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17. November 2024 


Jakob Böhme (1575-1624) Schuhmacher und Theosoph - Philosophus Teutonicus

Gottes unsichtbares Wesen - (da ist) seine ewige Kraft und Gottheit - wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken. Röm 2,20


Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.
Wir gedenken heute des Theosophen Jakob Böhme, der vor 400 Jahren, am 17. November 1624 im sächsischen Görlitz verstorben ist. „Er war ein rätselhafter Mann. Als einfacher Handwerker, bar jeder gelehrten Bildung, schuf er ein Werk, das zu den schwierigsten Texten der Weltliteratur zählend, die höchste Bereiche der Philosophie durchmisst und von dem die Großen im Reiche des Geistes immer wieder in dankbarer Bewunderung bezeugen, dass sie duirch seine unerschöpfliche Tiefe befruchtet wissen.“ (a) - Zu dieser nachträglichen hohen Anerkennung seines Werkes stehen als Gegensatz die Ablehnung und die Angriffe, die Böh-me zeit seines Lebens erfahren musste. Der greße Philosoph  Hegel nannte Böhme den „er-sten deutschen Philosophen“ und brachte damit den Namen wieder zu Ehren, den ihm seine Freunde schon zu Lebzeiten gegeben hatten: Teutonicus Philosophus.


Lied: O Christe, Morgensterne - (EG 158, 1.2.(3).4)


Eingang

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1)

oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Psalm 38  - Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist (EGWü 780.3.)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Eph 5,8.9

Psalm 139 A - HERR, du erforschest mich (EG.E 108 / EG 745)


Tagesgebet

Heiliger Gott, du wohnst in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, außer durch die Liebe deines Sohnes Jesus Christus, die du aus lauter Gnade in die Menschheit gebracht hast. Du hast uns arme Menschen schon vor der Erschaffung der Welt geliebt und uns so von dei-nem Grimm und der Gewalt des Todes und der Hölle erlöst. Wie du uns solche Liebe durch deinen Sohn Jesus Christus verheißt, so bitten wir dich darum, dass du sie uns gewährst in deinem feuerflammenden Geist, damit  unsere Seelen mit dieser Liebe entzündet werden und wir neues Leben bekommen. Durch in, Christus, unsern Herrn. (b) 


Altes Testament: 1. Mose 1,1-5 - Gott sah, dass das Licht gut war


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten .. (EG Wü 574)


Evangelium:   Johannes 1,1-5 - In ihm war das Licht                   


Antwortgesang

mit Responsorium: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EG Wü 781.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Betrachtung  

oder zu Vita  bzw. Werk und Bedeutung  (c)


Lied: Herr Jesu, Gnadensonne (EG 404, 1.4.6-8)


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten

Christus hat gesagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Er allein ist die Quelle der Gnade, in der wir mit unserem Gebet zu dir kommen können. Lass unser Begehren recht sein, sich nicht gegen unsere Nächsten richten,  sondern allgemeine Liebe und Eintracht suchen. Leite uns, dass wir nichts stärker begehren als deine Barmherzigkeit, alles von deiner Hand und Mitwirkung erwarten und nicht meinen, es durch unsere Kunst, List und Gescheitheit zu erlagen. Wehre uns, dass wir uns auf uns selbst verlassen, sondern gib, dass wir mit fröhlichem Herzen sagen können, dass du uns alles in deiner väterlichen Vorsage beschert hast. Lass uns bedenken, was wir mit dem tun wollen, was wir von dir erbitten. Leite uns, dass wir nicht Ehre, Hoheit und zeitlichen Genuss erwar-ten, sondern dass, womit du uns segnest, zu deiner Ehre und zur Liebe an unseren Nächsten einsetzen. Lass uns selbst uns begreifen als Arbeiter und Diener in deinem Weinberg, von denen du Rechenschaft fordern wirst, dass sie treu mit deinen Gaben umgegangen sind. Stär-ke uns, dass wir mit deiner Kraft und nach deinem Willen wirken. Dir ergeben wir uns mit allen unseren Kräften.  (d) 


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich - EG 421

oder Taizegesang:  Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Segen

Die Gnade  unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. 2.Kor 13,13

G: Amen.


Anhang - Vita


Jakob Böhme wurde am 25. April 1575 als viertes Kind einer besitzenden Bauernfamilie in

Alt Seidenberg bei Görlitz (heute polnisch) geboren. Auf Grund seiner schwächlichen Kon-

stitution wurde der Knabe zu einem Schuhmacher in die Lehre gegeben. Nach seinenWan-

jahren ließ sich Jakob Böhme 1594 in seiner Heimatstadt Görlitz nieder. Jakob Böhme

war 1599 Meister geworden und ließ sich am 24. April als Bürger von Görlitz eintragen.

Das Bürgerrecht eines Ledigen setzte voraus, sich binnen eines Halbjahres zu verehelichen

und Hausbesitz zu erlangen. Am selben Tag erwarb er eine der 44 Schuhbänke als Ausstat-

tung seiner Werkstatt. Noch im selben Jahr heiratete er Catharina Kuntzschmann und kaufte

ein Wohnhaus auf dem Töpferberg. Zwischen 1600 und 1611 wurden ihnen vier Söhne ge-

boren. Er beteiligte sich am Innungswesen seiner Zunft und war regelmäßiger Kirchgänger In

dieser Zeit hatte er mindestens drei mystische Erfahrungen, die er aber zunächst nicht öffent-

lich machte. 1612 hielt er seine Überlegungen handschriftlich in einem später „Aurora oder

Morgenröte im Aufgang“ genannten Werk fest – eine erstaunliche Arbeit für einen einfachen

