31. Juli 2016
Batholomäus (Bartolomé) de las Casas – Apostel der Indianer(rot)
Umsonst habt ihrs empfangen, umsonst gebt es auch. (Mt 10,8)
Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen
Begrüßung
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. G: Amen.
Wir gedenken heute (mit dem Evangelischen Namenskalender) an Bartholomäus de Las Casas, der 1484 oder 1485 in Sevilla geboren, vor 450 Jahren (am 18. Juli 1566) bei Madrid gestorben ist. Er war ein Mitglied des Dominikanerordens und als Bischof in den spanischen Kolonien in Amerika tätig und wird als Apostel der Indianer bezeichnet. Bedeutung erlangte Las Casas vor allem als einer der frühesten Verteidiger der Menschenrechte der Indios. Seine Werke beinhalten einige der frühesten Anklagen gegen den Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern durch die Konquistadoren. Er trat dabei sowohl als Augenzeuge als auch als Verteidiger der Indios am Hofe und in der katholischen Kirche auf. Las Casas setzte damit das Werk fort, welches bereits von den ersten Missionaren des Franziskaner- und Dominikanerordens auf Hispaniola begonnen worden war. Wie diese predigte er gegen den Krieg und die Versklavung der Indios, lebte unter ihnen und sprach ihre Sprachen. Zunächst ging es ihm vorrangig um die friedliche Bekehrung der Indios zum Christentum. Er war gegen die gewaltsame Unterwerfung und die Zwangsbekehrung und versuchte, seinen Glauben durch Worte und Taten zu verbreiten. Später stellte er jedoch zunehmend die Rechtmäßigkeit der Konquista und damit des spanischen Herrschaftsanspruches über die neue Welt in Frage. In seinen jeweiligen Ämtern als Prokurator der Indios, Beigeordneter des Indienrates oder Bischof von Chiapa setzte er sich dafür ein, den Krieg gegen die Indios und ihre Versklavung zu beenden. Dank seiner Autorität als Vertrauter des Königs, Priester und Bischof konnte er einige kurzfristige Erfolge erreichen, so waren zum Beispiel die vom König erlassenen Neuen Gesetze oder die vom Papst erlassene Bulle Sublimis Deus auch seinem Einfluss zu verdanken. Allerdings machte er sich damit entschlossene Feinde unter den spanischen Siedlern in der Neuen Welt, die ihre Macht durch Ausbeutung der Indios erlangt hatten. (a)
[ Lied: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 578)]
Eröffnung
mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )
oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EGWü 787.6)
Psalmodie (gesungen)
Antiphon: Meine Augen sehen stets auf den Herrn
Psalm 25 – Herr, zeige mir deine Wege (EG Wü 784)
oder
Psalmgebet (gesprochen)
Votum:
Psalm 146 – Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele (EG 757)
[ Tagesgebet
Dein beständiges Erbarmen, Gott, entfache in deiner Kirche und unter deinen Gläubigen immer neu das Feuer der Liebe, dass wir dem prophetischen Aufruf folgen und die Armen schützen, den Bedrohten beistehen und uns derer annehmen, die keinen Helfer haben. So bitten wir um Jesu Christi willen, deinem Sohn, unserm Retter und Herrn. (b) ]
Schriftlesung: Sirach 34,21-27-
Oder Jesaja 58,6-10 – Brich dem Hungrigen dein Brot
Antwortgesang
mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)
oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)
Evangelium: Lukas 4, 16-21 – Gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen
Antwortgesang
mit Responsorium: Ich suche dich, Herr, von ganzem Herzen (EG Wü 780.5)
oder Taizegesang: Ubi caritatas (EG Wü 571)
Betrachtung oder Vita (c)
Lied: Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn (EG Wü 656,1-4)
[ Magnificat
als Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)
oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]
Fürbitten
Wir danken dir, barmherziger Gott, dass es immer wieder Zeugen deiner gütigen Zuwendung zu uns Menschen gegeben hat, die (wie Bartholomäus de Las Casas) auf die Niedrigen und Vergessenen geachtet haben, die mutig den Armen und Bedrohten beigestanden haben und für Recht und Gerechtigkeit aufgetreten sind. Wir gestehen, dass wir in der Kirche oft deinen Weisungen nicht gefolgt sind und uns dem Ruf zur Umkehr verschlossen haben. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Räume hinweg, was uns von dir und deinem Reiche trennt. Vergib uns Christen unsere Selbstsucht angesichts von Armut, unsere Furcht angesichts von Ungerechtigkeit, unsere Feigheit angesichts von Unterdrückung, unsere Unfähigkeit angesichts von soviel Not. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Heile du unseren Mangel an Vertrauen in dich; unseren Mangel an Hoffnung auf dein Reich, unsern Mangel im Glauben an deine Gegenwart, unsern Mangel an Liebe zu deiner Güte. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Füge uns von neuem ein in deinen Bund mit deinem Volk. Führe uns zu echter Umkehr. Wende du selbst uns dir zu. Hilf uns, die Niedrigkeit und Hingabe Christi anzunehmen. Stärke uns durch den Trost deines Geistes. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Wo wir stark sind, Gott, da überwältige uns. Wo wir schwach sind, da kräftige uns. Wo wir auf uns selbst vertrauen, da stell uns bloß. Wo wir uns verloren haben, da ruf uns beim Namen zu dir ins Leben zurück. Wir rufen dich an: (d)
R: Kyrie eleison
Vaterunser
Segensbitte
Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten (EGWü 574)
Segen
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus (+) Jesus. (Phil 4,7) G: Amen.
