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Wochengottesdienst in der Woche um den 15. April 2010 

„Österlich leben“

Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen



Begrüßung 

 Die Gnade Gottes sei und bleibe über uns, wie in der Taufe, so im ganzen Leben, im Namen des Vater und des Sohnes und des heiligen Geistes. (a)

G:  Amen. 

„Hoffnungsvolle Menschen sind seltene Vögel geworden,“ so hat Theodor Schober (*1918), von 1963 bis 1984 Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland, in einem Andachtsbuch  geschrieben und er meinte, weiter feststellen zu müssen: „Wo man hinschaut - alles riecht nach Hoffnungslosigkeit. Aber manchmal sagt einer doch: „Ich fühle mich wie neugeboren“ - z.B. nach einer schweren, aber glücklich überstandenen Operation, aber auch nach dem Lesen eines Briefes, der eine langdauernde schwere Sorge auflöst. Mancher hat dieses neue Lebensgefühl auch schon nach einem erfrischenden Bad am Ende eines ermüdenden staubigen Weges“  (b) erlebt. - Nun, wie auch immer es um das Verhältnis von Hoffnungslosem zu Hoffnungsvollem gerade bestellt sein mag - zu überlegen ist schon, was denn Glaube zu unserer Lebenshaltung beiträgt, etwa wenn singend der Aufruf ergeht: „Wir wollen alle fröhlich sein, in dieser österlichen Zeit...“ ?


(Lied: Liebe ist nicht nur ein Wort (EG Wü 650,1-3)

oder ein anderes passendes Lied)


oder

Eröffnung 

Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)

oder  Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576) 


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst... 

Psalm 67: Gott sei uns gnädig und segne uns (EG Wü 785)


oder

Psalm (gesprochen)

Votum:  Ich liebe den HERRN, denn er hört die Stimme meines Flehens. Er neigte sein Ohr zu mir, darum will ich mein Leben lang ihn anrufen. Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig. Der HERR behütet die Unmündigen, wenn ich schwach bin, so hilft er mir. Ps 116, 1.2.5.6

Psalm 116: Sei nun wieder zufrieden, meine Seele (EG 746)


Schriftlesung:  1. Petrus 1,3-9 - Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung 


Antwortgesang

Responsorium:  Mit Freude erfüllt mich dein Walten (EG Wü 781.4)

oder Taizegesang: Freuet euch im Herrn. (EG Wü 787.4)


Betrachtung 

Wiedergeboren werden -  was könnte das bedeuten? „Es gibt (schon)  keine Geburt ohne Schmerzen. Wer sich davor scheut, wird die Freude an einem neuen Leben vergeblich erwarten. Ähnlich geht es mit der Hoffnung. Sie gedeiht nur auf dem steinigen Boden, wo das Nichtsehen zur Anfechtung werden kann, die dem Doch-Glauben entgegenwirkt. Gerade modernen Menschen fällt das besonders schwer; sind sie doch gewohnt, alles greifen, programmieren, kontrollieren und bei Bedarf abrufen zu können. Aber die wesentlichen Inhalte des Lebens lassen sich nicht so in den Griff nehmen. Sie entziehen sich unseren Händen - und das schmerzt. Keinem fällt es leicht, sein Scheitern zuzugeben. Darum ist die Nachricht von einer (möglichen oder wirklichen) neuen Geburt eigentlich eine Sensation. Weil Christus das Machtzentrum des Todes, mit dem unser Versagen zusammenhängt, gesprengt hat, tut sich uns ein neuer Horizont auf. Ein ewiges Zuhause steht uns offen, das uns alle Enttäuschungen über verrammelte oder zugeschlagene Türen verschmerzen lässt.

Unsere Taufe soll uns daran erinnern: Unser Leben ist mehr als die stolze Summe unserer Leistungen, und auch mehr als das beschämende Ergebnis unserer Verfehlungen. Das Wunder der barmherzigen Zuwendung Gottes ist größer als unser Tun und Lassen. Sie macht neue Menschen aus uns, wie es nur die Liebe vermag, die mit Christus in die Welt gekommen ist. Er gibt unserem Leben den Mehrwert einer großen Erbschaft, die auf uns wartet.

