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4. September 2015


Albert Schweitzer (rot) Lehrer der Ehrfurcht vor dem Leben

Der HERR ist allen gütig und erbarmt sich aller seiner Werke. (Ps 145,9)



Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen



Begrüßung 
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.
Wir gedenken heute an Albert Schweitzer, der vor 50 Jahren, am 4. September 1965 im Alter von 90 Jahren in Lambarene verstorben ist. "Ehrfurcht vor dem Leben bedeutet: Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Albert Schweitzer hat diesen Satz als zentrale Botschaft seines Denkens hinterlassen. Er war der Gründer und Arzt des mit eigener Kraft geschaffenen Spitals in Aquatorialafrika, der Begründer einer Ethik der Verantwortung für alles Leben, ein kritischer Mahner für Menschlichkeit und Frieden. Neben Mahatma Gandhi, Albert Einstein und Martin Luther King gehört er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sein Denken und Handeln bilden eine glaubwürdige Einheit. Angesichts der allgegenwärtigen Bedrohung der Schöpfung ist Schweitzers Botschaft an die Menschheit aktueller denn je.“ (a)


Lied: Die Erde ist des Herrn (EG Wü 659,1-4)

oder ein anderes Lied


Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang:  Oculi nostri ad Dominum Deum (EGWü 787.6)


Psalmodie (gesungen)

Antiphon: Bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Psalm 36 – Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist  (EG Wü 780.3)


oder

Psalmgebet (gesprochen)

Votum: Darum soll mein Bogen in den Wolken sein – spricht Gott der HERR – dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Geist unter allem Fleisch, das auf Erden ist. (1.Mos 9,11)

Psalm 104 – Lobe den Herrn, meine Seele (EG 743)


[ Tagesgebet

Gott, Urgrund der Liebe, Schöpfer der Welt. Du bist nicht ferne von einem jeden unter deinen Geschöpfen. In dir leben und weben und sind wir. Schütze und segne alles, was Odem hat, bewahre es vor dem Übel, wache darüber alle Tage und lass es Ruhe finden zur Nacht. Dir sei – durch unser Reden und Handeln, unser Achtgeben und Bedenken, unser Erleiden und Hoffen - Ehre in Ewigkeit. (b) ]


Schriftlesung:  Römer 8,19-24 – Hoffnung für die Schöpfung


Antwortgesang

mit Responsorium:  Mit Freude erfüllt mich dein Walten (EG Wü 781.4)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Evangelium: Matthäus 5,1-10 – Die Seligpreisungen


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Ubi caritas (EG Wü 571)


Betrachtung  oder  Vita (c)


Lied: Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen (EG Wü 659,1-4)

oder ein anderes Lied


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten 
Ewiger, du  unser Gott, du bist der Schöpfer allen Lebens und hast uns Menschen eingefügt in das große Ganze deiner weiten Schöpfung. In der Verbundenheit mit allem Lebendigen hast du hast in die Verantwortung zu deinem Gegenüber gerufen. Du lässt uns deinen Willen zur Liebe erkennen und hast uns aufgetragen, die Erde zu behüten und zu bebauen. Du selbst bist der Geber aller Gaben, dich bitten wir um deine Kraft, um unseren Auftrag zu erfüllen. Wir danken dir für das Beispiel des Glaubens, das Albert Schweitzer mit seinem Denken und Reden, seiner Arbeit und seiner Weise in der Nachfolge Jesu zu leben hat geben können. Guter Gott, wir rufen zu dir:

G: Kyrie eleison

Stärke und weite in uns die Ehrfurcht vor allem Leben. Segne alles, was du geschaffen hast: Gib Gedeihen den Pflanzen und Tieren in ihrer Vielfalt. Lass uns achtsam sein vor deinem Werk.  Hilf uns Menschen, den Wert und die Geheimnisse der Schöpfung immer tiefer zu verstehen und lass nicht zu, dass wir diese Erde zerstören. Guter Gott, wir rufen zu dir

