19. November 2006 (b)
Im Rahmen der Friedensdekade kann dieser Sonntag auch mit einem Bittgottesdienst um Frieden begangen werden. Dazu wird auf das Gottesdienstheft, herausgegeben vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (Kirchenamt) verwiesen. Der folgende Vorschlag nimmt Anregungen der Handreichung zur Friedensdekade von der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (Motto: ... und raus bist du) auf.
Bittgottesdienst um Frieden (grün)
Predigttext: Offenbarung 2,8-11(IV) Die Krone des Lebens
Schriftlesung (Evangelium): Matthäus 25,31-46 (I) Offenbarung Jesu in den Geringsten
(Alttestamentliche Lesung: Jeremia 8,4-7 (V) - Das eigensinnige Volk )
Eröffnung
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.
Amen.
„... und raus bist du“ lautet das Motto der diesjährigen Friedensdekade, das auch über diesem Gottesdienst am Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr stehen soll. Es nimmt Bezug auf eine grundlegende Lebenserfahrung: Ausgrenzung als ein ausschließendes, exklusive Denken und Handeln, das in uns allen angelegt scheint. Frieden aber ist nicht exklusiv, grenzt nicht aus, sondern schließt ein. Das verdeutlicht eine Bibelstelle aus dem Galaterbrief (3,26-28), die dem diesjährigen Motto zugeordnet ist: „Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ So soll dieser Gottesdienst ein Stück weit zur Klärung helfen, was das von Paulus postulierte Gegenmodell zu allen ausgrenzenden Unterscheidungen, Verhaltensweisen und Konkurrenzen bedeutet, was es uns Christen ermöglicht und von uns erwartet.(a)
Votum und Psalm
Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Joh 15,5
Psalm 34- Ich will den Herrn loben allezeit (EG 723)
Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, der unsre Zuversicht und Stärke ist: - Stille -
Gott aller Wege, die zusammenführen. Hilf uns, nicht mehr zu glauben an unsere Unmöglichkeit, sondern nur noch zu glauben an deine Möglichkeit. Gib, dass niemand mehr sagt: Ich kann doch nicht beten, glauben, lieben, sondern sagen kann: Mit dir und durch dich vermag ich es. Lass uns darum aufstehen und schlafen gehen, leben und sterben mit der Bitte: Tu, was du versprochen hast. Komm und hilf unserer Schwachheit auf. Auf dein Versprechen wollen wir heute neu anfangen zu beten, zu glauben, zu lieben und zu hoffen. (b)
oder (besonders wenn der Gollwitzer-Text als Bekenntnis verwendet wird)
Treuer Gott, du schaffst und erhältst unser Leben und hast uns durch Christus zu deinen Kindern gemacht. Nimm unser Miteinander in deinen Schutz. Wehre den Mächten, die das Leben bedrohen und Menschen gegeneinander aufbringen. Birg uns mit deinem Frieden durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. (c)
Bekenntnis
Wir bekennen (unser Vertrauen auf Gott) mit Worten Dietrich Bonhoeffers:
Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott, das heißt: er bleibt der Herr der Erde, er erhält seine Kirche, er schenkt uns immer neuen Glauben, legt uns nicht mehr auf, als wir tragen können, macht uns seiner Nähe und Hilfe froh, erhört unsere Gebete und führt uns auf dem besten und geradesten Wege zu sich. Indem Gott dies gewiss tut, schafft er sich durch uns Lob.
(oder) Gewiss ist,
dass wir immer in der Nähe und unter der Gegenwart Gottes leben dürfen und dass dieses Leben für uns ein ganz neues Leben ist;
dass es für uns nichts Unmögliches mehr gibt, weil es für Gott nicht Unmögliches gibt;
dass keine irdische Macht uns anrühren kann ohne Gottes Willen und dass Gefahr und Not uns nur näher zu Gott treiben;
gewiss ist, dass wir nichts zu beanspruchen haben und doch alles erbitten dürfen;
gewiss ist, dass im Leiden unsere Freude und im Sterben unser Leben verborgen ist;
gewiss ist, das wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt.
Zu all dem hat Gott in Jesus Ja und Amen gesagt.
