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6. September 


Prophet Sacharja (blau #) Prophet von Gericht und Gnade

So spricht der HERR: Ich kehre wieder auf den Zion zurück und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem „Stadt der Treue“ heißen soll und der Berg des HERRN Zebaoth „heiliger Berg“.  Sach 8,3


In manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikani-sche Lutheraner (LCA) wird nicht nur der Apostel und überzeugenden „Heiligen“ aus der Geschichte des christlichen Glaubens gedacht, sondern auch zu besonderen Tagen an her-ausragende Gestalten des Ersten Bundes erinnert mit dem, was von ihnen im Alten Testament (Tora, Prophetenbücher, Schriften – auch außerkanonisch) überliefert wird. Nach Hebräer 11 und 12 bilden sie die „Wolke der Zeugen“. Ihr Gedächtnis kann das „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst vorgeben. Dazu werden Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten.

Abendgottesdienst


Eröffnung (Begrüßung)

Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden.  (Ps 72,28.29) R: Amen.

Wir gedenken heute des Propheten Sacharja, nach dem auch das Buch benannt ist, und der in der griechischen und lateinischen Bibel Zacharias heißt . Er zählt zu den „kleinen Propheten“, die im Sirachbuch gepriesen werden: „Die Gebeine der zwölf Propheten mögen grünen, wo sie liegen. Denn sie haben Jakob getröstet und die erlöst, die glauben und hoffen.“ (Sir 49,10) Sacharja wirkte in der Zeit kurz nach dem babylonischen Exil in Jerusalem und war Zeitge-nosse des Propheten  Haggai  [nach Sach 1,1 war er der Sohn Berechjas und Enkel Iddos. Er kam also aus einer Priester-familie und war wahrscheinlich selbst Priester. Zur Zeit des Ho-henpriesters  Jojakin war Sacharja das Oberhaupt seines Geschlechts. Der erste Teil des Pro-phetenbuches (Sacharja 1–8) wird im Allgemeinen auf einen Propheten gleichen Namens zurückgeführt. Sacharja hat die erste Vision im 8. Monat des zweiten Jahres des Königs Dari-us I, also im Oktober/November 520 v.Chr. – zwei Monate nach dem Auftreten des Prophe-ten Haggai (Haggai 1,1), zur Zeit der Jerusalemer Restauration verfasst.] Da im Matthäus-Evangelium als Deutung des Einzugs Jesu in Jerusalem ein mressianisches Prophetenwort aus Sach zitiert wird,  ist die Rede von der „Tochter Zion“ in einer Reihe von Advents- und Weihnachtsliedern zu finden. „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sach 9,9) (a)

(Lied: Macht hoch die Tür (EG 1,1-3)


[ oder ]  Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Siehe, nun kommt der Herr der Herrscher...

Psalm 100 : Jauchzet dem Herrn, alle Welt (EG Wü 786)


oder Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers:  Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR. Sach 2,14

Psalm 96 – Singet dem HERRN ein neues Lied (EG E.82 / EG 738)


[ Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott, der uns seinen Frieden zusagt: - Stille - 

Erleuchte uns mit deinem Licht und erfülle alles, was in der Finsternis lebt, mit dem Glanz deiner Verheißung. Schenke uns deine Gnade, dass das Böse vertrieben und uns die Schuld vergeben wird. Hilf uns mit deiner Kraft, damit wir deinen Namen ehren und uns freuen am Leben in deiner Nähe durch Jesus Christus, unseren Retter und Herrn (b) ]


Lesung aus dem Alten Testament:  Sacharja 9,8-10 – Tochter Zion freue dich sehr 


Antwortgesang: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)


Lesung aus dem Neuen Testament:  Matthäus 21,1-11 -  ... auf dass erfüllt würde, was gesagt ist


Antwortgesang: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.4))


Auslegung oder Betrachtung 


Lied: Tochter Zion, freue dich (EG 13,1-3) 


[ Canticum (c)

Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.

Benedictus:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6)

 

Fürbitten

Die Himmel, Ewiger, rühmen deine Werke. Die Geschöpfe der Erde, Herr, singen dein Lob. Deine Propheten, Gott, künden uns deine Zukunft. Alles, was Menschen tun, soll deine Macht bezeugen. Alles, was ist, wartet noch auf dein Reich. Öffne unsere Ohren, dass wir in deinem Wort den Klang des Lebens vernehmen. Reinige unsere Augen, dass wir in dem, was geschieht, dein Wirken erkennen. Erfülle unsere Herzen mit dem Vertrauen, dass nichts uns trennen kann von deiner Liebe. – Wir rufen zu dir:

R: Kyrie eleison.

Weil du ein Gott bist, der sich unter den Menschen hören lässt und der menschliches Rufen erhört,bitten wir dich für alle, die auf dich warten: für die Armen um Hilfe, für die Hungern-den um Brot ,für die Gefangenen um Befreiung, für die Kranken um Gesundheit, für die Ster-benden um ein seliges Ende, für die Trauernden um Trost, für die Verzweifelten um Hoff-nung, für die Erschöpften um Kraft, für die Unzufriedenen um Geduld, für die Leidenden um Rettung, für alle Menschen um Augenblicke des Glücks. Herr, lass alle die Fülle des Lebens erfahren. - Wir rufen zu dir:

R: Kyrie eleison.

