Text als RTF-Dokument herunterladen

21. Dezember 


Prophet Micha (blau #) Künder von Gericht und Heil

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünden vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! (Micha 7,18)


Zum christlichen "Gedenken der Heiligen" wird häufig auf die "Wolke der Zeugen"" nach Hebräer 12,1 verwiesen; wo eben Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sara etc. namentlich genannt werden: Gestalten aus dem Alten Testament. Ihrer zu gedenken, - wie in manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCA) - kann  berechtigterweise auch „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst in evangelischer Tradition abgeben. Entsprechend werden Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten.

Abendgottesdienst


Eröffnung (Begrüßung)

Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden.  (Ps 72,28.29) R: Amen.
Wir gedenken heute des Propheten Micha , der im Ort Moreschet, wohl bei Gat, heute Kirjat Gad in Israel geboren wurde und um 725 bis 712 v. Chr. wirkte. Micha war von Beruf ursprünglich Bauer und wurde nach seiner Berufung als Prophet in Jerusalem und wohl auch an seinem Heimatort Moreschet tätig. In seinen Worten finden sich scheltende und drohende Worte gegen die Zustände im Nord- wie im Südreich ebenso wie großartige Verheißungen, so die bekannte des kommenden Friedensreiches (Micha 4, 1 - 5, ähnlich bei Jesaja 2, 2 - 5) mit dem Hoffnungszeichen, dass Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden. In den traditionellen Auffassungen wird der Prophet mit Micha, dem Sohn des Jimla, zusammengesehen, der (schon) zur Zeit Jehoschafats 800 v. Chr. lebte. Auf die Geburt Jesu in Bethlehem wurde bereits bei Matthäus das Prophetenwort aus Micha 5, 1. 3 bezogen: „Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas, aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.“ (Mt 2,6)  (a)
(Lied: Herr, der du vormals hast dein Land (EG 283,1-4) )


[ oder ]  Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Erbarme dich meiner, Herr, und vernimm die Stimme meines Flehens.

Psalm 91 : Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt (EG Wü 782.4)

oder mit dem Evangelischen Tagzeitenbuch

Leitvers: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert: Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Psalm 34 A - Ich will den HERRN loben allezeit (TZB 766)


oder Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Mich 6,4)

Psalm 119 A - Wohl denen, die ohne Tadel leben (EG.E 99 / EG 748)


Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott, der Propheten sendet, uns auf seinen Weg zu führen: - Stille -

Du, Gott, sprichst Worte der Verheißung zu den Menschen, die Ausschau halten nach deiner Weisung und sich danach sehnen, dass du kommst. Bringe den Frieden näher, auf den die Welt wartet und lass uns erfahren, wer du bist für uns heute und alle Tage unseres Lebens bis hin zu dir in Ewigkeit.  (b) 


Lesung aus dem Alten Testament:  Micha 4,1-7 – .. ihre Schwerter zu Pflugscharen machen


Antwortgesang: Weise mir, Her, deinen Weg (EG Wü 779.3) 


Lesung aus dem Neuen Testament: Matthäus 2,1-8a  - Du Bethlehem im Lande Juda ...


Antwortgesang: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)


Auslegung oder Betrachtung 


Lied: Zu Bethlehem geboren (EG 32,1-4)

oder ein anderes Lied


[ Canticum (c)

Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.

Benedictus:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6)

 

Fürbitten

Lasst uns beten: Gott, du willst für alle Menschen wie für die ganze Kreatur Frieden, Heil und Heilung. Zu dir wenden wir uns und bitten:

R:  Kyrie eleison.    oder:   Lass leuchten dein Angesicht

Gott, in der Stille nennen wir vor dir Namen der Länder, wo Krieg herrscht, wo Krisenherde sind, wo Bürgerkriege toben - wo wir uns nach Frieden sehnen.

- Stille - Zu dir wenden wir uns und bitten:

R:  Kyrie eleison.     oder:   Lass leuchten dein Angesicht. 

Gott, du willst, das Gerechtigkeit herrscht. So bringen wir vor dich in der Stille Menschen, Situationen, Länder, für die wir Gerechtigkeit herbeisehen.

- Stille - Zu dir wenden wir uns und bitten:

R:  Kyrie eleison.     oder:   Lass leuchten dein Angesicht. 

Gott, du hast die Welt wunderbar gemacht und willst, dass wir deine Schöpfung bewahren. So denken wir in der Stille an die verletzte Erde, für die wir Heilung ersehnen.

