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14. August 2010


Begrüßung des 11. Sonntags nach Trinitatis (grün) - Pharisäer und Zöllner

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 1.Petr 5,5b


Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder Erneure mich, o ewigs Licht (EG 390)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du bist nicht im Verborgenen geblieben.

Hat auch schon immer dein Name auf dieser Erde gewohnt, /

schon lange uns Menschen bewegt, /

+ nun hast du dich endgültig offenbart im Weg Jesu von Nazareth.

In ihm hast du gezeigt, wer du bist für deine Geschöpfe: /

Licht das aufstrahlt in der Finsternis, /

+ Sonne voller Gnade und Gerechtigkeit.

Komm uns entgegen im Glanz Jesu Christi, /

öffne uns für das Licht seiner Wahrheit, /

+ dass wir vertraut werden mit deinem Ziel für alle Welt

Erleuchte durch ihn unsere Wege /

an diesem Abend und Tag um Tag

+ bis hin in deine Ewigkeit. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Hier sind wir, Gott, vor dir versammelt, so wie wir sind. Die Woche neigt sich dem Ende zu. Dir, Gott, überlassen wir, was gewesen ist. Segne es. 

- Stille -

In deine Hände legen wir unsere Freude und unseren Kummer:

- Stille -

In deine Hände legen wir unsere Erfolge und unsere Niederlagen:

- Stille -

In deine Hände legen wir unser Liebe und unser Glück und unseren Schmerz und unsere Sehnsucht:

- Stille -

In deine Hände legen wir Unordnung und Streit, Versagen und Not. Verwandle es durch deine Güte.

- Stille -

Vor dir, Gott, denken wir an die Menschen, denen wir begegnet sind. Nimm sie in deinen Schutz.

- Stille -

Dir ans Herz legen wir unsere Freunde und unsere Feinde:

- Stille -

Wir danken dir, Gott, für die vergangene Woche. Dir vertrauen wir uns an. (d)

Ingressus: Herr bleibe bei uns, (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Psalm 25: Herr, zeige mir deine Wege (EG Wü 784) 


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: Unsere Seele harrt auf den HERRN; er ist uns Hilfe und Schild. Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen. Deine Güte, HERR, sei über uns, wie wir auf dich hoffen. Ps 33, 20-22

Psalm 113  - Halleluja. Lobet ihr Knechte des Herrn (EG 745) 

 

Evangelium:  Lukas 18,9-14 (I) Pharisäer und Zöllner


* Responsorium:  Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)


* Betrachtung (Impuls)

Der Genfer Reformator Johannes Calvin (1509--1564) hat in einer Predigt zu diesem Gleichnis erklärt:

Hier "belehrt uns Christus über eine andere Tugend, die zum richtigen Beten notwendig ist: Die Gläubigen können nur in Einfalt und Demut vor das Angesicht Gottes kommen. Keine Krankheit ist verderblicher als die Anmaßung, und doch sitzt sie allen so fest in Mark und Bein, daß sie durch kaum ein Heilmittel vertrieben und ausgerottet werden kann. Es ist zwar ein Wunder, daß die Menschen so unsinnig sind, daß sie es wagen, vor Gott einen Federbusch aufzusetzen und vor ihm mit ihren Verdiensten zu prahlen. Denn wenn uns unter Menschen die Ehrsucht betört, so sollten wir doch, wenn wir ins Angesicht Gottes kommen, alles Selbstvertrauen fahrenlassen. Indessen meint jeder, er hätte sich genug gedemütigt, wenn er nur in heuchelnder Weise um Vergebung gebeten hat. Wir merken, daß diese Ermahnung des Herrn nicht überflüssig ist. Christus geißelt zwei Fehler, die er verurteilen wollte: unser falsches Selbstvertrauen und den Hochmut, auf die Brüder hinabzuschauen. Der eine Fehler entsteht aus dem anderen. Denn ein jeder betrügt sich in einem eitlen Selbstvertrauen, und es kann nicht anders sein, als daß er sich dabei über die Brüder erhebt. Kein Wunder! Denn wie sollte einer nicht auf Menschen hinabschauen, die ihm gleichgestellt sind, wenn er sich gegen Gott selbst hochmütig erhebt? Jeder bläst sich im Vertrauen zu sich selbst auf und führt einen offenen Krieg mit Gott, den doch allein unsere Selbstverleugnung mit uns versöhnen kann, nämlich wenn wir ganz klein werden und all unser Vertrauen auf die eigene Tüchtigkeit und Gerechtigkeit in seiner Barmherzigkeit allein begraben....

