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25. September 2010


Begrüßung des 17. Sonntags nach Trinitatis (grün) - Sieghafter Glaube    

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. 1.Joh 5,4c


Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder Ich weiß, woran ich glaube (EG 357,1.2.4)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du bist nicht im Verborgenen geblieben.

Hat auch schon immer dein Name auf dieser Erde gewohnt, /

schon lange uns Menschen bewegt, /

+ nun hast du dich endgültig offenbart im Weg Jesu von Nazareth.

In ihm hast du gezeigt, wer du bist für deine Geschöpfe: /

Licht das aufstrahlt in der Finsternis, /

+ Sonne voller Gnade und Gerechtigkeit.

Komm uns entgegen im Glanz Jesu Christi, /

öffne uns für das Licht seiner Wahrheit, /

+ dass wir vertraut werden mit deinem Ziel für alle Welt

Erleuchte durch ihn unsere Wege /

an diesem Abend und Tag um Tag

+ bis hin in deine Ewigkeit. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

In der Stille bringen wir vor Gott, was uns in der vergangenen Woche  bewegt, erfüllt, bedrückt, zu Fragen geführt hat:

- Stille -

Wir vertrauen Gott (unserem Herrn) an, was gewesen ist.

Gott möge vollenden, was unvollkommen bleiben musste.

Gott möge versöhnen, wo Frieden einkehren soll.

Gott möge uns öffnen, für seinen Tag, seine Verheißung. (d)

Ingressus: Herr bleibe bei uns, (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst...

Psalm 67: Gott sei uns gnädig und segne uns  (EG Wü 785) (e)


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: Eile, Gott, mich zu erretten, HERR, mir zu helfen! Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen; und die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Hoch gelobt sei Gott! Ps 70,1.5

Psalm 25  - Nach dir, Herr, verlanget mich (EG 713)


Evangelium:  Matthäus 15,21-28 (I) Die kanaanäische Frau


* Responsorium:  Mit Freude erfüllt mich dein Walten (EG Wü 781.4)


* Betrachtung (Impuls)

Der westfälische Pfarrer i. R. Friedhelm Theiling  hat am 12. Oktober 2003 in einer Predigt zum 17. Sonntag nach Trinitatis in Hiddenhausen  (Kreis Herford)) u.a. gesagt:

