20. Juli 2013
Elia, der Thisbiter (blau #) - Geeifert für den HERRN, den Gott Zebaoth
Elia soll das Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern. (Mal 3,24)
In manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCAMS) wird nicht nur der Apostel und überzeugender „Heiliger“ aus der Geschichte des christlichen Glaubens gedacht, sondern auch zu besonderen Tagen an herausragende Gestalten des Ersten Bundes mit dem erinnert, was von ihnen im Alten Testament (Tora, Prophetenbücher, Schriften) überliefert wird. Zum christlichen "Gedenken der Heiligen" wird häufig auf die "Wolke der Zeugen"" nach Hebräer 12,1 hingewiesen; doch da sind es eben Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sara etc. etc., die namentlich genannt werden. So kann deren Gedenken berechtigterweise das „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst in evangelischer Tradition abgeben. (Auch König David wird in der Confessio Augustana, Art. 21 als ein "Heiliger" angeführt, dessen Beispiel man folgen könne.) Entsprechend werden künftig immer wieder Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten. Durch Klammern [ ] gekennzeichnete Stücke können entfallen.
Eröffnung (Begrüßung)
Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden. (Amen.) (Ps 72,28.29) R: Ame
Wir gedenken heute des Propheten Elias, der aus in Thisbe, dem heutigen el-Istib, 5 km nördlich von 'Ajlun in Jordanien stammte und dort um 912 v.Chr. geboren wurde. Um 850 v. Chr. soll er östlich von Jericho in Palästina entrückt worden sein. Sein Name bedeutet: JHWH ist mein Gott. - Elia war der größte Prophet im Nordreich Israel. Sein Anliegen war die ausschließliche Verehrung JHWJs. Er wirkte in der Zeit heftiger Auseinandersetzungen zwischen dem alten Baals-Kult und dem Glauben an den HERRN, den Gott Israels. Elia wurde durch König Ahab und dessen heidnischer Frau Isebel verfolgt, musste fliehen und wurde in der Wüste wundersam ernährt Nachdem er auch Ahabs Nachfolger Ahasja den Abfall vom Glauben an Gott vorgehalten und mit machtvollen Zeugnissen sein Wort bestätigt hatte, wurde Elia im feurigen Wagen gen Himmel entrückt . Elia wird oft mit Mose verglichen, er war eine der volkstümlichsten Gestalten des Alten Testaments. Seine Wiederkunft wird im Judentum sehnlichst erwartet, sie bedeutet den Anbruch der messianischen Zeit .Auch im Neuen Testament spielt diese Erwartung immer wieder eine Rolle.
(Lied: In dich hab ich gehoffet, Herr (EG 372,1.2.4)
oder Nun danket Gott, erhebt und preiset (EG 290, 1-3.6)
(oder)
Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)
Psalmgebet (gesprochen)
Votum: Gott, dein Weg ist heilig. Wo ist ein so mächtiger Gott, wie du, Gott es bist? (Ps 77,14)
Psalm 34 - Ich will den Herrn loben allezeit (EG 718)
Tagesgebet
Beten wir in der Stille zu Gott, dem Gott, der Wunder tut:
Heiliger Gott. Nicht in Donner und Blitz oder einem gewaltigen Erdbeben bist du deinem Propheten Elias begegnet, sondern du brachtest ihm Licht durch ein stilles sanftes Sausen. Mache auch uns aufmerksam für deine leise Gegenwart, tröste uns, wo wir verzagen und nimm uns in Dienst für deine Ehre, heute und alle Tage bis zu dir in Ewigkeit. (b)
Lesung: 1. Könige 19,7-15 - Elia am Horeb
Antwortgesang: Weise mir Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)
Evangelium: Lukas 4,24-30 - Jesu Predigt über Elia
Antwortgesang: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)
Betrachtung
oder Legende von Elia und dem Karmel (s. Anhang)
Lied: Geist des Glaubens, Geist der Stärke (EG 127,1.2.6)
oder ein anderes Lied
[ Canticum (c)
Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.
