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17. September 2024 


Kasper Tauber (?-1524) Erster lutherischer Märtyrer in Österreich

Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden. 2. Tim3,12


Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.

Wir gedenken heute des Tuchhändler Kaspar Tauber, der am 17. September 1524 in Wien als Ketzer hingerichtet wurde. Tauber gilt als einer der ersten lutherischen Märtyrer im Gebiet des heutigen Österreichs. (Ein anderer namentlich bekannter Lutheraner war Martin Hof-mann, der 1549 in Kärnten hingerichtet wurde). Infolge der Reformation kam es im deut-schen Reich vermehrt dazu, dass Christen aufgrund ihres Glaubens getötet wurden. Der Evangelische Namenskalender listet viele von ihnen auf, chronologisch nach ihrem Sterbe-datum geordnet, 1415: Jan Hus, schon vorreformatorisch, der aber bereits als evangelischer Märtyrer angese-hen wurde; 1523: Johannes van Eschen und Hendrik Vos, Augustiner aus Antwerpen, die ersten Märtyrer der Reformation in den Niederlanden, (was Luther in seinem Lied besingt: Ein neues Lied wir heben an: das walt Gott, unser Herr / zu singen, was Gott hat getan / zu seinem Lob und Ehre / zu Brüssel in dem Niederland ..) 1524: Heinrich von Zütphen,, ehemaliger Augustinerprior in Antwerpen, dann Reformator in Bremen, in Dith-marschen verbrannt; 1527: Johann Hühlin,, Frühmessner (Pfarrer) in Sernatingen, vertrat evangelische Ansichten, in Meersburg verbrannt; 1529: der Lehrer Adolf Clarenbach und Peter Flieste-den, die in Köln hingerichtet wurden. Kaspar Taubers Mut beeindruckte Luther sehr, wie er in Gesprächen mehrfach betont hat. Im Jahr 1894 wurde in Wien-Hermals (17. Bezirk) die Taubergasse nach ihm benannt. Die Evangelische Kirche in Deutschland ehrt ihn mit einem Gedenktag im Evangelischen Namenskalender an diesem Tag.  (a)

     

Lied: In dich hab ich gehoffet, Herr (EG 275 in Auswahl)


Eingang

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1)

oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Erbarme dich meiner, Herr, und vernimm die Stimme meines Flehens.

Psalm 91 - Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt (EGWü 7832.4)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: Das Verlangen der Elenden hörst du, HERR; du machst das Herz gewiss, dein Ohr merkt auf. Ps 10,17

Psalm 73 - Gott ist dennoch Israels Trost (EG.E 69 / EG 733)


Tagesgebet

Herr Jesus Christus, der du für uns gestorben bist, wir sagen dir Dank, dass du uns Unwürdi-ge erwählt hast, deine Wahrheit zu verkünden und manche für würdig befunden hast, mit ih-rem Leben und Sterben mutig ihren Glauben zu bezeugen und um deines Wortes willen Ver-achtung, Aburteilung und Tod zu erleiden. Herr, in deinen Händen sehen wir uns bewahrt. Wir vertrauen auf die Kraft und den Segen deines Kreuzes. Dir befehlen wir unsern Geist.    (b)


Epistel: 2. Korinther 4,6-12 - Wir leiden Verfolgung, der wir werden nicht verlassen


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten .. (EG Wü 574)


Evangelium: Lukas 6,20-23  - Die Seligpreisungen (in der Feldrede)


Antwortgesang

mit Responsorium: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EG Wü 781.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Betrachtung  

oder zu Vita  bzw. Werk und Bedeutung  (c)


Lied: Es ist das Heil uns kommen her  (EG 342,1.6.8)


[ Magnificat

als  Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten

Barmherziger Gott. Wir klagen dir, dass es auch zur Geschichte der Kirche gehört, dass sie Menschen wegen ihres Verständnisses deiner Botschaft an den Rand der Gemeinde gedrängt, aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen, ihr Leben bedroht und der Verdammung überliefert hat. Halte das Gedächtnis der Märtyrer (wie Kaspar Tauber) unter uns wach und mache uns stark im Glauben, dass wir mit unserem Leben und Sterben den Sieg deines Sohnes über Sünde, Angst und Tod bezeugen. Wir rufen:

G: Kyrie eleison.

Mit Sorge erfüllt uns, dass auch gegenwärtig Menschen ihrer Überzeugung wegen Ableh-nung und Ausgrenzung erfahren. Besonders bitten wir für unsere Schwestern und Brüder im Glauben, die sich nicht überall ungehindert zu dir bekennen können, und für alle, die um ih-rer Religion willen verfolgt werden oder der Unterdrückung ausgesetzt sind. Wir rufen:

G: Kyrie eleison.

Wir bitten dich für die christlichen Kirchen, Gemeinden und Bewegungen in …, die als Min-derheit in ihren Land leben und Vorurteile und Hass als Bedrohung an Leib und Leben zu spüren bekommen. Wir rufen:

G: Kyrie eleison.

