18. April 2003
(Feier zur Todesstunde Jesu)
Karfreitag (schwarz / violett / ganz ohne Parament) Gekreuzigt und gestorben
Eröffnung
in Stille
oder
Karfreitag - der Tag, an dem das Kreuz so unübersehbar im Mittelpunkt steht. Das Kreuz auf Golgatha, an dem Jesus grausam endet. - Das Kreuz dennoch Zeichen eines neuen Anfangs durch Gott. Das Kreuz als klagendes, aber auch als tröstliches Zeichen. Denn Gott selbst hat das Kreuz in ein Zeichen der Hoffnung und des Lebens verwandelt. So sei die Gnade unseres Herrn Jesus Christus mit uns allen. Und das Wort vom Kreuz recht zu gebrauchen sei unsere Weisheit. (a)
Stille
Psalm
Siehe - Christus - das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Joh 1,29
Psalm 22 I - Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen (EG 709)
ohne Gloria / Kyrie / Trishagion
Tagesgebet
Beten wir zu Gott, und werden still vor dem Kreuz Christi: - Stille -
Heiliger Gott. Erschrocken blicken wir auf zum Kreuz, aber wir wagen darauf zu vertrauen, daß Jesu Tod uns die Versöhnung bringt. Laß sein Sterben uns zum Sieg und seine Gerechtigkeit uns zur Gnade werden, damit wir Frieden finden, um seiner Liebe willen unser verkehrtes Leben lassen und ihm zum neuen Leben folgen, Jesus Christus, unserm Bruder und Herrn. (b)
oder
Jesus Christus, wir blicken auf dein Kreuz, Zeichen der Not inmitten des Elends dieser Welt, Zeichen des Unrechts, von Menschen gefordert, Zeichen der Vernichtung und des Todes. Und doch ist es nicht das Ende deines Weges. Es wird für uns und alle Welt zum Zeichen der Hoffnung, weil du lebst und wirkst in Ewigkeit. (c)
Passionslesung: z.B. Johannes 19,16-22
Antwortlied: O Haupt voll Blut und Wunden - EG 85,1.2
oder ein anderes Lied
Passionslesung: z.B. Johannes 19,23-24
Antwortlied: Nun, was du Herr, erduldet - EG 85,4.5
oder ein anderes Lied
Passionslesung: z.B. Johannes 19,25-27
Antwortlied: Ich will hier bei dir stehen - EG 85, 6.8
oder ein anderes Lied
Passionslesung: z.B. Johannes 19,28-30
Antwortlied: Ich danke dir von Herzen - EG 85,9.10
oder ein anderes Lied
Stille (d)
(Improperien (e)
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
Ich habe dich aus der Knechtschaft Äyptens herausgeführt, /
dich befreit durch das Wasser der Taufe. *
Du aber bereitest das Kreuz deinem Erlöser.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
Vierzig Jahre habe ich dich geleitet durch die Wüste. /
Ich habe dich mit Manna gespeist, *
dich durch Demütigung und Versuchung hineingeführt in das Land der Verheißung.
Ich habe dir meinen Leib gegeben, das Brot vom Himmel.*
Du aber bereitest das Kreuz deinem Erlöser.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
Was hätte ich dir mehr tun sollen und tat es nicht? /
Als meinen erlesenen Weinstock pflanzte ich dich, *
zu Reben an meinem Weinstock habe ich dich gemacht.
Du aber brachtest mir bittere Trauben, /
du hast mich in meinem Durst mit Essig getränkt, *
mit der Lanze hast du deinem Erlöser die Seite durchstoßen.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
In einer Wolkensäule bin ich dir vorausgezogen, /
habe dir Wasser des Heils aus dem Felsen zu trinken gegeben, *
du aber hast mich vor den Richterstuhl des Pilatus geführt.
Ich habe deine Feinde geschlagen /
und dich ins Land der Freiheit geführt. *
Du aber hast mich gebunden, gegeißelt, verhöhnt, geschlagen.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
Ich habe dir das Königszepter in die Hand gegeben /
und dir die Schlüssel des Himmelreichs anvertraut, *
du aber hast mich gekrönt mit der Krone aus Dornen.
