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16. August 


Isaak (blau #) - Sohn der Verheißung

Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak, als er versucht wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, da er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken; deshalb bekam er ihn auch als Gleichnis dafür wieder. Hebr 11,17.19


Zum christlichen "Gedenken der Heiligen" wird häufig auf die "Wolke der Zeugen"" nach Hebräer 12,1 verwiesen; wo eben Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sara etc. namentlich genannt werden: Gestalten aus dem Alten Testament. Ihrer zu gedenken, - wie in manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCA) - kann  berechtigterweise auch „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst in evangelischer Tradition abgeben. Entsprechend werden Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten

Abendgottesdienst <ç>


Eröffnung (Begrüßung)
Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden.  (Ps 72,28.29) R: Amen.

Wir gedenken heute des biblischen Erzvaters Isaaks. Über ihn ist von allen drei Erzvätern am wenigsten überliefert. Er ist der zweitgeborene Sohn Abrahams, der einzige, den er mit seiner Frau Sara zeugte. Seinen Namen erhält er schon vor der Geburt (Gen 17,19) durch JHWH. Wichtige Stationen im Leben des Isaak sind: Im Alter von acht Tagen wird er beschnitten. Abraham wird von Gott auf die Probe gestellt, indem er seinen Sohn opfern soll, doch Gott greift ein und rettet Isaak. Rebekka,  eine Enkelin des Bruders von Abraham, zieht nach Kanaan, wird seine Frau und gebiert ihrem Mann Zwillinge: Esau und Jakob. Mit Hilfe seiner Mutter kann sich Jakob, der Zweitgeborene, den väterlichen Segen, der eigentlich für Esau bestimmt war, erschleichen. Die Rolle Isaaks im Christentum ist weniger bedeutend als im Judentum. Im Neuen Testament wird der Stammbaum Jesu über Isaak und Rebekka auf Abraham zurückgeführt. Damit reklamiert das Christentum seinen Anteil an der biblischen  Überlieferung, die seit Abraham an die Erzväter Israels ergangen war. (a)

[ Lied: Ich heb mein Augen sehnlich auf (EG 296,1-4) ]


(oder)

Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Der Engel des Herrn behütet alle, die ihn fürchten.

Psalm 34 - Ich will den Herrn loben allezeit (EGWü 781.2)


oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leirvers:  (Der HERR erschien Isaak in der Nacht und sprach): Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen und deine Nachkommen mehren um meines Knechtes Abraham willen. (Gen  26,24)

Psalm  34 A - Ich will den Herrn loben allezeit (EG E.49 / EG 718)


Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott, dem Vater des Lebens: - Stille - 

Unbegreiflicher Gott. Manchmal verstehen wir nicht, wohin deine Wege uns führen wollen. Du hast Isaak dem Abraham als Nachkommen verheißen, hast ihn aber von seinem Vater gefordert, und ihn dann gerettet und zurückgegeben, dass er lebe.  So wurde das Versprechen eingelöst, durch das du den Segen für alle Völker mit diesem Sohn verbunden hast. Begegne uns in Fraglichkeiten und Ängsten unserer Welt  als der Gott des Lebens durch deinen dahingegebenen und auferweckten Sohn, Jesus Christus, unsern Retter und Herrn.  (b)


Lesung (Altes Testament): Genesis 22,9-14a - Isaaks Bindung


Antwortgesang:  Weise mir Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)


Lesung (Neues Testament): Römer 8, ,31b-35a - Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont 


Antwortgesang: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)


Betrachtung 


oder Hinweise zur Gestalt Isaaks in den Traditionen von Bibel und Koran  (s. Anhang)


Lied: Lobe den Herren, den mächtige König der Ehren (EG 317!,1-5)


[ Canticum (c)

Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.

