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Wochengottesdienst um den 12. Februar 2009

Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher  (+ 12.2.1834)

Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen


Begrüßung 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. G:  Amen.

Am 12. Februar waren es 175 Jahre, dass der große Theologe Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher verstorben ist, der auch als Philosoph und Pädagoge herausragende Bedeutung hat. Er versuchte die zeitgeschichtlich vorangehenden „Positionen von Rationalismus und Supranaturalismus, von im weiteren Sinne Kultur und Religion überhaupt zu vermitteln und darin über sie hinauszukommen. Sein theologischer Entwurf machte ihn zum „Kirchenvater des 19. Jahrhunderts“, der „an die Spitze einer Theologie der neuesten Zeit gehört […] und keiner neben ihn“ (Barth), in ihm kam die „Antithese der romantischen gegen die aufklärerische Bildung zur vollen Geltung“ (R. Haym), er wurde für viele „die Geburtsstunde […] [ihres] höheren Lebens“ (Claus Harms). Man sprach andererseits in abschätzigem Sinne von „Vermittlungstheologie“, „Gefühlstheologie“ und „Kulturprotestantismus“. (a) Sicher hat er ganze Generationen evangelischer Theologen bis ins 20. Jahrhundert hinein geprägt. Nachdem seit der Dialektischen Theologie im Gefolge Karl Barths dann jahrzehntelang sein theologischer Ansatz höchst kritisch betrachtet wurde, wird Schleiermachers Theologie zunehmend wieder entdeckt und geschätzt.


(oder)

Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG 181.6)


Votum und Psalm

Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Ps 8,4.5

Psalm 139:  Herr, du erforschest mich  (EG 754)


Schriftlesung: Apostelgeschichte 17,22-31... in ihm leben, weben und sind wir...


Antwortgesang

mit Responsorium: Mit Freude erfüllt mich dein Walten (EGWü 781.4)

oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EGWü 787.6)


Stille oder Betrachtung  oder Text (b) oder Vita (c) von Schleiermacher 


Lied:  Ich weiß, woran ich glaube (EG 357 i.A.)


Magnificat

mit Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573)


Fürbitten

Allmächtiger, ewiger Gott, barmherziger Vater. Wir loben dich, dass du uns gnädig erhalten und durch deinen Sohn Jesus Christus zum ewigen Leben berufen hast. Wir danken dir, dass du uns dein Evangelium verkünden lässt und bitten und rufen zu dir:

R: Kyrie eleison.

Erhalte uns und unseren Nachkommen die reine Predigt deines Wortes und den rechten Gebrauch der Sakramente. Segne alle, die zur Leitung der Kirche berufen sind. Gib uns Hirten und Lehrer nach deinem Willen. Stärke und schütze die Sendboten des Evangeliums unter den Völkern. Lass gedeihen die Werke der barmherzigen Liebe in der Christenheit. Wir rufen zu dir: 

R: Kyrie eleison.

Beschirme unser Land und verleihe allen, die politisch Verantwortung tragen, Weisheit und Gerechtigkeit, dass wir unter ihrer Regierung nach deinem Willen und Gebot in Frieden leben. Wir rufen zu dir:

R: Kyrie eleison.

Segne diesen Ort und alle, die hier wohnen. Walte mit deinem Frieden in unseren Häu

sern. Heilige das Zusammenleben in den Familien. Lass die Erziehung der Jugend gelingen. Fördere alle Arbeit in Haus und Beruf. Gib solche Witterung, dass die Früchte des Feldes gedeihen. Wir rufen zu dir:

R: Kyrie eleison.

Tröste alle Einsamen und Verlassenen, alle Alleinstehenden, alle Armen, Kranken und Angefochtenen, alle Sterbenden und Trauernden. Hilf einem jeden in seiner Not. Wir rufen zu dir: (d)

R: Kyrie eleison.


Vaterunser


Schlussgebet

Gib, dass wir leben in deiner Furcht, sterben in deiner Gnade, ruhen in deinem Frieden, auferstehen durch deine Kraft und darauf ererben das ewige Leben. So bitten wir um deines lieben Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi willen, welchem mit dir und dem Heiligen Geist sei Lob und Preis, Ehre und Herrlichkeit jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit (e)


Segensbitte

mit Schlussstrophe: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus... (EG Wü 570)

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EGWü 787.8)  


Segenswort



Anhang

Friederich Schleiermacher schreibt über die Religion in den „Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“ zum Verhältnis von Glaube und Wissen:

Sie (die Religion) begehrt nicht, das Universum seiner Natur nach zu bestimmen und zu erklären wie die Metaphysik, sie begehrt nicht, aus Kraft der Freiheit und der göttlichen Willkür des Menschen es fortzubilden und fertig zu machen wie die Moral. Ihr Wesen ist weder Denken noch Handeln, sondern Anschauung und Gefühl. Anschauen will sie das Universum, in seinen Darstellungen und Handlungen will es andächtig belauschen, von seinen unmittelbarer Einflüssen will es sich in kindlicher Passivität ergreifen und erfüllen lassen...

... wir werden lernen müssen, uns ohne vieles (zu) behelfen, was viele noch gewohnt sind als mit dem Wesen des Christentums unzertrennlich verbunden zu denken... der Schöpfungsbegriff, wie er gewöhnlich konstruiert wird... trotz aller freilich ziemlich unsicheren Erleichterungen, welche die Auslegung schon herbeigeschaft hat: Wie lange wird er sich noch halten können gegen die Gewalt einer aus wissenschaftlichen Kombinationen, denen sich niemand entziehen kann, gebildeten Weltanschauung?... Wollt Ihr Euch von der Wissenschaft blockieren lassen?... Soll der Knoten der Geschichte so auseinandergehen: Das Christentum mit der Barbarei, und die Wissenschaft mit dem Unglauben?   

Wenn die Reformation, aus deren ersten Anfängen unsere Kirche hervorgegangen ist, nicht das Ziel hat, einen ewigen Vertrag zu stiften zwischen dem lebendigen, christlichen Glauben und der nach allen Seiten freigelassenen, unabhängig für sich arbeitenden wissenschaftlichen Forschung, so dass jener nicht diese hindert, und diese jenen nicht ausschließt: So leistet sie den Bedürfnissen unserer Zeit nicht Genüge, und wir bedürfen noch einer anderen, wie und aus was für Kämpfen sie sich auch gestalten möge. Meine feste Überzeugung aber ist, der Grund zu diesem Vertrage sei damals schon gelegt, und es tue nur not, dass wir zum bestimmenden Bewusstsein der Aufgabe kommen, um sie auch zu lösen.

in: Friedrich Schorlemmer, Was protestantisch ist, Freiburg/B. 2008, S.36 ff.



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl.  Wikipedia – Die freie Enzyklopädie / Portal Religion

b - z.B. siehe Anhang

c - z.B. in: H.Achterberg, Zeugen des Evangeliums, Moers 1987, S.311 f.

oder in: J.Erb, Geduld und Erbe der Heiligen, Kassel 1965, S. 320

oder in: http://www.heiligenlexikon.de/

oder in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

d - vgl. Preußische Kirchengebete, von1717,  nach: Allgemeines Evangelisches Gebetbuch, 3. Aufl., Hamburg 1971, S. 28 f.  

e - vgl. Preußische Kirchengebete, von1717,  nach: Allgemeines Evangelisches Gebetbuch, 3. Aufl., Hamburg 1971, S. 28