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30. Oktober 2010


Begrüßung des Reformationsfestes (am 22. Sonntags nach Trinitatis) (rot) - Gnade und Glaube  

Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1.Kor 3,11


Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder Herr, für dein Wort sei hoch gepreist (EG 196,1.5.6)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du suchst und du findest uns.

Am Anfang hat du das Licht aus der Finsternis gerufen; /

In der Fülle der Zeit bist du erschienen in Christus, dem  Licht der Welt /

+ und vom Feuer des Geistes entzündet, hast du die Apostel berufen, dich zu bezeugen bis an die Enden der Erde.    

Erfülle deine Kirche mit dem Licht deiner Gegenwart /

und erleuchte uns Augen und Herz, /

+ dass wir erkennen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.

Lass sie uns schauen in Christus Jesus, deinem Sohn /

dem Abglanz deiner Herrlichkeit, /

+ der mit dir im Heiligen Geist lebt und wirkt in Ewigkeit. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Wir blicken zurück auf die vergangene Woche.- Was hat uns bereichert, was enttäuscht? - Was hat uns aufgerichtet, was verbogen? Was hat uns gelähmt, was beflügelt? - In der Stille legen wir in Gottes Hand, was uns bewegt.

- Stille -

Du nimmst dich unser gnädig an. Du bist uns Licht und Heil, Trost und Stärke jetzt und allezeit. 

G: Amen. (d)

Ingressus: Herr bleibe bei uns, (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst...

Psalm 67: Gott sei uns gnädig und segne uns  (EG Wü 785) (e)


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: HERR, lass mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort, dass ich antworten kann dem, der mich schmäht, denn ich verlasse mich auf dein Wort. Ich rede von deinen Zeugnissen vor Königen und schäme mich nicht. Ps 119 ,41.42.46

Psalm 46:  Gott ist unsere Zuversicht und Stärke (EG 725)


Evangelium:  Matthäus 5, 2-10 Die Seligpreisungen


* Responsorium:  Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)


* Betrachtung (Impuls)

Prof. Dr. Axel Denecke, Isernhagen, hat in einer Predigt zum Reformationstag 2009 geschrieben:

„Selig die (geistlich) Armen, ihnen gehört/gebührt das Reich der Himmel"... Was ist damit gemeint? Ich kann das nur so verstehen: Diejenigen, die sich als „geistlich arm" empfinden, die also in ihrem Glauben wissen, dass sie vor Gott nichts vorzuweisen haben, dass sie geistliche Bettler sind und bleiben, geistlich „arm wie Kirchenmäuse", die werden von  Jesus selig gepriesen. Martin Luther soll auf seinem Sterbebett gesagt haben: "Bettler sind wir, das ist wahr" (und auch wenn er es so nicht gesagt hat, drückt es doch seine Geisteshaltung und sein geistliches Selbstverständnis aus). Ja, das ist es. Vor Gott bin und bleibe ich immer ein Bettler, wenn ich auch noch so viel weiß und wenn  ich theologisch auch noch so brillant reden kann.... Nutzt alles nix: „Selig sind die geistlich Armen" selig de, die das von sich wissen und auch demütig sagen. Sie sind bei Gott, sind gott-wohlgefällig.

Das ist unser protestantisches Profil, das wir zu bewahren haben und auch weiterhin laut und vernehmlich auf dem „Marktplatz der Nation" zu Gehör zu bringen haben. Also - wer auch immer jetzt offizieller Repräsentant der protestantischen Kirche in unserer Gesellschaft ist, sie/er  hat im Geiste von Luthers Schlusswort am Ende seines Lebens: "Bettler sind wir, das ist wahr" zu reden und zu handeln, dieser Geist hat all seine/ihre öffentlichen Auftritte zu bestimmen. -Zu anspruchsvoll? Wer sagt denn, das ein „protestantisches Profil" nicht anspruchsvoll ist, ja zu sein hat?...

