16. Dezember 2018
Propheten Haggai und Maleachi (blau #) Propheten des künftigen Heils
Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. Mal 3,20
In manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCA) wird nicht nur der Apostel und überzeugenden „Heiligen“ aus der Geschichte des christlichen Glaubens gedacht, sondern auch zu besonderen Tagen an herausragende Gestalten des Ersten Bundes erinnert mit dem, was von ihnen im Alten Testament (Tora, Prophetenbücher, Schriften – auch außerkanonisch) überliefert wird. Ihr Gedächtnis kann das „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst vorgeben. Dazu werden Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten.
Eröffnung (Begrüßung)
Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden. (Ps 72,28.29) R: Amen.
Wir gedenken heute der beiden Propheten Haggai und Maleachi, die als Propheten des künftigen Heils für Israel gesandt wurden. Haggai (von hebräisch Der am Festtag Geborene) war ein Prophet und Autor des nach ihm benannten Prophetenbuchs im Tanach. Er wirkte laut Hag 1,1, Esra 5,1 und 6,14 um 520 v. Chr. am Jerusalemer Tempel, als dieser wiederaufgebaut wurde, und gehörte somit wohl zu den jüdischen Rückkehrern aus dem Babylonischen Exil. Das Buch Haggai gehört zum Zwölfprophetenbuch im Judentum und damit auch zum Alten Testament des Christentums. Hauptthema des Buches ist der Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem nach dem Babylonischen Exil. Seine Prophezeiungen sind auf das Jahr 520 v. Chr. datiert, mit genauen Datumsangaben. Es enthält vier Reden.:1. Rede (Hag 1,1-15), Aufruf Gottes, die Arbeit am Tempel wieder aufzunehmen -2. Rede (Hag 2,1-9 ), Weissagung von der Herrlichkeit des künftigen Tempels - 3. Rede (Hag 2,10-19 ), Verheißung von Gottes Segen nach der langen Gerichtszeit, wenn das Volk wieder in Heiligkeit lebt - 4. Rede (Hag 2,20-23 ), Prophetie vom kommenden Gericht für die übrige Welt und von der Ehrung Serubbabels. Die vier Reden des Buches Haggai sind bis auf den Tag genau datiert (1,1; 2,1; 2,10; 2,20) und fanden in der zweiten Hälfte des Jahres 520 v. Chr. in Jerusalem statt. Das Datierungssystem dürfte jedoch sekundär in die prophetische Programmschrift Haggais eingebracht worden sein.(a)
Maleachi gehört auch zum Zwölfprophetenbuch und bildet damit den Abschluss der Sammlung der Neviim (Propheten). Im westkirchlichen Alten Testament steht es an letzter Stelle. Über den Verfasser ist nichts bekannt. Das hebräische Wort mal'aki bedeutet „Mein Bote“. Als Personenname ist Maleachi nicht belegt. In der rabbinischen Tradition wird der letzte Prophet des Tanach mit Esra, dem Schriftgelehrten, identifiziert. Möglicherweise steht hinter dem Buch keine Einzelgestalt, sondern schriftgelehrte Auslegung. Der Name wäre dann eine Ableitung aus Mal 2,7 und 3,1 und könnte programmatisch auf Sendung und Amt des Propheten bezogen sein. Das deutliche Interesse der Maleachi-Schrift an Tempel und Priesterschaft deutet auf ein Milieu in diesem Umfeld hin; die Gruppe der Leviten als Pfleger der Schriftüberlieferung ist naheliegend. (b)
(Lied: Lobt Gott, den Herrn der Herrlichkeit (EG 300,1-3)
[ oder ] Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)
Psalmodie (gesungen)
Leitvers: Meine Augen sehen stets auf den Herrn.
Psalm 25 : Herr, zeige mir deine Wege (EG Wü 784)
oder Psalmgebet (gesprochen)
Leitvers: Ich bin mit euch, spricht der HERR Zebaoth – nach dem Wort, das ich euch zusagte, als ihr aus Ägypten zogt – und mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht!. Hag 2,4.5
Psalm 84 – Wie lieblich sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth (EG.E 72)
oder
Psalm 84 - Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth (EG 734)
[ Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, der uns in seinem Wort begegnet: - Stille -
Herr, unser Gott, durch die Botschaft deiner Propheten richtest du die Gedanken und Regungen der menschlichen Herzen. In deinem manchmal so fremd empfundenen Wort lass uns erkennen, was zu unserem Heil dient. Gib, dass nicht vergeblich bleibt, was in deinem Namen verkündet wird, sondern bewirkt, was dir gefällt, und Frucht trägt, die bleibt. Dir sei Ehre in Ewigkeit. (c) ]
Lesung aus dem Alten Testament: Haggai 2,4-9 – Es ist nur noch eine kleine Weile ...
oder Maleachi 3 ,20-24 – Euch soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit
Antwortgesang: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)
Lesung aus dem Neuen Testament: Lukas 1,5-17 - ... zu bekehren die Herzen der Väter
Antwortgesang: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.4))
Auslegung oder Betrachtung
Lied: Erhebet er sich unser Gott (EG 281 in Auswahl)
oder Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/263 in Auswahl)
[ Canticum (d)
Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.
