wir uns öffnen für die Wahrheit Gottes; daß wir uns aussetzen seinem Urteil über unser Leben; daß wir ehrlich werden mit uns selbst; daß wir uns aussprechen können vor Gott - darum rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Daß wir aufmerksam werden für die Not der anderen, daß wir Achtung lernen für Entscheidungen der anderen, daß wir barmherzig werden mit den Grenzen der anderen, daß wir uns zur Hilfe bereit finden angesichts der Belastungen bei anderen - darum rufen wir:  (f)

R: Kyrie eleison.


* Bereitung

Im Abendmahl empfangen wir Christus, unsern Herrn, mit allem, was er zugesagt hat: Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Wer nach diesem neuen Leben verlangt und seine Bedürftigkeit eingesteht, der soll getrost herzutreten. Gerade für ihn lädt der Herr ein an seinen Tisch. Laßt uns kommen mit der Bitte: „Ich glaube, Herr, mehre mir den Glauben.“ Er wird uns erhören. Bei ihm können wir Kraft, Trost und Ruhe finden. Er stärke uns, nach seinem Willen zu leben, unserem Nächsten zu verzeihen und Gutes zu tun. So helfe uns Gott, daß wir in Christus bleiben und er in uns. (h)


* Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht ,/

unser Dienst und unsere Freude, /

+ daß wir dir, ewiger Gott,  und deiner Gnade danken.

Denn durch deinen Sohn Jesus Christus /

+  hast du der ganzen Welt dein Heil eröffnet:

In ihm hast du den Menschen den Retter geschenkt, /

+ in ihm ist uns allen deine Güte so greifbar nahe.

Er kam, um zu dienen und sein Leben hinzugeben, /

alle unsere Last hat er getragen, /

+ damit wir frei würden, seiner Liebe zu leben.

So hoffen wir um Christi willen auf deine Kraft, o Gott, /

So singen wir dir mit allen, die von deiner Versöhnung leben, /

+  und bekennen mit der ganzen Schar deiner Engel ohne Ende:(h)

Heilig, heilig, heilig ..


* Abendmahlsgebet / -betrachtung 

Wir danken dir,  Gott, in der Freude über das Kommen deines Sohnes. Er hat uns berufen zu Kindern deines Reiches. Er vergibt uns unsere Schuld. Er verbindet uns zu einer Gemeinde. Er nimmt uns auf in den Frieden, den er zwischen dir und uns gestiftet hat:

Einsetzungsworte.

So bitten wir dich, Gott: Segne uns durch deinen Heiligen Geist dies Mahl. Erfülle an uns die Verheißungen Christi und führe uns zur Vollendung in deiner Gegenwart. Darum bitten wir durch Christus, und mit seinen Worten:.(i)


* Dankgebet

Miteinander haben wir dein vergebendes Wort vernommen und im Mahl deines Sohnes, Gott, unsere Verbundenheit erfahren. Wir bitten dich: Hilf uns, einander die Last des Lebens zu tragen, daß wir noch tiefer begreifen, was die Hingabe deines Sohnes für uns und die Welt bedeutet: Jesus Christus, unser Bruder unter den Menschen, unser Herr für Zeit und Ewigkeit.(k)


Quellen / Vorlagen

a - neu (R.B.) 

b - vgl. H. Oosterhuis, Ganz nah ist dein Wort, Freiburg 1967, S. 29

c - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 1999, S. 357 (Arbeitsgruppe)

d - vgl. M. Meyer, Nachdenkliche Gebete, Göttingen 1988, S. 93

e - vgl. E. Legler, Elemente für den Gottesdienst, Ulm 1972, S. 44

f - vgl. K. Bannach / G. Raff, Gottesdienstgebete, Gütersloh 1977, S. 99

g - vgl. reihe gottesdienst 8/9, Gebete, Hamburg 1979, S. 198 (Braunschweig 1569) 

h - neu ( R.B.)   

k  - vgl. A. Schilling, Die Sonn- und Festtagsgebet der heilige Messe, Suttgart 1980, S. 143