Gedenken der friedlichen Revolution 1989

9. Oktober 2009

Gedenken der friedlichen Revolution 1989 (rot)

Du machst fröhlich, was da lebet im Osten wie im Westen. Ps 65, 9b

Die Kirchenkonferenz der EKD hat sich den Vorschlag der ‚Stiftung Aufarbeitung‘ zu Eigen gemacht, des 20. Jahrestages der Wiedergewinnung der deutschen Einheit mit einem eigenständigen kirchlichen Beitrag zu gedenken und dabei als zeitlichen Rahmen für das Gedenken vorrangig den Oktober 2009 und in zweiter Linie den Oktober 2010 vorzusehen. Vom Kirchenamt der EKD wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die Materialien für eine Online-Publikation sammelte und erarbeitete. Sie sind unter

www.ekd.de/ EKD-Texte/friedlicherevolution.de im Internet abrufbar.

Bei dem folgenden Vorschlag (eines Abendgottesdienstes) ist als Termin dem 9. Oktober der Vorzug gegeben, da der 9. November bereits mit dem Gedenken der Progromnacht 1938 verbunden ist, doch kann er (ggf. entsprechend modifziert) auch zu einem anderen Zeitpunkt verwendet werden. In der Gestaltung folgt er stärker der überkommenen Liturgie und verbindet Anregungen aus den verschiedenen Entwürfen.

Vorspiel

Eröffnung (Begrüßung)

Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

In diesem Herbst jährt sich zum 20. Male das Ereignis des Berliner Mauerfalls. Umfassender und genauer gesagt, jährt sich die friedliche und geglückte Revolution des Jahres 1989. Der Kalte Krieg kam vor zwanzig Jahren an sein Ende, der Eiserne Vorhang zerriss, und auf ganz und gar gewaltlose Art und Weise kam die deutsche Einheit zu Stande. Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trugen zur Dynamik dieser Entwicklung bei. In verschiedenen Ländern Mittel- und Osteuropas spielten die Kirchen als Motor der Veränderung eine wichtige Rolle. In der DDR bereitete vor allem die evangelische Kirche den Weg zu Freiheit und Einheit; viele evangelische Christinnen und Christen beteten und demonstrierten für die Selbstbestimmung des Volkes, arbeiteten engagiert an den Runden Tischen mit und übernahmen wichtige Ämter in den frei gewählten politischen Gremien. Für uns als evangelische Kirche brachte das Geschenk der Einheit in Freiheit auch die Wiedervereinigung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) mit sich. Vom "Geschenk der Einheit" dürfen wir reden, obwohl die Gewinnung und Gestaltung dieser Einheit noch eine unabgeschlossene Aufgabe darstellt. Zwanzig Jahre danach ist es an der Zeit, inne zu halten und des damaligen Geschehens zu gedenken sowie sich des gegenwärtigen Standortes zu vergewissern: Wo kommen wir her, wo stehen wir, wo gehen wir hin? Was wird die Zukunft bringen? (a)

Lied zum Eingang: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG Wü 611)

oder: Seid einander Segen (b)

Eingangswort und Psalm

Ich danke dir, Gott, von ganzem Herzen, vor den Göttern will ich dir lobsingen. Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickest du mich und reckst deine Hand gegen den Zorn meiner Feinde und hilfst mir mit deiner Rechten. Ps 138,1.7

Psalm 18 - Herzlich lieb hab ich dich, Herr, meine Stärke (EG Wü 707)

Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, dessen Güte ewig ist: - Stille -

Gott,
wir danken dir heute
für die Wunder,
die in diesen Tagen vor 20 Jahren geschehen sind, als durch einen friedlichen Übergang unserem Land die Einheit geschenkt wurde.
Wir spüren deiner Freiheit nach,
wir preisen deine Kraft zum Leben und halten uns an deine Friedens-Verheißung.
Sei mitten unter uns in dieser Stunde.
Zeige uns auch für jetzt die notwendigen Wege der Befreiung. So bitten wir im Vertrauen auf Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. (c)

Schriftlesung (Prophetie): Micha 4, 1-4 - Schwerter zu Pflugscharen

Antwortstrophen: Nun danket all und bringet Ehr (EG 322,1-3)

oder: (1) Wenn Blicke wieder Nächste suchen

(2) Wenn Menschen sich nicht mehr bedrohen (d)

Schriftlesung (Evangelium): Matthäus 5, 1-10 - Die Seligpreisungen

oder (Epistel) (wenn die Seligpreisungen als Lobgesang/Bekenntnis verwendet werden )

Philipper 4,6-9 - Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft

Antwortstrophen: Er gebe uns ein fröhlich Herz (EG 322,5-7)

oder: (3) Wenn wir den Menschen nahe kommen

(4) Wenn Menschen nicht mehr angstvoll leben (d)

* Texte (e)

Ansprache (f)

* Besinnung (Zwischenspiel)

Antwortlied: Nun danket alle Gott (EG 321,1-3)

oder ein anderes Danklied

* Lobgesang/Bekenntnis: Magnificat

(Lasst uns Gott loben für sein wunderbares Wirken und ihn zugleich bitten um das Kommen seines Friedensreiches, da Gerechtigkeit und Heil kein Ende nimmt, dass er auch auf uns in unserer Bedürftigkeit schaue, wie er auf Maria geschaut hat in ihrer Niedrigkeit:)

(gesungen) Christus, unsern Heiland ...(EG Wü 781.6)

oder (gesprochen) Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 761)

oder

* Bekenntnis/Lobgesang: Seligpreisungen

Christus spricht: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Joh 14,27

(gesungen) Gedenk an uns o, Herr, wenn du in dein Reich kommst (EG 307)

oder (gesprochen) Selig sind, die da geistlich arm sind (EG Wü 760)

Dank- und Fürbittengebet

(+ am Ende jedes Fürbitt-Abschnittes kann eine Kerze entzündet werden.)

Du, unser Gott, wir danken dir für die Verheißung Jesu in der Bergpredigt. Du willst, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Noch immer leben in unserer Welt Menschen, die Opfer von Krieg, Unterdrückung, Menschenhandel, Folter, Hunger oder Missbrauch werden. Wir bringen ihre Nöte vor dich. Du kennst ihre Namen und hörst ihre Hilferufe. - Wir bitten dich durch Jesus Christus, segne und behüte alle Frauen und Männer, die sich einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden.

R: Du Gott stützt uns, du Gott stärkst uns, du Gott machst uns Mut. +

(gesungen vgl. EG Wü 630)

Du, unser Gott, wir danken dir, dass am 9. Oktober 1989 von der Nikolaikirche in Leipzig die Friedensbotschaft "Keine Gewalt" ausging und dass du mit deinem Segen bei allen Menschen warst, die trotz Lebensgefahr ihre Angst überwinden konnten und die Gewaltlosigkeit konsequent auf den Straßen praktiziert haben. - Wir bitten dich durch Jesus Christus für alle, die obwohl sie auch Angst haben dennoch ihre Stimme erheben, um für die zu sprechen, die gegenwärtig sprachlos, mutlos oder traurig und verzweifelt sind.