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21. September 2022


Erscheinen des Septembertestaments -  Grundlage evangelischen Glaubens

So kommt der Glaube aus der Predigt; das Predigen aber durch das Wort Christi. Röm 10,12


Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.

Heute gedenken wir nicht einer einzelnen Person der Kirchengeschichte, sondern eines Er-eignisses, das für die evangelische Kirche grundlegend wurde: Das Septembertestament , der Urdruck von Martin Luthers Übersetzung des griechischen Neuen Testaments in die  früh-neuhochdeutsche Sprache, die er während seines Aufenthalts auf der Wartburg anfertigt hatte, kam in einer Auflage von etwa 3000 Exemplaren am 21. September 1522 ohne Verfas-sernamen in den Handel; der Titel lautete: Das Newe Testament Deůtzsch.

Die Zeit ab Mai 1521, die Luther auf der Wartburg verbrachte, während er die Identität eines „Junker Jörg“ annahm, befasste er sich im letzten Viertel mit der Übersetzung des Neuen Testaments, wobei er diese Arbeit am 18. Dezember 1521 begann, gedrängt von Wittenber-ger Kollegen, unter denen Philipp Melanchthon wohl Wortführer war. Als Luther am 1. März 1522 auf eigenes Risiko die Wartburg verließ und nach Wittenberg zurückkehrte, war das Manuskript seiner Rohübersetzung abgeschlossen Luthers Arbeitsgrundlage war das von Erausmus von Rotterdam herausgegebene Novum Testamentum omne, in der 2. Auflage oder 3. Auflage (Basel 1519, 1520). [Es enthielt in zwei Spalten den griechischen Bibeltext mit Anmerkungen und eine von Erasmus angefertigte Übersetzung ins Lateinische. Obwohl Luther auf der Wartburg den griechischen Text zugrunde legte, klingt immer wieder die Vul-gata an.] Luthers Griechischkenntnisse werden als sehr elementar und für einen selbständigen Umgang mit dem Text unzureichend eingestuft.  Als Voraussetzungen brachte Luther mit, dass er seit rund fünfzehn Jahren ein intensiver Leser der (lateinischen) Bibel und seit zehn Jahren Inhaber einer Bibelprofessur an de Universität Wittenberg war. Das bedeutete auch, dass er exegetisch auf dem neuesten Stand war.[ Luther dürfte sich mit seinem Mitbruder Lang in den gemeinsamen Wittenberger Jahren über Fragen des griechischen Bibeltextes ausgetauscht haben, aber ein regelrechter Unterricht ist aus den Quellen nicht zu belegen. Eine Wende trat ein, nachdem Melanchthon als Griechischprofessor nach Wittenberg ge-kommen war. Im Winter 1518/19 trieb Luther intensive Griechischstudien, allerdings war sein Interesse an dieser Sprache nicht von langer Dauer. Briefe belegen, dass Luther bald nach seiner Ankunft auf der Wartburg die erzwungene Muße für griechische und hebräische Sprachstudien nutzte.] Die auf der Wartburg angefertigte Rohübersetzung ist als Manuskript nicht erhalten; bekannt ist aber, dass Luther sie in Wittenberg im Frühjahr/Sommer 1522 mit Hilfe von Melanchthon noch einmal überarbeitete und weitere Humanisten wie Spalatin bei Einzelfragen berieten. Melanchthons Anteil am deutschen Neuen Testament, das schließlich in den Druck ging, ist nicht mehr feststellbar. (a)


Lied: Herr, für dein Wort sei hoch gepreist  - EG 196 in Auswahl


Eingang

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Lobet den Namen des Herrn, sein Name allein ist erhaben!

Psalm 148 - Halleluja! Lobet im Himmel den Herrn (EG Wü 779.2)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: Wohl dem, der seine Lust hat am Gesetz des HERRN; und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht. Ps 1,2

Psalm 119 B - HERR, dein Wort bleibt ewiglich (EG.E 100) -

oder Psalm 119 - Wohl denen, die ohne Tadel leben (EG 748) 


Tagesgebet

Wir danken dir Gott für die große, schöne Wohltat und Gnade, dass du uns dein Wort gege-ben hast, dessen Schatz kein menschliches Herz genügend bedenken kann; denn dein Wort ist das einzige Licht in der Finsternis dieses Lebens und ein Wort des Lebens, des Trostes und aller Seligkeit. Wir beten für uns und alle Welt, dass du als lieber Vater uns bei deinem heili-gen Wort erhalten wollest und dasselbe nicht von uns nehmen möchtest um unserer Sünde, Undankbarkeit und Faulheit willen. Behüte uns vor Rottengeistern und falschen Lehren, sondern sende uns treue und rechte Arbeiter in deine Ernte. Gebe uns allen auch die Gnade, dass wir deren Wort als dein eigenes Wort demütig hören, annehmen und ehren. Lass uns  auch von Herzen dir danken und dich loben (durch Christus, unsern Herrn). (b)


Epistel: 2. Timotheus 3,14-17 - alle Schrift ist nütze zur Lehre....