Benedictus: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6)
Fürbitten
Ewiger Gott, zu allen Zeiten hast du Menschen in Anspruch genommen, deinen Willen zu bezeugen, für deine Gerechtigkeit einzutreten und ihre Zeitgenossen zurückzuführen auf den Weg des Lebens. Sei auch jetzt unter uns wirksam durch deinen Geist. – Wir rufen dich an:
R: Dein Reich komme.
Wir bitten für deine Kirche: Stärke sie, glaubwürdig zu verkünden, was du verheißen hast; ermutige sie, Unrecht beim Namen zu nennen; führe durch sie Menschen in das Vertrauen, dass du denen Vergebung schenkst, die innehalten auf ihrem Weg. – Wir rufen dich an:
R: Dein Reich komme.
Wir bitten für alle, die zu bestimmen haben im wirtschaftlichen Leben: Gib, dass sie ihre Verantwortung für den Frieden auf Erden und das Wohl aller Menschen nicht versäumen; bewahre sie vor der Versuchung, ihre Macht zu missbrauchen. – Wir rufen dich an:
R: Dein Reich komme.
Wir bitten für alle, die von Rastlosigkeit, Überforderung und Angst geplagt werden: Öffne ihnen Raum zur Erquickung für Leib und Seele; lass sie Zeit finden, das Wort des Lebens wahrzunehmen. – Wir rufen dich an:
R: Dein Reich komme.
Wir bitten für alle, die ihre Einsamkeit schmerzlich spüren oder gebeugt sind von Trauer und Verzweiflung: Lass sie Annahme und Freundlichkeit durch andere Menschen erfahren und darin Zeichen deiner Nähe erkennen. – Wir rufen dich an:
R: Dein Reich komme.
Wir bitten für uns alle: Gib uns wache Sinne und bereite Herzen für die Zeichen deines Kommens; mache uns achtsam für all jene, in denen du uns begegnest. – Wir rufen dich an:
R: Dein Reich komme. (e)
Vaterunser
[ Schlussgesang: Ach mache du mich Armen (EG 10,4)
oder Schalom chaverim (EG 434)
Segen
Anhang I
Haggai und seine theologische Initiative in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation Judas um 519 v. Chr.
Vermutlich gab es eine Koalition, die an der Wiedererrichtung des Tempels interessiert war (Spätsommer 520 v. Chr.): Zum einen die Priesterschaft, die durch den Tempelbau wieder Arbeit bekommen konnte; zum anderen die Realpolitiker, die das Wohlwollen des persischen Statthalters Serubbabel für ihre Restaurationsbestrebungen nutzen wollten. ... Die wirtschaftliche Lage in Juda war jedoch infolge einer längeren Dürreperiode katastrophal. Auch die Wiedereingliederung der Rückwanderer machte Probleme; Eigentumsansprüche der Rückkehrer mussten teilweise gerichtlich entschieden werden, daher kam es zu erheblichen sozialen Spannungen.. (Hag 1,6.9.10 f. 2,16 ; Sach 8,10 )
Es gab auch theologische Einwände gegen den Tempelbau: In der desolaten Lage sah man nicht das Zeichen JHWHs zur Wiedererrichtung (Hag 1,2), schon Jeremia hatte nach Sicht seiner deuteronomistischen Interpreten davor gewarnt, falsches Vertrauen in den Tempel zu setzen, und stattdessen die Verbesserung der sozialen Lage gefordert (Jer 7: die Tempelrede Jeremias). Vor allem die prophetisch-deuteronomistischen Gruppen der Daheimgebliebenen wollten sich wohl zuerst sozialen Problemen widmen.
Zu einem Umschlag der öffentlichen Meinung kam es mit Haggai und Sacharja. Mit realpolitischen Interessen verband sich utopisches Potential, das die beiden Propheten in Anknüpfung an die exilische Heilsprophetie einbrachten. Beide leisteten eine enorme Überzeugungsarbeit: Es galt, die politischen und priesterlichen Führer und einen Großteil der Bevölkerung für den Tempelbau zu motivieren (Hag 1,2-11) und (Hag 2,3-9 ; die Nennung Jehoschuas in 2,4 geht auf den Haggai-Chronisten zurück, der auch die Datierung vornahm. Vgl. dazu den Abschnitt über die theologische Verarbeitung der gescheiterten Restauration).
