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27. Oktober 2024 


Lorenz Petri (1499-1574) Reformator der Schwedischen Kirche

Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes. Apg 20,28


Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.
Wir gedenken heute des ersten lutherischen Erzbischofs in Schweden, Laurentius Petri (eigentlich schwedisch: Lars Petersson) , der am 27. Oktober 1574 in Uppsala verstorben ist. Zusammen mit seinem Bruder gilt er als prägender Reformator der schwedischen Kirche. Gegen drei andere Kandidaten wurde er 1531 in Stockholm zum Erzbischof der schwedi-schen Kirche gewählt, weil der König wohl einen ruhigen und eher willfährigen Mann als Leiter der Kirche wollte - durchaus auch im Gegensatz zum eher kämpferisch eingestellten älteren Bruder Olaus, der zwar Kanzler wurde, später aber in Konflikt mit dem König geriet.

Laurentius gelang es in den mehr als 40 Jahren seiner Amtszeit, der Kirche ihren „lutheri-schen“ Charakter zu bewahren, indem er sich sowohl gegen kryptocalvinistische Änderungen (unter König Erik) wandte als auch gegen Tendenzen zu einer Wiedereingliderung durch den römischen Katholizismus (unter König Johann) wirkte. Noch vor seinem Tod  wurde nach heftigen Auseinandersetzungen 1572 die von Laurentius Petri verfasste und im Prinzip bis heute gültige Kirchenordnung durch den Kirchentag von Uppsala angenommen, sicher der Höhepunkt seines Schaffens. Erst nach seinem Tod kam es auf der 1593 zur Annahme der Augsburger Konfession als unverbrüchlicher Norm der schwedischen Kirche. (a)


Lied: Allein Gott in der Höh sei Ehr - (EG 179,1-4)


Eingang

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1)

oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Psalm 25 - Herr, zeige mir deine Wege (EGWü 784)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist. Jes 55,6

Psalm 119 B - HERR, dein Wort bleibt ewiglich  - (EG.E 100 / EG 748)


Tagesgebet

Gelobt seist du, Gott, und gepriesen in Ewigkeit, der du mit deinem heiligen Wort uns getrös-tet, gelehrt, ermahnt und gewarnt hast. Dein heilige Geist festige das Wort in unseren Herzen, dass wir nicht müßige Hörer seien, sondern täglich zunehmen in Glaube und Hoffnung, Liebe und Geduld bis ans Ende und selig werden durch Jesus Christus, unsern Herrn. (b)


Epistel: 1. Korinther 1,18-25 - DasWort vom Kreuz 


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten .. (EG Wü 574)


Evangelium: Lukas 8,4-15 - Das Gleichnis vom Sämann                     




Lied: Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort (EG 193,)


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten

Herr, unser Gott und Vater, gedenke deiner Kirche in Gnaden und erlöse si von allem Übel.  Stärke und hüte sie durch dein heiliges Wort und Sakrament und vollende sie in deiner Liebe. Segne ihre Diener und Dienerinnen und ihr Werk. Sei mit denen, die um deines Namens wil-len verfolgt werden. Breite deine Kirche aus über die Welt, dass das Evangelium Christi allen Menschen offenbar werde. Bringe sie von den Enden der Erde zu deinem Reich, das du be-reitet hast. Wir rufen:

G: Herr, erbarme dich.

Herr, gib Frieden der ganzen Welt und lass Gerechtigkeit und Redlichkeit auf Erden herr-schen. Blicke gnädig auf unsere Häuser und Schulen, damit die Kinder in Gottesfurcht erzo-gen werden. Verschone unser Land vor Schaden und Zerstörungen. Gib, dass der Boden seine Frucht hervorbringe. Segne unsere Arbeit, und hilf, dass wir einander dienen. Wir rufen:

G: Herr, erbarme dich.

Komm, Herr zu allen, die dich suchen. Sei mit denen, die in Gefahr und Anfechtung sind, den Aemen, Einsamen und Bedrückten, den Kranken und Sterbenden. Hilf uns, in unserem gan-zen Leben und verleihe uns, wenn unsere Stunde kommt, ein gesegnetes Ende. Wir rufen: (d)

G: Herr, erbarme dich.


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich - EG 421

oder Taizegesang:  Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Segen

Es segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige: Vater, Sohn und Heiliger Geist. (trad).     G: Amen.

