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10. Detember 2024 


Heinrich von Zütphen (1488-1524)  Reformator in Bremen,  Märtyrer in Holstein

Der  Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem HERRN. Ps 116,15


Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.

Wir gedenken heute des ehemaligen Augustiners und evangelischen Predigers Heinrich von Zütphen, der vor 600 Jahren am 10. Dezember 1524 im holsteinischen Heide von einem auf-gestachelten Pöbel misshandelt und ermordet wurde. Er zählt zu den frühen Märtyrern der reformatorischen Bewegung. Luther  „wies die Gemeinde an, den 10.Psalm zu singen und nicht betrübt zu sein, sondern Gott zu loben um der Frucht willen, die er durch solche Marter auf Erden wirkt, und beschrieb das Leben und Martyrium Bruder Heinrichs zu Lob und Eh-ren der göttlichen Gnade, … die so mutige und freie Herzen macht, dass Prediger und Hörer an vielen Orten die Zahl der Heiligen täglich mehr und mehr und größer machen, da etliche ihr Blut vergießen, etliche gefangen, etliche verjagt sind und allesamt die Schmach des Kreu-zes Christi tragen und nun wiedergekommen ist die Gestalt eines rechten christlichen Le-bens, das mit Leiden und Verfolgung vor der Welt greulich anzusehen ist, aber köstlich und teuer vor Gottes Augen.“(a)

     

Lied: Ach Gott, vom Himmel sieh darin (EG 273 in Auswahl)


Eingang

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1)

oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Erbarme dich meiner, Herr, und vernimm die Stimme meines Flehens.

Psalm 91 - Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt (EGWü 7832.4)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: Das Verlangen der Elenden hörst du, HERR; du machst das Herz gewiss, dein Ohr merkt auf. Ps 10,17

Psalm 73 - Gott ist dennoch Israels Trost (EG.E 69 / EG 733)


Tagesgebet

Gott, unser Vater. Wir danken dir, dass der Prediger Heinrich von Zütphen zu einen neuen Verständnis der Schrift gefunden hat und er bereit war, für das Evangelium sein Leben ein-zusetzen und es zu bezeugen bis in den Tod. Verzeihe allen falschen Eifer, den wir in der Ge-schichte der Kirche erkennen, und mache uns durch das standhafte Beispiel deiner Zeugen fest im Glauben, den sie verkündet haben. So bitten wir durch Jesus Christus, unsern Retter und Herrn.    (b)


Epistel: 2. Timotheus 3, 10-14 - Alle, die fromm leben wollen, müssen Verfolgung leiden


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten .. (EG Wü 574)


Evangelium: Matthäus 10,34-39 - Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen …


Antwortgesang

mit Responsorium: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EG Wü 781.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Betrachtung  

oder zu Vita  bzw. Werk und Bedeutung  (c)


Lied: Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362,1-4)


[ Magnificat

als  Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten

Christus Jesus, Bruder und Herr, wir preisen dich. Du bist unser Erlöser und hast dein Leben gegeben für das Heil der Welt, erbarme dich aller Menschen. Wir rufen: 

G: Kyrie eleison.

Du bis das Urbild der Märtyrer, steh allen Verfolgten bei. Du bist der treue Zeuge, hilf denen, die Zeugnis von dir geben. Du bist die Stärke der Märtyrer, sei denen, die dich bekennen, na-he in der Stunde der Prüfung. Wir rufen:

G: Kyrie eleison.

Von dir kommt die Kraft in unserer Schwachheit, von dir stammt die Festigkeit im Glauben, wie es deine Zeugen bis in deb Tod bezeugt haben. Vereint mit dir in deinem Leiden bitten wir: Lass uns auch teilhaben an deiner Auferstehung und mit allen Heiligen zur vollkomme-nen Freude gelangen, die uns niemand nehmen kann. Wir rufen:

G: Kyrie eleison.

Darum bitten wir dich, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und wirkst, jetzt und in Ewigkeit. (d)


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich - EG 421

oder Taizegesang:  Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Segen

Christus schenke uns die Gnade, das Leben zu finden, indem wir uns selbst verlegnen, unser Kreuz auf uns zu nehmen und ihm folgen. (e)

G: Amen.