Wir bitten dich um Mut für alle, denen das öffentliche Zeugnis von dir schwer oder ganz unmöglich gemacht wird, dass sie dennoch an dir festhalten und die Hoffnung nicht verlieren.

Wir rufen:

G: Kyrie eleison.

Stärke in den Kirchen die Männer und Frauen, die Verständnis für die besonderen Abliegen anderer Mitchristen aufbringen, denen das Gebet für die Einheit ein Anliegen ist, und die bereit sind, Verantwortung und einen Dienst in der Leitung zu übernehmen. Wir rufen: (d)

G: Kyrie eleison.


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich - EG 421

oder Taizegesang:  Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Segen

Der Gott aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit, möge uns, die wir eine kleine Zeit leiden, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht in alle Ewigkeit. 1. Petr 5,11     

G: Amen.


Anhang - Vita


Kasper Tauber stammte wahrscheinlich aus dem südmährischen Brünn (heute Tschechien), ein genaues Geburtsjahr ist nicht bekannt. Nach 1520 waren Luthers reformatorische Schrif-ten und Lehren rasch bis nach Wien vorgedrungen. Paul Speratus (+ 1551)  hatte 1522 im Wiener Stephansdom gepredigt, der Buchdrucker Hans Singriener druckte allerlei Schriften nach,  - wahrscheinlich auch lutherische - und es gab nicht wenige, die ihrem Unwillen über Glaube und Lehre ihrer Kirche Ausdruck verliehen. Die meisten aber ließen es bei einer Kri-tik an den äußerlichen Umständen bewenden. Nur wenige drangen zum Kern der Auseinan-dersetzungen durch. Zu diesen gehörte der Bürger Kaspar Tauber. Er war vorher nicht beson-ders aufgefallen, vielmehr hatte er am kirchlichen und bürgerlichen Leben der Stadt den üb-lichen Anteil genommen. Er war verheiratet, hatte vier Kinder und war beruflich erfolgreich.. Nun aber ließ er eine Schrift erscheinen, in der er nicht nur die Irrtümer und Missbräuche in der Kirche aufzeigte, sondern vom Priestertum aller Gläubigen schrieb. Obwohl die Schrift nicht erhalten ist, kann aus der Anklage gegen Tauber auf den Inhalt geschlossen werden. Seit 1508 lebte er als Tuchhändler in Wiener Neustadt, seit 1511 in Wien. Er verfügte bald über einen beträchtlichen Wohlstand, so dass er 1519 als „Tuchlaubenherr“ erscheint und 1521 zu den „Genannten“ gehört, die Aufgaben der Stadtregierung innehatten. Nachdem er mit evangelischem Gedankengut in Berührung gekommen und davon überzeugt worden war, verfasste Tauber eine reformatorische Flugschrift. Darin führte er Kritik an der Ohrenbeichte, der Heiligenfürbitte und der Lehre vom Fegefeuer aus. Umstritten ist die Herkunft von Tau-bers Stellung zum Abendmahl, das er konsequent symbolisch deutet. Am wahrscheinlichsten erscheint die Annahme, dass er Kenntnis vom Wirken und der Theologie Ulrich Zwinglis, der zu jener Zeit schon eine konsequent symbolische Deutung vertrat, erlangt hatte. Möglich ist auch, dass er Elemente der Theologie der Waldenser mit den Auffassungen Luthers verband. 1524 wurde Tauber schließlich verhaftet und im Kärntnerturm in Wien festgehalten. Er wi-derrief schließlich seine bisherigen Überzeugungen. Als Zeichen der Buße sollte er an drei Sonntagen im Büßerkleid – barfüßig, barhäuptig, mit einer Kerze in der Hand und einem Strick um den Hals – an der Pforte des Stephansdoms stehen und öffentlich widerrufen, zu-dem sollte er lebenslang ein schwarzes Kreuz als Zeichen seiner Ketzerei auf der Kleidung tragen. Für den 8. September 1524 war vereinbart worden, dass er öffentlich widerrufen sollte. Doch an jenem Tag verweigerte er dies, stattdessen berief er sich auf die Bibel und appellierte an das Reich. Am 17. September 1524 wurde er schließlich morgens früh zur Richtstätte in Erdberg geführt und enthauptet. Sein Leichnam wurde – wie bei vermeint-lichen Ketzern üblich – verbrannt; seine Asche verstreute man in der Donau. Genauere Untersuchungen über den Prozess gegen Tauber gibt es bisher nicht. (d) 


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a R.B. nach verschiedenen Vorlagen

b vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch (UEK/VELKD), Bielefeld/Leipzig 2020, S.635

c s. Anhang

d vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch, Stuttgart 2004, S. 328

e vgl. Artikel in Wikipedia zu Konrad Tauber