Woche nach dem 9. Oktober 2011
Gottesdienst zum Thema „Die Taufe - Verbindung mit der Gemeinschaft der Christen“
Abendgebet im 'Jahr der Taufe' mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen
Eröffnung (Begrüßung)
Im Vertrauen auf das Wort des Lebens, das uns zugesagt ist in der Taufe, sind wir versammelt im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (a)
R: Amen.
Das Jahr 2011 soll in unserer evangelischen Kirche auch als ein "Jahr der Taufe" begangen werden. Immer wieder wollen wir uns (in sechs Wochengottesdiensten, verteilt über das Jahr) anhand einzelner Aspekte darauf besinnen, was dieses" Gottesgeschenk ohne Bedingungen" für die Getauften bedeutet und wie sie Hilfe und Zusage zum Leben - auch an Eltern und Paten - sein kann. Da das Christsein jedes einzelnen Menschen in der Taufe einen offenkundigen Anfang nimmt, steht die Taufe auch in der Mitte der Gemeinde. Menschen werden durch die Taufe in die Kirche, in den vor uns und nach uns bestehenden Leib Christi hineingetauft. Um die dadurch gegebene Nähe der Menschen auszudrücken, sprechen sich Christen – jedenfalls manchmal – als »Bruder« bzw. »Schwester« an. Damit wird deutlich, dass die Taufe den Zugang zu einer neuen Familie eröffnet, die alle Getauften (auch die schon Verstorbenen) und die Menschen umfasst, die noch getauft werden. (b)
Eingang
Ingressus: Herr bleibe bei uns (EG Wü 781.1)
oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 572)
oder Lied: Christ, unser Herr, zum Jordan kam (EG 202,1.5.7)
oder Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt (EG 182,1.2.5.6)
Psalm (gesungen)
Leitvers: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst...
Psalm 67: Gott sei uns gnädig und segne uns (EG Wü 785)
oder
Leitvers: Siehe, nun kommt der Herr, der Herrscher...
Psalm 100: 1auchzet dem Herrn alle Welt (EG Wü 786)
oder
Psalm (gesprochen)
Votum: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. 1.Petr 2,9
Psalm 98: Singet dem Herrn ein neues Lied (EG 739)
oder
Votum: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Eph 2,19
Psalm 118 - Danket dem Herrn, denn er ist freundlich (EG 747)
* Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, einig und dreifaltig, - Stille -
Lebendiger Gott, du hast uns durch Wasser und Heiligen Geist wiedergeboren zu österlichem Leben. Bewahre dieses Leben in uns, dass wir Frieden finden, der Kraft der Versöhnung vertrauen und sie verkünden, wie sie Jesus Christus gestiftet hat, dein Sohn, unser auferstandener Bruder und Herr, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. (c)
oder
Heiliger Gott, vor dem Anfang unseres Daseins hast du uns erwählt, mit unserer Taufe beim Namen gerufen und zum Glauben in deiner Gemeinde bestimmt. Alles, was ist, verdankt sich deiner Gnade. In der begrenzten Zeit unseres Lebens wollen wir deine Ewigkeit loben. Mit der begrenzten Liebe unseres Herzen danken wir deiner Barmherzigkeit. Durch den begrenzten Einfluss unserer Fähigkeiten hoffen wir, deiner Wahrheit zu dienen. Dir sei Ehre in Zeit und Ewigkeit. (d)
Lesung aus der Apostelgeschichte: Apostelg. 2, 36-42 - Lasst euch taufen auf den Namen Jesu
Antwortgesang
Responsorium: Gelobt sei der Name des Herren ... (EG Wü 779.4)
oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG Wü 787
Lesung aus den Briefen: Epheser 4,1-5 - ein Herr, ein Glaube, eine Taufe
Antwortgesang
Responsorium: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)
oder Taizegesang: Freuet euch im Herrn (EG Wü 787.4
Lesung aus den Evangelien: Markus 16, 14-20 - Gehet hin in alle Welt
Antwortgesang
Responsorium: Gehet hin in alle Welt (EG 201)
oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EG Wü 787.6)
Betrachtung - Impuls (s. Anhang)
Lied: Ich glaube, dass die Heiligen (EG 253, 1.2(3)4)
oder Die Kirche steht gegründet (EG 264,1-3)
oder Strahlen brechen viele aus einem Licht (EG 268,1-5)
oder Taizegesang: Magnificat (EG Wü 573) oder Ubi caritas (EG Wü 571)
Taufgedächtnis
Christus spricht: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Wasser wird sichtbar und hörbar ins Taufbecken gegossen.