 Eine schwangere Frau ist „in guter Hoffnung“... Wer das Angebot Gottes akzeptiert, innerlich erneuert zu werden, erfährt sich in ähnlicher Lage. Nicht die Verlängerung seines bisherigen, „alten“, dahinwelkenden Lebens ist das Ziel seiner Hoffnung, sondern das Erlebnis einer neuen Lebensqualität. Angst weicht dem Vertrauen. An die Stelle des ständigen Mehr-haben-Wollens tritt die Dankbarkeit für das Erreichte. Das Teilen mit anderen bleibt nicht quälende Pflicht, sondern wird zum Bedürfnis, Schuld braucht nicht mehr verdrängt zu werden, denn Christus hat sie vergeben. Gelegenheiten zum Friedenstiften tun sich auf, denn Christus hat den Teufelskreis der Vergeltung gesprengt. Auf einmal ist es nicht mehr schwer, gegen den Strom zu schwimmen, wenn es um die Wahrheitsfrage im Alltag geht; ein anderer steuert das Denken und Reden und gibt auch Mut zum tapferen Handeln: der auferstandene Christus in mir! Solche Lebenshoffnung wirkt wie ein neuer Motor, der in das alte Fahrzeug eingebaut ist. Er ist so stark, dass er sogar die Todesmauer durchbricht und darum die Furcht vor dem Sterben überwinden hilft.“ (b)


(Stille)  


(Lied:  Wir wollen alle fröhlich sein (EG 100,1-3)


Lobgesang

Magnificat: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EG Wü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EG 573)


Dankgebet

Im österlichen Frieden lasst uns zu Gott rufen:

R: Kyrie eleison.

Der du weißt, was in uns vorgeht, Ewiger / der du alle Worte aufnimmst / der du selbst das verstehst, was von uns Menschen nie gesagt werden kann: Höre uns. Mach Frieden mit uns. Lass Gewalt nicht anwachsen. Wehre dem Krieg. Lass keinen Menschen fallen ins Nichts. Du hast das Leben geschaffen. Handle an uns, wie du es getan hast in Jesus, deinem Sohn. - Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Der du so weit gegangen bist, Christus / der du zuviel warst, damals / der du noch immer uns voraus bist und wir nur langsam folgen können: Höre uns. Mach Frieden mit uns. Wecke uns auf zur Liebe. Überwinde den Hass. Lass keinen Schritt vergeblich sein. Du hast das Leben freigemacht. Hilf uns, wie du einst den vielen geholfen hast. Schenke uns deinen Geist. - Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Der du verzehren kannst wie Feuer, Heiliger Geist / der du bewegen kannst wie der Sturm / der du ins rechte Licht rückst, was wir Menschen wagen und versuchen: Höre uns. Mach Frieden mit uns. Nimm weg die Verzweiflung. Stärke den Mut. Lass keine Mühe untergehen. Du wirst das Leben vollenden. Leuchte durch das Dunkel - als Trost für heute verheißen - führe uns zu Gott, dem ewigen Ursprung. - Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

(aktuelle bzw. besondere Fürbitten) 

Nimm dich aller gnädig an. Rette uns. Erhalte uns. Du kannst uns helfen. Denn du hast Unvergänglichkeit und Ehre und Kraft auf immer und ewig. (c)


Vaterunser


Schlussgebet

 Gott, wir danken dir, dass du uns schon jetzt neues Leben schenkst. Wir erfahren Zeichen und die Macht der Auferstehung, wenn jemand uns behutsam aus unserer Einsamkeit heraushilft, wenn sich der eiserne Ring aus Angst und Trauer von der Brust löst, wenn wir freikommen aus dem Kerker der Depression und die Welt wieder bunt wird und wir aufatmen könne. Singend möchten wir dir danken durch Christus, deinen Sohn. (d)


Schlussgesang

Lied:  Christ ist erstanden (EG 99)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängste (EG Wü 574)

 

Segen

Gott reiße die Stricke des Todes entzwei, die uns umfangen. Er schenke uns neue Lebenskraft. Auf ihn richtet sich unsere Hoffnung. Er erbarme sich unser aller. (d)

R: Amen.

oder eine andere Segensbitte



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. O.Riethmüller, Mit Gott wirken, Oetingers Gebete, Berlin 1934, S. 345

b - vgl. J.Hanselmann (Hg) Lebenstage, Gütersloh 1986, S. 141 - 143

c - R.B.

d - vgl. S. Bukowski, Lass mich blühen unter deiner Liebe, Wuppertal 2001, S. 69