Auf den ersten Blick ist das eine ärgerliche und peinliche Geschichte, die Jesus in einem Licht erscheinen lässt, das uns gar nicht gefällt. Jesus stößt zurück und wirkt äußerst abstoßend. Seine Jünger machen in dieser Geschichte auch keine glückliche Figur. Sie machen eher den Eindruck von Bodyguards, die Jesus und sich selbst in Schutz nehmen wollen. Sie scheinen nicht begriffen zu haben, worum es in der Nachfolge geht. Sie müssten doch wissen, dass sie in seiner Nähe auf Überraschungen gefasst sein müssen.
Es ist aber auch eine schöne Geschichte, weil uns eine sympathische Frau begegnet, die mutig und glaubensstark, durchsetzungs- und konfliktfähig ist und sich nicht abweisen lässt. Leider kennen wir ihren Namen nicht. Das mag typisch sein. ... Ich möchte ihr einen Namen geben und nenne sie Aischa, ...kein jüdischer Name, natürlich nicht. Sie ist ja auch keine Jüdin, sondern Kanaanäerin, für die Juden und auch für den Juden Jesus eine Ausländerin. ... Aischas Tochter ist krank. Die genaue Diagnose erfahren wir nicht. ... Offenbar ist das Leben ihrer Tochter bedroht....
Eindeutig zu klären ist nicht, warum Jesus mit seinen Jüngern die Grenze Israels verlässt. Aus der Anmerkung "Jesus ging weg von dort und zog sich zurück" ist zu entnehmen, dass Jesus entweder bedroht oder verfolgt wurde oder einfach seine Ruhe haben möchte. ... Nach der Grenzüberschreitung steht sie dann vor ihnen: "Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich über mich!" . ... "Lass sie gehen, sie schreit uns nach!"  Und auch Jesus scheint ähnlich zu denken. "Er antwortete ihr kein Wort!"
Aber die Frau lässt sich nicht fortschicken wie einen Hund, den man einfach vor die Tür setzt. Sie bleibt stehen... und wiederholt ihre Bitte.  Sie ist unkonventionell und provokativ. So etwas tut 'man' eigentlich nicht, aber Aischa tut es. Sie fragt und stellt in Frage. Sie will die Grenzen, die Menschen gezogen haben, nicht wahrhaben, - die Eingrenzung durch die Krankheit ihrer Tochter, - die Ausgrenzung, die sich dadurch inzwischen ergeben hat, - die Grenzen der öffentlichen und frommen Meinung,  - die Grenzen zwischen Frauen und Männern. Sie will diese Grenzen nicht wahrhaben. Sie fragt nicht: Was denken die anderen? Offenbar hat sie keine Angst, sich zu verletzten oder verletzt zu werden. Sie kann nichts mehr verlieren, nur ihr eigenes Kind. Darum kämpft sie mit den Waffen einer klugen Frau. Sie ist direkt, geht direkt auf Jesus zu, überschätzt nicht ihre Situation, in der sie sich als Frau befindet, unterschätzt sich aber auch nicht. Sie gibt sich nicht mit der ersten Antwort zufrieden, sie argumentiert, ohne beleidigt zu sein. Sie überwindet mit ihrem großen Glauben die kleinkarierte Haltung der Jünger und die zunächst starre Position Jesu.  Aischa, eine starke, eine sympathische Frau.
Sie wendet sich an Jesus. Ob das für sie der letzte Strohhalm ist, der sich ihr zufällig bietet oder ob sie diese Gelegenheit gesucht und geplant hat, erfahren wir nicht. Eigentlich konnte sie nicht damit rechnen, dass ein Jude ihr Gebiet betritt. Wir erfahren nicht, woher sie von Jesus als dem Sohn Davids wusste.
...  "Kyrie eleison! Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!" an einem Abend, an dem sie sich ausruhen wollen, passt nicht in das Konzept der Jünger.
"Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt!" Die Jünger können mit dieser Situation auf feindlichem Terrain aus dem Mund einer Frau nicht umgehen und Jesus offenbar auch nicht, obwohl mir sein Schweigen noch besser gefällt als die Reaktion der Jünger....
Bleiben wir noch einen Augenblick bei dem Schweigen Jesu, bei der ersten Erfahrung, die Aischa mit Jesus macht. Jesus schweigt und beantwortet ihre Bitte nicht. Da ist sie mir ganz nah, weil ich oft Ähnliches erlebe und erfahre. Ich bin mit Menschen zusammen, bei denen sich die Spirale von Not, Angst und Leid immer tiefer in die eigene Seele bohrt. Da ist kein Ende in Sicht, kein Hoffnungsschimmer, nur Ratlosigkeit.  Wie viele haben in schweren Situationen gerufen: "Herr, erbarme dich!" und niemand hat geantwortet. Es gibt so viel Leid, das keinen Sinn macht, soviel Zumutungen, für die es keine Hoffnung zu geben scheint. Dann kann es passieren, dass sich Gedanken bei uns einschleichen, dass der doch so gütige und gnädige Gott schweigt, dass ich vielleicht aus dem Raster Gottes gefallen sein könnte, dass er nicht mehr für mich da ist.
Aischa findet sich mit dem Schweigen Jesu nicht ab. Sie wirft ihr ganzes Vertrauen, ihre ganze Kraft und ihre ganze Hoffnung auf ihn gegen allen Widerstand von innen und von außen. Sie will sich nicht auf Lebenskonzepte festlegen lassen, die sie innerlich nicht akzeptieren kann. Sie appelliert an die Menschlichkeit Jesu, Anteil zu nehmen an ihrem Schicksal. "Ich verstehe ja, dass du mir gegenüber als Frau und als Angehörige eines anderen Volkes Vorbehalte hast. Ich weiß aber, dass du mir helfen kannst. Ich spüre es. Ich will niemandem etwas wegnehmen. In deinen Augen bin ich zwar nur so viel wert wie ein Hund. Aber auch die Hunde leben von dem, was vom Tisch ihrer Herren abfällt. Ich will ja nichts haben, was ich anderen wegnehme. Ich habe verstanden, dass du für die Kinder und die Menschen des Volkes Israel gekommen bist. Du lädst sie an deinen Tisch. Und ich gehöre nicht dazu. Du hast ja recht. Aber eines weiß ich: Wenn Kinder essen, dann falle auch immer ein paar Krümel vom Tisch herunter und jeder Hund freut sich darüber.
Du versorgst die Menschen deines Volkes mit allem Guten, was sie zum Leben brauchen. Du sagst ihnen, dass die Liebe eures Gottes so groß ist, dass alle Menschen darin Platz haben. Ich will ja keinen Platz an deinem Tisch. Aber lass mich nur in deiner Nähe bleiben. Vielleicht fällt ja etwas für mich ab, und deine Kinder werden trotzdem satt. Mehr will ich nicht, weniger aber auch nicht."
Welch ein Glaube, welch ein Vertrauen. Aischa wirft Denkmuster, die sich über Jahrhunderte bewährt haben, durcheinander und bittet Jesus, diese neu zu mischen. Glaube kann Berge versetzen, kann Jesus verändern, kann ihn zum Eingreifen bewegen.  Wir dürfen uns freuen, dass Jesus sich dieser Frau zuwendet und sich von ihr bewegen lässt. "Geh nach Hause, deine Tochter wird gesund!"
... Eine ermutigende Geschichte für alle, die in der Gefahr stehen, vor die Hunde zu gehen. Eine gute Nachricht für alle, die Ermutigung brauchen, dass Gott sich doch noch bewegen und mit sich reden lässt, dass Gott sein Schweigen durchbricht.
"Ach dass du den Himmel zerrissest und kämest herab!" Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, dass Gott sich herablässt, wäre Gott ein kalter Götze, der weder reden kann, noch sich bewegen lässt. Jesus selbst ist der Beweis dafür, dass Gott sich bewegen lässt, dass Gott sich in Bewegung setzt.
"Ich lasse dich nicht", sagt Jakob, "du segnest mich denn!"  Für unseren Glauben ist es nicht am schlimmsten oder gefährlichsten, wenn wir das Schweigen Gottes erleben, sondern wenn wir nicht mehr damit rechnen, dass Gott sich bewegen lässt und sein Schweigen durchbricht.
Es mag ja sein, dass seine Antwort anders aussieht als wir erwarten, dass sie auch zu einem anderen Zeitpunkt eintrifft als es uns lieb ist; von Aischa möchte ich lernen: "Gib nicht auf!" Sag ihm deine Not, auch wenn er schweigt. Du hast freien Zugang. Tu alles, was dir möglich ist. Etwas zu tun ist besser als resigniert nichts zu tun.  Sag ihm alles, was dich belastet und bewegt, was dich ärgert oder traurig macht. Und dann geh hin und lass dich überraschen.
"Er wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann."
Amen. (gekürzt R.B.) (f)


