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1.  September 2017


Josua (blau #)  Knecht Gottes, Führer des Volkes Israel

Wort des HERRN an Josua: Habe ich dir nicht geboten. Sei getrost und unverzagt ? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht, denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst. (Jos 1,9)

Zum christlichen "Gedenken der Heiligen" wird häufig auf die "Wolke der Zeugen"" nach Hebräer 12,1 verwiesen; wo eben Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sara etc. namentlich genannt werden: Gestalten aus dem Alten Testament. Ihrer zu gedenken, - wie in manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCA) - kann  berechtigterweise auch „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst in evangelischer Tradition abgeben. Entsprechend werden Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten


Eröffnung (Begrüßung)

Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden.  (Ps 72,28.29) R: Amen.
Wir gedenken heute an Josua, der  nach Mose der wichtigste Führer des Volkes Israels in seiner vorstaatlichen Zeit war. Der ursprüngliche Name des Sohns von Nun aus dem Stamm Ephraim war Hosea (4.Mos 13, 8..17). Er war zunächst der wichtigste Gehilfe von Mose (2.Mos 24, 13), Kommandeur in der Schlacht gegen die Amalekiter (2.Mos 17, 9 - 13) und Mose' Begleiter beim Gang auf den Berg Sinai (2.Mos 32, 17), wo Gott Mose die 10 Gebote gab. Als einer der zwölf Spione erkundete er das neue Land Kanaan (4.Mos 13, 9); bei dieser Gelegenheit erhielt er von Mose den neuen Namen Josua (4.Mos 13, 17). Josua wurde dann durch die feierliche Einsetzung Mose' Nachfolger (4.Mos 27, 12-23) mit dem Ehrentitel Knecht Gottes (Jos 24, 29). Nach Mose' Tod war er der Führer der israelitischen Stämme bei der Landnahme, dem Einzug ins Land, wo Milch und Honig fließen, wovon das nach ihm benannte alttestamentliche Buch Josua berichtet. Er eroberte zunächst das Bergland, dann die Ebene im Süden bis nach Gaza, schließlich den Norden mit Samaria - dem heutigen heute Shomron/as-Samarah - und Galiläa; er besiegte 31 Könige mit ihren Völkern. Nach vollzogener Landnahme und einer Mahnrede an sein Volk (Jos 23) schuf er der Überlieferung zufolge mit der sogenannten Amphiktyonie der israelitischen Stämme (Jos 24, 1-28) die Grundlage für den Zusammenhalt des Volkes. Er könnte um 1200 v.Chr. gelebt haben und starb im Alter von 110 Jahren. Sein Grab fand er auf dem Gebirge Ephraim in Timnat - heute wohl Kifl Hares bei Ariel (Jos 24, 29 - 30). (a)

(Lied: Erhebet er sich, unser Gott (EG 281,1-3(4.5)


(oder)

Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)


Psalmgebet 

Votum: Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.  (Ps 37,5)

Psalm 121 – Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen (EG 749)


Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott, dem Herrn über Himmel und Erde: - Stille - 

Heiliger Gott und gütiger Vater. Du hast uns bisher durchs Leben geführt und hast verheißen, dass du auch in Zukunft für uns sorgen wirst. Wir danken dir für die guten Stunden, die wir erleben konnten, aber auch für die schwierigen Augenblicke, in denen du uns begleitet und bewahrt hast. Lass deine Güte und Treue alle Tage unsere Herzen erfüllen. So bitten wir in Vertrauen auf Jesus Christus, unsern Retter und Herrn.  (b)


Lesung (Altes Testament): 

Josua 24,1.2a(2-12)13-18 – Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen


Antwortgesang:  Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EG 781.3)


Lesung (Neues Testament):  2. Petrus 2,2-11 - Alles hat uns die göttliche Kraft geschenkt


Antwortgesang: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)


Auslegung

oder

Betrachtung zur Theologie des Josua-Buches (c)


Lied:  Ich weiß mein Gott, dass all mein Tun (EG 497,1.2.4.714)


[ Canticum (d)

Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.

Benedictus:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6) ]

 

Fürbitten

Auf dem Weg durch die Zeiten führe und geleite uns, Gott. Mach uns bereit, mit allen Kräften dir zum Dienst in der Welt zur Verfügung zu stehen. Segne und hilf uns, anderen zu helfen durch unsere Nähe, in Arbeit und Freizeit, bei Freude und Leid, mit Beistand und Trost. Wir bitten:

R: Gott, steh uns bei.

Segne uns und hilf, dass wir neu zu sehen lernen mit den eigenen Augen, alles, womit du uns beschenkst: die Gesichter der Menschen, die um uns sind, die Farben der Blumen und die Bilder in der Natur und das Land deiner Verheißung. Wir bitten:

R: Gott, steh uns bei.

Segne uns und hilf,  dass wir neu zu hören lernen mit den eigenen Ohren auf alles, wodurch du uns beschenkst: auf den Klang der verschiedenen Namen, auf die Wahrheit der Weisen, auf die Sprache der Liebe und dein Wort der Verheißung. Wir bitten:

R: Gott, steh uns bei.

Segne uns und hilf,  dass wir neu zu greifen lernen mit den eigenen Händen, wozu du uns be-

schenkst: nach der Hand der Freunde und auch der Feinde, nach Werkzeugen für die Zukunft, nach Brot und Wein und den Gaben der Verheißung. Wir bitten:

R: Gott, steh uns bei.

