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5. August 2024 


Franz Härter (1774-1874) Gründer des Diakonissenhauses in Straßburg

Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit. Hebr 13,8


Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.

Wir gedenken heute des Pfarrer Franz Härter, der vor 150 Jahren, am 5. August 1874 verstor-ben ist. Er war Initiator und Gründer des Diakonissenhauses in Straßburg, das 1842 gestiftet wurde. Es gibt ein Lied von Franz Härter, das er unter dem Eindruck der Bombadierung Straßburgs im Jahr 1870 durch deutsche Truppen gedichtet hat und das lange im elsässischen Gesangbuch stand. „Es zeigt die tiefe Frömmigkeit Härters, dessen Gedanken auf Gottes Friedensreich gerichtet sind. … „ Heimat meiner Liebe, Ziel der heilgen Triebe, Ort der sel-gen Ruh, / wo mein Jesus weilet, Friedensstadt, es eilet dir mein Sehnen zu! / Herr, wie lang, werd ich noch bang / an die Erdennot gebunden zählen Tag und Stunden? // Lehr mich stiller gehen, treuer auf dich sehen, den ich oft betrübt! / Jesu, voll Erbarmen hast du ja mich Armen je und je geliebt. / Laute Güt ist’s, die mich zieht / hin zum Ziel der heilgen Triebe, Jesu, meine Liebe.“  (nach der Melodie: Jesu meine Freude) (a)

     

Lied: Es kennt der Herr die Seinen (EG 350,1.3.4.6)


Eingang

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1)

oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Psalm 23 - Er weidet mich auf einer grünen Aue (EGWü 783)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: In Christus Jesus gilt der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Gal 5,6

Psalm 146 - Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele  - (EG.E 112 / EG 757)


Tagesgebet

Christus, unser Heiland, du weißt wie zaghaft unser Glaube oft ist und wir viele Bedenken haben, die sich uns mit drohender Sorge entgegenstellen. Stärke uns den Glauben und leite alles nach deiner Liebe. Wir suchen ja nicht uns selbst, sondern möchten für deine Sache ar-beiten. Jede Spur von Selbstsucht tilge durch deinen Geist, dass wir ganz dein seien und blei-ben. Lege auf unsere schwachen Anfänge deinen Segen wie auf das Senfkorn, das zum gro-ßen Baum  wird. (b)


Epistel: 1. Timotheus 1,12-17 - Mir ist Erbarmung widerfahren


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten .. (EG Wü 574)


Evangelium: Lukas 8,1-3 - … dazu etliche Frauen, die ihnen dienten                   


Antwortgesang

mit Responsorium: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EG Wü 781.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Betrachtung  

oder zu Vita  bzw. Werk und Bedeutung  (c)


Lied: Mir ist Erbarmung widerfahren  (EG 355,1(2)3-5^)


[ Magnificat

als  Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten

Gott, Ursprung aller Güte, in der Zuversicht, dass du uns hörst und helfen willst, bitten für für den Dienst an Menschen geschieht, die in Krankenhäusern, Heimen oder zu Hause körperli-che oder seelische Not leiden; wir bitten auch für alle, die in Einsamkeit allein gelassen sind wie für alle, die den Tod vor Augen haben.

G: Kyrie eleison.

Wir bitten für Menschen, die ohne Arbeit und Wohnung sind; für die vom Krieg Bedrohten, für die Flüchtlinge auf den Straßen dieser Welt; für alle, die unter Unrecht und Gewalt leiden. Sende ihnen Menschen, die ihnen deine Liebe bezeugen.

G: Kyrie eleison.

Wir bitten für alle Menschen, die in pflegenden und betreuenden Diensten tätig sind, die sich einsetzen in Rettumgsdiensten, die verantwortlich sind in der medizinischen Versorgung, die als Fachkräfte in Betreungsstellen arbeiten, die sich für soziale Hilfe und Gerechtigkeit enga-gieren, die in der Stille wichtige Dienste übernehmen.

G: Kyrie eleison.

Segne du, Gott, allen guten Willen, schenke das nötige Feingefühl. Lass unser Tun in der Liebe und Freiheit geschehen, die du uns schenkst. So bitten wir durch Christus, unsern Herrn. (d)


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich - EG 421

oder Taizegesang:  Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Segen

Gott gebe uns viel Barmherzigkeit und Friede und Liebe.  Jud 2     

G: Amen.


