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4.(5.) September 2011


Mose, Aaron und Mirjam  (blau*/grün) Propheten, gesandt zur Befreiung

So erinnert Gott, der HERR, sein Volk: Ich habe dich doch aus Ägyptenland geführt und aus der Knechtschaft erlöst und vor dir hergesandt Mose, Aaron und Mirjam. (Micha 6,4)



In manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCAMS) wird nicht nur der Apostel und überzeugenden „Heiligen“ aus der Geschichte des christlichen Glaubens gedacht, sondern auch zu besonderen Tagen an herausragende Gestalten des Ersten Bundes  mit dem erinnert, was von ihnen im Alten Testament (Thora, Prophetenbücher, Schriften) überliefert wird. Zum christlichen "Gedenken der Heiligen" wird häufig auf die "Wolke der Zeugen"" nach Hebräer 12,1 hingewiesen; dort sind es eben Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sara etc. etc., die namentlich genannt werden. So kann ihr Gedächtnis berechtigterweise das „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst in evangelischer Tradition abgeben. (Auch der alttestamentliche König David wird in der Confessio Augustana, Art. 21 als "Heiliger" angeführt, dessen Beispiel man folgen könne.) Entsprechend werden  immer wieder Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten. Durch einen Stern * gekennzeichnete Stücke können entfallen. 



Eröffnung (Begrüßung)

Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden. (Amen.) (Ps 72,28.29) R: Amen

Wir gedenken heute an Mose, Aaron und Mirjam, die in der biblischen Tradition Propheten bzw. Prophetin genannt werden. Sie waren die Führer der Kinder Israel in einer zentrale Zeit der Geschichte des Volkes Gottes: dem Auszug aus Ägypten und die vierzig Jahre der Wüstenwanderung bevor das das Volk in das verheißene Land einziehen konnte. Ein ganzes Buch könnte.über die Geschichten dieser Drei geschrieben werden, zumal sie in vier Bücher immer wieder als handelnde Personen auftauchen: die biblischen Bücher Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium. Darüber hinaus werden sie immer wieder in den Schriften des Alten und Neuen Testaments erwähnt. Die jüdische Überlieferung über Mose, Aaron und Mirjam stützt sich nicht nur auf die geschriebene Tora, sondern auch auf Talmud und Midrasch sowie andere Quellen. Was davon historisch-kritischer Überprüfung standhält, ist durchaus umstritten.

Mose gilt als der größte Prophet, Führer und Lehrer, den das Judentum kennt. In den "13 Glaubenswahrheiten" des berühmten jüdischen Gelehrten Moses Maimonides (1135-1204) heißt es, "dass das Prophetentum unseres Propheten Mose wahr ist und er der Meister aller Propheten war, die vor ihm waren und nach ihm kamen", wie auch, "dass die ganze Tora... unserem Lehrer Mose gegeben wurde." Mose wird als der einzige Mensch geschildert, der je Gott "von Angesicht zu Angesicht" (Dtn 34,10) gesehen und zu dem Gott auch direkt gesprochen hat (Num 12,8), also nicht durch Visionen und Träume, wie Gott mit anderen Propheten verkehrte. - So bedeutsam Mose auch für das Volk Israel ist, bleibt doch wichtig, dass Mose selbst nicht der Befreier und Retter Israels war, sondern Gott sein Volk erlöst hat. Die Pessach-Hagada erwähnt nicht einmal seinen Namen. Und damit die Menschen davor bewahrt werden, Mose "abgöttisch" zu verehren, ist sein Grab unbekannt geblieben (Dtn 34,6) 

Aaron war Moses (drei Jahre) älterer Bruder, der geboren wurde, als das Gesetz des Pharao noch nicht die Tötung der hebräischen Knaben forderte. Er steht am Anfang der Kohanim,  ist der Gründer des Priestertum und auch der erste Hohepriester. Er und seine Nachfolger künmerten sich um den Altar und brachten das Opfer dar. Aarons Rolle wurde - anders als die des Moses - weiter vererbt (Num 20,26). Als besonders bemerkenswerte persönliche Eigenschaft gilt seine Fähigkeit, Frieden zu stiften. Seine Friedensliebe ist im Judentum sprichwörtlich geworden. Rabbi Hillel sagt: "Seid Schüler Aarons, indem ihr den Frieden liebt und dem Frieden nachjagt, indem ihr die Menschen liebt und sie der Tora nahebringt."Der Tradition nach soll Aaron, wenn hört, dass sich zwei Leute streiten, zu jedem der beiden hingehen und jedem erzählen, wie der andere sein eigenes Verhalten bedauert, solange bis die Zwei damit einverstanden sind, dem anderen als ein Freund zu begegnen. Auch Aaron  starb in der Wüste kurz bevor das Volk ins gelobte Land kam.