Ich habe dich erhoben und ausgestattet mit großer Kraft *
Du aber erhöhst mich ans Holz des Kreuzes.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
Meinen Frieden habe ich dir gegeben, den die Welt nicht geben kann, /
habe dir die Füße gewaschen zum Zeichen meiner Liebe, *
du aber hast das Schwert gezogen in meinem Namen.
Ich habe für dich meinen Leib und mein Blut hingegeben, *
du aber hast mich verraten, verleugnet, verlassen.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
Ich habe den Geist der Wahrheit gesandt, dich zu leiten, *
und du hast dein Herz für den Tröster verschlossen.
Ich habe gebetet, daß alle eins seien im Vater und mir. *
Du aber fährst fort zu zerteilen und würfelst um meinen Rock.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
Ich habe dich eingepflanzt in den Ölbaum, mein erwähltes Israel,*
du aber hast mein Volk verfolgt und millionenfach ermordet.
Ich habe dich mit ihm zu Erben meines Bundes ausersehen. *
Du aber hast Israel zum Sündenbock gemacht.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
Ich kam zu dir als Geringster unter meinen Schwestern und Brüdern, /
hungrig und du hast mich nicht gespeist; *
durstig und du hast mich nicht getränkt.
Ich war ein Fremder und du hast mich nicht begrüßt, /
nackt und du hast mich nicht gekleidet, *
krank oder im Gefängnis und du hast mich nicht besucht.
Mein Volk, meine Kirche, was habe ich dir getan? *
Womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.
G: Heiliger Herre Gott (EG 185.4)
(Kreuzverehrung
Es könne eine Form der Kreuzverehrung folgen, die der Gemeinde entspricht,
Wir rühmen uns allein des Kreuzes unseres Herrn Jesu Christi, (durch den uns die Welt gekreuzigt ist und wir der Welt.) Gal 6,14
Es können passende Lieder gesungen werden:
Christe, du Schöpfer aller Welt (EG 92)
oder Das Kreuz ist aufgerichtet (EG 94)
oder Du schöner Lebensbaum des Paradieses (EG 96)
oder Kreuz auf das ich schaue (EGWü 548)
Fürbitten - Diakonisches Karfreitagsgebet
Zu Jesus Christus, unserm Herrn, dem Weizenkorn, das erstarb, damit wir Leben haben, beten wir: Für alle, die sich Christen nennen, für die Kirchen in ihrer Spaltung und Trennung und in ihrem Bemühen um Gemeinschaft; für alle Männer und Frauen, denen ein besonderer kirchlicher Dienst aufgetragen ist; für unsere (Landes-) Kirche und unsere Gemeinde(n) hier am Ort - beten wir:
- Stille -
Zieh uns alle zu dir. Hilf uns zu einem Leben nach deinem Evangelium und zur Einheit in dir. Wir rufen dich an:
R: Herr erbarme dichoder Kyrie eleison (gesungen)
Für die Völker dieser Erde und ihrer Regierungen, für den Europarat, die Vereinten Nationen und alle Parlamente, für die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Geseelschaft, für alle, die unter Krieg und unter Kriegsfolgen leiden, für die Verfolgten und alle, die in Unfreiheit und Unterdrückung leben - beten wir:
- Stille -
Gib den Menschen den Geist der Versöhnung und lenke ihre Schritte auf Wege zu Gerechtigkeit und Frieden. Wir rufen dich an:
R: Herr erbarme dichoder Kyrie eleison (gesungen)
Für alle, die ihren Glauben verloren haben und für alle, die nicht zum Glauben finden, weil wir in den Kirchen ihnen den Blick auf Christus verstellen - beten wir:
- Stille -
Laß das Licht deines Evangeliums hell leuchten und mache uns zu glaubhaften Zeuginnen und Zeugen deines Heils.Wir rufen dich an:
R: Herr erbarme dichoder Kyrie eleison (gesungen)
