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19. Oktober 2010 


Joel, Hosea, Obadja  (blau*/grün) Propheten des Gerichts

So spricht Gott der HERR: Ich rede wieder zu Propheten, und ich bin's, der viel Offenbarung gibt und durch die Propheten sich kundtut. (Hos 12,11)



In manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCMS) wird nicht nur der Apostel und überzeugenden „Heiligen“ aus der Geschichte des christlichen Glaubens gedacht, sondern auch zu besonderen Tagen an herausragende Gestalten im Alten Testament (Thora, Prophetenbücher, Schriften) erinnert. Auch im Sinne eines stärkeren Bewusstsein für die Bedeutung des Ersten Bundes für den christlichen Glauben könnte sich deren Gedenken als „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst nahelegen. Dazu werden künftig immer wieder zu solchen Gedenktagen Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten. Durch einen Stern * gekennzeichnete Stücke können entfallen. 



Eröffnung (Begrüßung)

Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit. R: Amen.

Wir begehen heute den gemeinsamen Gedenktag dreier Propheten  - Joel, Hosea und Obadja - , bei denen die Ankündigung des Gerichts Gottes besonders hervortritt, die aber historisch verschiedenen Jahrhunderten zuzuordnen sind.  Hosea, der älteste, dessen Name "Gott ist die Rettung" bedeutet, wirkte um 755 bis 725 in Israel. Er war ein gebildeter Mann,  wohl Beamter am Königshof in Samaria, dem heutigen Shomron in Palästina -, verheiratet mit einer unzüchtigen Frau (Hosea 1), wohl einer Tempelhure; als symbolischer Akt sollte dies auf die sittlichen Verfehlungen des Volkes hinweisen. Rund dreißig Jahre lang wirkte er als Prophet zunächst im Nordreich Israel und kritisierte die kultischen Verfehlungen - insbesondere den Einfluss kanaanitscher Religion - und die Machtpolitik der Könige. Nach dem Fall des Nordreichs wirkte er im Südreich in Jerusalem. Am Ende heiratete er noch einmal, diesmal als Symbol der verheißenen Heilszeit (Hosea 3). Die Grundzüge des nach ihm benannten alttestamentlichen Prophetenbuches hat Hosea wohl selbst nieder geschrieben.

Die Lebensdaten des Propheten Joel, dessen Namen "Der HERR ist Gott" bedeutet,  und auf den wir uns diesmal konzentrieren, sind schwer zu bestimmen. Er lebte wohl im 4. vorchristlichen Jahrhundert, wirkte in Jerusalem als Kultprophet und weckte im Volk die Hoffnung auf den “Tag JHWHs” als Offenbarung von Gottes Gericht und Gnade und als Aufrichtung der endgültigen Gottesherrschaft. Seine Ankündigung der allgemeinen Geistausgießung (Joel 3, 1 - 5) wurde von Lukas zur Deutung des Pfingstgeschehens herangezogen (Apostelgeschichte 2, 15 - 21). (a) 

Obadja  schließlich, dessen Name "Knecht des Ewigen" bedeutet, ist Autor des kürzesten Buches im Alten Testaments. Es gilt als besonders düster, charakteristisch sind seine scharfen Worte gegen die Edomiter, die Nachfahren Esaus, mit der Ankündigung ihres Untergangs, dass sie Besitz und Land bis hinunter zum Negeb verlieren würden. Einzelne Sprüche stammen wohl auch der frühesten Exilzeit (nach 587 v.Chr.) Aus dem Buch Obadja wird für gewöhnlich nichts im evangelischen Gottesdienst gelesen. Die "geradezu hämische Begeisterung" (b)  lässt sich vielleicht dadurch relativieren, dass "das Buch... auch in seinem kano-nischen Kontext zu lesen (ist): vor dem Buch Jona, das von der unbegrenzten und unbegreiflichen Barmherzigkeit allen Völkern gegenüber erzählt." (c)


(Lied: Wohl denen, die da wandeln (EG 295,1-4 )


