Wochengottesdienst um den 15. Oktober 2009
Teresa von Avila (+ 4.10.1582)
Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen
Begrüßung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
G: Amen.
Wir gedenken in diesem Abendgottesdienst der Ordensfrau Teresa von Avila, die am 4. Oktober 1582 verstorben ist, deren kirchlicher Gedenktag aber heute begangen wird. Nach ihrem Klostereintritt im November 1535 und einen fast zwanzigjährigen Kampf „zwischen Gott und Welt“, bei dem sie trotz aller Anstrengungen immer wieder ihre menschliche Begrenztheit, aber auch die Hilfe Gottes verspürte, wurde sie in der Fastenzeit des Jahres 1554 vor einem Bild des leidenden Christus so gepackt, dass sie von nun an ein „neues Leben“ führen konnte. Dies war in der Folgezeit äußerlich bestimmt durch zahlreiche Neugründungen von Reformklöstern. Ihre Schriften, die auch in den letzten 20 Jahren ihres Lebens entstanden sind, geben Zeugnis von ihrer reichen menschlichen und geistlichen Erfahrung und weisen sie als eine der größten Mystikerinnen des Christentums und der genialsten Frauen der Weltgeschichte aus. 1970 ernannte sie Papst Paul VI. als erste Frau zur „Kirchenlehrerin“, nachdem sie schon immer als Lehrmeisterin des Betens und der Gotteserfahrung gegolten hatte. (a)
(oder)
Eröffnung
mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )
oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG 181.6)
Votum und Psalm
Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Joh 15,5
Psalm 63: Gott, du bist mein Gott, den ich suche (EG 729)
Schriftlesung: Römer 8,22-28 - Der Geist hilft unserer Schwachheit auf
Antwortgesang
mit Responsorium: Mit Freude erfüllt mich dein Walten (EG Wü 781.4)
oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)
Stille oder Auslegung oder Text oder Vita (b) von Teresa von Avila
Lied:
Magnificat
mit Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EG Wü 781.6)
oder Taizegesang: Magnificat (EG Wü 573)
Fürbitten
Herr Jesus Christus, du hast der Teresa von Avila eine besondere Nähe und Freundschaft zu dir erfahren lassen. An dich wenden wir uns mit unseren Bitten und rufen:
R: Kyrie eleison.
Lass die Kirche für alle Menschen zu einem Hort der Freiheit und Menschlichkeit werden, wo sie das Angebot deiner Freundschaft erleben können. Wir rufen:
R: Kyrie eleison.
Lass die Menschen, die auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens sind, im Leben in der Freundschaft mit Gott Antwort auf ihre innersten Sehnsüchte und Hoffnungen finden. Wir rufen:
R: Kyrie eleison.
Mache alle, die Gottes Gegenwart in sich und ihrem Leben erfahren, demütig und bereit, von diesem Geschenk auszuteilen und bewahre sie vor Überheblichkeit und Stolz. Wir rufen:
R: Kyrie eleison.
Lass die Frauen und Männer der Ordensgemeinschaften, die in der Tradition des Teresianischen Karmels stehen, das reiche Erbe ihrer Gründerin in der heutigen Zeit zum Wohl der Menschen und zu deiner Verherrlichung leben. Wir rufen:
R: Kyrie eleison.
Du, Herr, bist die Quelle des Lebens und aller Heiligkeit. Dich lobend und preisend, heute und in Ewigkeit, rufen wir: (c)
R: Kyrie eleison.
Vaterunser
Schlussgebet
Gott, du vollkommene Heiligkeit. Du hast durch deinen Geist Teresa aus Avila erweckt und sie deinem Volk als Lehrerin und Wegweiserin zum wahren Leben geschenkt. Lass auch uns Widerstand nicht entmutigen und durchdringe uns mit der Freude und Gewissheit, dass du allein, Gott, genügst. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (d)
Segensbitte
mit Schlussstrophe: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EGWü 787.8)
Segenswunsch
Anhang
Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada wurde 1515 als drittes von zwölf Kindern in einer adligen Familie geboren; ihr Vater war als Jude geboren und mit seiner Familie zum Christentum konvertiert. Das wissbegierige, temperamentvolle und fröhliche Kind wurde von der Mutter fromm erzogen, auf Veranlassung des Vaters lernte sie Lesen und Schreiben. 1530 kam Teresa zur weiteren Erziehung ins Kloster der Augustinerinnen ihrer Heimatstadt. 1535 entschloss sie sich unter dem Eindruck der Briefe von Hieronymus und aus Angst vor der Ehe sowie der damit verbundenen Diskrimierung der Frau, auch aus Angst vor der Hölle zum Eintritt in den Orden der Karmelitinnen in Ávila. Nach einem Jahr im Kloster brach Teresa zusammen, lag Tage lang in einer Art Starre, so dass man sie beinahe lebendig begraben hätte. Sie blieb noch lange gelähmt. Teresa hatte danach erste mystische Visionen; standhaft überwand sie schwere Krankheiten, Schmerzen und seelische Prüfungen. 1539 kam es vor einem Bild mit dem leidenden Christus zu einer “Bekehrung” und zur Vertiefung ihrer Innerlichkeit; in ihrem Kloster und von der Ordensleitung wurde sie oft nicht ernst genommen. Der Tod des Vaters, die Lektüre der “Confessiones” von Augustinus und eine weitere Begegnung mit Christus als Leidendem führten sie 1554 zur - wie sie es nannte - “endgültigen Bekehrung”: der existentiellen Erfahrung, von Gott so sehr geliebt zu werden.