Für alle auf der Schattenseite des Lebens, für die Behinderten und Kranken, für die Altgewordenen und Einsamen, für die Alleinerziehenden, für die Kinder ohne Familie, für die Arbeitslosen und für alle, die mißachtet, an den Rand gedrängt und ausgestoßen werden - beten wir:
- Stille -
Sei ihnen nahe und führe Menschen zu ihnen, die ein offenes Ohr und ein waches Herz für ihre Nöte haben. Wir rufen dich an:
R: Herr erbarme dichoder Kyrie eleison (gesungen)
Für alle, die keinen Weg mehr sehen, für die Rat- und Hilflosen, für alle, die von Menschen enttäuscht, ausgenützt und verraten wurden, die sich geflüchtet haben in Verhärtung oder Sucht, die sich in Schuld verstrickt haben, die sich von Gott verlassen sehen - beten wir:
- Stille -
Nimm sie hinein in deinen Aufschrei am Kreuz und schenk ihnen Anteil an deinem neuen Leben. Wir rufen dich an:
R: Herr erbarme dichoder Kyrie eleison (gesungen)
Für alle, die unter Unrecht und Ungerechtigkeit leiden, für die hungernden und ausgebeuteten Völker, die mit ihrer Arbeit und auf ihren Feldern fremder Leute Überfluß schaffen, für uns selbst, die wir Gefangene unserer gedankenlosen Ansprüche sind - beten wir:
- Stille -
Hilf uns, Menschenwürde und Lebensrecht zu achten und die Gaben der Erde miteinander zu teilen. Wir rufen dich an:
R: Herr erbarme dichoder Kyrie eleison (gesungen)
Für die ganze Schöpfung, die seufzt und sich sehnt nach Erlösung; für alle, die sich um ihre Bewahrung mühen und für alle, die unter ihrer Zerstörung leiden - beten wir:
- Stille -
Laß uns erkennen, daß wir nur Verwalter sind und deine gute Gabe allen gehört, überall auf der Welt, jetzt und für die Zukunft. Wir rufen dich an: (f)
R: Herr erbarme dichoder Kyrie eleison (gesungen)
Vaterunser
Schlußvers: Ehre sei dir Christe - EG 75,1
Segensgebet
Dein Segen komme herab auf dein Volk, heiliger Gott. Des Todes deines Sohnes haben gedacht und seine Auferstehung erwarten wir. Schenke uns Verzeihung und Trost, Wachstum im Glauben und ewige Erlösung durch ihn, Christus, unsern Herrn. (g) Amen.
oder
Herr Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes. Stelle dein Leiden, Kreuz und Sterben zwischen dein Urteil über uns und unsere Seelen, jetzt und in der Stunde unsers Todes. Gewähre den Lebenden Gnade und Erbarmen, den Verstorbenen Vergebung und Ruhe, deiner Kirche Frieden und Eintracht und uns Sündern ewiges Leben und Seligkeit, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist - ein Gott - lebst und wirkst in Ewigkeit. (h) Amen.
Die Gemeinde geht still auseinander (kein Segen - kein Nachspiel)
Quellen und Vorlagen
c - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 313
d hier könnte eine Betrachtung eingefügt werden
eDie Improperien sind eine alte liturgische Tradition, die sich mit dem Gedenken der Kreuzigung Christi verbinden. Da sie sehr leicht als anti-judaistisch verstanden werden können, waren sie außer Gebrauch gekommen. Die folgende Textfassung (nach einer methodistischen Vorlage aus den USA) bezieht hier ausdrücklich Erfahrungen aus der Geschichte der Kirche ein.
- vgl. H. Hickmann (u.a.) Handbook of the Christian Year, Nashville, 1986, S. 187f
f - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), Bonn 1995, S. 45 ff
g - vgl. Auszug aus Meßbuch der römisch-katholischen Kirche zur Karwoche, S. 61
h - vgl. The Book of Common Prayer (Episcopal Church - USA) New York 1979, S. 282