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16. Juli 2011

Erasmus von Rotterdam

Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen



Begrüßung 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.

Der 475ste Todestag am 16. Juli mag Anlass sein, in diesem Jahr sich des Erasmus von Rotterdam zu erinnern. Seinen Namen sucht man im offiziellen Heiligenkalender noch im Evangelischen Namenkalender vergeblich. Obwohl kirchenkritisch eingestellt, war dieser "Fürst des europäischen Humanismus" nicht für die evangelische Kirche  zu gewinnen. "Drei Gründe hielten Erasmus von Rotterdam  davon ab, sich der Reformation anzuschließen. Eimal sein Gewissen: 'Wenn ich davon hätte überzeugt werden können, die Sache stamme von Gott, so würde ich längst in euren Reihen stehen.' Zum zweiten der unlautere Wandel vieler evangelischer Christen. Und drittens die große Uneinigkeit unter den Führern: 'Um von den Schwarmgeistern und Wiedertäufern zu schweigen, wie bitter befehdem sich in Schriften Zwingli, Luther und Osiander.'... An zwei Dingen arbeitete er sein ganzes Leben lang; daran, daß Menschen verschiedenen Glaubens und verschiedenen Bekenntnisses miteinander leben in der Liebe, mit der Christus die Welt geliebt hat. Und daran (- als ob er das Schicksal der kommenden Jahrhunderte vorausgeahnt hätte -), daß ein Christenmensch alles zu tun hat, was in seinen Kräften steht, um Frieden zu halten und Frieden zu stiften. 'Die Hauptsache in unserer Religion ist Friede und Einmütigkeit...'  (a)   (Ein Zitat von Erasmus:"Ich wünsche Weltbürger zu sein, allen zu gehören, oder besser noch Nichtbürger bei allen zu sein. Möchte ich doch das Glück haben, in die Bürgerliste der himmlischen Stadt eingetragen zu werden! Denn dahin strebe ich..")


Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG 181.6)


Psalm (gesungen)

Antiphon: Bei dir ist die Quelle des Lebens. und in deinem Lichte sehen wir das Licht

Psalm 36:  Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist (EG Wü 780.3)


oder

Psalm (gesprochen)

Votum: Lasst uns leben, unserer Berufung würdig: in aller Demut und Sanftmut, in Geduld, einander ertragend in Liebe und darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens. (vgl. Eph 4,1-3)

Psalm 19: Halleluja. Ich danke dem Herrn von ganzem Herzens (EG 744)


* Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Jesus Christus, unserm Herrn: 

Der du die wahre Sonne bist der Welt, die da immer aufgeht und niemals unter; der du durch dein tröstliches Kommen und Erscheinen alle Dinge belebst und und mit Freude erfüllst, die im Himmel und auf Erden sind. Wir bitten dich, scheine barmherzig und huldvoll in unsere Herzen, auf dass die Nacht der Sünden und der Nebel des Irrtums vertrieben werde. Erleuchte unsere Wege, das wir rnicht zu Fall kommen und unser Leben lang ohne Straucheln und Versehen wandeln mögen, frei von den Werken der Finsternis und ehrbar wie am lichten Tag. Der du lebst und regierst mit dem Vater und dem Heiligen Geist jetzt und in Ewigkeit. (b)


Schriftlesung: Jesus Sirach 1,11-24 -Gott lieben ist die allerschönste Weisheit

oder: Sprüche 2,1-11 - Weisheit wird in dein Herz eingehen


Antwortgesang

mit Responsorium:  Ich suche dich, Herr, von ganzem Herzen (EGWü 780.5)

oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EGWü 787.6)


Betrachtung  oder Vita ((s. Anhang)


Lied:: Herr Jesu, Gnadensonne - EG 1,4.6.8

oder ein anderes passendes Lied


Magnificat

mit Canticum: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573)


Fürbitten 

Gott, du bist der Schöpfer, erneuere deine Geschöpfe. Du bist der Erlöser, verwahre, was du erkauft. Du bist der Erhalter, lass nicht verderben, was von dir lebt. (Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.)