Schuhmacher, der nie studiert hatte. Man findet alle Keime seines späteren Denkens bereits

in diesem Werk. Böhme hatte nicht die Absicht, diese Arbeit zu veröffentlichen. Doch ein

adeliger Freund nötigte Jakob, ihm das Manuskript zu überlassen. Er kopierte dann, gegen

Böhmes Willen, das Manuskript, sodass es in Görlitz in Umlauf kam. Der damalige Haupt

pastor der Görlitzer Peter- und Paulskirche, Georg Richter, zu dessen Gemeinde Böhme

damals gehörte, bekam eine Kopie zu Gesicht. Richter , ein Vertreter der lutherischen Ortho

doxie hielt das Werk für häretisch und ging gegen Böhme beim Stadtrat vor. Daraufhin wur

de Böhme kurzzeitig arrestiert und im Jahr 1612 mit einem Schreibverbot belegt, welchem er

sich sieben Jahre lang fügte. Böhme quittierte sein Schusterdasein 1613. Nach einigen Jahren

des Schweigens ließ er sich 1618 durch Freunde überreden, erneut und jetzt mit der Selbst

sicherheit eines Berufenen zu schreiben.

Inzwischen hatte er sich vermutlich mit dem Werk des Paracelsus, Valentin Weigels und mit

der Philosophie desNeuplatonismus vertraut gemacht, und sein schriftstellerisches Talent

hatte sich fruchtbar entwickelt. Sein zweites Werk Die Beschreibung der drei Prinzipien

göttlichen Wesens (De tribus principiis) erschien 1619. Nach der Publikation von Weg zu

Christo (1624) und einiger anderer Schriften wurde der Hauptpastor Richter erneut aktiv und

bereitete eine neuerliche Anklage vor. Trotz Richters Tod 1624 sah sich Böhme zusehends

Anfeindungen der Gemeinde ausgesetzt. Er setzte sich mit seinen Kritikern in den Theoso-

phischen Sendbriefen auseinander, welche in seiner wachsenden Anhängerschaft auf großes

Interesse stießen. Im Verlauf dieses Schaffens hat Böhme seine Theosophie tiefer begründet

und erweitert. [Gott ist ihm der „Ungrund“, ein Wille, der sich selbst zu verwirklichen sucht.

Gottes „Natur“ ist der Prozess seiner Selbstverwirklichung. Er vollzieht sich im unendlich

mannigfaltigen Spiel von sieben Grundkräften, den „Qualitäten“ der beiden gegensätzlichen

„Prinzipien“ des Lichtes und der Finsternis oder der Liebe und des Zornes Gottes. Eben

dieser Kräfte bedient sich Gott zur Erschaffung der Welt, des dritten Prinzips. Während aber

in Gott Finsternis und Zorn verborgen, nämlich unter der Herrschaft des Lichtes und der

Liebe beschlossen sind, ist in der Welt dieses Verhältnis aufgelöst: die beiden Prinzipien sind

als Gut und Böse in unversöhnliche Feindschaft auseinandergetreten. Das ist die Folge der

Sünde, die in der Erhebung des freien Willens des Geschöpfes wider den Willen Gottes

besteht. Erst Jesus Christus hat durch seinen vollkommenen Gehorsam gegen Gott die Erlö-

sung aus diesem Zustand und die Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung ermöglicht.

Gestalt gewinnt sie im wie dergeborenen Menschen, der seinen Eigenwillen Gott hingegeben

hat und der aus  dem Geist und der Kraft Christi lebt.] Als das Büchlein, das ein Verehrer

Böhmes ohne dessen Wissen hatte drucken lassen, im Januar 1624 erschien, kannte der Zorn

des Pastors Richter keine Grenzen. Er verlangte vomRat die Ausweisung Böhmes aus der

Stadt und veröffentlichte eine mit Verleumdungen durchsetzte Hetzschrift gegen ihn. Der Rat

aber, der Böhme günstig gesonnen war, forderte ihn lediglich auf, sich „etwas beiseite zu

machen“. So nahm er im Mai 1624 eine Einladung nach Dresden an, wo ihn hohe kurfürst-

liche Beamte und Gelehrte, die sein Buch gelesen hatten, freundlich empfingen. Gespräche

im Hause seines Gastgebers und auf dem Schlosse des Ministers Joachim von Loss verliefen

in gutem Einvernehmen, und man versprach, seine Sache zu fördern. Obwohl er vom Kur

fürsten nicht empfangen wurde, war er der Meinung, dass die „neue Reformation“, die sein

Werk herbeizuführen bestimmt sei, bereits anhebe, kehrte Böhme nach Görlitz zurück. Die

letzte seiner vielen Reisen führte ihn im Oktober nach Schlesien, wo ihn bald ein hitziges

Fieber zur Heimkehr zwang.  Noch auf seinem Sterbebett musste sich Böhme einem quä

lenden Glaubensverhör stellen, um das Abendmahl zu empfangen. Er verschied er mit den

Worten „Nun fahre ich hin ins Paradeis“. Richters Nachfolger verweigerte ihm als Häretiker

zunächst ein christliches Begräbnis, welches schließlich auf Betreiben des Stadtrates doch

vollzogen wurde. Verhetzte Einwohner der Stadt besudelten seine Grabstätte auf dem Gör

litzer Nikolaifriedhof. (e) 


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

LuthersÜbersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. J. Erb, Die Wolke der Zeugen, 3. Bd. Kassel 1958, S. 265

b vgl.  Ch. Einiger (Hg) Die schönsten Gebete der Welt, München 1964, S. 45

c s. Anhang

d vgl. J. Böhme, Recht beten, in: J. Erb, Stimmen der Väter, Konstanz 1973, S. 194

e vgl. Artikel in Wikipedia zu Jakob Böhme