Antwortgesang

mit Responsorium: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EG Wü 781.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Evangelium: Johannes 1,1-5.9-14 - das Wort ward Fleisch


Antwortgesang

mit Responsorium: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)

oder Taizegesang: Freuet euch im Herrn (EG Wü 787.4)


Betrachtung  (zur Entstehung des September-Testaments)

  oder Auswahl aus Gestaltung des September-Testaments (s. Anhang) (c)

Die Zeit ab Mai 1521, die Luther auf der Wartburg verbrachte, während er die Identität eines „Junker Jörg“ annahm, befasste er sich im letzten Viertel mit der Übersetzung des Neuen Testaments, wobei er diese Arbeit am 18. Dezember 1521 begann, gedrängt von Wittenber-ger Kollegen, unter denen Philipp Melanchthon wohl Wortführer war. Als Luther am 1. März 1522 auf eigenes Risiko die Wartburg verließ und nach Wittenberg zurückkehrte, war das Manuskript seiner Rohübersetzung abgeschlossen Luthers Arbeitsgrundlage war das von Erausmus von Rotterdam herausgegebene Novum Testamentum omne, in der 2. Auflage oder 3. Auflage (Basel 1519, 1520). [Es enthielt in zwei Spalten den griechischen Bibeltext mit Anmerkungen und eine von Erasmus angefertigte Übersetzung ins Lateinische. Obwohl Luther auf der Wartburg den griechischen Text zugrunde legte, klingt immer wieder die Vul-gata an.] Luthers Griechischkenntnisse werden als sehr elementar und für einen selbständigen Umgang mit dem Text unzureichend eingestuft.  Als Voraussetzungen brachte Luther mit, dass er seit rund fünfzehn Jahren ein intensiver Leser der (lateinischen) Bibel und seit zehn Jahren Inhaber einer Bibelprofessur an de Universität Wittenberg war. Das bedeutete auch, dass er exegetisch auf dem neuesten Stand war.[ Luther dürfte sich mit seinem Mitbruder Lang in den gemeinsamen Wittenberger Jahren über Fragen des griechischen Bibeltextes ausgetauscht haben, aber ein regelrechter Unterricht ist aus den Quellen nicht zu belegen. Eine Wende trat ein, nachdem Melanchthon als Griechischprofessor nach Wittenberg ge-kommen war. Im Winter 1518/19 trieb Luther intensive Griechischstudien, allerdings war sein Interesse an dieser Sprache nicht von langer Dauer. Briefe belegen, dass Luther bald nach seiner Ankunft auf der Wartburg die erzwungene Muße für griechische und hebräische Sprachstudien nutzte.] Die auf der Wartburg angefertigte Rohübersetzung ist als Manuskript nicht erhalten; bekannt ist aber, dass Luther sie in Wittenberg im Frühjahr/Sommer 1522 mit Hilfe von Melanchthon noch einmal überarbeitete und weitere Humanisten wie Spalatin bei Einzelfragen berieten. Melanchthons Anteil am deutschen Neuen Testament, das schließlich in den Druck ging, ist nicht mehr feststellbar.  (d)


Lied: Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort - EG 193,1-3


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten

Gott, in dem Frieden, den du gewährst, führe uns mit deiner Botschaft in diese Welt, die der Liebe bedarf. Öffne uns für deine Gaben und für unsere Aufgaben unter den Menschen. Wir rufen dich an:

Kyrie eleison.

Lass sich dein Evangelium ausbreiten über die ganze Erde. Segne den Dienst der Kirche in der Vielfalt der Völker und Kulturen. Bestärke die Christen überall in ihrer Bereitschaft zur Liebe. Hilf bei unseren Versuchen, dich zu glaubwürdig bezeugen. Wir rufen dich an:

Kyrie eleison.

Gib uns wache Sinne. Schenk uns erkennende Augen und Ohren, die verstehen können. Mach unsere Hände zum Helfen bereit. Schärfe in uns Empfindsamkeit und Gespür für das, was Menschen gut tut. Gib uns ein aufrechtes Herz und einen klaren Geist. Wir rufen dich an:

Kyrie eleison.

Mach uns mutig, zur rechten Zeit das Rechte zu sagen und zu schweigen, wenn es nötig ist. Mach uns fähig, uns einzusetzen und zu handeln, wie es die Liebe erwartet. Mach uns geduldig zur Hoffnung bei allem, was uns entgegentritt. Wir rufen dich an:

Kyrie eleison.