- Stille - Zu dir wenden wir uns und bitten:

R:  Kyrie eleison.     oder:   Lass leuchten dein Angesicht. 

Gott gib Acht auf deine Welt. So bitten wir in der Stille um verantwortliches Handeln der Regierenden und dass wir all deinen Geschöpfen Achtung entgegenbringen, so wie du es tust.

- Stille - Zu dir wenden wir uns und bitten: 

R:  Kyrie eleison.     oder:   Lass leuchten dein Angesicht.  (d)

Die Geburt Jesu Christi in Bethlehem, in  der du deine Verheißung wahrgemacht hast, lässt uns niederknien vor dem Wunder, dass der Himmel die Erde mit deinem Frieden berührt hat. Nimm an unser Lob, das von Herzen kommt, wenn wir ihn anbeten und verehren als unsern Retter und unsern Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. (e)


Vaterunser


[ Schlussgesang: Ach mache du mich Armen (EG 10,4)

oder Schalom chaverim (EG 434)


Segen


Zum Micha-Buch

Gliederung
Das Buch lässt sich als dreifacher Rhythmus von Gerichts- und Heilsankündigung lesen (andere Forscher sehen nur ein Doppelschema, aber vgl. die Neueinsätze in 3,1 und 6,1). Dieses Schema ist sicher nicht ursprünglich, wie auch die Echtheit ganzer Teile des ganzen Buches umstritten ist. So gelten die größten Teile der Kap. 4-7 als sicherlich später, auch in Kap. 1-3 werden deuteronomistische Überarbeitungen gesehen.

Inhalt
Inhaltlich ist das Michabuch von einer kompromisslosen Anklage sozialer Missstände bestimmt (wie Amos für das Nordreich). Vor allem geht es wohl um Fragen des Bodenrechts (vgl. etwa 2,4f.). Die Oberschicht enteignet mit juristisch zwar einwandfreien Mitteln die kleinen Bauern, nimmt ihnen so aber das von Gott her zustehende Erbteil (vgl. oben zu Rut). Micha erwartet das Gericht Gottes über Samaria (?), Juda und Jerusalem (nicht über die Völker!), das Kommen JHWHs kann er sich nur als zerstörerisches Werk vorstellen. In besonderer Weise werden in Kap. 3 die Häupter, Fürsten und Propheten für die Misslage verantwortlich gemacht. Sie sollten das Recht kennen, doch sie selbst hassen das Gute und lieben das Böse (3,2).

Wichtige Einzeltexte
Wichtig ist auch bei Micha, wie bei Jesaja, die besondere Bedeutung der Zionsvorstellung. Seine Gegner greifen sie auf mit dem Hinweis "Ist nicht Gott in unserer Mitte? Es kann kein Unglück über uns kommen" (3,11). Gegen diese Heilssicherheit (vgl. inhaltlich Jer 7) sagt Micha die Zerstörung an: "Jerusalem wird zum Trümmerhaufen und der Tempelberg zur Waldeshöhe" (3,12). 

Die Kapitel 4+5 stellen dann im Gegensatz dazu den Zion wieder als Heilsgaranten in den Mittelpunkt des Interesses. Die Völker werden zum Zion wallfahren, von dort wird das Friedensreich ausgehen. Kap. 5 weissagt den davididischen Messias aus Bethlehem. Kap. 6 stellt die Forderungen Gottes an sein Volk zusammen; 6,8 fasst dies (wohl später) nochmals zusammen: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Recht (מִשְׁפָּט, mišpāt) zu üben und Gutes zu lieben und einsichtig mit Gott zu wandeln". Dieser Satz gilt im Judentum als Summe der 613 Gebote der Tora. 

Das in Kap. 7 zugefügte liturgische Formular geht möglicherweise auf eine besondere Redaktion zurück, die das Buch Micha für exilische Klagefeiern verwendet und überarbeitet hat. 


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

 # als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich 

[ ] Durch Klammer gekennzeichnete Stücke können entfallen

a  vgl. www.Ökumenisches Heiligenlexikon zu Micha

b vgl. Württemb. Gottesdienstbuch I, Stuttgart 2004, S . 130, Nr. 5

c Die Verwendung des Benedictus als Canticum in diesem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der orthodoxen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).

e vgl. Common Worship - Times and Seasons (Church of England) London 2006, S. 79  

f vgl. http://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/altes-testament/dodekapropheton-kleine-propheten/micha/