Weil du ein Gott bist, der sich sehen lässt unter den Menschen, der aber auch das, was auf Erden geschieht, bitten wir dich für alle, die Macht und Verantwortung haben: in Wirtschaft und Politik, in der Wissenschaft und in den Medien, in Krankenhäusern und Schulen, in der Verwaltung und in den Gerichten: dass sie dem Unrecht wehren und das Recht fördern, dass sie das Elend sehen und für Abhilfe sorgen, dass sie das Klagen und Schreien hören und bei aller Strenge barmherzig bleiben. Erleuchte, die verblendet sind. Erwecke, die von Geldgier und Machtrausch betäubt sind. Errette und bewahre uns alle vor den Mächten des Bösen. - Wir rufen zu dir:

R: Kyrie eleison.

Weil du ein Gott bist, der vor aller Zeit gewesen ist und der nach aller Zeit sein wird, bitten wir dich für alle, die in unserer Zeit das Evangelium zu predigen haben: dass sie angesichts der Armen nicht mutlos werden, dass sie den Reichen nicht zu schmeicheln beginnen, dass sie in den Stunden von Anfechtung und Verfolgung Beistand finden, dass sie die Härte des Lebens nicht verharmlosen und deine Gnade nicht billig verschleudern, dass sie klar und eindeutig, voller Liebe und Zuversicht dir und den Menschen dienen. Segne, Herr, deine Gemeinde überall in der Welt.  - Wir rufen zu dir:

R: Kyrie eleison.

Erhöre, Herr, alle, die zu dir rufen. Zeige dich allen, die dich suchen. Dir, dem einen und einzigen Gott, der da ist und der da war und der da kommt, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist sei Lob und Ehre, Preis und Anbetung jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit und Ewigkeit. (d)


Vaterunser


[ Schlussgesang: Ach mache du mich Armen (EG 10,4)

oder Schalom chaverim (EG 434)


Segen


Anhang 

Im Sacharjabuch finden sich Datierungen, die nach unserer Zeitrechnung in die Jahre 520 (Sach 1,17) und 518 v.Chr. (Sach 7,1) gehören. Es ist die Zeit des beginnenden Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem. Darauf sind die Kapitel 1 – 8 bezogen. Sie gehen auf den Prophe-ten Sacharja zurück, von dem sonst nichts bis wenbig bekannt ist. Es ist eine Zeit „armseli-ger“ Anfänge (Sach 4,10). Im Blick auf sie deutet der Prophet die Erfahrung des Exils als Gerichtshandeln Gottes an seinem Volk, auf das die früheren Prophetinnen und Propheten nicht gehört haben. Die jetzt gegebene Möglichkeit zur Rückkehr soll als Umkehr zu Gott in kultischer und sozial-rechtlicher Hinsicht ergriffen werden. So wird auch Gott zu seinem Volk umkehren mit der Verheißung sicheren und erfüllten Lebens in Jerusalem und Juda. Das Handeln Gottes in Gericht und Zuwendung gilt auch gegenüber den Völkern. Gottes Gericht holt diejenigen ein, die Juda und Jerusalem bedrängen. Aber viele von ihnen werden sich Israels Gott anschließen in der Wendung nach Jerusalem (Sach 8,20-23). Es gibt keine Beziehung zum Gott Israels am Volk Israel vorbei. (e)

Inhaltlich ist das Sacharja-Buch also zunächst bestimmt durch die Visionen Sacharjas (je nach Zählung sieben oder acht) : Ruf zur Buße (1,1–6); Vision der Pferde (1,7–17); die vier Hörner und die vier Schmiede (2,1–4); der Mann mit der Messschnur (2,5–17); der wahre Hohepriester (3,1–10); Leuchter und Ölbäume, die beiden Ölsöhne (4,1–14); die fliegende Schriftrolle und die Frau im Scheffelmaß (5,1–11); die vier Wagen (6,1–8) Das Schwerge-wicht des Buches liegt auf diesem Zyklus von sieben Visionen im ersten Teil (1,7–6,15). Der Sinn dieser Visionen bleibt dem Propheten verschlossen, worauf ihm ein Engel im Gespräch die jeweilige Vision erklärt (Angelus interpres). Sach 4,6 : „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist.“ (a) Nach verbreiteter Einschätzung sind die Kapi-tel 9 – 14 in zwei Stücken hinzugekommen (Kap 9 – 11 im ausgehenden 4. Jh.; Kap 12 –14  in der zweiten Hälfte des 3. Jh.s). Das Handeln Gottes in Gericht und Zuwendung gegenüber Israel und den Völkern und das Verhältnis Israels zu den Völkern werden hier nicht anders dargestellt als in den Kapiteln 1 – 8... Die Texte werden gegen Ende des Buches immer stär-ker auf einen (kommenden) Tag des HERRN ausgerichtet. Geschichtliche Erfahrungen – und Enttäuschungen – lassen hier nicht resignieren, ihnen wir viel die Perspektive „jenes Tages“ abgewonnen, an dem Gottes Einzigkeit zum Ziel kommt (Sach 14,9). So ist es nicht zufällig, dass das Buch mit dieser Wendung endet: „an jenem Tag.“ (e)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

LuthersÜbersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

#.      als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie in der schwedi-schen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich 

[ ]     Durch Klammern gekennzeichnete Stücke können entfallen

a       vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Sacharja

b       R.B. nach M.Josuttis, Erleuchte uns mit deinem Licht, Gütersloh 2009, S. 19

c       Die Verwendung des Benedictus als Canticum auch in diesem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der orthodoxen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).

d       vgl. M.Josuttis, Erleuchte uns mit deinem Licht, Gütersloh 2009, S. 71 f.

e       vgl. Die Bibel in gerechter Sprache, Gütersloh 2006,, Das Buch Sacharja, S. 1070