Wochenlied: 

Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346,1.3.4)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Dank und Fürbitten 

Gott, unser Vater. Du hast uns Ruhe verheißen. Ein Leben lang sind wir unterwegs voll Sehnsucht nach diesem Ziel und machen uns doch viel vergebliche Unruhe. Du hast uns zu Dir hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir. Dich rufen wir an,

R: Herr, sei du nahe.

Wir bitten Dich: Schenke Ruhe für Leib und Seele, heute Abend und am morgigen Tag, hin und wieder, wenn wir es nötig haben, und einmal für immer. Dich rufen wir an,

R: Herr, sei du nahe.

Wir denken an Menschen, die ruhelos sind, an die Überforderten und Überarbeiteten, an die körperlich und seelisch Kranken. Bring Ruhe, Geduld und Zuversicht in ihr Leben. Dich rufen wir an:

R: Herr, sei du nahe. ( g)

Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. 1.Joh 5,4c


Segen 

Jesus sagt: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.  Gehen wir hin + in (seinem) Frieden. (nach Joh 14,27)


Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

*  Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 223, Nr. 189.5

d - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 16

e -  oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des Wochenpsalms (Ps 138) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 755 f (Nr. 746) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (17. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f - vgl. www-predigten.de zu Matthäus 15,21-28

g - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 56