Anhang - Vita


Franz Heinrich Härter wurde am 1. August 1797 als Sohn des Bäckers und Konditors Franz Härter und seiner Frau Luise Friederike geb. Rhein geboren. Die geschäftlichen Erfolge des Vaters waren mäßig.  Nach dem Tod seiner Mutter musste Franz den Vater als Gehilfe un-terstützen. Dennoch konnte er das Gymnasium besuchen. Ursprünglich wollte er danach In-genieurwissenschaften studieren. Sein Vater beeinflusste ihn aber dahingehend, dass er von 1813 bis 1819 in seiner Heimatstadt Theologie studierte, um dadurch seine Altersversorgung sicherzustellen. Das Studium war dort stark rationalistisch geprägt. Seinen Lebensunterhalt verdiente Härter, indem er in Straßburg Unterricht erteilte, was damals für junge Theologen üblich war. 1821 bereiste Härter Nordfrankreich und Deutschland. 1823 wurde er ordiniert und erhielt im März 1823 erhielt er seine erste Pfarrstelle in Ittenheim. Im Spätsommer des-selben Jahres heiratete er Elise Kampmann. Sie kümmerte sich um Kranke in der Gemeinde ihres Mannes und erteilte jungen Mädchen und Frauen Handarbeitsunterricht. Franz Härter bemühte sich um eine Verbesserung der Schulen und erreichte, dass seine Gottesdienste reich frequentiert wurden, übernahm auch medizinische Aufgaben, bemühte sich um eine strenge-re, geistlichere Moral seiner Gemeinde und sorgte für schwache Gemeindemitglieder. Sein Vorbild war dabei Johann Friedrich Oberlin (1740–1826). Die pädagogischen Impulse, von denen Härter geprägt war, entstammten dem Rationalismus und beeinflussten auch die ent-stehende Erweckungsbewegung. Am 4. April 1828 starb seine Frau an einer Infektion. Dieser Todesfall stürzte Härter in eine zehn Monate währende Krise und trug auch dazu bei, dass er sich mehr und mehr der Erweckungsbewegung zuwandte. Er bekannte, dass er früher den Kern der evangelischen Lehre, nämlich die Versöhnung durch den Kreuzestod Christi, als vernunftwidrig abgelehnt hätte. Diese Haltung bereue er nun und betrachte sich nach der Überwindung seiner Lebenskrise als neu geboren. Im Mai 1829 wurde Härter vierter Pfarrer an der lutherischen Neues Kirche, der evangelischen Hauptkirche in Straßburg. Im März 1830 heiratete Härter Friederike Dorothea Rausch (1799–1842), die Tochter eines Kauf-manns und Jugendfreundin seiner verstorbenen ersten Frau.  An Trinitatis 1831, also am 29. Mai, bekannte er sich nach langem Zögern vor seiner Gemeinde zum Pietismus, indem er erklärte, dass der Mensch allein durch Christus erlöst werde. Dieses Bekenntnis erregte Wi-despruch in der Gemeinde, die Kirchenleitung (Konsistorium) ging gegen ihn vor. Ferner lehnten die strengen Lutheraner Härter ab, u.a. weil er Bibelstunden abhielt. Er lebte und lehrte er ein praktisches Christentum, das diesen ebenfalls suspekt war. Härter betätigte sich in zahlreichen Vereinen. Von 1831 bis 1839 war er im Vorstand der Neuhof-Anstalt, einer schulischen Einrichtung für beide Geschlechter, die Grundschule, Industrieschule und Land-wirtschaftsschule umfasste. 1834 gründete Härter die Straßburger Evangelische Gesellschaft, auch angeregt von der Pariser Evangelischen Gesellschaft, und beteilgte sich an der Grün-dung der Evangelischen Missionsgesellschaft in Straßburg. Aus Härters seelsorgerischen Tätigkeit und aus Treffen mit seinen Konfirmanden entwickelten sich Jungfrauen- und Jüng-lingsvereine. Ebenso regte Härter die Gründung eines Armendienerinnen-Vereins an. Diese ehrenamtliche Tätigkeit der Armendienerinnen blieb nicht ohne Kritik. Man warf ihnen vor, dass sie den Menschen auch „Nahrung für die Seelen aus Gottes Worte“ brachten. Dies wur-de aber als Sache der Pfarrer angesehen. Härter wies die Kritik energisch zurück und ermu-tigte die