Wochengottesdienst vor dem Pfingstfest 2010
„Erwartung des Geistes“
Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen
Begrüßung (und Lied zum Eingang)
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
G: Amen.
Am Ende des Lukas-Evangelium lesen wir, dass nach dem Leiden Christi und seiner Auferstehung am dritten Tage es der Auftrag für seine Jüngerinnen und Jünger ist, „dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem und seid dafür Zeugen. Und siehe ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.“ (Luk 24,27-30) Mit dieser Verheißung setzt dann die Apostelgeschichte ein, wie sie Lukas als seinen zweiten Bericht für Theophilus zusammengetragen hat.
Lied: Öffne meine Ohren, Heiliger Geist (EG Wü 577,1-7)
oder
Eröffnung
Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)
oder Taizegesang: Gloria in excelsis Deo (EG Wü 572)
Psalm (gesprochen)
Votum: Christus spricht: Wenn der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. Joh 15, 26
Psalm 22 II: Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern (EG 710)
oder
Psalmodie (gesungen)
Leitvers: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst...
Psalm 67: Gott sei uns gnädig und segne uns (EG Wü 785)
Schriftlesung: Apostelgeschichte 1,(1-5)6-14 - Ihr werdet meine Zeugen sein
Antwortgesang
Responsorium: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)
oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EG Wü 787.6)
Stille oder Auslegung
oder
Betrachtung
Der evangelische Pastor Dr. Hermann Mahnke (*1944) aus Osterode/Harz in einer Predigt zum Himmelfahrtsfest 2004:
Am Anfang ... hören wir die Jünger Jesus fragen: "Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?" Diese Frage zeigt, dass die Jünger den Einfluss des Heiligen Geistes wirklich benötigen, denn sie haben die Sendung Jesu auch nach Ostern noch immer nicht richtig verstanden. Sie hängen Wunschträumen nach, die damals in Israel verbreitet waren: Gott, so hofften sie, wird sein Reich aufrichten, ein Reich von dieser Welt... Die Jünger sind geistig und geistlich unbeweglich, in Gedanken festgefahren – so wie wir alle mitunter auch, wenn wir Wunschvorstellungen anhängen, oder wenn wir meinen, dass es das nicht geben könne, was wir uns persönlich nicht vorstellen können, oder wenn wir Angst vor Veränderungen haben und daran festhalten, dass ... alles so bleiben müsse wie es ist...
Doch es entspricht Jesu Willen nicht, dass seine Jünger und auch wir geistlich unbeweglich bleiben. Sie – und auch uns – will er in Bewegung bringen. Darum sagt er: "Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, ... und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und (im etwas entfernteren) Samaria und bis an das Ende der Erde." Jesus stellt seinen Jüngern die "Kraft" des Heiligen Geistes in Aussicht: Den kraftvollen Einfluss des Heiligen Geistes, der Pfingsten Besitz von den Jüngern ergreifen wird. Dann werden sie munter. Dann kommen sie in Bewegung und erkennen: Gottes Herrschaft ist nicht an bestimmte Orte dieser Erde gebunden, etwa an Jerusalem. Sondern sie will alle Menschen erfassen: die in Jerusalem, die in Judäa, die in Samaria, die, die in ganz anderen Ländern dieser Erde leben – und auch die Menschen in den Städten und Dörfern unseres Landes.
Pfingsten... findet die große Horizonterweiterung statt, Pfingsten sprengt der Heilige Geist das kleinkarierte, auf Israel und Jerusalem beschränkte Denken der Jünger. Und darum dürfen und sollen auch wir heutigen Christen Gott um die Kraft seines Heiligen Geistes bitten, damit auch wir beweglich werden, damit wir über den Tellerrand unseres privaten Lebens zu schauen lernen, und damit wir aus unseren festgefahrenen Vorstellungen, wie Kirche sein müsste oder gar nur sein kann, herauskommen. Mögen wir Gott darum bitten, unserer schlaff und zaghaft gewordenen Kirche neue Kraft zu schenken? Mögen wir Gott darum bitten, aus uns selber dynamische Christen zu machen, die von Christus "begeistert" sind und das auch zeigen, bezeugen? Haben die in unserer Kirche Verantwortlichen Angst vor solcher Bitte, weil sie vom Heiligen Geist bewegte Menschen nicht kontrollieren können?
