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31. Juli 2005  (b)


Vorbemerkung: Für den 10. Sonntag nach Trinitatis, den sog. Israel-Sonntag gibt es keine einheitlichen Textvorgaben, da in Württemberg die Perikopenordnung von 1978 (noch) in Geltung ist, während die gottesdienstlichen Texte im Evangelischen Gottesdienstbuch von 1999 neu geordnet wurden. Es werden daher zwei Entwürfe vorgelegt, wobei das zweite Beispiel  die Perikopen des  Evangelischen Gottesdienstbuches zugrundlegen und stärker das Verhältnis von Christen und Juden thematisiert.


10. Sonntag nach Trinitatis (grün)  - Juden und Christen (Der Herr und sein Volk) 


Predigttext: 2. Mose 19,1-6 (III - EGB) - Israel ein heiliges Volk 

Schriftlesung (Epistel) Römer 9,1-8.14-16 (II- EGB) - Gottes Wort und Bund nicht hinfällig 

(Evangelium: Johannes 4,19-.26 (V - EGB) - Das Heil kommt von den Juden)


Eröffnung

Wir sind versammelt im Namen des einen Gottes: des Vaters, der Himmel und Erde geschaffen und Israel zu seinem Volk erwählt hat. Im Namen des Sohnes, Jesus Christus, der von einer jüdischen Mutter geboren wurde und der Erstgeborene aus den Toten ist. Im Namen des Heiligen Geistes, der Leben stiftet und uns hilft, zu glauben und zu hoffen und zu lieben. (a)

Amen.  

Der heutige 10. Sonntag nach Trinitatis liegt in zeitlicher Nähe zum 9. Av, an dem Juden jedes Jahr der Zerstörung des Tempels gedenken, an dem sie fasten und ihre Klage um den verlorenen Tempel vor Gott bringen. Nach Jahrhunderten der Judenfeindschaft in der Kirche ist dieser Sonntag für uns heute ein Anlass, über unser Verhältnis zum Judentum nachzudenken, das auch ohne Tempel unter der Treue Gottes steht. (b)


Votum und Psalm

Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. Ps 33,12

Psalm  146 (EG 757) -  Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der sein Volk segnet mit Frieden: - Stille -  

Ewiger, du Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Du hast das Volk Israel erwählt zum Zeugen deines Namens in der Welt und bist ihm bis heute treu geblieben. Durch Jesus Christus hast du auch deine Kirche berufen, dir zu dienen, hast sie durch die Zeiten geführt und getragen. Gib deinen Heiligen Geist, dass wir mit allen Getauften wachsen im Glauben und in der Solidarität mit deinem Volk Israel. Gemeinsam mit ihm loben wir dich. Dir sei Ehre in Ewigkeit. (c)

oder

Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, der du in Barmherzigkeit das Licht leuchten lässt für die Erde und alle, die darauf wohnen. Wie zahlreich sind deine Werke. Um all jener willen, die vor uns dir vertrauten, sei uns gnädig und lehre auch uns deine Weisungen. In Wahrheit bist du unser Befreier und unser Erlöser, das ist seit ewig dein Name; kein Gott ist außer dir. Gelobt seist du in Ewigkeit. (d)


Bekenntnis

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der  HERR allein. Und du sollst den HERRN deinen Gott liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. 5.Mos 6,4.5

Ihm wollen wir uns anvertrauen, ihm wollen wir mit Israel danken:

Psalm 136 (EG 753) (halbversweise ,ohne Gloria )-  Danket dem Herrn; denn er ist freundlich


Fürbitten

Barmherziger Gott, wir danken dir, für die neuen Anfänge im Verhältnis von Christen und Jeuden, die unsere alten Vorurteile und Feindbilder überwinden. Wir danken dir für die kostbare Erfahrung, dass Begegnungen mit jüdischen Menschen möglich sind nach all dem Schrecklichen, das ihnen durch unser Volk angetan worden ist. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison

Segne alle christlich-jüdischen Gespräche und lass uns entdecken, wieviel wir lernen können aus dem Schatz der jüdischen Tradition - auch für unseren Glauben. Hilf, das wir in ganzer Tiefe begreifen, was es heißt, dass dein Sohn ins Israel zur Welt gekommen ist. Stärke uns, wachsam zu sein gegen jede Form von Antisemitismus und mach uns erfinderisch, wenn es darum geht, Verständnis zu fördern für jüdisches Leben. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison

Bewahre die jüdischen Gemeinde bei uns und überall in der Welt. Für Jerusalem, für Israel, für die palästinensischen Gebiete erbitten wir einen besonderen Segen. Gib, dass all jene, die dort wohnen, daran denken mögen, dass sie Kinder des einen Vaters sind, dessen Wille es ist, dass jedem von ihnen gleichermaßen die ganze Fülle des Lebens zuteil wird. Gib den Menschen in Israel und in Palästina die Weisheit und den Mut, alles zu tun, um einen gerechten Frieden zu verwirklichen. Dich rufen wir an: (e)