So nehmen wir Wasser und gedenken der Gabe, die uns Gott mit der Taufe geschenkt hat. Im Anfang der Welt schwebt Gottes Geist über den Wassern und weckt das Leben aus der Tiefe. Die Verderbnis der abgefallen Menschheit findet ihren Untergang in der Sintflut, doch Noah wird gerettet, wie wir durch die Taufe hindurch gerettet werden zu neuem Leben. Wie Mose das Volk Israel aus der Knechtschaft durchs Rote Meer in das verheißene Land der Freiheit führt, so ist den Getauften die Freiheit der Kinder Gottes verheißen. Jesus Christus, unser Retter, ist selbst hinabgestiegen in das Wasser des Jordan, um in allem uns gleich zu werden.
(Hier kann die Osterkerze in das Taufbecken getaucht werden)
Er hat durch Untertauchen Tod und Grab vorweggenommen, um danach uns voranzugehen in ein neues Leben. So hat er das Wasser der Taufe geheiligt durch seinen Tod und gibt uns in seiner Gnade teil an seiner Auferstehung. Wir sind durch die Taufe mit Christus begraben in den Tod, auf dass - wie Christus auferweckt ist durch die Herrlichkeit des Vaters - auch wir in einem neuen Leben wandeln sollen. Er hat uns bei seinem Abschied den Auftrag hinterlassen, das Evangelium aller Kreatur zu verkünden und in seinem Namen zu taufen und gibt die Verheißung, bei uns zu sein alle Tage bis an der Welt Ende.
(Hier wird die Osterkerze aus dem Taufbecken genommen)
Und wie die vier Lebensströme des Paradieses in alle Himmelsrichtungen fließen, so möge Gottes Geist durch die Taufe immer neu Menschen zum Glauben an Jesus Christus bringen in Ost und West und Süd und Nord. (e)
(Hier kann Wasser in die vier Himmelsrichtungen gesprengt werden)
Der Apostel erinnert auch uns: Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. (Gal 3,26.27)
Nach der persönlichen Tauferinnerung mit Wasser erhält jeder und jede ein weißes Taufband umgelegt:
(Du bist) Berufen zur königlichen Priesterschaft, zum heiligen Volk, zum Volk des Eigentums. (f)
Bekenntnis
Unsere Taufe vereint uns im Glauben mit Christus, dem Herrn. Sie verweist uns auf ihn als das Fundament der einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche. Sie ist zugleich ein Ruf an die verschiedenen Kirchen in aller Welt, die Trennungen zu überwinden und unsere Gemeinschaft in Christus sichtbar werden zu lassen. - Im Gedächtnis unserer Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes lasst uns Gott loben mit dem gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens: (g)
oder
Danken wir, dass wir durch unsere Taufe hineingenommen sind in die weltweite Gemeinschaft des Leibes Christi und mit Schwestern und Brüdern im Glauben verbunden sind über Grenzen von Raum und Zeit hinweg. Bekennen wir uns von neuen zu unserer Taufe mit den Worten unseres Glaubens:
A: Ich glaube an Gott, den Vater ...
* Canticum: Magnificat (EG Wü 781.6)
Fürbitten
Uns, (Schwestern und Brüder,) die wir durch unsere Taufe berufen sind zu einem neuen Leben in Christus, lasst uns darum bitten, dass uns Gott seinen Geist - den Geist der Hoffnung und der Geduld, den Geist der Liebe und der Besonnenheit - aufs neue schenke und in uns bewahre - rufen wir miteinander ihn an:
R: Kyrie eleison.