G: Kyrie eleison

Segne die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit und gib jedem Menschen,  was er zum Leben benötigt. Fördere in uns die Achtung vor allen Mitgeschöpfen und segne die Arbeit all derer,  die sich für die Rettung der Vielfalt von Tieren und Pflanzen einsetzen. Gib uns ein aufmerksames und empfindsames Herz, das sich zum Dienst gerufen sieht, wo menschliches Leben missachtet, bedroht, gehemmt oder verletzt wird. Guter Gott, wir rufen zu dir:

G: Kyrie eleison

Hilf uns Menschen, den Fortschritt in Technik und  Wissenschaft verantwortlich zu  gebrauchen  Lass uns Wege zu Frieden und Versöhnung in den Spannungen und Konflikten unserer Welt suchen und finden. Guter Gott, wir rufen zu dir: (d)

G: Kyrie eleison


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten (EGWü 574)  


Segen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus (+) Jesus.  (Phil  4,7)  G: Amen. 



Vita

Albert Schweitzer wurde am14. Januar 1875 in Kaysersberg im Elsass in Frankreich  geboren; er wuchs auf im Pfarrhaus des oberelsässischen Günzbach - dem heutigen Gunsbach -, wo sein Vater Dorfpfarrer war. Im Alter von 17 Jahren gab er in Mühlhausen - dem heutigen Mulhouse - sein erstes Orgelkonzert. Ab 1893 studierte er in Straßburg Theologie und Philosophie und ließ sich zugleich zum Organisten ausbilden. An Pfingsten 1896 fasste er den Entschluss, ab seinem 30. Lebensjahr einen Beruf auszuüben, mit dem er den Menschen helfen wolle. Er setzte das Studium der Philosophie und der Musik in Paris fort, ab 1899 in Berlin, wo er in Philosophie promovierte. 1900 wurde er mit einer Arbeit über das Abendmahl zum Doktor der Theologie promoviert. In seinem großen Buch über Johann Sebastian Bach zeichnet er Bach als Dichter und Maler in Tönen; als Herausgeber der Orgelwerke Bachs erwarb er sich große Verdienste.

1902 erfolgte an der Universität Straßburg die Habilitation in Evangelischer Theologie mit der Schrift Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis (Jesu). Schweitzer wirkte nun als Privatdozent für Neues Testament. Für die Theologie von Bedeutung wurde sein 1906 erschienenes Werk Leben-Jesu-Forschung. Von Reimarus zu Wrede; er erkannte darin die Liebesethik als bleibenden Kern des historischen Jesus, die über das Christentum hinaus gilt und weltanschaulich nicht an ihren Ursprung gebunden ist.

Schon 1905 hatte er öffentlich erklärt, Urwaldarzt werden zu wollen und deshalb mit dem Studium der Medizin begonnen; 1912 erhielt er die Approbation als Arzt. Im selben Jahr heiratete er Helene geb. Breßlau, Tochter eines Straßburger Historikers, und wurde ihm der Titel eines Professors verliehen auf Grund seiner anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen. 1913 erfolgte die Promotion zum Doktor der Medizin mit einer Dissertation über Die psychiatrische Beurteilung Jesu; im selben Jahr erschien seine Geschichte der Leben-Jesu-Forschung.

Noch 1913 reiste Albert Schweitzer mit seiner Frau Helene nach Afrika und gründete auf dem Gelände der Pariser evangelischen Mission in Andende - einem Stadtteil von Lambaréné - in Gabun - sein erstes Spital. Er begann in einem alten Hühnerstall, den er bald in einen Operationssaal umwandelte, fügte dann kleine Bambuspavillons für die Kranken an. Seine Frau wirkte als Verwalterin und Krankenschwester, ein Einheimischer assistierte ihr und diente als Dolmetscher. Wegen des weitverzweigten Flussnetzes war der Ort aus allen Himmelsrichtungen erreichbar. Nach der Fertigstellung des Krankenhausbaus konnte er ans andere Flussufer, nach Lambarene, umziehen.