Benedictus:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6) ]

 

Fürbitten

Herr, ewiger und allmächtiger Gott. Du Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Du Vater Jesu Christi und unser Vater. Herrlich ist die Welt, in der wir leben dürfen. Unberechenbar sind die Wege, die du uns führst. Heilig ist dein Name, voller Macht und voller Gnade. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Was wir im Geschick Isaaks erahnen, hast du am Kreuz Jesu Christi, deines Sohnes, vollendet: Du hast dem Tod die Macht genommen.  Darum bitten wir dich für alle, die im Schatten des Todes leben: für die Kranken und die Sterbenden, für die Armen und die Hungernden, für die Unterdrückten und die Gefolterten, für die Einsamen und die Verzweifelten, für alle, die eine neue Heimat suchen, für bedrohte Geschöpfe und die geschändete Erde; stehe denen bei, die zu helfen versuchen, zeige deine Macht im Leben und im Sterben der Menschen. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Was wir im Geschick Isaaks erahnen, hast du am Kreuz Jesu Christi, deines Sohnes, vollendet: Du hast du alles Fragen und Klagen erhört und alle Gottlosigkeit überwunden. Darum bitten wir dich für alle, die erfüllt sind von Hochmut oder von Angst: für die Suchenden, dass sie dich finden, für die Mächtigen, dass sie Demut lernen, für die Klugen, dass sie weise werden, für die Reichen, dass sie abgeben können, für alle vom Wahn Besessenen, dass sie die Wirklichkeit ertragen lernen; wehre allem Bösen, befördere das Gute, begrenze die Prüfungen, durch die wir hindurch müssen; zeige deine Macht im Leben und im Sterben der Menschen. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Was wir im Geschick Isaaks erahnen, hast du in Kreuz und Auferstehung Jesu Christi, deines Sohnes, vollendet: Du hast allen Völkern der Erde für dein Heil ersehen. Darum bitten wir dich für alle, die dein Wort verkündigen und deine Gemeinde zu führen haben, dass sie sich nicht verunsichern lassen durch Entwicklungen in der Gesellschaft, durch Ängste und Sorgen in der Kirche, durch Eitelkeit und Menschenfurcht. Lass alle Christinnen und Christen die Einheit suchen, die Gemeinschaft pflegen, für andere offen sein. Erhöre, die zu dir rufen. Segne das Werk unserer Hände. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Auf unserer irdischen Wanderschaft, Gott, warten wir auf dein Reich. In unserer sorglosen Bequemlichkeit brauchen wir manchmal deine Härte. In unserer unbekümmerten Hartherzigkeit verändert uns dein Erbarmen. In unserem unausweichlichen Sterben tröstet uns dein Kreuz. Unser Ende machst du zum Anfang des Lebens. Von dir, Ewiger, kommt alles. In dir, Allmächtiger, besteht alles. Zu dir, Lebendiger, geht alles hin. Ehre und Lob und Anbetung sei dir, dem einzigen Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. (d)


Vaterunser


[ Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
oder Schalom chaverim (EG 434) ]


Segen

Gott segne unser aller Leben. Er erquicke uns mit Tau vom Himmel, gebe uns Anteil am Reichtum der Erde und schenke uns Korn und Wein in Fülle. Unserer Arbeit sei Erfolg beschieden, Friede herrsche im Miteinander der Menschen und Völker. Weder Missgunst, noch Hass, noch Verachtung soll uns treffen und gesegnet seien alle, die uns segnen. (e) R: Amen.