Du bist der Herr, gebrauche dein Eigentum. Du bist das Haupt, hilf deinen Gliedern. Du bist der König, gib Ehrfurcht vor deinen Geboten. (Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.)

Du bist Gott, erbarme dich der Demütigen. ( Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.)

Sei  alles in allem, damit der weltweite Chor deiner Kirche die Herzen und Stimmen vereine und dir danke für dein Erbarmen.  ( Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.)

Urbild der Einheit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, dreifaltig im Wirken und eins im Wesen, dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit,  (c)


Vaterunser


Schlussgebet 

Vater im Himmel, wir danken dir, dass du alle Geschöpfe deiner Allmacht in deiner Weisheit leitest und in deiner Güte bewahrst und pflegst. Gib uns, deinen Kindern, dass wir einst in deinem Reich das ewige Leben empfangen, das du bereitet hast denen, die dich lieben. Dir sei Ehre in Zeit und Ewigkeit..(d)


Segensbitte

Schlussstrophe: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EGWü 787.8)  


Segen

Er aber, der Gott des Friedens gebe uns Frieden allezeit und auf alle Weise.  (2Thess 3,16). (e) 

G: Amen. 

*


Vita Erasmus von Rotterdam

(* 27. Oktober 1465 [oder 1469]  † 12. Juli 1536 ) 

Als als unehelicher Sohn einers Priesters  in Rotterdam geboren, wurde er u.a. durch  Brüder vom gemeinsamen Leben in Deventer erzogen. 1492 zum Priester geweiht, studierte er on 1495 bis 1499 studierte er an der Sorbonne in Paris, lernte später in England auch das höfische Leben kennen, bereiste en 1506 bis 1509 Italien, wo er intensive Schriftstudien betrieb und in Turin zum Doktor der Theologie promovierte. Von 1514 bis 1529 und von 1535 bis zu seinem Tode lebte und wirkte Erasmus in Basel. Als sich die von Johannes Oekolampad betriebene, an Zwingli angelehnte Reformation auch dort durchsetzte, ging er 1529 nach Freiburg im Breisgau, doch kehrte er im Jahre 1535 nach Basel zurück und verstarb dort am 12. Juli 1536. Seine Gebeine ruhen im Basler Münster. Welch hohes Ansehen der Humanist bereits zu Lebzeiten genoss, zeigt die Tatsache, dass er als katholischer Priester in der Zeit heftigster konfessioneller Auseinandersetzungen im protestantischen Basler Münster beigesetzt wurde.

Erasmus  hat nach heutiger Erkenntnis etwa 150 Bücher geschrieben.  Als Textkritiker, Herausgeber (Kirchenväter, Neues Testament) und Grammatiker begründete er die neuzeitliche Philologie, darüber hinaus schrieb er vielbeachtete Werke zur Lebenspraxis. So hatte er 1515 „ Die Erziehung des christlichen Fürsten (Institutio Principis Christiani)“ verfasst, die er als neuernannter Rat des Fürsten dem späteren Karl V. widmete. Dies Werk sieht in christlich-moralischen Lebensgrundsätzen des Regierungsoberhauptes die wichtigste Voraussetzung für eine friedliche, segensreiche Politik.  1517 erschien „Die Klage des Frieden“s, in der Erasmus während des erbarmungslosen Machtkampfes um die Oberherrschaft in Italien dem Friedenswillen eine Stimme verlieh. Er hat damit eine dezidierte pazifistische Position vertreten und lehnte Kriege mit einer Ausnahme ab: Nur wenn das gesamte Volk sich für einen Krieg ausspreche, sei er legitim.1516 veröfentlichte Erasmus eine kritische Edition des griechischen Neuen Testaments.. Es diente  Luther als Ausgangstext für seine deutsche Bibelüersetzung. 