Christus vergleicht zwei Männer miteinander, die, obwohl sie beide einen frommen Eifer zum Beten an den Tag legen, sich doch weit voneinander unterscheiden. Denn der Pharisäer mit seiner äußerlichen Heiligkeit naht sich Gott, indem er sein Leben rühmt, und er naht sich ihm unter Berufung auf sein Recht, um ihm das Opfer seines Lobes darzubringen. Der Zöllner dagegen ist wie ein Verworfener, weil er weiß, daß er unwürdig ist näherzutreten; unter Zittern macht er ein demütiges Bekenntnis. Christus aber verwirft den Pharisäer und behauptet, die Bitten des Zöllners seien Gott angenehm gewesen.... 

Vom Zöllner heißt es: „Dieser ging hinab gerechtfertigt.“ Im Grunde ist das kein Vergleich. Denn Christus stellt den Zöllner nicht nur gerade eine Stufe höher, als ob sie beide Gerechtigkeit gehabt hätten, sondern er meint, der Zöllner sei von Gott angenommen worden, während der Pharisäer ganz und gar verworfen wurde. Diese Stelle zeigt deutlich, was es eigentlich heißt: Gerechtfertigt werden. Es bedeutet, vor Gott dastehen, als ob wir gerecht wären. Denn Christus sagt nicht, der Zöllner sei darum gerechtfertigt worden, weil er plötzlich eine neue Eigenschaft erworben hätte, sondern weil er nach dem Bekenntnis der Schuld und Beseitigung der Sünden Gnade erlangt hat. Daraus folgt, daß die Gerechtigkeit in der Vergebung der Sünden besteht. Wie darum der Pharisäer mit seinem falschen Selbstvertrauen seine Tugenden entstellte und verunreinigte, so daß seine vor der Welt löbliche Lauterkeit bei Gott wertlos war, so habe der Zöllner kein Verdienst auf Grund der Werke, das ihm helfen konnte, und er erlangte die Gerechtigkeit allein durch die Bitte um Vergebung, denn er hoffte auf nichts sonst als auf die reine Güte Gottes. Aber es scheint unsinnig zu sein, daß nun alle mit dem Zöllner in die gleiche Reihe gebracht werden, wo doch die Reinheit der Heiligen sich weit von der des Zöllners unterscheidet. Ich antworte: Mag einer in der Verehrung Gottes und in der wahrhaften Heiligkeit noch so weit vorangekommen sein, wenn er bedenkt, wieviel ihm noch fehlt, dann kann er auf keine andere Weise gebührend beten, als mit dem Bekenntnis seiner Schuld zu beginnen. Denn alle sind doch gemeinsam schuldig, wenn es die einen auch etwas mehr und die andern etwas weniger sind. Darum gibt Christus hier zweifellos allen eine Regel an die Hand, als wenn er sagen würde: Dann erst ist Gott uns gnädig, wenn wir nicht mehr auf unsere Werke vertrauen und ihn bitten, uns umsonst zu versöhnen. ... Es darf nur das die einzige Stütze unseres Glaubens sein, daß Gott uns angenommen hat, nicht weil wir es so verdient hätten, sondern weil er unsere Sünden nicht anrechnet. (gekürzt R.B.) (f)


Wochenlied: Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299)

oder: Allein zu dir, Herr Jesu Christ (EG 232)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Fürbitten 

Du treuer Gott, am Ende dieser Woche danken wir dir für alles, was unserem Leben Freude und Sinn gegeben hat.

- Stille -

Wir denken an die Menschen, mit denen wir zusammengewesen sind: Halte sie in deinem Schutz.

- Stille -

Alle Kinder, die in dieser Woche geboren wurden, lass in Geborgenheit aufwachsen.

- Stille -

Die geheiratet haben, lass in Liebe und Treue zusammenbleiben.

- Stille -

Für die Heimgerufenen erbitten wir deinen Frieden, für die Leidtragenden deinen Trost.

- Stille -

Hilf uns, unser Leben in der Verantwortung vor dir zu führen. Mach uns bereit für die Stunde, in der du uns abrufst.

- Stille -

Steh denen bei, die sich für den morgigen Gottesdienst vorbereiten, und erfülle den Sonntag mit deinem Segen. Das bitten wir in Jesu Namen. ( g)

Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 1.Petr 5,5b


Segen 

Gott segne uns, er erleuchte uns mit seiner Gnade und gebe uns + Frieden.

G: Amen. (h)




Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

*  Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 223, Nr. 189.5

d - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 60

e -  oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des Wochenpsalms (Ps 113) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 735 f (Nr. 731) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (11. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f - vgl. O.Weber, Calvins Auslegung der Heiligen Schrift. Zwölfter Band: Die Evangelien-Harmonie 2. Teil, Neukirchener Verlag 1966, S. 453ff.

g - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 57

h - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 59