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Wochengottesdienst um den 17. Januar 2009

„Antonius“ (+ 17.1.356)

Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen


Begrüßung 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. G:  Amen.

Wir gedenken in unserer heutigen Andacht des Mönchsvaters Antonius von Ägypten, dessen sich die Ökumene - nicht nur im Abendland, sondern auch in der orthodoxen, der armenischen und syrischen Kirche - alljährlich am 17. bzw. 18.  Januar erinnert. Er wird auch Antonius der Große genannt und ist ein bedeutender Vertreter der ägyptischen Eremiten, wurde 251 in Koma geboren (an der Grenze der Thebais)  und ist im Jahr 356 gestorben. Die große Bedeutung des Antonius liegt darin, dass er nach 305 die asketisch lebenden Einsiedler, die zu Beginn des 4. Jahrhundert zahlreich die als korrupt und dekadent empfundene Gesellschaft ihrer Zeit verlassen hatten, zu Gemeinschaften verband, woraus Pachomius später die Mönchsgemeinden bildete, die Vorbild für die Entwicklung der Klöster im Morgen- wie im Abendland wurden. Athanasius, sein Biograf, schrieb: Antonius „war wie ein Arzt, der Ägypten von Gott geschenkt war. Denn wer kam traurig zu ihm und ging nicht mit Freude davon? Wer kam voller Ärger und wurde nicht zur Freundlichkeit verwandelt? Welcher Mönch, der nachlässig geworden war, wurde nicht durch eine Begegnung mit ihm gestärkt? Kam jemand geplagt von Zweifeln, wem wäre je versagt worden, Frieden im Herzen zu empfangen?“ (a)


(oder)

Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG 181.6)


Votum und Psalmgebet

Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht fest im Glauben. 1. Petr 5,7

Psalm 91: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt (EG 736)


Schriftlesung: Matthäus 19,16-21  - Willst du vollkommen sein...


Antwortgesang

mit Responsorium: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EGWü 781.3)

oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EGWü 787.6)


Stille oder Betrachtung oder Auslegung oder Text oder Vita von Antonius (b)


(Lied: Mir nach spricht Christus, unser Held - EG 385,1-3.6

oder Hymnus: Bevor des Tages Licht vergeht - EG Wü 782.5)


Magnificat

mit Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573)


Fürbitten 

(Lasst uns beten mit der orthodoxen Kirche in Ägypten und Äthopien:)

Um Freundlichkeit und Heil für unser Leben lasst uns flehen, dass Gott uns Frieden gebe durch seine Barmherzigkeit; für unsern Glauben lasst uns flehen, dass Gott ihn uns bis zum Ende rein erhalte - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Für unsere Gemeinschaft lasst uns flehen, dass Gott uns durch die Zeit bewahre in der Einigkeit des Geistes; für unsere Seelen lasst uns flehen, dass Gott uns in aller Trübsal zur Vollkommenheit der Geduld führe - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Für die Kirche mit ihren Bischöfen, ihren Priestern und Pastoren und ihren Diakonen,  auch mit allen sonst in ihrem Dienst und für das ganze gläubige Volk lasst uns flehen, dass Gott jeden und jede leite durch das Wort des Glaubens, ihnen reine Herzen schenke, ihrer Liebe gedenke, ihre Mühen annehme und die Gnade an ihnen vollende - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Für die Machthaber auf Erden und die Vorsteher von Gemeinschaften lasst uns flehen, dass Gott ihnen Weisheit und Gottesfurcht verleihe; für die ganze Welt lasst uns flehen, dass Gott allem Planen mit seiner Gnade zuvorkomme, jedermann seine guten Wünsche erfülle und noch Besseres schenke - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Für jene, die hungern und dürsten, lasst uns flehen, dass Gott ihnen den täglichen Lebensbedarf gewähre; für die Betrübten und Leidenden lasst uns flehen, dass Gott sie ganz und gar tröste - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Für die Kranken lasst uns flehen, dass Gott sie gesunden lasse und überschütte mit seiner Milde; für jene, die entschlafen sind, lasst uns flehen, dass Gott ihnen einen Ort der Ruhe schenke - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Für unsere Brüder und Schwestern, die gesündigt haben, lasst uns flehen, dass Gott ihnen ihre Verfehlungen nicht vergelte, sondern die Schuld vergebe nach seinem Erbarmen - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Um den Regen und die Sonne lasst uns flehen, dass Gott sie sende, wo sie nötig sind; für das Wasser der Flüsse lasst uns beten, das Gott sie fülle nach Maß und Bedarf; für die Erde lasst uns flehen, dass Gott Frucht gebe zur Saat und zur Ernte - rufen wir ihn an:

R: Kyrie eleison.