Mirjam soll noch älter als ihre Brüder gewesen sein. Manche Quellen setzen sie ineins mit Puah, einer der Hebammen, die sich weigerten, neugeborene Knaben der Hebräer zu töten. Sie ist die erste Frau, die in der Bibel als Prophetin  beschrieben wird. Sie dürfte auch die Schwester sein, die darauf achtete, was mit dem kleinen Mose im Kästlein geschah. Indem sie die anderen Frauen beim Jubel und feierlichen Reigentanz über die Rettung der Israeliten durch den Sturz der Truppen des Pharao ins Meer anführte, gilt sie auch als Vorbild für andere schöpferischen Geister in der Geschichte Israels wie Bezalel, den Kunsthandwerker  oder König David, den Psalmdichter und -sänger. (a)


(Lied: Jauchzet, alle Lande, Gott zu Ehren (EG 279,1-4)


(oder)

Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)


Psalm (gesprochen)

Votum:  Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden. Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun. (Ps 103,6)

Psalm 145: Ich will dich erheben, mein Gott, du König (EG 756)


Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott, dem Gott, der Wunder tut:  - Stille - 

Gott, unser Retter. Du hast das Schreien deines Volkes gehört und hast ihm deinen Diener Mose gesandt, es mit Aaron und Mirjam aus der Sklaverei herauszuführen. Befreie uns aus der Gewalt von Sünde und Tod und führe uns - geleitet durch deinen Geist - in das uns verheißene Land durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. (b)


Lesung (Altes Testament): Exodus 7,1-6a - Mose und Aaron vor dem Pharao oder Exodus 15,1-11.19-21 - Mijams und Moses Lobgesang


Antwortgesang:  Weise mir Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)


Lesung (Neues Testament):  Hebräer 11,,23-29 - Durch den Glauben wurde Mose....


Antwortgesang: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)


Auslegung

oder

Betrachtung zu einer der drei prophetischenGestalten  (c)


Lied:  Nun danket Gott, erhebt und preiset (EG 290 i.A.)

oder Danket Gott, denn er ist gut (EG 301,1-3.6-8.12)


* Canticum (d)

Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.

Benedictus:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6)

 

Dank und Bitten

Für deine Weisung, für die Zuwendung zu deinem Volk, für die Worte der Propheten, für deinen Tag, den du uns zur Besinnung auf die Heiligkeit, Ruhe, Herrlichkeit und Pracht gewährst, für .all dies danken wir dir, Ewiger, unser Gott und preisen dich. Dein Name möge durch jeden Mund gepriesen werden, immer und ewig.

R: Amen. 

Gott schenke der Regierung dieses Landes deine Weisheit; sei mit denen, die unser Land leiten und mit allen, die für die Sicherheit und das Wohlergehen Verantwortung tragen.

R: Amen.

Gib uns allen die Kraft, unseren Verpflichtungen in Liebe nachzukommen, damit Gerechtigkeit und Güte  in unserem Land wohnen. Lass unsere Herzen mit Frieden erfüllt sein. Lass die Verantwortlichen unseres Landes einander in Achtung begegnen. Lass sie sich einig sein in der Liebe zum Guten und in dem Willen Gewalt und Streit abzuwehren.

R:Amen.

Gemeinsam mit allen Nationen dieser Welt lass uns nach Frieden und Gerechtigkeit streben, damit wir und die kommenden Generationen in Frieden leben. Darin mögen alle, die regieren, ihre Ehre finden und ihren Ruhm, dass sie mitwirken an der Verwirklichung deiner Herrschaft auf der Erde.

R: Amen.

Wir bitten dich um deinen Segen für den Staat Israel und für alle, die in ihm wohnen. Sende seinen Verantwortlichen dein Licht und deine Wahrheit, lass sie in Weisheit und Einsicht regieren, sodass Friede an den Grenzen des Landes herrscht und Sicherheit in den Häusern aller, die dort leben. Der Geist der Verbundenheit und gegenseitiges Verständnis mögen alle Wunden und Verletzungen heilen.

R: Amen.

Erbarme dich über diejenigen unter uns, die trauern, und nimm Anteil an ihrem Leid. Kümmere dich um sie in deiner großen Güte. Stärke sie durch die Hoffnung, dass du Leben gibst selbst angesichts des Todes. Lass sie die Wohltat deiner Segnungen spüren. Schenke ihnen Mut und Glauben.

R: Amen.

Du kannst verletzte Gefühle heilen und Wunden verbinden. Sende Heilung allen unter uns, die krank sind. Hilf, dass sie nicht vergessen, dass du stets an sie denkst. Erweise dich als Schutzschild zum Heil für alle, die auf dich vertrauen.

R: Amen.

Mögest du, Gott, der du die Väter und Mütter im Glauben (Abraham, Isaak und Jakob wie Sara, Rebekka, Rahel und Lea) gesegnet hast, auch unsere Gemeinde segnen, zusammen mit allen anderen Gemeinden. Dein Segen sei mit ihnen, ihren Familien und mit allem, was zu ihnen gehört. Dein Segen sei mit allen, die sich um Raum für das Gebet und um alles sorgen, was die rechte Feier deines Tages erfordert. Dein Segen sei mit allen, die Fremde bewirten und Randgruppen unserer Gesellschaft Hilfe und Anerkennung zuteil werden lassen.

R: Amen.

Dein Segen sei mit allen, die aufrichtig zum Wohle der Gemeinschaft tätig sind. Höre unsere Gebete, befreie und errette uns aus aller Bedrängnis und Not. Deine Güte, Gott, sei mit uns, sie stärke und schütze uns. Breite ihren Frieden über uns aus wie ein Zelt. Lasse LIebe, Geschwisterlichkeit, Friede und Feundschaft tief in uns verwurzelt sein. (e)

R: Amen.


Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Segen

Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (Num 6,24-26) 



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

* als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie es in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich ist 

a - vgl. Judaism 101 - www.jewfaq.org/moshe.htm

b - vgl. Alternative Service Book (Church of England), Cambridge/London 1980, S. 413

c - vgl. zu Mose   www.wibilex.de - Mose  /   zu Aron    www.wibilex.de - Aaron  /   zu Mirjam www.wibilex.de - Mirjam

d - Die Verwendung des Benedictus als Canticum auch in diesem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der orthodoxen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).

e - vgl. Jüdische Gebet für Schabat und Wochentage, München 1996, S.74,76