Segne uns und hilf,  dass wir neu zu reden lernen mit den eigenen Lippen, worin du uns beschenkst: von den Freuden und Sorgen, von den Fragen der Menschen, von den Wundern des Lebens und den Stimmen der Verheißung. Wir bitten:

R: Gott, steh uns bei.

Segne uns und hilf,  dass wir neu zu gehen lernen mit den eigenen Füßen, wohin du uns führst:  auf den Straßen dieser Erde, auf den mühsamen Stufen, auf den Wegen zum Frieden, in der Spur zum Reich der Verheißung. Wir bitten:

R: Gott, steh uns bei.

Segne uns und hilf,  dass wir neu zu lieben lernen mit den ganzen Herzen in der Nachfolge deines Sohnes Jesus Christus, unseres Bruders und Herrn. (Wir bitten:

R: Gott, steh uns bei.)


Vaterunser


[ Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

oder Schalom chaverim (EG 424) ]


Segen

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (Num 6,24-26) 


Anhang


Zur Theologie des Josua-Buches
Die Erzählungen des Josuabuches heben durch die Darstellung des Einzugs des Volkes Israel von außen in das Land hervor, „dass die Bindung Israels an »das Land« sich ganz der besonderen Zuwendung Gottes verdankt“ (Hentschel, 2004, 210). 

Das Land als Gabe JHWHs
Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht stellt das Buch Josua nicht die Landnahme in den Mittelpunkt, sondern die Landgabe (Jos 1,2-15; Jos 2,9; Jos 2,14; Jos 5,6; Jos 9,24; Jos 18,3; Jos 24,13). Israel hat das Land von JHWH als „Erbbesitz“ und „Heilsgabe“ (V. Fritz) erhalten (vgl. Dtn 12,10; Dtn 19,10ff; Dtn 20,16; Dtn 21,23; Dtn 24,4; Dtn 25,19). 

Erfüllung der Verheißungen an die Väter
Dadurch, dass das Buch Josua betont, dass Gott die Zusage des Landbesitzes bereits den Vätern gegeben hat (Jos 1,6; Jos 5,6; Jos 21,43f; Jos 23,14), wird ein Bogen zu den Erzelternerzählungen gespannt (Gen 12,7; Gen 13,14-17; Gen 15,7; Gen 17,8; Gen 24,7; Gen 28,13f; Gen 35,12; Gen 48,4). Die Verheißungen Gottes haben sich aus der Sicht des Josuabuches mit der Sesshaftwerdung Israels erfüllt. 

Gottes machtvolles Eintreten für sein Volk
Die deuteronomistisch geprägten Erzählungen des Josuabuches sprechen davon, dass JHWH Krieg für Israel führt (Jos 10,14), die Feinde in die Gewalt Israels gibt (Jos 6,2; Jos 10,8; Jos 11,6) und dass Israel dazu berechtigt ist, den Bann an den bisherigen Landbewohnern zu vollziehen (Jos 6,21; Jos 8,24f; Jos 10,10; Jos 10,28-40; Jos 11,11ff). Dies ist jedoch nicht so zu verstehen, dass Israel Krieg und Gewalt im Namen Gottes legitimieren will. Das Gegenteil ist der Fall. Mit der massiven Kriegsdarstellung betont das Buch Josua Gottes machtvolles Eintreten für sein Volk, dem er entgegen aller Widerstände das Land übergibt. „Vor Gott als dem eigentlichen Kriegsherrn haben die Feinde keinen Bestand“ (Fritz, 1994, 16). 

Freiheit und Verantwortung
Das Volk Israel ist nach dem Einzug ins Land nicht zur Passivität verurteilt. Vielmehr gilt es, in Freiheit eine Entscheidung zu treffen zwischen dem wahren Gott und den falschen Göttern. Es ist Josua, der die Israeliten an ihre Verantwortung erinnert und sie vor die Wahl stellt, wem sie dienen wollen. Er selbst hat seine Entscheidung bereits getroffen: „Ich aber und mein Haus, wir wollen JHWH dienen“ (Jos 24,15). Was geschieht, wenn Israel sich nicht für JHWH entscheidet, wird im Josuabuch offen benannt: die Israeliten werden „rasch aus dem schönen Land verschwinden“ (Jos 23,16). Das Josuabuch „wird so zur Mahnung und zum Programm für ein »neues« Leben im Land. Als Orientierung dient die Tora. Wer sich an das Gesetzbuch des Mose hält und weder nach links noch nach rechts abweicht, dessen Lebensweg wird gelingen (Jos 1,7.8; Jos 23,6)“ (Hentschel, 2004, 211f). (f)

oder
Josua – Er führt Israel ins verheißene Land
in: H. Bedford-Strohm, Die Personen der Bibel, München 2016,  S. 23 f.


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

[ ] Durch Klammern gekennzeichnete Stücke können entfallen

# als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie es in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich ist 

a vgl. www.Heiligenlexikon.de – Artikel zu Josua

b vgl. M. Josuttis, Erleuchte uns mit deinem Licht, Gütersloh 2009, S. 197

c siehe Anhang

d Die Verwendung des Benedictus als Canticum auch in einem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der ostkirchlichen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).

e  vgl. Gottesdienstpraxis Bd. IV/1, Gütersloh 1981, S. 65 (M.Schibilsky)

f vgl. www.Bibellexikon, Anton Cuffari (2006) Josua und das Josuabuch