Gott, umhülle und beschenke uns mit dem Geist des Friedens. Erleuchte die Augen unseres Herzens Erhöre unser Flehen. Nach deiner Gnade möge unser Verständnis wachsen. Denn du bist zu preisen, Gott, und würdig allen Ruhmes mit deinem eingeborenen Sohn und dem lebendigmachenden Heilgen Geist, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit. (c)


Vaterunser


Schlussgebet (Kollekte)

Gott, du hast Antonius aus der Welt herausgerufen, in der Wüste ein Vater für die Einsiedler zu werden, und hast ihm die Kraft gegeben, den Versuchungen zu widerstehen.  Hilf uns durch deine Gnade, uns selbst zu überwinden und dich über alles zu lieben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist - ein Gott - lebt in Ewigkeit.  (d)


Segensbitte

mit Schlussstrophe: Lass mich dein sein und bleiben (EG 157)

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EGWü 787.8)  


Segenswort 

Der Gott aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird uns (, die wir eine kleine Zeit leiden,) aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. (Dem sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. G: Amen) 1. Petr 5,10.11


Eine andere Weise mit Formen der Tagzeitenliturgie das Gedenken an Antonius, den Mönchsvater, zu begehen, wäre das (klösterliche) Nachtgebet / die Komplet (EG Wü 782) zu halten, dabei ggf. die Vita (sowie die Lesung Matthäus 19,16-21) als ausführliche Eröffnung vorzuschalten und als Schlussgebet die obige Kollekte (...aus der Welt herausgerufen...) zu verwenden.



Anhang

Vita

Antonius wurde als Sohn reicher christlicher Eltern geboren; mit zwanzig Jahren übernahm er nach dem Tod der Eltern die Verwaltung der Familiengüter und zog seine jüngere Schwester groß. Ein Satz Jesu im Matthäusevangelium (19, 21) veränderte sein Leben: “Wenn du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was du hast, und gibt es den Armen.” Er verkaufte seinen gesamten Besitz und wurde um 275 Einsiedler in radikaler Armut und zunehmender Abgeschiedenheit. Berühmt wurde er über den Versuchungen, die er zu bestehen hatte: So erschienen ihm nach der Überlieferung Dämonen bzw. der Teufel in Gestalt einer oder mehrerer schöner Frauen; in anderen Fällen wurde er mit Krallen, Zähnen oder Hörnern verwundet, zu Boden geschlagen, an den Haaren gerissen und, während seine Zelle in Flammen aufging, schließlich unter bedrohlichen Angriffen von allen Seiten in die Lüfte gehoben. Antonius' kraftvolle Standhaftigkeit führte zu einer immer stärkeren Verehrung, vor der er sich auf einen Berg jenseits des Nils flüchtete. Zwanzig Jahre später kehrte ein äußerlich unveränderter, dennoch völlig verwandelter Antonius zurück, jemand “der in tiefe Geheimnisse eingeweiht und gotterfüllt” war. Immer mehr Jünger sammelten sich um ihn, es bildeten sich kleine Unterkünfte und zahlreiche Einsiedeleien. So stand Antonius am Anfang des Klosterwesens und wird “Vater des Mönchtums” genannt. Die von ihm geprägte Form des Mönchtums beruht auf Askese und Zurückgezogenheit und setzt andere Akzente als die Regel des Benedikt von Nursia. Antonius schrieb die Bestimmungen des in seiner Nachfolge gegründeten Ordens nicht auf, diese Aufgabe übernahm nach seinem Tod sein Freund Athanasios,  der auch eine Biografie über ihn verfasste, die Antonius weit über Ägypten hinaus bekannt machte. Im Alter von 90 Jahren bewegte ein Traum Antonius, den 110 Jahre alten Einsiedler Paulus von Theben aufzusuchen. Sein Leben in Einsamkeit und Abgeschiedenheit hatte Antonius weder menschenscheu noch unpolitisch gemacht. Mehrfach verließ Antonius seine Einsiedelei. Um 311 stand er den von Kaiser Maximinus verfolgten Christen in Alexandria bei. Er setzte sich für Arme und Gefangene ein, stand ständig mit Kaiser Konstantin in Briefkontakt. In Briefen an dessen Sohn und Nachfolger suchte er, diesem die Unterstützung des Arianismus auszureden. 350 reiste Antonius nach Alexandria und unterstützte öffentlich Athanasios im Kampf gegen den Arianismus. Antonius soll 105 Jahre alt geworden sein. Von den unter seinem Namen mitgeteilten Briefen gelten sieben lateinisch überlieferte als echt, ferner der Brief über die aufrichtige Reue. (e)


Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. Lesser Feasts and Fasts (episcopal.), New York 1980, S. 112

b - siehe Anhang (e)

c - vgl. Äthopisch-Orthodoxe Liturgie (WDR 1.6.1985), Allgem. Fürbitten i.A., S. 17-21

d - vgl. Die Feier des Stundengebetes (röm.kath.), Bd. 3, Freiburg/B. 1978, S. 731

e - Der Text dieses Lebensbildes basiert auf Informationen aus dem www. Ökumenischen Heiligenlexikon, dem Biographischen-Bibliographischen Kirchenlexikon, I, Hamm 1990, Spalten 192-193 (Autor: Friedrich Wilhelm Bauks) sowie der Vita des Antonius  in:

Lesser Feasts and Fasts (episcopal.), New York 1980, S. 112