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18. Februar 


Josef (und seine Brüder) (blau #) Geweihter unter seinen Brüdern 

Josef sprach zu seinen Brüdern: Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen (und zu tun, was jetzt am Tage ist),  nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.  (Gen 60,20)


Zum christlichen "Gedenken der Heiligen" wird häufig auf die "Wolke der Zeugen"" nach Hebräer 12,1 hingewiesen; da sind es eben Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sara etc. etc., die namentlich genannt werden. So kann deren Gedenken berechtigterweise auch das „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst in evangelischer Tradition abgeben. Auch König David wird in der Confessio Augus-tana, Art. 21 als ein "Heiliger" angeführt, dessen Beispiel man folgen könne.  Entsprechend werden Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten. 


Eröffnung (Begrüßung)

Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden. (Amen.) (Ps 72,28.29) R: Amen

Wir gedenken heute (a) an Josef, des ersten der beiden Söhne Jakobs, der von Rahel geboren und der zum Lieblingssohn seines Vaters wurde. Ausführlich erzählt die Genesis, das 1. Buch Mose, in seinen Kapiteln 37 bis 50 vom konfliktträchtigen Verhältnis Josefs zu seinen Brüdern und von sei-nem weiteren Werdegang: [seinen „hohen“ Träumen, seine Bevorzugung durch den Vater, seinem Verkauf nach Ägypten durch die Brüder, seinem Leben in Potifas Haus, seiner Gefängniszeit, seiner Traumdeutung, seinem Aufstieg beim Pharao, seiner erfolgreichen Fürsorge und Vorsorge für Ägyp-ten, seiner Wiederbegegnung mit den Brüdern aufgrund der Hungersnot in deren Land, der Ängsti-gung seiner Brüder und wie er sich erst spät zu erkennen gibt, der Reise des Vater Jakobs nach Ägypten, der Ansiedlung der „Israeliten“ im Land, dem Segen Jakobs über seine zwölf Söhne und die beiden erstgeborenen Söhne Josefs.] Diese Erzählungen bilden die Brücke zwischen den Väter-geschichten um Abraham, Isaak und Jakob (im Buch Genesis – 1. Mose) zum weiteren Geschick der „Kinder Israels“ in der ägyptischen Sklaverei und ihrem Auszug unter Leitung Moses, durch die Wüstenwanderung, hin zum verheißenen Land (im Buch Exodus – 2. Mose). Von Josefs Tod wird überliefert: „Josef sprach zu seinen Brüdern: Ich sterbe, aber Gott wird euch gnädig heimsuchen und aus diesem Lande führen in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hat.“ (Gen 50,24) (b)

(Lied: Ich heb mein Auge sehnlich auf (EG 296,1-4)


[oder]

Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1) 


Psalmodie (gesungen)

Leitvers:  Der Engel des Herrn behütet alle, die ihn fürchten 

Psalm 34: Ich will den Herrn loben allezeit  (EG Wü 781.2)


oder Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers:  Ein junger Fruchtbaum ist Josef, ein junger Fruchtbaum an einer Quelle, dessen Zweige emporsteigen über die Mauer. (...Von dort kommt der Hirte, der Fels Israels.)  (Gen 49,22(24b)

Psalm 92: Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken (EG.E 80 / EG 737) 

oder

Leitvers:  Du Hirte Israels höre, der du Josef hütest wie Schafe. Erscheine, der du thronst über den Cherubim (vor Ephraim, Benjamin und Manasse!) Erwecke deine Kraft und komm uns zu Hilfe. (Ps 80,2)

Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte (EG.E 40 / EG 711)


Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott und befehlen ihm unsere Wege an:  - Stille –

Gott, geduldig und von großer Treue. Gib uns Anteil an der Weite deines Herzens. Öffne unsere Oh-ren für die Verheißungen in deinem Wort. Überzeuge uns zum Glauben durch deine Güte und erfül-le uns Herz und Sinn mit deiner Gerechtigkeit. Das bitten wir im Vertrauen auf die Liebe, die du deinem Volk erwiesen hast (in Christus Jesus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn). (c)


Lesung aus dem Alten Testament: Genesis 49,1-9(10-15) Josef gibt sich den Brüdern zu erkennen


Antwortgesang: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)


Lesung aus dem Neuen Testament: Apostelgeschichte 7,9-18 – Josef in Ägypten

oder Markus 3,20.21.31-35 – Jesus und seine Familie


Antwortgesang: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.1)


Auslegung oder Betrachtung oder Vita (d)


Lied: Man lobt dich in der Stille (EG 323,1-3)


[ Canticum (e)

Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.

Benedictus:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EG Wü 779.6)

 

Fürbitten 

Lasst uns beten für ein Gelingen in den Beziehungen, in die wir hineingestellt sind; für das Mitein-ander unter Menschen unterschiedlicher Lebensalter und Lebensentwürfe; für die Menschen, die zueinander gehören und miteinander durch das Leben gehen – lasst uns rufen:

R: Kyrie eleison.