1915 benutzte Schweitzer nach einer Schifffahrt auf dem Fluss Ogove erstmals den für sein weiteres Leben zentralen Begriff der Ehrfurcht vor dem Leben; darin sah er zusammengefasst das Grundprinzip des Sittlichen: Gut ist: Leben erhalten, Leben fördern, entwicklungsfähiges Leben auf seinen höchsten Wert bringen. Böse ist: Leben vernichten, Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten. Dieses Grundprinzip sei denknotwendig, absolut und universal, Ausgangspunkt dieses Denkens ist ihm die Erkenntnis: Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das leben will.

Der Erste Weltkrieg machte einen weiteren Ausbau seiner Krankenstation unmöglich, 1917 wurde Schweitzer wegen seiner deutschen Staatsbürgerschaft als Zivilinternierter nach Südfrankreich interniert, 1918 konnte er nach Straßburg zurückkehren und arbeitete dort als Arzt und Pfarrer. 1919 lernte er den schwedischen Erzbischof Nathan Söderblom kennen, der fortan seine Arbeit kräftig unterstützte. Durch Vorträge, Bücher und Orgelkonzerte gelang es Schweitzer, weitere Finanzmittel einzutreiben. 1924 kehrte er nach Afrika zurück, wo er nun ein größeres Krankenhaus bauen konnte. Bald wurde die Raumnot aber wieder zu groß, er begann, drei Kilometer oberhalb der Missionsstation seine dritte Krankenstation zu bauen. Das 1927 bezogene neue Spital Lambaréné bot mehr als 200 Patienten Platz, europäische Ärzte und Krankenschwestern unterstützten Schweitzer. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Einrichtung aufgrund ihrer weltweiten Bekanntheit unzerstört.

1928 erhielt Schweitzer den Goethepreis der Stadt Frankfurt; mit dem Preisgeld ließ er in Günzbach ein neues Haus bauen, in dem er dann während seiner Aufenthalte in Europa lebte. 1949 unternahm Schweitzer seine erste Reise in die USA, wo man in ihm den größten Mann des Jahrhunderts sah. 1951 wurde Schweitzer mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 1952 erhielt er den Friedensnobelpreis - mit dem Preisgeld errichtete er ein Lepradorf in Lambaréné -, 1955 den Orden Pour le mérite in der Friedensklasse,  hinzu kamen Ehrendoktorwürden zahlreicher Universitäten.

Aufsehen lösten 1957 drei vom Rundfunk in Oslo ausgestrahlte Reden aus, in der er gegen die Kernwaffenversuche auftrat und zur Vernunft angesichts der atomaren Weltgefahr mahnte; sie erschienen als Buch unter dem Titel Friede oder Atomkrieg und wurden in viele Sprachen übersetzt. Immer größer wurde seine Wirksamkeit im europäischen Kulturleben durch Orgelkonzerte, Vorträge und Reden; seine ethischen Impulse wurden nicht nur im europäischen Raum, sondern in der ganzen Welt gehört und gewürdigt. Anfang 1965 besuchten ihn zahlreiche Repräsentanten aus aller Welt anlässlich seines 90. Geburtstages in seinem Krankenhaus in Afrika.  Am  4. September 1965 ist er in Lambaréné in Französisch Äquatorialafrika, dem heutigen Gabun, gestorben.

Das Krankenhaus Lambaréné wurde 1974 von einer internationalen Stiftung übernommen und ist heute ein Spital, in dem hervorragende medizinische Leistungen erbracht werden. (e)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a http://www.albert-schweitzer-zentrum.de/wissenswert/

b R.B. nach einem Abendgebet A. Schweitzer in seiner Kindheit -

vgl. A. Ringwald, Bete mit, Stuttgart 1960, S. 17

c siehe Anhang

d nach Fürbitten zum Tag der Schöpfung 2015, der am 4. September begangen wird

e vgl. Ökumenisches Heiligenlexikon –  Albert Schweitzer