Benedictus: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6) ]
Fürbitten
Heiliger Gott. Hingabe und Gehorsam erwartest du und manche in der Geschichte des Glaubens haben sich, wie der Prophet Elia, deinem Anspruch mit ganzem Einsatz des eigenen Lebens und voll Eifer gestellt. Nicht alles, wozu sie sich verpflichtet sahen, können wir heute noch guten Gewissens nachvollziehen. Ausrottende Gewalt erkennen wir nach Jesu Weisung als uns verwehrt. Dennoch danken wir für das beherzte Beispiel des Elia mit seinem Ruf der Hinwendung zu dir, dem einen Gott, der sein Volk aus der Knechtschaft befreit hat. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Du hast deine Ordnungen gegeben und deinen Willen kundgetan, damit Menschen in Gerechtigkeit und Frieden leben können. Du hast unser aller Wohl und Heil im Blick, damit wir deine Größe und Barmherzigkeit erkennen. Du hast uns gegenüber Geduld erwiesen, damit deine Gnade erfahren und Zeit zur Umkehr finden. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Rechne uns unsere Abkehr und Gleichgültigkeit deiner Weisung gegenüber nicht zu. Trage uns die Lieblosigkeit unseren Mitmenschen gegenüber nicht nach. Vergib all die Ungerechtigkeiten dieser Welt, in die wir verstrickt sind. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Wir bitten für alle Müdegewordenen, die meinen den Anforderungen nicht mehr gerecht werden zu können. Wir bitten für die Enttäuschten, die an die Grenzen ihrer Kraft stoßen und ihre Unvollkommenheiten spüren. Wir bitten für die Zweifelnden und Kleingläubigen, denen es schwerfällt, auf deine Gnade und Vergebung zu vertrauen. Wir rufen dich an:
R: Kyrie eleison
Rufe uns immer neu in die Nachfolge, allen Widerstandes, allen Sorgen und Ängsten, aller Verwirrung und Unsicherheit zum Trotz. Mache uns deiner Kraft und Nähe gewiss in Jesus Christus, unserm Bruder und Herrn. (d)
Vaterunser
[ Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
oder Schalom chaverim (EG 434) ]
Segen
Der Herr segne unsere Wege, wenn wir seiner Botschaft folgen. Der Herr behüte uns allezeit, auch wenn sich uns Widerstände in den Weg stellen. Der Herr erleuchte uns, wenn uns Ängste und Zweifel plagen. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns, wenn wir uns verlassen und verloren vorkommen. Der Herr gebe uns seinen + Frieden, wann immer wir ihn nötig haben. (e)
Anhang
Legende von Elia und dem Karmel
Eine hebräische Legende erzählt: Als der Prophet Elia auf dem Berg Karmel lebte, pflegte er von Zeit zu Zeit seine Grotte zu verlassen, um betend auf dem Berg spazieren zu gehen. Niemals nahm er Speise mit sich, denn er vertraute auf die göttliche Vorsehung. Eines Tages - so erzählt die Legende weiter - kam er an einer Anlage mit herrlichen Melonen vorbei. Er bat den Besitzer um eine Melone als Kostprobe. Dieser jedoch antwortete mit spöttischem Lächeln: "Das sind doch keine Melonen, sondern hingeworfene Steine!" Den Propheten erfasste wegen dieser Antwort ein heiliger Zorn, und er verfluchte den Acker; augenblicklich verwandelten sich die Früchte in kleine, ovale Steine, die auf dem Boden herumlagen.
Die Legende erklärt auf diese phantasievolle Art und Weise die Entstehung einiger charakteristischer Gesteinsarten, die heute noch auf den Abhängen des Berges Karmel zu sehen sind. Dies ist nur eines von den überaus zahlreichen Beispielen, mit denen die hebräische Überlieferung es verstanden hat, die Beziehung zur Gestalt des Propheten Elia lebendig zu erhalten. Er wurde nämlich stets in engem Zusammenhang mit dem geographischen Umfeld betrachtet. Das NT beweist, dass dem Propheten in einem langen Prozess eine immer größere Bedeutung in der Geschichte des hebräischen Volkes zuerkannt wurde. Gleichzeitig hat auch die rabbinische Überlieferung der ersten Jahrhunderte diese Bedeutung nicht nur bestätigt, sondern auch weit ausholend auf die Spitze getrieben. Die Liturgie hat - wie man noch heute feststellen kann - diesen Zusammenhang endgültig bestätigt.