Lasst uns beten um Sorge und Achtsamkeit in den Familien, in den Ehen, Partnerschaften und Freundschaften, dass man sich nicht voneinander trennt;  dass man eines Sinnes versucht, miteinander zu wachsen und glücklich zu sein – lasst uns rufen: 

R: Kyrie eleison.

Lasst beten für die Menschen in allen Lebensaltern: für die Kinder und Heranwachsenden, dass ih-nen nichts Böses zustößt; für alle in der Mitte ihres Lebens, dass sie sich einsetzen zum Wohl der Gemeinschaft; für alle, die sich nicht zurecht finden, die Unerfüllten und Gescheiterten, dass ihnen die Hoffnung auf Zukunft erhalten bleibe; für die betagten Menschen, dass ihr Herz jung bleibe – lasst uns rufen:

R: Kyrie eleison.

Lasst uns beten um Weisheit, Weitsicht und Sorgfalt für alle, die für das Leben in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in der Politik und der Wissenschaft Verantwortung tragen, dass sie ihre Macht nicht missbrauchen, sondern nach Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit streben – lasst uns rufen:

R: Kyrie eleison.

Lasst uns beten für jene, die sich abmühen mit Ausgrenzung, Vorurteilen, Selbstzweifeln, Angst und Krankheit, dass ihnen Licht und Zuversicht, Anerkennung und Beistand, Ruhe und Frieden zuteil wird – lasst uns rufen

R: Kyrie eleison.

Lasst uns beten für uns selbst, dass wir durch Gottes Gnade zu Menschen werden, die anderen vor-behaltlos begegnen können, dass wir Zwietracht, Neid und Misstrauen aus unserer Mitte verbannen, dass wir dafür offen bleiben, was die Liebe von uns erwartet – lasst uns rufen: (f)

R: Kyrie eleison.


Vaterunser


[ Friedenswunsch: Schalom chaverim (EG 434)

oder ein anderer passender Gesang


Segen

Vom Gott unserer Väter und Mütter werde uns geholfen und von dem Allmächtigen seien wir ge-segnet mit Segen oben vom Himmel herab, (mit Segen von der Flut, die drunten liegt, und mütter-lichem Segen): mit Segnungen Gottes, stärker als die Segnungen der ewigen Berge, als die köstli-chen Güter der ewigen Hügel. (g)