Dieses Ja und Amen ist der feste Boden auf dem wir stehen. (d)
oder
Wir bekennen unsere Zuversicht mit Worten Helmut Gollwitzers
Nicht mehr glauben an unsere Unmöglichkeit, sondern nur noch glauben an seine Möglichkeit! Nicht mehr sagen: Ich kann doch nicht beten, glauben, lieben, sondern: Mit dir und durch dich kann ich es. Und darum aufstehen und schlafen gehen, leben und sterben mit der Bitte: Tu, was du versprochen hast. Komm und hilf meiner Schwachheit auf. Auf dein Versprechen will ich heute neu anfangen zu beten, zu glauben, zu lieben und zu hoffen. (e)
Fürbitten
Wir danken dir, Gott, weil eine jede und ein jeder von uns leben aus der Gemeinschaft, die du vorgesehen und gewollt hast. Kein Wort, das wir sprechen, kein Lied, das wir singen, weder Lachen noch Weinen sind ohne Gemeinschaft entstanden. Du stiftest uns ein Leben, dass es ohne Andere nicht gibt. Du schenkst uns Zeit, damit wir sie teilen und die Menschen neben uns wahrnehmen. Dafür danken wir und rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Wir bitten dich: Bleibe mit uns unterwegs zu den Menschen, bleibe mit uns unterwegs und hole alle, die darinnen stecken aus den Einsamkeiten heraus. Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Bleibe mit uns durch das Licht, das du schenkst, damit es keinem von uns zu dunkel wird, wo wir leben. Bleibe mit uns durch das Brot, das du austeilst, damit niemand hungert ohne Aussicht auf Gerechtigkeit. Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Bleibe mit uns in deinem Sohn Jesus Christus, der unser Bruder ist, damit allen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Bleibe mit uns, wenn es Nacht wird und wenn wir in Grauzonen unterwegs sind, damit uns nichts von dir trennt, damit Trennungen unter uns überwunden werden und wir in deinem Geist verbunden bleiben alle Tage. Wir rufen zu dir:
R: Kyrie eleison.
Mit dir, Gott, lass uns Neues wagen, die Türen zum Glück aufstoßen, weil es nicht drinnen, sondern draußen wohnt. Lass uns bei allem raschen Wandel und allem, was trennt und schreckt, in dir den Grund des Vertrauens und durch dich Freunde und Vertraute finden. (Darum bitten wir in Jesu Namen und mit seinen Worten:) (f)
Sendungswort
Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. Er liebt Gerechtigkeit und Recht; die Erde ist voll der Güte des Herrn. (Ps 33,4.5)
Geht in die Welt, verwandelt und gesandt: Seid wahrhaftig und verlässlich in euren Zusagen. Lasst Gerechtigkeit sichtbar werden. Betrachtet die Welt aufmerksam und überseht nicht, was Menschen tun. Bewegt in eueren Herzen, was neu geworden ist durch Gott. (g)
*
Eingeständnis und Zusage
Berufen von Gott, als Menschen Gemeinschaft zu üben und in Gemeinschaft zu leben, einander mit Liebe und in Würde zu begegnen, spüren wir die Zertrennung, die im Kleinen wie im Großen angerichtet wird und an der wir mitschuldig werden, wo Menschen draußen bleiben, als wären sie nicht Glieder der einen großen Familie, deren Vater Gott ist und bleiben wird. Er helfe uns, unsere Grenzen zu erkennen und sie zu überwinden durch seine Gnade: (h)
Vergebungsbitte
Christus spricht: Ihr wisst, dass sie Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, dr sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. Matth 20,25-28
oder
Christus ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. Eph 2,17.18
Kyrie-Litanei (vgl. Eingeständnis s.o.)