Im AT erzählt der sogenannte Elia-Zyklus (1Kön 17-19; 21; 2Kön 1-2) von den Ereignissen um den Propheten: Plötzlich ist er da, er kommt sozusagen aus dem Nichts und verschwindet dann ebenso geheimnisvoll, in den Himmel entrückt auf einem feurigen Wagen. Nur ein Ereignis spielt sich ausdrücklich auf dem Berg Karmel ab: der berühmte Wettstreit mit den Baals-Propheten, bei dem Elia die überkommene Religion Israels, den Glauben an JHWH, den „HERRN“, gegen jede mögliche Entehrung und gegen jede Form von Synkretismus verteidigt. - Zu Lebzeiten des Elia ist die Erinnerung an David, den ersten König in Israel, der Jerusalem zur Hauptstadt des Reiches und zum einigenden Mittelpunkt der ganzen Nation gemacht hatte, längst verblichen. Vorbei ist auch das Andenken an seinen Sohn, den weisen Salomo, unter dessen Führung die Einheit des Volkes erstarkte und Israel eine glanzvolle Periode militärischer Macht erlebte. Bei seinem Tod zerbrach das Reich in zwei Teile: Norden und Süden gingen nun getrennte Wege.- Im Nordreich (mit Namen „Israel“) beginnen eher unruhige und notvolle Zeiten: die Regierungen seiner ersten Könige sind in keiner Weise vorbildlich in bezug auf Frieden, Geradlinigkeit und Stabilität in der Politik. Mit der Thronbesteigung des Omri (eines Usurpators wie seine Vorgänger) beginnt sich jedoch die Situation zu ändern. Omri gelingt es, die Grenzen zu festigen, den Aramäern die Stirn zu bieten und Moab zurückzuerobern. Seine Politik zielt auf ein ausgedehntes Programm von Bündnissen ab, die dem Land eine Epoche der Ruhe und des Friedens sichern. Um dies zu erreichen, werden einige Ehen zwischen Mitgliedern der verschiedenen Königshäuser geschlossen., so auch die Vermählung Ahabs, des Sohnes des Omri, mit Isebel, der phönizischen Prinzessin. Gelingt es dem Nordreich in Sicherheit und mit der Unterstützung seiner äußerst unbequemen und schlauen Nachbarn, den Phöniziern, zu leben, müssen diese Vorteile jedoch mit einem - religiös gesehen - hohen Preis bezahlt werden. In der damaligen Gesellschaft sind die politische und die geistliche Macht oft in einer Person vereint; die Grenzen beider Bereiche fließen ineinander. Wenn daher der König auch gleichzeitig Priester ist verzahnen sich die politischen und diplomatischen Interessen unauflöslich mit den religiösen Bestrebungen verzahnen und prägen mit der Zeit die religiöse Haltung des Volkes .Wie aus dem biblischen Text hervor geht gehen der Eigensinn und der politische Einfluss Isebels so weit, dass die Religion der Phönizier in Israel langsam einsickert. In der Hauptstadt Samaria wurde zu Ehren Baals ein Tempel erbaut (vgl. 1 Kön 16,32), auf dem Karmel stand sogar ein ihm geweihter Altar. - In dieser Situation der Verwirrung und des religiösen Synkretismus wird Elia von Gott erwählt, um das Volk zur Wahrheit einer echten Gottesbeziehung zurückzuführen und die Bundestreue wiederherzustellen. Der berühmte Wettstreit mit den Baalspropheten, den uns das erste Buch der Könige im 18. Kapitel erzählt, spielt sich ausdrücklich auf dem Karmel ab. Der Berg liegt gerade an der Grenze zwischen dem Reich Israel und dem Gebiet der Phönizier und war dazu geeignet, die Situation des Volkes zu charakterisieren: einerseits noch der Religion der Väter treu, andererseits auch schon fasziniert von den neuen Baalskulten. Der hebräische Ausdruck "Baal" bedeutet ganz einfach "Gebieter, Herr" oder auch "Gemahl" und wurde im Alten Orient verwendet, um verschiedene Gottheiten zu bezeichnen oder, was noch eher zutrifft, um verschiedene lokale Erscheinungsformen einer einzigen Gottheit zu bezeichnen. - „Baal“ ist - für die kanaanäischen Völker die Gottheit, die den Regen und die Früchte der Erde spendet. Name und Kult des Baal sind mit der Natur und mit dem Ablauf von Leben und Tod verquickt. Wenn Baal stirbt, stirbt auch die Natur; wenn er bei den Regenfällen im Herbst zum Leben erwacht, schenkt er der Erde Fruchtbarkeit, und der Kreislauf beginnt von neuem. Auf diesem Hintergrund spielt sich der Kampf zwischen Elia und den Baalspropheten ab. Mit großer Wahrscheinlichkeit steht am Anfang eine Erzählung vom Ende des 9. Jh., die dann in der Zeit des babylonischen Exils (nach 587 v. Chr.) von einem Redakteur der deuteronomistischen Schule als tiefempfundenes, kunstvolles Drama geschildert wurde. Die Szenen dieser Geschichte im ersten Buch der Könige ist auch geprägt von den dramatischen Umständen einer langen Trockenheit und der daraus folgenden Hungersnot, wovon auch der Geschichtsschreiber Josephus Flavius berichtet. Gerade die dringende Notwendigkeit, dass Regen falle und die Erde Frucht bringe, und die Frage, wer denn eigentlich beides schenkt, sind der Rahmen für die Konfrontation zwischen Elia und seinen Gegnern. (f)
Quellen und Vorlagen
Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
# als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie es in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich ist. (Es kann durch die Farbe der Kirchenjahreszeit ersetzt werden.)
a vgl. Ökumenisches Heiligenlexikon zu Elia www.heiligenlexikon.de
c Die Verwendung des Benedictus als Canticum auch in diesem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der orthodoxen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deisis).
d vgl. E.Scheibe, Gottesdienst feiern, Leipzig 2001, S.126
e vgl. E.Scheibe, Gottesdienst feiern, Leipzig 2001, S.127
f vgl. Roberto Fomara: Elija, Elischa und der Berg Kamel www.Karmel@berg