Anhang - zur Vita Joseph, Jakobs Sohn

Als 17-jähriger Jugendlicher gerät Josef in einen Konflikt mit seinen Halbbrüdern, der sich für ihn lebensgefährlich zuspitzen wird. In Gen 37,2 ist von einer Indiskretion Josefs die Rede. Aber deses Motiv wird nicht wieder aufgenommen und bleibt rätselhaft. Für den Hass der Brüder auf Josef bringt der Erzähler zwei Gründe: - Motiv Kleid: Der Vater schenkt Josef ein luxuriöses Kleidungsstück. Die Bezeichnung ketonet passim begegnet in der Hebräischen Bibel noch ein weiteres Mal für das Kleid einer Königstochter (2.Sam 13,18f). Mit diesem Gewand wird Josef als rechte Hand des Vaters eingesetzt und die Altershierarchie der Brüder auf den Kopf gestellt. (Es gibt eine Deu-tung, die dieses Gewand als Hinweis auf Josefs mögliche Transidentität (h) sieht.) - Motiv Traum: Der Bevorzugung Josefs entspricht bei diesem ein „überbordendes Selbstbewußtsein“, das sich in zwei Träumen ausdrückt, indem nicht nur zeichenhaft die Garben der Brüder, sondern auch Sonne, Mond und elf Sterne dem Josef huldigen. Bei den Brüdern vertieft das Missverstehen den Hass auf Josef und begründet die nun folgende Tragödie. Gen 37 zeichnet das Bild des „verwöhnten und be-vorzugten Prinzen“ Josef; im Hintergrund stehen die „Unheil brütenden Brüder“.  Sie planen Josefs Ermordung, um die Erfüllung seiner Träume zu verhindern, aber gerade damit setzen sie die Hand-ung in Gang, die zu Josefs Aufstieg führen wird. Bei einem Besuch auf dem Feld reißen die Brüder Josef sein Kleid vom Leib als Beweisstück gegenüber dem Vater, dass „ein böses Tier“ seinen Lieblingssohn gefressen hätte, und werfen ihn in eine trockene Zisterne. Am Ende von Gen 37 ist Josef aber nicht tot, sondern wird an Sklavenhändler verkauft. Kapitel 39 bis 41 enthalten einen Er-zählstoff  in dem sich die Lebensgeschichte Josefs ähnlich wie diejenige Daniels und Esters ent-wickelt: es gibt eine steile, aber gefahrvolle Karriere im fremden Land. Als Sklave kommt Josef in Ägypten in ein „gutes Haus“ des Potifa und gelangt dort zu einer Vertrauensstellung. Von Josef wird das Bild eines „klugen, gefälligen, bescheidenen, tüchtigen jungen Mannes“ gezeichnet, was einem weisheitlichen Erziehungsideal entspricht. Zum Erfolg kommt etwas Unverfügbares hinzu – sein Gott JHWH ist mit ihm. Erst jetzt (Gen39,6) spricht der Erzähler davon, dass Josef „schön von Gestalt und schön von Aussehen“ war. Potifars Frau versucht Josef zu verführen; Josef lehnt ab mit einer gewundenen moralischen Erklärung. Sie ergreift schließlich sein Kleid, mit diesem Kleid in der Hand verklagt sie Josef bei Potifar, er habe sie vergewaltigen wollen. Wieder wird Josefs Kleid als falsches Beweisstück gegen ihn verwendet. Josef wird nicht mit dem Tod, sondern mit Gefäng-nis bestraft, wo er zwei Jahre verbringt und zwei Mitgefangenen ihre Träume deutet. Als dann der Pharao zwei bedeutsame Träume hat, die ihm keiner der berufsmäßigen Traumdeuter erklären kann, wird Josef nach einem Hinweis des Mundschenks aus dem Kerker geholt und kann dem Pharao eine ähnlich souveräne Deutung des Doppeltraums bieten wie zuvor bei den beiden Höflingen: Ägypten stehe nach einigen guten Ernten eine Hungersnot bevor. Und Josef gibt dazu einen praktischen Rat, wie man sich darauf vorbereiten soll. Konsequenterweise beauftragt der Pharao Joseph mit der Um-setzung seiner Ratschläge. Nachdem er einen „Schlußstrich unter sein bisheriges Leben gezogen hat“, wird er wieder mit seiner Herkunftsfamilie konfrontiert. Die Hungersnot erreicht die Nachbar-länder. Auch Josefs Brüder reisen nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Mehrfache Reisen werden nötig, bei denen es zur Gefangennahme eines der Brüder - Simeon -  kommt, Benjamin durch eine List in Gefahr gerät, zum Sklaven Josefs zu werden, Josef, sich überhaupt zynisch als mächtig und allwissend gebärdet und die Brüder sich ihres einstiges Vergehen gegen Josef erinnern "Ja, wir müssen büßen, was wir an unserem Bruder verschuldet haben." Als Josef von der Not des Vaters Jakob über die Bedrohung Benjamins erfährt, beendet Josef sein "Versteckspiel" und gibt sich den Brüdern zu erkennen. Nach dem Tod des Vaters ist er zur Versöhnung bereit:. "hr habt Böses ge-gen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn, um zu erreichen, was heute ge-schieht". (Gen 50,17–21) Dass die religiöse Deutung der ganzen Geschichte hier abschließend der Hauptperson in den Mund gelegt wird, ist nach Konrad Schmid charakteristisch für die Josefserzählung. „Gottes Handeln in der Geschichte kann nicht objektiv identifiziert werden, aber es gibt zuläs-sige subjektive Deutungen.“- Es wird überliefet, dass Josef 110 Jahre alt (Gen 50,22–26) wird, und trotz hohen Alters als erster der Brüder stirbt. Balsamiert wird er im Sarg beim Auszug der Israeli-ten unter Mose aus Ägypten mitgeführt und nach Jos 24,32 in Sichem auf einem Feld begraben, das Josefs Vater Jakob gekauft hatte. Das Josefsgrab im heutigen Nablus ist eine Gedenkstätte für Ju-den, Christen und Muslime. (d)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetz-ung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Recht-schreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

# als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie es in der schwedischen und finni-schen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner, Episco-palian) -  für die Adventszeit -  gebräuchlich ist 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a Ein traditioneller Gedenktag ist der 31. März, doch ist es in manchen Jahren nicht sinnvoll, ihn in der Karwoche oder der Osterwoche zu begehen. Daher ist er auf einen eher„ungeprägten“ Tag, ein Neben-Datum nach dem Kalender der Missuri-Lutheraner (USA) gelegt. 

b R.B. 

c vgl. Evang, Keil, Seibt (Hg), Nimm an unser Gebet, Neukirchen-Vluyn, 2001, S.129

d vgl  https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_(Sohn Jakobs)

vgl. H. Bedford-Strohm, Die Personen der Bibel – Josef, München 2016, S. 21

e Die Verwendung des Benedictus als Canticum auch in diesem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der ostkirchlichen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des erster-wählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).

f Quelle derzeit nicht feststellbar

g nach Gen 49,25 f 

h vgl. Klaus-Peter Lüdke, Jesus liebt Trans, Göppingen 2018