(oder)

Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)


Psalm (gesprochen)

Votum:  Ihr sollt's erfahren, dass ich mitten unter Israel bin und dass ich, der HERR, euer Gott bin, und sonst keiner mehr, und mein Volk soll nicht mehr zuschanden werden. (Joel 2,27)

Psalm 25: Nach dir, Herr, verlanget mich (EG 713)


Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott, der durch seine Boten zur Umkehr ruft  - Stille - 

Gott, mit deinem Geist der Wahrheit, den die Welt niemals fassen kann, wecke unsere Herzen auf im Erschrecken vor deinem Kommen, erfülle uns mit Verlangen nach deinem Frieden und entzünde in uns die Sehnsucht, dein rettendes Wort zu verkünden. So bitten wir um deiner Verheißung willen. Dir sei Ehre in Ewigkeit.  (d)


Lesung (Altes Testament): Joel 3,1-5 -Verheißung des heiligen Geistes


Antwortgesang:  Weise mir Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)


Lesung (Neues Testament):  Apostelgeschichte 2,14-17.22.36-39 - Aus der Pfingstpredigt des Petrus


Antwortgesang: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)


Auslegung  oder Betrachtung   (e)


Lied:  Der Geist des Herrn erfüllt das All (EG Wü 554,1-4)

oder   Geisr des Glaubens, Geist der Stärke (EG 137,1.2.9)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat:  Meine Seele erhebt den Herren (EGWü 781.6)

 

Fübitten

Gott, versage dich uns nicht, auch wenn wir Menschen sind, die oft versagen. Vielmehr komme du mit deinem Geist auf uns zu und erfülle und vollende, wie du es verheißen hast. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Lass nicht über uns kommen, was uns bedroht, was uns ängstigt und quält. Vielmehr komme du mit deinem Geist und breite deinen Frieden aus, der unser Begreifen übersteigt. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Lass nicht über uns kommen, was unser Miteinander als Brüder und Schwestern gefährdet. Vielmehr komme du mit deinem Geist und führe deine Rettung herauf, die uns dankbar werden lässt und der Liebe öffnet. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Lass nicht über uns kommen, was böse ist und böse macht und zur Vernichtung führt. Vielmehr komme du mit deinem Geist und bring mit dir das Leben, das den Tod nicht fürchten muss. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Wenn aber das uns bedroht, was sich ankündigt als Zeichen des Endes; wenn düster erscheint, was dir vorangeht; wenn Erschrecken sich breit macht und auch unsere Hoffnung gefährdet und unsere Erwartung niederdrückt, dann zögere nicht länger, dann komme mit deinem Geist und überwältige uns, dass uns das Herz froh und weit wird, weil du die Welt erneuern willst. Wir rufen dich an: (f)

R: Kyrie eleison.


Vaterunser


* Schlussgesang: Unsern Ausgang segne Gott (EG 163)


Segen

Möge die Kühnheit von Gottes Geist uns wandeln. Möge die Güte von Gottes Geist uns leiten. Mögen die Gaben von Gottes Geist uns erfüllen mit Weisheit und Zuversicht, dass wir hinausgehen in die Welt und Gott mit Eifer dienen. (g)

 



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

* als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie es in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich ist 

a - vgl. Ökumenisches Heiligenlexikon zu Hosea und Joel.

b - vgl. P. Calvocoressi, Who's Who in der Bibel, Stuttgart 1993, S. 176

c - vgl. U. Rapp in: Bibel in gerechter Sprache, Gütersloh 2006, S. 985

d - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 345

e - vgl. A. Plag, zum Pfingstmontag WR in: Neue Calwer Predigthilfen, Württembergische Marginalreihe, Bd. B, Stuttgart 1981, S. 27-34

f - vgl. M. Meyer, Nachdenkliche Gebete, Göttingen 1988, S. 13

g - vgl. Sinfonia Oeumenica, Gütersloh / Basel 1998,  S. 790