Anhang - Vita


Laurentius Petri (eigentlich Lars Peterson), der zur Unterscheidung von anderen Trägern des gleichen Namens oft mit dem Beinamen Nericius (nach seiner Heimatprovinz Närke)  ge-nannt wird, wurde um 1499 als Sohn eines Schmieds in Örebro geboren. Wie sei älterer Bru-der Olaus erhielt die erste Ausbildung im dortigen Karmelitenkloster. Ansonsten ist über seine frühen Jahre wenig bekannt. 1520 besiegte Christian II., bereits König von Dänemark und Norwegen, mit einer Söldnerarmee die Schweden in der Schlacht bei Bogesund. Der schwedische Reichsverweser fiel, doch Patrioten um dessen Witwe leisteten bis in den Herbst hinein Widerstand, ehe sie nach der Zusicherung einer Amnestie für ihre Anhänger und ge-gen das Versprechen, dass Schweden nach schwedischem Recht regiert würde, kapitulierte. Christian II. brach seine Versprechen unverzüglich: Nachdem er am 1. November 1520 zum König gekrönt war, ließ er am 7. November mehrere Adlige und Geistliche unter Mithilfe von Erzbischof Gustav Trolle als angebliche Ketzer verhaften und hinrichten. Dieses Massaker ging als Stockholmer Blutbad in die Geschichte ein und führte zur von Gustav I. Wasa angeführten Rebellion, die schließlich die Unabhängigkeit Schwedens im Jahr 1523 brachte. Als Gustav I.Wasa 1523 auf den Reichstag zu Strängnäs zum König gewählt wurde, rief Laurentius Andreae ihn am dortigen Dom zum König aus und wurde als dessen Sekretär mit der Einführung einer Reformation im Sinne Luthers beauftragt. Dabei gestaltete er vor-sichtig und konservativ die schwedische Kirche zu einer nationalen protestantischen Ein-richtung um. Während dieser Zeit studierte Laurentius Petri in Wittenberg - allerdings nicht, wie früher angenommen, zusammen mit seinem Bruder Olaus Anfang der 1520er Jahre, son-dern erst ab 1527 (wohl mit einem Stipendium von König Gustav I.Wasa, der sich so eine Förderung der Reformation erhoffte). Die Lehrer von Laurentius Petri waren vor allem Mar-tin Luther und Philipp Melanchton , denen er gleichermaßen verpflichtet blieb. 1530 kehrte er nach Schweden zurück und wurde Schulmeister in Uppsala. Im Sommer 1531 wurde Lau-rentius auf Druck des Königs, der bislang einen klaren Bruch mit Rom gescheut hatte, zum Erzbischof von Uppsala gewählt und am 22. September geweiht durch den Bischof von Väteras, Petrus Magni. Nach Auffassung der Schwedischen Kirche ist dadurch die Aposto-lische Sukzession erhalten geblieben, was aber von der Römisch-Katholischen Kirche nicht anerkannt wird. In den folgenden Jahren wurde Laurentius zum wichtigsten Organisator der evangelischen Kirche in Schweden. Dabei war er zeitweilig zu Kompromissen gezwungen. Als der König Gustav Wasa und sein Berater Olaus Petri, der Kanzler geworden war,  über die Frage in Streit gerieten, wie das eingezogene kirchliche Vermögen verwendet werden sollte ( - der König beanspruchte es für den Staat, Olaus drang hingegen darauf, „dass die Mittel, die einst fromme Menschen für fromme Zwecke gegeben hatten, ausschließlich für kirchliche Zwecke Verwendung fänden“.) kam es 1539/40 zu einem Hochverratsprozess, in dem Laurentius mit im Gericht saß, das seinen eigenen Bruder Olaus und Laurentius Andreae zum Tode verurteilte, wobei der König später eine Begnadigung aussprach. Gegenüber dem immer wieder schwankenden König Gustav Wasa sowie dessen Söhnen Erik XIV. (König von 1560-1569) , dem kryptocalvinistische Neigungen vorgeworfen wurden, und Johann III. (König von 1569 -1592), der auf Grundlage der Theologie Georg Cassanders (+1566) einen Ausgleich mit der Römisch-Katholischen Kirche anstrebte, konnte Laurentius die Bindung der Schwedischen Kirche an die Wittenberger Reformation, aber zugleich ihre Unabhän-gigkeit gegenüber der königlichen Macht und die Bewahrung vieler Traditionen sichern. Er veröffentlichte u.a. eine Postille und übersetzte Werke der Reformatoren ins Schwedische. Er gab 1542 ein Gesang-buch heraus (in dem etliche von ihm selbst gedichtete Kirchenlieder sowie eine Übersetzung von Luthers Kleinem Katechismus enthalten waren), schuf die schwedische Gottesdienstordnung „Högmissa“ und leitete die Arbeit, die zur ersten schwe-dischen Bibel von 1541 führte. Sein großes Werk war die neue Kirchenordnung, die ein Jahr vor seinem Tode rechtsgültig wurde. (d)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

LuthersÜbersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a R.B. nach verschiedenen Vorlagen

b nach einem schwedischen Gebetbuch des 17. Jahrhunderts -

vgl. Allgemeines Evangelisches Gebetbuch, 2. Aufl. Hamburg 1965, S.  S. 88

c s. Anhang

d nach dem schwedischen Kirchenhandbuch von 1614 -

vgl. Allgemeines Evangelisches Gebetbuch, 2. Aufl. Hamburg 1965, S. 646

e vgl. Artikel in Wikipedia zu Laurentius Petri