Selbst zunächst der Reformation gegenüber offen, wandte sich der Humanist von ihr ab, als er Martin Luther in einem unüberbrückbaren Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche sah. Beide haben sich persönlich nie kennengelernt, korrespondierten jedoch mehr oder weniger öffentlich ab 1519 miteinander. Während Luther eine „harte Linie“ gegen das dekadente Papsttum der römisch-katholischen Kirche vertrat, setzte sich Erasmus für „innere Reformen“ ein und bat Luther um Mäßigung.  Während Erasmus die These aufstellte, Gott habe dem Menschen einen freien Willen, zwischen dem Guten und dem Bösen zu wählen, belassen, der freilich nur mit Gottes Gnade wirksam werden könne, argumentierte Luther dagen in seiner Schrift „De servo arbitrio“ (Vom unfreien Willen) mit der Erbsünde und der Allmacht Gottes, durch die das Handeln  des Menschen vorausbestimmt sei. Luther verglich den menschlichen Willen mit einem Pferd „das der Teufel reitet“ oder das Gott lenkt. 

Einerseits sparte Erasmus nicht mit beißender Kritik an frömmelnden Christen, heuchlerischen Mönchen, korrupten Päpsten, katholischen Riten und dem Ablasshandel. Andererseits verteidigte er das Papsttum, distanzierte sich von jeder Veränderung durch Gewalt und versagte den Reformatoren seine Unterstützung.  Als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Repräsentanten des europäischen Humanismus wurde der Theologe durch seine kirchenkritische Haltung und seinen der historisch-kritische Exegese verpflichteten theologischen Schriften zum Vorreiter der Reformation. Durch sein Eintreten für relative Religionsfreiheit nahm er eine humanistische Position jenseits des katholischen wie auch des lutherischen Dogmatismus ein. Ihn als Verteidiger „religiöser Toleranz“ zu bezeichnen, ist insofern missverständlich, weil er selbst stattdessen die Begriffe Frieden und Konkordanz verwendet.

Erasmus zählte zu den geachtetsten Gelehrten seiner Zeit, man nannte ihn „den Fürsten der Humanisten“.  Seine eigene Lebensleistung schätzt er in einem Brief an Willibald Pirckheimer wie folgt ein: „Meine Lebensleistung bestand darin, dass ich eine begrabene und vergessene Literatur zu neuem Leben erweckt und dass ich die Theologen von ihren philosophischen Haarspaltereien zur Kenntnis des Neuen Testaments zurückgeführt habe.“ Wegen seiner kritischen Haltung zur römisch-katholischen Kirche wurden seine Werke auf dem Konzil von Trient auf den Index gesetzt. Der holländische Kultur-Historiker und Erasmus-Biograph Johan Huizinga charakterisiert Erasmus: „Er war der Mann, der das Neue und Kommende besser sah als irgend jemand; der sich mit dem Alten überwerfen musste und doch das Neue nicht ergreifen konnte.“ Als kritischer Denker seiner Zeit zählte Erasmus zu den Wegbereitern der europäischen Aufklärung. zusammengestellt anhand von Informationen in wikipedia.org R.B.



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. A. Ringwald (Hg), Menschen vor Gott, Bd. IV Stuttgart 1968, S. 1254f.

b - vgl  Greifenstein u.a., Allgemeines Evangelisches Gebetbuch, Hamburg, 2. Aufl., 1965, S. 652(Gebet des Erasmus von Rotterdam)

c - vgl  Greifenstein u.a., Allgemeines Evangelisches Gebetbuch, Hamburg, 2. Aufl., 1965, S. 646 (Gebet des Erasmus von Rotterdam)

d.-  vgl  Greifenstein u.a., Allgemeines Evangelisches Gebetbuch, Hamburg, 2. Aufl., 1965, S. 637  (Gebet des Erasmus von Rotterdam)