Lasst uns beten für alle, die in diesen Tagen die Taufe empfangen: Gott helfe ihnen, Menschen zu werden nach seinem Bilde: Menschen, die seiner Liebe gewiss geworden, andere lieben können wie sich selbst - rufen wir ihn an:
R: Kyrie eleison.
Lasst uns darum beten, dass wir unsere Aufgabe an all denen erkennen, die uns besonders anvertraut sind: Gott schenke uns offene Ohren für ihre Fragen und ein offenes Herz für ihre Probleme - rufen wir ihn an:
R: Kyrie eleison.
Lasst uns beten für die Leidenden und Alleingelassenen; für die von Unrecht, Gewalt und Krieg bedrohten Menschen in aller Welt: Gott bewahre uns davor, dass wir so leben, als gäbe es sie in ihrem Elend nicht - rufen wir ihn an:
R: Kyrie eleison.
(aktuelle Fürbitten)
Gedenken wir auch der Menschen, die der Tod uns genommen hat. Vertauen wir sie Gott an, dankbar für alles, was sie uns gewesen sind und was sie uns bleiben. In der Hoffnung des ewigen Lebens rufen wir: (h)
R: Kyrie eleison.
oder
Durch die eine Taufe in Jesus Christus verbunden bitten wir für alle Getauften, dass sie in der Gnade, die ihnen mit der Taufe zugesagt ist, ein Leben lang bewahrt bleiben und in der Liebe Christi zueinander finden:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten für alle, die von ihrer Kirche enttäuscht sind, dass sie Christen begegnen, die in Wort und Tat das Evangelium bezeugen:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten für diejenigen, die in ihrem Glauben nachlässig geworden sind, dass sie vom Anruf Gottes neu getroffen werden:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten für die Taufbewerber und die Getauften in den Ländern, wo Christen verfolgt oder bedrängt werden, dass sie unter Gottes Schutz ihren Glauben bekennen können:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten für die Verantwortlichen in den Kirchen und Gemeinden, dass sie auf dem Fundament der einen Taufe an der Einheit der Kirchen weiterbauen:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten für die widerstreitenden Gruppen innerhalb einzelner Konfessionen, dass Achtung und Verständnis füreinander wachsen und dass Vielfalt nicht als Gefahr, sondern als Reichtum erkannt wird:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten für uns alle, dass wir unsere gemeinsame Berufung zum königlichen Priestertum aufgrund der einen Taufe wahrnehmen und ausüben für die Einigung der Kirche und zur Heiligung der Welt:
R: Kyrie eleison.
Gott, unser Vater, du bist unsere Hoffnung, und die Zukunft unserer Kirchen findet ihre Erfüllung, wenn dein Sohn kommt und dein Reich vollendet wird. Sende uns schon jetzt als Zeugen des Glaubens in den Alltag und sei mit uns. (i)
Vaterunser
Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
oder Gott Vater, dir sei Dank gesagt und Ehre (EG 160)
oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)
Segenswunsch
Die Gnade Gottes sei und bleibe über euch (uns) wie in der Taufe so im ganzen Leben, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (k)
Anhang
In den Konvergenzerklärungen zu Taufe, Eucharistie und Amt, die die Kommssion für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1982 vorgelegt hat, heißt es u.a.
Vollzogen im Gehorsam gegenüber unserem Herrn, ist die Taufe ein Zeichen und Siegel unserer gemeinsamen Jüngerschaft. Durch ihre eigene Taufe werden Christen in die Gemeinschaft mit Christus, miteinander und mit der Kirche aller Zeiten und Orte geführt. Unsere gemeinsame Taufe, die uns mit Christus im Glauben vereint, ist so ein grundlegendes Band der Einheit (Eph 4,3-6). Wir sind ein Volk und berufen, einen Herrn an jedem Ort und auf der ganzen Welt zu bekennen und ihm zu dienen. Die Einheit mit Christus, an der wir durch die Taufe teilhaben, hat wichtige Folgen für die Einheit der Christen. „ . . . eine Taufe, ein Gott und Vater aller . . .” (Eph 4,4-6). Wenn die Einheit der Taufe in einer, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche realisiert wird, kann ein echtes christliches Zeugnis abgelegt werden für die heilende und versöhnende Liebe Gottes. Daher ist unsere eine Taufe in Christus ein Ruf an die Kirchen, ihre Trennungen zu überwinden und ihre Gemeinschaft sichtbar zu manifestieren....