Armendienerinnen zur weiteren Wahrnehmung ihrer geistlichen Aufgaben. Konkre-tere Ideen zur Form eines möglichen Diakonissenhauses hatte Härter nach einem Besuch in Kaiserswerth. Am 15. Dezember 1839 weihte er durch Gebet und Handauflegung zehn Frau-en zu Diakonissen, Härter sprach davon, „evangelische Schwestern der Barmherzigkeit“ ein-führen zu wollen. Er orientierte sich in der Anfangszeit mehr an den römisch-katholischen Barmherzigen Schwestern als an der Kaiserswerther Diakonie. Die Regeln für die Diakonis-sen übernahm Härter vom Kloster Port Royal. Härter schloss sich damit an die Tradition des Jansenismus an., der dem evangelischen Glauben mit dessen Grundprinzip sola gratia näher war als andere römisch-katholische Bewegungen. Anfang Juli 1842 zogen die Hausmutter und die ersten fünf Schwestern in das Straßburger Diskonissenhaus ein.  Die Probe- und Aus-bildungszeit der ersten Schwestern betrug drei Monate. Nach deren Ablauf segnete Härter Ende September 1842 die ersten sechs Schwestern ein, die dann in geheimer Wahl die Diako-nisse Henriette Keck zur Oberschwester wählten. Die Gründung des Diakonissenhauses gilt als Härters größtes Werk, die Stiftung fand damals aber zunächst nur wenig Beachtung, Här-ter gilt als Vorreiter im Bereich der Entwicklung und Realisierung gemeindediakonischer Konzepte und übertraf darin auch Theodor Fliedner. Härter räumte der Gemeinschaft unter den Diakonissen einen hohen Stellenwert ein. So konnten die Schwestern sich seiner Mei-nung nach mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten ergänzen, Ältere konnten ihre Erfahrun-gen an Jüngere weitergeben und die Gebetsgemeinschaft konnte die Einzelne stützen und der „Ausbreitung des Reiches Gottes“ dienen. Eine Besonderheit der Diakonissenanstalt war die Leitung durch einen weiblichen Vorstand. Während Fliedner sein eigenes Amt als Leiter der Anstalt über die weiblichen Ämter seiner Einrichtung gestellt hatte und männlichen Gremien die Hauptentscheidungsbefugnis übertragen hatte, dominierten in Härters Einrichtung Frauen.  Auch die Schwesternschaft hatte wichtige Mitspracherechte, beispielsweise bei der Wahl der Vorgesetzten und der Aufnahme neuer Mitschwestern. Härters betrachtete sich als Wegbe-reiter für die Arbeit der Diakonissen; die „Sorge für das Einzelne“ sei deren Sache. Er selbst beschränkte sich, ähnlich wie Vermeil in Paris, im Diakonissenhaus auf eine Funktion als Seelsorger, theologischer Berater, Lehrer, Beichtvater und Verwalter des Abendmahls; Macht wollte er in der Anstalt nicht ausüben. Er galt auch nicht als „Vater“ des Hauses, der Entwurf der Statuten erwähnte nur seine religiöse Tätigkeit als „geistlicher Führer“, seine Befugnisse wurden offiziell klein gehalten. Im Herbst 1842 starb Härters zweite Frau, danach blieb er unverheiratet. Damit entfiel auch ein Einfluss seiner Familie auf die Diakonissenanstalt, der auch nicht seinen Vorstellungen entsprochen hätte. Er wohnte ab diesem Zeitpunkt zur Miete und führte nur einen kleinen Haushalt. Informell hatte er allerdings großen Einfluss auf das Haus durch seinen ständigen Kontakt mit der Verwaltung und den Schwestern und durch sei-ne Teilnahme an den Verwaltungssitzungen. (d)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

LuthersÜbersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. A. Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. II, Stuttgart 1958, S. 79

b nach einem Tagebucheintrag Härters, 

vgl. A. Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. II, Stuttgart 1958, S. 79

c s. Anhang

d vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch, Stuttgart 2004, S. 308

e vgl. Artikel in Wikipedia zu Franz Härter