Wir bitten für alle, die leiden und Lasten zu tragen haben;  Alte und Einsame; für Suchende und Umgetriebene, für Verängstigte und Verbitterte und Gemiedene. Wir rufen dich an: (e)


Vaterunser


Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich - EG 421

oder Taizegesang:  Ubi caritas et amor - EG Wü 571.1


Segen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.  Phil  4,7  G: Amen.


Anhang

(zur Gestaltung des September-Testaments - ggf. auszuwählen oder zu kürzen)

In den Vorreden zu seiner Übersetzung des Neuen Testaments betonte Luther, dass dieses Buch nicht, wie man gewöhnlich sagte, vier Evangelien enthält, sondern das ganze Neue Testament ein Evangelium  sei. „Denn Euangelion ist ein griechisch Wort und heißt auf Deutsch gute Botschaft, gute Märe, gute neue Zeitung [d. h. Nachricht], gut Geschrei, davon man singet, saget und fröhlich ist.“Daher sei es ein Missverständnis, das durch die Bibel-vorreden des Hieronymus gefördert werde, wenn man aus dem Neuen Testament ein Gesetz-buch mache, eine Zusammenstellung von Geboten für den christlichen Leser. „Denn das Evangelium fordert eigentlich nicht unser Werk, daß wir damit fromm und selig werden, ja, es verdammt solche Werke. Sondern es fordert nur den Glauben an Christum, daß derselbige für uns Sünde, Tod und Hölle überwunden hat …, daß wir uns seines Sterbens und Siegs mögen annehmen [d. h. aneignen], als hätten wirs selbst getan.“

Auch sucht Luther zu unterscheiden, welches die rechten und edelsten Bücher des Neuen Testaments sind: Nach seinen Kriterien sind das Johannesevangelium und die Paulusbriefe (vor allem der Römerbrief) sowie der Erste Petrusbrief die wichtigsten Schriften des Neuen Testaments, die man sich durch tägliches Lesen aneignen sollte. Das Johannesevangelium ist das „eine, zarte, rechte Hauptevangelium“ und viel wichtiger als Matthäus, Markus und Lukas, weil es sich auf die Reden Christi konzentriert und nicht auf seine Wundertaten. Umgekehrt ist der Jakobusbrief, verglichen mit den Paulusbriefen und dem Ersten Petrus-brief, „eine recht stroherne Epistel.“

Zudem gibt es eine Umgrupierung der einzelnen Schriften. Nach den Paulusbriefen folgen die beiden Petrusbriefe und die drei Johannesbriefe. Ohne Nummerierung, insofern gegen-über den anderen Schriften des Neuen Testaments abgewertet, bilden Hebräerbrief, Jakobus- und Judasbrief sowie die Offenbarung des Johannes den Schluss.

Das Septembertestament war von vornherein für eine wohlhabende Kundschaft konzipiert. Es kostete je nach Ausstattung zwischen ½ Gulden (ungebunden) und 1½ Gulden. ½ Gulden war etwa der Wochenlohn eines Zimmergesellen. Trotz des recht hohen Preises waren die 3000 Exemplare schnell verkauft, und im Dezember 1522 kam die zweite Auflage auf den Markt (Dezembertestament). Bis 1533 wurde Luthers Neues Testament insgesamt 85mal aufgelegt.

Sechs Wochen, nachdem das Septembertestament in den Handel kam, erließ Herzog Georg der Bärtige ein Edikt, das den Besitz dieses Buchs in seinem Land, dem albertinischen Sachsen verbot. Wer schon ein Exemplar besaß und es den Behörden ablieferte, sollte den Kaufpreis erstattet bekommen. Ähnliche Verbote in Brandenburg, Bayern und Österreich folgten. Herzog Georg beauftragte Hieronymus Emser damit, eine rechtgläubige Übersetzung des Neuen Testaments zu erstellen, um damit Luthers Version vom Buchmarkt zu verdrän-gen. Emsers Neues Testament wurde 1527 unter dem Titel Das naw testament nach lawt der Christlichē kirchen in Dresden gedruckt und verkaufte sich sehr gut. Es handelte sich dabei aber, wie Luther mit Genugtuung feststellte, weitgehend um ein Textplagiat. (c)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

LuthersÜbersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

<ç> entsprechend den aktuellen Corona-Regeln

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Septembertestament  (gekürzt)

b vgl. A. Ringwald (Hg), Menschen vor Gott, Bd. II, Stuttgart 1958,  S. 175

c https://de.wikipedia.org/wiki/Septembertestament  (gekürzt)

d https://de.wikipedia.org/wiki/Septembertestament (gekürzt)

e Quelle derzeit nicht festzustellen