Die Unfähigkeit der Kirchen, gegenseitig ihre verschiedenen Taufpraktiken als Teilhabe an der einen Taufe anzuerkennen, und ihre fortdauernde Trennung trotz gegenseitiger Anerkennung ihrer Taufe machen das gebrochene Zeugnis der Kirche tragisch sichtbar. Die Bereitschaft der Kirchen an manchen Orten und zu manchen Zeiten, es zuzulassen, daß Unterschiede des Geschlechtes, der Rasse oder des sozialen Status den Leib Christi spalten, hat außerdem die durch die Taufe gegebene wahre Einheit der christlichen Gemeinschaft (Gal 3,27-28) in Frage gestellt und ihr Zeugnis ernsthaft beeinträchtigt. Die Notwendigkeit, die in der Taufe begründete Einheit wiederzugewinnen, gehört zum Zentrum der ökumenischen Aufgabe und ist entscheidend für die Verwirklichung echter
Partnerschaft innerhalb der christlichen Gemeinschaften....
Während sie im christlichen Glaubensleben wachsen, bezeugen die getauften Glaubenden, daß die Menschheit erneuert und befreit werden kann. Sie haben hier und jetzt eine gemeinsame Verantwortung, zusammen Zeugnis abzulegen vom Evangelium Christi, vom Befreier aller Menschen. Den Kontext dieses gemeinsamen Zeugnisses bilden die Kirche und die Welt. In einer Gemeinschaft des Zeugnisses und Dienstes erkennen Christen die volle Bedeutung der einen Taufe als der Gabe Gottes für sein ganzes Volk. Ebenso erkennen sie an, daß die Taufe, als eine Taufe in Christi Tod, ethische Folgen hat, die nicht nur nach persönlicher Heiligung rufen, sondern die Christen motivieren, sich um die Verwirklichung des Willens Gottes in allen Bereichen des Lebens zu bemühen (Rmِ 8,9ff.; Gal 3,26-28; 1 Petr 2,21-4,6)....
Gegenseitige Anerkennung der Taufe wird als ein bedeutsames Zeichen und Mittel angesehen, die in Christus gegebene Einheit in der Taufe zum Ausdruck zu bringen. Wo immer möglich, sollten die Kirchen die gegenseitige Anerkennung ausdrücklich erklären. (l)
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
a - vgl. Eröffungsformel des Gottesdienstes in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada
b - vgl. Evangelischer Erwachsenenkatechismus, 8. Aufl., Gütersloh 2010, S. 759
c - vgl. Die Feier der Eucharistie (Alt-Kathoisches Bistum), Bonn 2006, S. 150
d - vgl. M. Josuttis, Erleuchte uns mit deinem Licht, Gütersloh 2009, S. 47 ff
e - vgl. A. Völker, Die Feier der Osternacht, Kassel 1983, S. 45 ff
f - vgl. 1. Petr 2,9
g - vgl. Die Feier des Taufgedächtnisses (VELKD), Hannover 2.Aufl. 2007, S. 23
h -vgl. Ch. Zippert, Neue Gottesdienstgebete, Gütersloh, 1981, S. 103
i - vgl. Die Feier des Taufgedächtnisses (VELKD), Hannover 2.Aufl. 2007, S. 28
k - vgl. O. Rietmüller (Hg) Mit Gott wirken, F.C. Oetingers Gebete, Berlin-Dahlem 1934, S. 345
l - vgl. Taufe, Eucharistie und Amt (Konvergenzerklärungen der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen), Lima-Dokument, Franfurt/M. / Paderborn, 9. Aufl., 1984, S. 9 ff