In den folgenden Jahren wuchsen Teresa aus dem innigen “Gespräch mit den Engeln” Kraft, Weisheit und Liebe, die sie berühmt machten. 1560 erlebte sie Visionen der Hölle, die ihren Wunsch nach Vollkommenheit noch verstärkten. Unter Anfeindungen ihrer Ordensschwestern setzte sie die Reform des Karmeliterordens durch. Nach Widerständen im eigenen Orden erfolgte 1562 die Gründung eines Reformklosters in Ávila: der Orden der “unbeschuhten Karmelitinnen” mit strengster Klosterzucht. Teresas fügte ihrem Namen den Ordensnamen “von Jesus” hinzu.
Teresa wurde u.a. vompäpstliche Nuntius “ein herumvagabundierendes Weib” genannt. 1568 lernte sie Johannes vom Kreuz kennen, mit ihm zusammen gründete sie insgesamt 15 Frauenklöster und 16 Männerklöster, dazu eine Missionsstation; in ihrem “Buch der Gründungen” berichtete sie später darüber. Da diese Reformklöster noch dem Karmelitenorden unterstellt waren, gab es immer wieder Schwierigkeiten; 1581 wurde die Eigenständigkeit der unbeschuhten Karmeliten als eigene Ordensprovinz anerkannt - nach Teresas Tod, 1593, wurde ein selbstständiger Orden daraus.
Ihre Schriften bezeugen Teresa als Mystikerin von außerordentlicher Tiefe des Erlebens. In ihrem autobiografischen Werk “Buch meines Lebens” (1565) beschreibt sie ihren Weg bis zur endgültigen Bekehrung 1554, ihre mystischen Erfahrungen, Verzückungen, Visionen und schließlich die erste Klostergründung. Edith Stein bekannte nach der Lektüre dieses Buches: “Das ist die Wahrheit.” Eine erste Buchfassung ihrer Schrift „Der Weg zur Vollkommenheit“ (1566/67), die als Handbuch für das Leben in ihren Klöstern, das von Liebe, innerer Freiheit und Demut sowie vom Gebet geprägt sein sollte, musste sie erneuern, weil sie darin die Inquisition und die Unterdrückung der Frau in Kirche und Gesellschaft kritisiert hatte. Das “Buch der Gründungen” (1573 bis 1582) enthält Ausführungen über das Gebet. 1577 schrieb Teresa “Die Seelenburg” als Anleitung zum geistlichen Weg am Beispiel von sieben Wohnungen in einer Burg, wo der Mensch durch Gottes Handeln zur Vollendung kommt - ein Klassiker der Weltliteratur. In ihrem “Buch der Erbarmungen des Herrn” beschreib sie eine mystische Erfahrung, die als “Durchbohrung des Herzens”, berühmt geworden ist: “Ich sah neben mir, gegen meine linke Seite zu, einen Engel in leiblicher Gestalt ... Es kam mir vor, als durchbohre er mit dem Pfeil einigemal mein Herz bis aufs Innerste, und wenn er ihn wieder herauszog, war es mir, als zöge er diesen innersten Herzteil mit heraus. Als er mich verließ, war ich ganz entzündet von feuriger Liebe zu Gott.” Eine große Zahl weiterer Werke, dazu schätzungsweise 16.000 geschriebenen Briefe, begründen das ihr zuerkannte Prädikat “Doctrix mystica”: Teresa “hat in der Mystik dieselbe Bedeutung wie Thomas von Aquin in der Dogmatik”, meinte der französische Bischof Bossuet Ende des 17. Jahrhunderts. Auf einer Visitationsreise starb sie im von ihr gegründeten Kloster in Alba de Tormes, froh, nicht als “Häretikerin” aus der Kirche ausgeschlossen worden zu sein.
Gott war für Teresa nicht eine ferne Macht, sondern der Mensch Jesus, zu dem sie eine innige Freundschaft pflegen konnte. Beten ist “Verweilen bei einem Freund, der uns liebt”. Das Streben zur Vervollkommnung aus eigener Kraft führe beim Scheitern zu Neurosen, beim Gelingen zu pharisäerhaftem Stolz; Gottes Vergegenwärtigung durch inneres Beten aber eröffne das Zutrauen, dass Gott dem Menschen die Vollkommenheit schenkt. Hier wird Teresas Nähe zur Rechtfertigungslehre der Reformation deutlich. (e)
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
a - vgl. A.Seeberger, Anteil am Erbe der Heiligen, Ostfildern 1995, S. 147
b - siehe Anhang (e)
c - . A.Seeberger, Anteil am Erbe der Heiligen, Ostfildern 1995, S. 149
d - vgl. Kleines Stundenbuch, Gedenktage der Heiligen, Freiburg/B., S. 301
e - vgl. www. Ökumenisches Heiligenlexikon (Teresa von Jesus)