Anhang - Vita


Über die Herkunft und Jugend des Heinrich von Zütphen ist nichts überliefert. Wenn er - wie vermutet -  1488 geboren wurde, war er jünger als Martin Luther. Heinrich von Zütphen trat nach seiner Entscheidung für eine mönchische Lebensweise keiner der beiden in seiner Va-terstadt am stärksten vertretenen Gemeinschaften bei, also weder den Brüdern vom gemein-samen Leben noch den Fanzisksnern , sondern der sächsischen Kongregation der sich in Richtung Reformation bewegenden Augustiner-Eremiten. Sein Klostername war Johannes. In dieser Eigenschaft wurde Zütphen 1508 in Wittenberg immatrikuliert, wo er drei oder vier Jahre verbracht haben wird. Danach ging er nach Köln, wo auch ein Augustinerkloster des reformierten Zweiges bestand. Hier wurde er 1514 Subprior. Bereits im folgenden Jahr findet er als Prior in Dordrecht Erwähnung. Die Reformationsbewegung, die durch die 95 Thesen Luthers ausgelöst wurde, ging auch durch den Augustinerorden und schlug auch in Dordrecht Wellen, worüber Luther berichtete. Heinrich versuchte, die Reformation in Dordrecht mit al-ler Strenge durchzusetzen, stieß aber auf so starke Gegnerschaft, dass er sein Amt in Dord-recht niederlegen musste. 1520 kam er wieder nach Wittenberg. Hier wurde er am 12. Januar 1521 zum Bacalaureus biblicus promoviert. Heinrich von Zütphen entwickelte eigene Thesen und Gedanken zur Rechtfertigungslehre in klaren Zügen. Er muss auch Luther nahegestanden haben, der ihn von der Wartburg aus grüßen lies. Eine veröffentlichte Thesenreihe in 73 Sät-zen richtet sich gegen die Privatmesse, eine andere enthält „Conclusiones“ über Priestertum und Opfer. Als Heinrich Nachrichten von neuen Verfolgungen der Evangelischen in den Nie-derlanden  erhielt, eilte er nach Antwerpen, um sich an der evangelischen Bewegung dort zu beteiligen. Er muss auch öffentlich aufgetreten sein und viel Zustimmung im Volk gefunden haben. Als er gefangen gesetzt wurde, erhob sich das Volk und befreite ihn. So entging er dem Feuertod, den im nächsten Jahr seine beiden Ordensbrüder Johannes van Esschen und Hendrik Vos  in Brüssel erlitten. Heinrich verließ nach seiner Befreiung Antwerpen und wollte über Westfalen nach Wittenberg reisen. Er gelangte auf der Reise nach Bremen und wurde dort gebeten, eine Predigt zu halten und dann noch länger zu bleiben. Heinrich blieb in Bremen und predigte täglich mit Genehmigung des Rates und des Bürgermeisters in der St.-Ansgari-Kirche. Dem Erzbischof gelang es nicht, ihn zu vertreiben. Als er vor das erzbi-schöfliche Gericht in Buxtehude geladen wurde, sandte er lediglich seine Thesen vom 11. Oktober 1521 hin. „Vom Evangelium werde ich nicht schweigen“, schrieb er dazu, „bis ich den Lauf dieses Lebens vollendet habe.“ Da reformatorisch gesinnte Prediger nach Bremen berufen wurden, war Heinrich von Zütphen entbehrlich und nahm den Ruf des Kirchherrn Boie aus Meldorf an, in Dithmarschen das Evangelium zu predigen. Nachdem er im Oktober 1524 das Ordenskleid abgelegt hatte, verließ Heinrich Ende November Bremen, ohne jedes Aufsehen zu erregen. Unter großem Andrang des Volkes predigte er in Meldorf, obwohl der dortige Dominikaner-Prior Tomborch des Klosters St. Maria seine Predigt unter allen Um-ständen verhindern wollte. Da dieser bei der Obrigkeit nichts ausrichten konnte, beschloss er mit anderen Mönchen, Heinrich von Zütphen nachts gemeinschaftlich zu ermorden. Das wur-de am Freitag, den 9. Dezember 1524 ausgeführt. Mit gedungenen Leuten, die betrunken ge-macht waren, wurde die Pfarre überfallen und geplündert. Boie wurde schwer misshandelt und Heinrich nach Heide geschleift, nachdem man seine Hände an den Schwanz eines Pfer-des gebunden hatte. Dort wurde er misshandelt, erschlagen und dann ins Feuer geworfen. Da der Leichnam nicht verbrannte, wurden am nächsten Tage Kopf, Hände und Füße abge-schnitten und verbrannt, der Rumpf aber unter Spottgesängen vergraben. Jacob Probst berich-tete Luther vom Ende seines Freundes und bat um einen Trostbrief für Bremen.  Die Refor-mation setzte sich erst acht Jahre später in Dithmarschen durch. (f) 


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. J. Erb, Die Wolke der Zeugen, Bd. III, Kassel 1958, S.168 f.

b R.B. nach verschiedenen Vorlagen

c s. Anhang

d vgl. Kleines Stundenbich - Gedenktage, Liturgische Institute,  1991, S. 480, 482

e vgl. Matthäus 16,24

f vgl. Artikel in Wikipedia zu Heinrich von Zütphen