Gott, den Barmherzigen, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns als Bruder und Freund begegnet, in dessen Geist wir Brücken bauen sollen unter den Menschen, rufen wir an:
Kyrie
Wie kurzatmig und nachlässig sind wir bei unserem Bemühen um Zusammenhalt, wie wenig besorgt um ein Miteinander in Respekt, wie schwer tun wir uns mit dem Öffnen der Türen zu Verständigung und Mitwirkung. Wir rufen Gott an:
Kyrie
Im Licht von Gottes Wort erkennen wir den Widerspruch zwischen dem Reden und dem Gerede über Integration und der heimlichen oder offenen Tendenz zur Ausgrenzung. Gott helfe uns zur Ehrlichkeit und Umkehr, damit wir Spielräume entdecken, in denen Leben gelingt und seine Liebe zum Vorschein kommt. Wir rufen ihn an: (i)
Kyrie
Bereitung
Jesus lädt uns zur Gemeinschaft ein, wenn wir nach seinem Auftrag das Mahl miteinander halten. Wir teilen Brot und Wein und werden daran erinnert, dass Jesus alles mit uns geteilt hat. Wir teilen Brot und Wein im Glauben, dass er, der Auferstandene, auch seine Zukunft mit uns teilen will. Wir teilen Brot und Wein mit der Bitte um Mut, auch die Güter dieses Lebens teilen zu können. Wir teilen Brot und Wein in der Hoffnung auf das Reich, wo alle teilhaben dürfen an der Freundschaft Gottes mit den Menschen. (k)
Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, ,/
unser Dienst und unsere Freude, /
+ dass wir dir, ewiger Gott, und deiner Güte danken.
Wir preisen dich, dass du uns Versöhnung zusagst in deinem Sohn Jesus Christus /
und Zukunft schenkst, damit wir auf dich hoffen, /
+ und Mut machst, wenn wir im Elend der Welt verzagen.
Darum loben wir dich in deiner großen Barmherzigkeit. /
Darum stehen wir in der Schar derer, die dich bezeugen seit Anbeginn der Zeiten. /
+ Darum stimmen wir ein in das Lob deiner Engel ohne Ende: (l)
Heilig, heilig, heilig ...
Abendmahlsgebet
Mit allen guten Mächten preisen wir dich, Gott, heilig und ewig. Also hast du die Welt geliebt, dass du deinen eingeborenen Sohn gabst, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Er - Jesus Christus - hat die ganze Ordnung des Heils erfüllt und sich selbst überliefert für das Leben der Welt.
Einsetzungsworte
Zu seinem Gedächtnis versammelt bitten wir dich, Gott: Sende deinen Geist, der lebendig macht. Erfülle uns mit ihm und heilige diese Gaben, dass wir empfangen das Brot des Lebens und den Kelch des Heils, zur Vergebung der Sünde, zur Gemeinschaft im Geist der Wahrheit und der
Liebe, zur Fülle des Himmelreiches, zum Unterpfand des Vertrauens. Für dein ganzes Volk - schon
vollendet bei dir oder noch verstreut auf Erden - bitten wir: Gedenke eines jeden und einer jeden. Uns allen gelte dein Erbarmen. Und lass uns mit einem Mund und aus einem Herzen dich preisen und besingen bis du uns zusammenbringst in deinem Reich, wo alles dich lobt und dir die Ehre gibt von Ewigkeit zu Ewigkeit. (m)
Dankgebet
Barmherziger Gott. Im Mahl Jesu Christi haben wir deine Liebe und Nähe erfahren. Bleibe bei uns bis ans Ende unserer Tage. Belebe unsere Gemeinschaft aufs Neue mit deinem Geist, dass wir dir vertrauen im Leben und im Sterben. Durchdringe uns mit deiner Kraft und präge unser Wollen, Denken und Tun, dass dein Wille geschehe. Dir sei Ehre in Ewigkeit. (n)
Quellen und Vorlagen
a - vgl. Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Handreichung zur Friedensdekade 2006, S.3
b - vgl. Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Handreichung zur Friedensdekade 2006, S.19
c - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 1999, S. 403
d - vgl. Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Handreichung zur Friedensdekade 2006, S.20
e - vgl. Ergänzungsband zum Württembergischen Gottesdienstbuch, S.
f - vgl. Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Handreichung zur Friedensdekade 2006, S.21
g - vgl. EKD (Kirchenamt), Bittgottesdienst für den Frieden in der Welt 2006, S. 27
h - vgl. Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Handreichung zur Friedensdekade 2006, S.18
i - vgl. Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Handreichung zur Friedensdekade 2006, S.18
k - vgl. H. Nitschke (Hg), Abendmahl, Gütersloh, 1977, S. 19 (K. Marti)
l - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 1999, S. 621
m - vgl. Anaphora der sog. Chrysostomos-Liturgie der orthodoxen Kirche
n - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 1999, S. 672 + 671