Anhang

Hinweise zur Gestalt Issaks in den Traditionen von Bibel und Koran

Die Gestalt des Patriachen Isaak wird in die späte Bronzezeit (17./13. Jahrhundert) einzuordnen sein - Der Name Isaak ist wohl die Kurzform für die gemeinsemitische Namensbildung jishaq'el (= "Gott lacht", "Gott möge lächeln") und wird volksetymologisch vom ungläubigen Lachen Saras (Gen 18,12 ff.) oder Abrahams (Gen 17,17) oder der Leute (Gen 21,6 b) oder dem dankbaren Lachen Saras (21,6a) abgeleitet. - Die bilischen Erzählungen spiegeln die Lebensbedingungen des Halbnomaden wieder und erwähnen Begebenheiten wie Weidewechsel, Grenzverträge und Brunnenrechte. Die Erzählungen von Isaak als dem verheißenen Sohn Abrahams (Gen 17 f.; 21 f.), als dem Vater von Jakob und Esau (Gen 25 u. 27) und die Geschichte von der Werbung um Rebekka gehörten wohl ursprünglich nicht zur Isaak-Tradition. Viele Motive der Isaak-Überlieferung - Gefährdung der Ahnfrau (Gen 26,6-11), Brunnensagen (Gen 26) und Vertrag mit Abimelech (Gen 26,26-31) - haben Aufnahme in den Abrahamerzählungen gefunden und werden dort parallel berichtet (Gen 12,9 ff.; 20,1 ff.; 21,24 f.).  Im Zuge literarischer Sammlung und Ausformung und theologischer Akzentuierung und Prägung der Patriarchentradition durch Jahwist und Elohist wurden die Motive von Isaak als dem verheißenen Sohn und Empfänger des Abrahamsegens (Gen 26,2 ff.; 24 f.) verklammert, während die Priesterschaft, unter Verzicht auf alte Isaak-Traditionen, mit chronologischem Interesse bearbeitet. - Die drei Erzväter werden im Judentum (vgl.: Jub 32,21-26 und 4 Esr 6,8-10) und im Neuen Testament als Symbol für das in Erbschaft der Verheißung treu zum Bund mit Gott stehenden Volk gebraucht. Das Motiv der Opferung Isaaks (Gen 22,2-14) - ursprünglich wohl als Begründung für die Ablösung der Opferung der menschlichen Erstgeburt durch ein Tier - findet, unter Hervorhebung des bedingungslosen Gehorsams Abrahams (vgl.: Jak 2,21), bis in heutige Zeit vielfach Aufnahme in Literatur und Kunst.

Im Islam erinnert das Opferfest, das neben dem Ramadanfest das bedeutendste Fest der islamischen Welt ist und am 10. Tag des Wallfahrtsmonats, am Ende des Hadsch begangen wird, an die Bereitschaft Abrahams einen seiner Söhne zu opfern. Welcher der beiden Söhne Abrahams, Isaak oder Ismail, geopfert werden sollte wird jedoch im Koran nicht explizit erwähnt. Sowohl Isaak als auch Ismail haben im Islam eine große Bedeutung. Nach Koran 6, 84-87 gilt Isaak als Stammvater vieler Propheten und Gottesgesandten, während Ismail als Stammvater des Propheten Muhammad angesehen wird. 

Ganz offenkundig will die Formulierung von Röm 8,32, dass Gott seinen eigenen Sohn nicht verschont habe, im Licht von Gen 22 gelesen werden. Ähnliches dürfte für Joh 3,16 (Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab...) gelten. Immer wieder diskutiert worden ist auch ein Einfluss von Gen 22 auf die konkrete Formulierung der Tauf- und Verklärungsperikopen in den synoptischen Evangelien. Wenn nicht nur auf Jes 42 und womöglich Ps 2, sondern doch auch auf Gen 22 angespielt würde, wird Jesus von Nazareth dort nicht nur mit der Stimme von Propheten und Schriften, sondern auch der der Tora als „Sohn Gottes“ legitimiert. (f)


oder

Isaak – Der Traumatisierte

in: H. Bedford-Strohm (Hg), Die Personen der Bibel, München 2016, S. 151-153


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

# als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie es in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner, Episco-palian) -  für die Adventszeit -  gebräuchlich ist 

<ç> Der Entwurf wird in vollem Umfang vorgestellt, doch kann er entsprechend den aktuellen Corona-Regeln gestrafft werden

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. Wikipedia zu Isaak (Genesis)

b vgl.  VELKD, Gottesdienstfeiern von Palmsonntag bis Ostern (Agende II,1) - rg 21 -, 

Hannover 2008, S.126

c Die Verwendung des Benedictus als Canticum auch in diesem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der ostkirchlichen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).

d vgl. M.Josuttis, Erleuchte uns mit deinem Licht, Gütersloh 2009, S.93-95

e vgl. 1. Mose 27,28.29

f vgl. www.bautz.de/bbl  - Artikel Isaak,  Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band II (1990) Spalte 1353-1356 Autor: Thomas Uecker