Anhang - Vita
Bartholoäus de Las Casa wurde am 11. November 1484 in Sevilla in Spanien geboren als Sohn eines Kaufmanns, der Kolumbus auf seiner zweiten Reise nach Amerika begleitet hatte. Er wurde in Salamanca auf der Lateinschule ausgebildet.1502 kam er mit dem Gouverneur Ovando auf die Inseln von Hispaniola - der heutigen Dominikanischen Republik und Haiti. Als Berater des Gouverneurs bekam er nach der Teilnahme an mehreren Feldzügen gegen die Indianer ein sehr großes Landgut mitsamt der darin lebenden indigenen Bevölkerung, eine Art Sklavenhaltersystem zugeteilt. Zugleich wurde er als Laie für den Unterricht zur Missionierung eingesetzt. Um 1510 ließ er sich bei den Dominikanern in Santo Domingo zum Priester weihen und wurde so der erste in der Neuen Welt geweihte Priester. 1511 begleitete Las Casas eine Expedition nach Kuba und wurde auch dort belohnt durch Land und Indianer. Die Begegnung mit dem Indianerhäuptling Hatuey machte ihm klar, wie abstoßend das Walten der Kolonisatoren auf die Einheimischen wirkte; er erkannte, dass seine Aufgabe die Rettung und Befreiung der Indios sei. 1514 hatte er an Pfingsten die Predigt zu halten; beeindruckt von der Bibelstelle Jesus Sirach 34, 24 - 27 wie unter dem Einfluss der Dominikaner, die die Behandlung der Indio-Sklaven kritisierten, prangerte er die Kolonialpraxis der Spanier als großes Unrecht und schwere Sünde an. Er entließ die Sklaven auf seinem Besitz und forderte mit seiner Predigt auf, seinem Beispiel zu folgen.
1515 erreichte Las Casas in Spanien eine Reform der Gesetze über die Indianer. 1516 wurde er zum Prokurator der Indios in Westindien, 1523 trat er in den Dominikanerorden ein und wurde noch im selben Jahr Prior in Santo Domingo; dort vermittelte er 1531 Frieden mit dem aufständischen Indianerhäuptling Enrique. 1532 verteidigte er die Indianer gegen kirchliche Übergriffe in Mexiko, 1535 widersetzte er sich den Eroberungszügen in Nicaragua. 1537 vermittelte er in Guatemala einen Friedensvertrag, der 1542 bis 1545 tatsächlich gegen starken Widerstand der Siedler gelang. Im heutigen Costa Rica betrieb Las Casas im Zusammenwirken mit anderen Dominikanern Missionsarbeit nach seinen Vorstellungen. 1539 wurde er wegen Hochverrats angeklagt, weil nach seiner Predigt die meisten Soldaten sich geweigert hatten, an einer Versklavungsaktion gegen Indios mitzuwirken. Er musste nach Spanien zurückkehren; hier verfasste er 1541 die berühmt gewordene Brevissima, „den kurzgefassten Bericht von der Verwüstung der westindischen Länder“ . Ab 1540 trat Las Casas in Spanien als Anwalt der Indianer auf und wandte sich immer wieder an Kaiser Karl V. 1542 erließ dieser dann die Neuen Gesetze zum Schutz der Indianer in allen neu eroberten Gebieten; sie wurden zu freien Untertanen. 1544 - mit 70 Jahren - wurde Las Casas zum Bischof von Chiapas ernannt, aber die spanischen Landbesitzer verleumdeten ihn wegen seines Eintreten für die Indianer. Las Casas behielt zunächst das Vertrauen des Kaisers, 1545 widerrief dieser aber die neuen Gesetze. 1547 kehrte Las Casas nach Spanien zurück 1551 legte er sein Amt als Bischof nieder; bei der Regierung machte er sich immer wieder für die Rechte der Indianer stark.
1552 erschien die „Kurze Darstellung der Verwüstung der Westindischen Länder“. Er lehnte jeden Zwang bei der Missionierung ab, verlangte statt dessen Predigt und freie Annahme des Glaubens und Inkulturation im modernen Sinne. Sein Eintreten für die Rechte der indigenen Völker hatte tiefgreifende Wirkungen auch später bei Kolonisten in New England, französischen Aufklärern und lateinamerikanischen Autoren. Sein Einsatz für die Rechte der Indianer wirkt bis heute nach; er wird deshalb auch als Apostel der Indianer und Vater der Befreiungstheologie bezeichnet.(e)
oder J. Erb, Geduld und Glaube der Heiligen, Kassel 1965, S. 260
oder H. Achterberg, Zeugen des Evangeliums, Moes 1987, S.212 f
oder M.lAnger (Hg), Licht der Erde – die Heiligen, München 2002, S. 399 ff.
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen
a vgl. http://www. Wikipedia – Bartholomäus de Las Casas
b vgl. Lesser Feasts and Fasts (Epicopal Church USA), New Yorck 12980, S. 279
c siehe Anhang
d vgl. Risk – Gottesdienstheft zur 5. Vollversammlung des ÖRK, Genf 1975, S. 68
e vgl. www.Heiligenlexikon - Bartholomäus de Las Casas