Haben wir selber Angst davor, dass Gott uns durch die Kraft seines Geistes so bewegen könnte, dass wir dabei verändert werden, aus dem verbreiteten Rahmen eines unterkühlten Gottesverhältnisses herausfielen, oder aus der Rolle der in unserem Land üblichen Distanz zur Kirche? (a) (gekürzt R.B.)
(Lied: O Komm, du Geist der Wahrheit (EG 136, 1.2.7))
Lobgesang
Magnificat: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EG Wü 781.6)
oder Taizegesang: Magnificat (EG 573)
Fürbitten
Du willst uns erfüllen, Heiliger Geist Gottes. Wir beten zu dir. Wir sinnen nach, wer du bist für uns. Wir nennen dich mit menschlichen Bildern und Namen, damit wir nicht ganz zu schweigen brauchen - und rufen dich an:
R: Kyrie eleison. oder: Komm, Heiliger Geist oder: Veni Sancte Spiritus
Bist du nicht der Finger Gottes, mit dem er die Welt geordnet hat? Bist du nicht die zärtliche Liebe, mit der wir geschaffen sind? Bist du nicht das Licht der Freude, das Menschen einander begegnen lässt? - Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison. oder: Komm, Heiliger Geist oder: Veni Sancte Spiritus
Bist du nicht wie ein weiter Raum, uns gegeben? Bist du nicht die Wahrheit aller Worte, ihre Kraft und der Trost, den sie schenken können? Bist du nicht der Atem und die Glut, mit der Gott sein Wort zu uns spricht? - Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison. oder: Komm, Heiliger Geist oder: Veni Sancte Spiritus
Ja, du bist der Geist, der lebendig macht und befreit. Du bist die Kraft, die uns Verheißung bringt und zugleich offen hält. Du bist das Feuer, das uns unsere Armut erfahren lässt und mit Gnade erfüllt. - Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison. oder: Komm, Heiliger Geist oder: Veni Sancte Spiritus
So wirst du doch ausgegossen über diese Welt. So wirst du noch heute gesandt an deine Gemeinde. So möchten auch wir von dir einen neuen Anfang erwarten. - Wir rufen dich an: (b)
R: Kyrie eleison. oder: Komm, Heiliger Geist oder: Veni Sancte Spiritus
Wir bitten heute besonders um / für ...
- Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison. oder: Komm, Heiliger Geist oder: Veni Sancte Spiritus
Vaterunser
Schlussgebet
Komm, Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer deiner göttlicher Liebe. Wo du bist, da ist Leben: Tote stehen auf, Schuldige werden frei, Schwache gestärkt, Traurige getröstet. Führe uns vom Irrtum zur Klarheit, aus dem Nichtigen zum Wesentlichen, mache uns bereit, auf dich zu hören. Verbinde uns zu deiner Gemeinde, die dich in der Wahrheit anbetet, erfüllt mit lebendiger Hoffnung.
Komm, Heiliger Geist. (c)
Schlussgesang
Kanon: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen (EG 132)
oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG 181.6)
Segensbitte
Gott in seiner Nähe möge durch die Kühnheit seines Geistes uns wandeln, möge in der Güte seines Geistes uns leiten, möge durch die Gaben seines Geistes uns zurüsten und in die Welt aussenden mit dem Eifer, zu dienen und Christus zu bezeugen. (d)
oder eine andere Segensbitte
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
a - vgl. http://www.predigten.de/ zur Stelle
b - R.B. nach einer Vorlage in H.Ooisterhuis, Ganz nah ist dein Wort, Freiburg/B., 1967, S. 131 ff.
c - Württembergisches Gottesdienstbuch I, Stuttgart 2004, S. 154f
d - vgl. Sinfomia Oecumenica, Gütersloh 1998, S. 790