R: Kyrie eleison(


Sendungswort

Der Herr gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter, an den Bund, den er geschlossen hat mit Abraham und an den Eid, den er Isaak geschworen hat. Ps 105,8.9

*

Eingeständnis und Zusage

Vor Gott bekennen wir unsere Schuld und unser Versagen gegenüber seinem Volk der Juden. Wir haben den Bund Gottes mit Israel nicht geachtet. Verflochten in die Geschichte unseres Landes, denken wir heute besonders daran, dass durch Deutsche den Juden unermessliches Leid und Unrecht zugefügt worden ist. Es bedrückt uns, dass wir als Kirche sooft den Juden das Zeugnis der Liebe schuldig geblieben sind. Darum bitten wir um Gotts Gnade.(f)

=

So spricht der Herr, der Gott Israels: Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie wie Wolle werden.Jes 1,18


Kyrie-Litanei  (wie im Entwurf I)


Bereitung

Geladen an den Tisch Jesu bekennen wir mit dem Psalm:

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Ps 23, 5 ff


Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht /

unser Dienst und unsere Freude /

+ dir, ewiger Gott, Dank zu sagen:

Zu allen Zeiten und an allen Orten bist du zu loben /

+ durch deinen Sohn Jesus Christus, den Retter der Welt.

In ihm hast du die Verheißung bestätigt, /

+ die du deinem Volk Israel gegeben hast.

Durch ihn hast du Menschen aus allen Völkern zu deiner Gemeinde gerufen, /

damit sie dir zu Ehren leben /

+ und deinen Ruhm auf Erden verkünden..

Darum preisen wir deine Güte und Barmherzigkeit. /

Darum stehen wir in der Schar derer, die dich bezeugen seit Anbeginn der Welt. /

Darum loben wir dich, vereint  mit den Engeln und Vollendeten /

+  und rufen laut und bekennen: (g)

Heilig, heilig, heilig ...


Abendmahlsgebet

Wir preisen dich, Herr, und singen dir unser Lob. Was du, allmächtiger Gott, geschaffen hast, hast du nicht der Sünden und dem Tod überlassen. Du hast Noah Gnade finden lassen und Abraham Nachkommen verheißen, durch Mose hast du den Bund mit deinem Volk aufgerichtet und durch die Propheten hast du dein Volk gerufen, diesen Bund zu bewahren. Durch Jesus Christus rufst du uns alle zum Leben; er hat die Schuld der Menschen auf sich genommen; in ihm hst du die Welt versöhnt.

Einsetzungsworte

Geheimnis des Glaubens:

Deinen Tod, o Herr, verkünden wir ...

Darum danken wir dir, Vater im Himmel, für ds Leben deines Sohnes, für sein Leiden, für seinen Opfertod am Kreuz. Wir preisen seine Auferstehung, deinen Sieg über Unheil und Tod. Gib uns deinen Heiligen Geist, den Geist der Gnade und der Erkenntnis deines Willens. Heilige und erneuere durch ihn unser Leben. Segne dieses Gaben, das Brot des Lebens und den Kelch des Heils. Vereinige uns im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung bis wir mit Israel und allen Menschen deines Wohlgefallens dein Freudenmahl feiern in der kommenden Welt. (h)


Dankgebet

Wir danken dir für deine Gabe, Gott, in diesem Sakrament. Von den Zeiten deines Knechtes Mose an hast du dein Volk auf dem Weg durch die Zeiten mit Speise und Trank beschenkt. Bleibe bei allen, die du berufen hast, mit deinem mächtigen Schutz und führe uns zur  ewigen Vollendung in deinem Reich durch Jesus Christus, deinen Knecht, unsern Bruder und Herrn.  (i)



Quellen / Vorlagen

a - vgl. Wege zum Verständnis des Judentums, Predigthilfe 2001, S. 15 (P. von der Osten-Sacken) 

b - vgl. Wege zum Verständnis des Judentums, Predigthilfe 2001, S. 15 

c - vgl. Wege zum Verständnis des Judentums, Predigthilfe 2001, S. 15

d - nach einen jüdischen Gebet zum Sabbat-Morgen

e - vgl.Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 248

f - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 451

g - vgl.  Aktion Sühnezeichen, Predigthilfe 2001, S. 45 (Müller / München 1996)

h - vgl. Württemberg. Gottesdienstbuch I, 2004, S.  Nr. 6

i  - vgl. Aktion Sühnezeichen, Predigthilfe 2001, S. 46