„Selig die Sanftmütigen, sie werden das Land besitzen". .... Jesus - wenn er es so gesagt hat - preist hier also gegen alle zelotische Gewaltanwendung im Kampf um die Befreiung von den Römern die selig, die auf  Gewalt freiwillig verzichten und den Mut behalten, sanft zu sein (sanftmütig) oder auch den Mut haben, anderen zu dienen (demütig/dienstmütig). Das ist sehr, sehr anspruchsvoll,... auch für uns? Nicht einem ideologischen Pazifismus (flächendeckend, allüberall, unabhängig von der konkreten Situation) wird hier das Wort geredet, sondern einer inneren Haltung, aus der heraus man gerade in einer konkreten Auseinandersetzung (im Kampf, im Streit, auch im Streit um Überzeugungen) den Mut behält, sanft zu bleiben- also sanftmütig-, den Mut behält, dem anderen - auch dem Gegner- dienend zu Seite zu stehen, also dienstmütig.So und ähnlich wären auch alle anderen „Seligpreisungen" Jesu durchzubuchstabieren und auf unser protestantisches Selbstverständnis zu beziehen. Also das Wort von denen, „die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit", von den „Friedfertigen" und „Trauernden", von denen „die reines Herzens sind" und die „um der Gerechtigkeit willen verfolgt" werden, all diese Worte. Sehr anspruchsvoll, wenn ich sie ernst nehme. Doch uns Protestanten steht es gut an, die Bibel ernst zu nehmen und sie weiterhin in den gesamtgesellschaftlichen Diskurs mutig - jedoch nicht hochmütig -, laut und vernehmlich - jedoch nicht marktschreierisch und mediengeil- einzubringen. Unsere Gesellschaft braucht - noch ganz unabhängig von der Systemerhaltung der Institution Volkskirche - diese Wert-Orientierung an den prophetischen Worten Jesu - klar und unmissverständlich den Menschen  damals und uns also auch heute gesagt, ins geistlich-spirituelle Stammbuch geschrieben, ja und hoffentlich auch ins institutionell-volkskichliche.

Und die protestantische Kirche (die „ecclesia semper reformanda") wird weiter leben und lebendig bleiben, wenn sie sich an den Worten Jesu orientiert, wenn sie aus ihrem Geist heraus redet und handelt, na seien wir bescheidener: Zu reden und handeln versucht, wenigstens das. Damit würde der hohe Anspruch der Worte Jesu auf unsere meist allenfalls mittelmäßigen menschlichen Möglichkeiten runtergeschraubt. Dies zu tun, ist am Ende auch gut reformatorisch, als es dann darum ging, in Folge der Reformation  der „neuen Kirche" Gestalt zu verleihen. So gilt am Ende auch hier: „Selig seid ihr geistlich Armen..." Ja, Bettler sind und bleiben wir, das ist protestantisch nur allzu wahr. (gekürzt R.B.) (f)


Wochenlied: Nun freut euch lieben Christen g'mein (EG 341 i.A.)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Dank und Fürbitten 

Wir bitten dich in dieser Abendstunde für alle Menschen: 

G: Lass sie Ruhe finden bei dir von allen ihren Werken.

Wir bitten dich für alle, die du mit deiner Güte beschenkt hast: 

G: Bewahre sie vor Hochmut, dass sie dich allein fürchten und ehren.

Wir bitten dich für alle, die deine Hand gebeugt hat: 

G:  Richte sie auf mit dem Wort deiner Liebe.

(Wir bitten dich für unser Land und die Gemeinschaft der Völker, um den Frieden in der Welt:

G: Erbarme dich über uns und sei uns gnädig.

Wir bitten dich für alle in unseren Gemeinden, für Kinder und Alte, für Gesunde und Kranke, für Trauernde und Sterbende:

G: Geleite uns durch dieses Leben in dein ewiges Reich.)

Wir bitten dich für alle, die unserem Herzen lieb und wert sind: 

G:  Erhalte sie in deinem Schutz und Frieden.

Wir bitten dich für alle, die unserem Herzen fremd und feind sind: 

G: Nimm weg, was uns scheidet, und schenke uns Eintracht und Frieden.

Wir bitten dich für alle, die verlassen sind: 

G: Kehre ein bei denen, die deiner bedürfen.

Wir danken dir, dass dein Tag beginnt:

G: Weise uns den Weg durch dein Wort und stärke uns mit dem Brot des Lebens. ( g)

Vaterunser


* Schlussgesang: Lass mich dein sein und bleiben (EG 157)


Sendungswort (Spruch des Reformationsfestes)

Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1.Kor 3,11. 1.Joh 5,4c


Segen 

Gehet hin im Frieden. 

(G: Gott sei ewig Dank.)

Es segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige,  Vater, + Sohn und Heiliger Geist. 

G: Amen.  (h)


Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

*  Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 228, Nr. 189.14

d - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 15

e -  oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des Psalms 138, den man zum Reformationfest verwenden könnte, findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 755 f (Nr. 746) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (17. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f - vgl. www-predigten-uni-goettingen.de zu Matthäus 5,,2-10 (A.Dennecke)

g - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 56

h - liturgische Tradition