Haggai trat in den ersten drei Monaten des Tempelbaus auf (29.9.-13.12.520). Er verband mit der Vollendung des Tempelbaus die Hoffnung auf eine Restitution des davidischen Königtums und das welterschütternde Eingreifen JHWHs. Gleichzeitig sollte auch die Verwerfung Jojachins paradigmatisch zurückgenommen werden – (Hag 2,23 vgl. Jer 22,24). Haggai und Sacharja erweckten mit dem konkreten Akt des Tempelbaus aber sehr viel weitergehende Restaurationshoffnungen, die sich schnell als gefährliche Illusion erwiesen.
Nach R. Lux bleibt der Bau des Zweiten Tempels ein prophetisches Projekt – ansonsten hätte Haggai Serubbabel sowie den Rest des Volkes nicht derart ermutigen und bestärken müssen. Das Siegelwort passt auch gut zu dieser Annahme. Eventuell war Serubbabel ja tatsächlich nur mit der Befriedung der Westflanke nach Ägypten hin betraut, sollte also lediglich das judäische Gemeinwesen stabilisieren. Dass Haggai mit diesem Davididen einen potentiellen Tempelbauer hatte, ist erst von daher möglich, muss aber nicht von vornherein erklärtes Ziel der persischen Mission gewesen sein. (a)
Anhang II
Maleachi beschreibt, beklagt und verurteilt die gleichen Probleme, die es schon bei anderen Propheten gegeben hat: ungerechter Umgang mit Geld, geistlicher Verfall und Trägheit, soziale Ungerechtigkeit sowie die Mischehen mit Heiden – vor allem das Vermischen mit den heidnischen Religionen. Wegen des trägen und unehrlichen geistlichen Lebens der Juden in der nachexilischen Zeit, ruft Gott durch Maleachi zur Umkehr und zur neuen Hinwendung an Gott auf.
Das Buch Maleachi berichtet von dem letzten Werben um sein Volk, bevor der Messias kommen soll. Danach schweigt die Stimme Gottes, die Juden warten bis heute auf den kommenden Messias und auf den in Maleachi vorhergesagten Elia (Mal 3,22–24). Für die Christen hat sich in Johannes dem Täufer die Vorhersage des Elia erfüllt.
Die vielfältigen theologischen Themen der Maleachi-Schrift lassen sich nur aus der Auslegung des ganzen Buches erkennen. Die vielen Themen lassen sich unter die Überschriften „Segen“, „Gabe“ und „Gerechtigkeit“ bündeln. Aus ihrem Zusammenspiel ergibt sich eine endzeitliche Perspektive. „Zwar steht JHWHs Segen am Anfang und ist vorgegeben. Aber weil die Gabe gegenwärtig verdorben ist, muss der kommende Tag erst die Reinigung bringen, welche reine Gabe und erneuten Segen möglich macht.“ Und weil die Gerechtigkeit gegenwärtig nicht sichtbar ist, scheinbar sogar die Gewalttäter die Oberhand haben, muss durch JHWHs Kommen zum Recht (Mal 3,5) und durch den kommenden Tag die Scheidung der Gerechten von den Gottlosen vorgenommen werden.
Wichtige Stellen für die christliche Interpretation finden sich am Beginn des Markusevangeliums, wo 3,1 als Jesaja-Zitat ausgegeben und der bei Maleachi genannte Bote mit Johannes dem Täufer identifiziert (Mk 1,2–4 ). Maleachi 3,23 weist auf ein eschatologisches Auftreten von Elia hin, das im Neuen Testament ebenfalls auf Johannes den Täufer bezogen wird (Mt 11,13–14 ). Der Bote in Maleachi 3 wird in der christlichen Auslegung auch mit Jesus selbst identifiziert, der die Menschen von ihrer Schuld reinigen wird. (Das Wort in Maleachi 1,11 „an allen Orten wird meinem Namen ein Räucheropfer und ein keines Opfer dargebracht“ wird in der katholischen und orthodoxen Kirche als Ankündigung des eucharistischen Opfers interpretiert.) (b)
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers
Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
# als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich
[ ] Durch Klammer gekennzeichnete Stücke können entfallen
a vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Haggai
b vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Maleachi
c R.B.
d Die Verwendung des Benedictus als Canticum auch in diesem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der orthodoxen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).
e vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2004, Nr.179.1