Wochengottesdienst um den 18. Februar 2009
Martin Luther (+ 18.2.1546)
Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen
Begrüßung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. G: Amen.
Wir gedenken in unserem heutigen Abendgottesdienstes des Reformators Martin Luther, der am 18. Februar 1546 verstorben ist. Neben seinem vielfältigen Einsatz als Erneuerer der Kirche durch Schriften, Diskussionen, Lieder, Briefe und praktische Vorschläge ist es besonders seine Übersetzung der Bibel ins Deutsche, durch die er nachhaltig für die Verkündigung des Evangeliums gewirkt hat. Während seiner Zeit auf der Wartburg begann Luther im Dezember 1521 mit der Übersetzung des Neuen Testaments. Als er dann im März 1522 nach Wittenberg zurückkehren konnte, wurde die Übertragung mit Melanchton und Spalatin durchgesehen. Am 21. September 1522 erschien „Das Newe Testament Deutzsch“ in fünftausend Exemplaren. Trotz des hohen Preises war es bald vergriffen, so dass noch vor Weihnachten eine zweite Auflage nötig wurde. Zwölf Jahre später lag dann „die gantze heilige Schrift Deudsch“ vor. Mit seiner Bibelübersetzung prägte der Reformator die deutsche Sprache auf lange Zeit hinaus, mit der deutschen Bibel erschloss er die Quelle, aus der der Glaube gespeist wird. Eine Widmung, die er damals in manche Bibel eingetragen hat, dürfte auch heute Gültigkeit haben: „Man muss suchen, nicht richten; nicht Meister, sondern Schüler sein; Nicht Dünkel hineintragen, sondern Christi Zeugnis daraus holen; und solange Christus nicht gefunden wird, solang wird er auch nicht recht gesucht.“ (a)
(oder)
Eröffnung
mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )
oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG 181.6)
Votum und Psalm
Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1. Kor 3,11
Psalm 119: Wohl denen, die ohne Tadel leben (EG 748)
Schriftlesung: Römer 3, 22 - 28 - ... allein durch den Glauben...
Antwortgesang
mit Responsorium: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EGWü 780.6)
oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EGWü 787.6)
Stille oder Auslegung oder Text (b) oder Vita (c) von Martin Luther
Lied: Nun freut euch, lieben Christen g'mein (EG 341,1.3-7.10)
Magnificat
mit Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)
oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573)
Fürbitten
Gott, du machst unserem Glauben das Geschenk deiner Gerechtigkeit. Wir bitten dich für alle Menschen, denen ihre Anerkennung vorenthalten wird, die daran zweifeln, dass sie etwas wert sind. Lass sie in deiner Liebe zur Erfahrung der eigenen Würde finden, dass sie künftig mit neuem Lebensmut die Aufgaben ihres Lebens bewältigen können. Auf dich hoffen wir und rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Gott, du gewährst uns in deiner Gnade, wozu all unsere menschliche Kraft nicht ausreicht. Du machst uns frei von Überforderung und Leistungszwang. Wir bitten für alle, die vom Gefühl gelähmt werden, es sei doch alles vergeblich. Wir bitten auch für jene, die vom Wahn der Machbarkeit gefangen sind und in deren Plänen für dein Wirken kein Platz mehr ist. Auf dich hoffen wir und rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Gott, in deinem Wort finden wir Halt und Maßstab für unser Leben, für unser Handeln und Erleiden. Wir bitten für alle Menschen, die sich überwältig fühlen vom vielen Gerede, die in der Fülle von Nichtssagendem auf das eine Wort warten, das Orientierung bietet. Auf dich hoffen wir und rufen dich an:
R: Kyrie eleison.
Gott, in deinem Sohn Jesus Christus bist du uns nahe in Freude und in Leid. In seinem Leben, seiner Verkündigung und seiner Hingabe hast du uns dein Heil eröffnet. Wir bitten für uns und für alle, die durch die dunklen Erfahrungen ihres Lebens entmutig und in ihrem Glauben angefochten sind. Gib Gewissheit, dass deine Treue größer ist als unsere Angst und Bedrängnis. Auf dich hoffen wir und rufen dich an: (d)
R: Kyrie eleison.
Vaterunser
Schlussgebet
Wir danken dir, barmherziger Gott, dass du uns Martin Luther und all die anderen Väter und Mütter im Glauben geschenkt hast, die in der Unvollkommenheit ihres Lebens sich deiner Gnade gerühmt und die Kirche zu dir zurückgerufen haben. Sei mit der Kraft deiner Erneuerung auch gegenwärtig am Werk, dass dein gnädiger Name bekannt, deine frohe Botschaft bezeugt und dein guter Wille gelebt wird im Vertrauen auf Christus, deinen Sohn, unsern Retter und Herrn. (e)
Segensbitte
mit Schlussstrophe: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EGWü 787.8)
Segenswort
Anhang
Martin Luther schreibt in seiner Vorrede zum Römerbrief, 1522:
Glaube ist nicht der menschliche Wahn und Traum, den etliche für Glauben halten. Und wenn sie sehen, dass keine Besserung des Lebens noch gute Werke folgen, und sie doch vom Glauben viel hören und reden können, so fallen sie in den Irrtum und sprechen: der Glaube sei nicht genug, man müsse Werke tun, soll man fromm und selig werden . . . aber Glaube ist ein göttlich Werk in uns, das uns wandelt und neu gebiert aus Gott (Joh 1,13) und tötet den alten Adam; machet uns zu ganz anderen Menschen nach Herzen, Gemüt, Sinn und allen Kräften und bringt den heiligen Geist mit sich. O, es ist ein lebendig, geschäftig, tätig, mächtig Ding um den Glauben, so dass es unmöglich ist, dass er nicht ohne Unterlass Gutes wirken sollte. Er fragt auch nicht, ob gute Werke zu tun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie getan und ist immer im Tun. Wer aber nicht solche Werke tut, der ist ein glaubloser Mensch, tappt und sieht um sich nach dem Glauben und guten Werken und weiß weder, was Glaube, noch was gute Werke sind . . . Glaube ist eine lebendige, entschlossene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiss, dass man tausendmal darüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und lustig gegen Gott und alle Kreaturen: Das tut der heilige Geist im Glauben. Daher wird er ohne Zwang willig und lustig, jedermann Gutes zu tun, jedermann zu dienen, allerlei zu leiden Gott zu Liebe und zu Lob, der ihm solche Gnade erzeigt hat, so dass es unmöglich ist, Werke vom Glauben zu scheiden so unmöglich, als Brennen und Leuchten vom Feuer nicht geschieden werden kann... Bitte Gott, dass er Glauben in dir wirke; sonst bleibst du wohl ohne Glauben, auch wenn du sinnst und tust, was du willst oder kannst.
aus: Martin Luther - Lektüre für Augenblicke, Frankfurt/M. 1983, S. 12f.
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
a - vgl. J.Erb, Geduld und Erbe der Heiligen, Kassel 1965, S. 320
b - z.B. siehe Anhang
c - z.B. in H.Achterberg, Zeugen des Evangeliums, Moers 1987, S.171 f,
oder in Ökumenisches Heiligenlexikon
oder in Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
e - nach Klaus Hägele, Stuttgart/Berlin