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6. April 2003


Judika (nach JPs 43,1)  -5. Sonntag in der Passion -violett  - Das Lamm Gottes


Predigttext: Markus  10,35-45 (I) Nicht herrschen, sondern dienen

Schriftlesung: Hebräer 5,5-9 (II) Jesus, der gehorsame Hohepriester


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Wir begehen heute den Sonntag Judika, der uns besonders an Christus als ,Lamm Gottes‘ weist. Noch zehn Tage sind es bis zum Karfreitag, dem Tag seines Todes am Kreuz. In der ganzen Passionszeit ist die Liturgie eher zurückhaltend. Das Halleluja schweigt; das festliche ,Ehre sei Gott in der Höhe‘ wird nicht angestimmt (und auch das „Ehre sei dem Vater“ singen wir nicht länger, sondern ersetzen es (ab heute)  durch ein Kyrie: „Herr erbarme dich“). In den Psalmen ist ausdrücklich Raum zur Klage. Unsere Erfahrungen von Leid und Belastung, von Anfechtung, Schuld und Zweifel können wir vor Gott bringen. Wir sind - auch mit unserer Mühsal und Beschwer - durch Christus in seine versöhnende Gemeinschaft eingeladen. (a)

oder 

Gott ist Richter über unsre Herzen und Gedanken. Er sieht unsre Schwierigkeiten mit uns selbst und anderen. Er weiß von unsren geheimen Wünschen. Er kennt unsre verdrängten Gefühle und verborgenen Ängste. Er versteht unser Verstricktsein in Mißverständnisse und Schuld. Gott gewähre uns, daß wir zur inneren Ruhe kommen und uns ausrichten auf das Wesentliche. Er ordne unsre Gedanken und Empfindungen. Er erneuere unsre Beziehungen - zu anderen, zu uns selbst und zu ihm. (b)              

                     

Lied zum Eingang: Allein zu dir, Herr Jesu Christ (EG 223,1-3)


Votum und Psalm

Gott sei mir gnädig, denn Menschen stellen mir nach; täglich bekämpfen und bedrängen sie mich. (Meine Feinde stellen mir täglich nach; denn viele kämpfen gegen mich voll Hochmut.) Wenn ich

mich fürchte, so hoffe ich auf dich. (Ich will Gottes Wort rühmen, auf Gott will ich hoffen und

mich nicht fürchten.) Was können mir Menschen tun? Ps 56,14 f

oder

Christus ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter und ist durch sein eigenes Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.Hebr 9,11.12

(oder

Christus hat unsre Sünde selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. 1.Petr 2,24)

Psalm 43  -  Gott, schaffe mir Recht (EG 724)

statt Gloria - Kyrie: Der am Kreuz starb (EG 178.7)

oder Trishagion: Heiliger Herre Gott (EG 185.4) 


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der uns von Ewigkeit her retten will: - Stille - 

Heiliger Gott. In unserer Welt begegnet uns so viel Elend, Irrtum und Schuld. Du aber bleibst nicht verborgen. Du redest zu uns durch deinen Sohn in der Sprache der Liebe. Er will uns retten. Er leidet und stirbt an unserem Eigensinn. Erlöse uns, Gott, fang neu mit uns an, damit wir frei werden von uns selbst und unseren Ängsten, sondern offen für dich und unsere Nächsten, um der Liebe Christi willen, heute und alle Tage bis in Ewigkeit. (c)

oder 

Arm sehen wir, Gott, deinen Sohn: verurteilt von der Welt, verlassen von den Seinen, gekreuzigt unter Übeltätern. Doch laß uns an seinem Sterben begreifen, was uns zum Leben bringen kann. Laß uns selber im Zeichen des Kreuzes zum Segen werden für unsere Zeit. So bitten wir durch ihn, Jesus, deinen dahingegebenen Sohn, der mit dir lebt in Ewigkeit. (d)


Bekenntnis 

Christus hat unsere Sünde selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden sind wir heil geworden.1.Petr 2,24 - So erkennen wir in ihm den Knecht Gottes und bekennen:

Lied vom Gottesknecht  -  Fürwahr er trug unsere Krankheit (EGWü 759)


Fürbitten

Laßt uns beten zu Gott, der uns durch die Hingabe seines Sohnes seiner Versöhnung gewiß macht. Rufen wir zu Gott:

R: Kyrie eleison.

Heile, Gott, die Christenheit von den Wunden der Uneinigkeit, der Überheblichkeit und der Verfolgung. Gib den bedrängten Christen Mut und Zuversicht. Wir rufen:

R: Kyrie eleison.

Überwinde die Macht des Bösen. Hilf uns zu Taten der Gerechtigkeit. Bewahre die Mächtigen vor dem Mißbrauch der Macht. Laß Friede kommen auf dieser Erde. Wir rufen:

R: Kyrie eleison.

Erbarme dich aller, die dich nicht kennen oder dich vergessen haben. Sei nahe denen, die unter ihrem Geschick zu verzweifeln drohen. Gib Geduld den Kranken und allen, die von Unfällen betroffen sind. Wir rufen:

R: Kyrie eleison.

Erhalte uns in allen Prüfungen den Glauben. Bewahre uns in Anfechtung und Angst. Führe uns durch Leiden und Kreuz zur Freude der Auferstehung. Wir rufen:

R: Kyrie eleison.

Gott der Güte. Vergib uns unser Versagen. Befreie uns von Schuld und Last. Überwinde unsere Trennungen durch deine Versöhnung. Schaue auf deinen geliebten Sohn, den du für uns alle dahingegeben hast, und erhöre uns durch ihn, Christus Jesus, unsern Bruder und Herrn. (e)


Sendungswort

+ Der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.Mt 20,28


*

* Eingeständnis und Zuspruch

Wie schrecken wir auf, wenn wir Sünde in ihrem ganzen Ausmaß erfahren. Oft bleibt uns nur ängstliche Abwehr oder selbstgerechte Überheblichkeit oder ein tiefer Zweifel: Was ist der Mensch? Sind wir wirklich das Ebenbild Gottes? Wo können wir ehrlich sein mit uns selbst und werden dennoch bewahrt? Bitten wir Gott, daß er es uns ermöglicht. Bitten wir um seine Gnade: (f)

=

Wißt, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel (nach der Väter Weise), sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. 1.Petr 1,18.19


* Kyrie-Litanei

Wir sind gekommen an diesem Morgen, so wie wir sind: mit den schmerzenden Enttäuschungen der letzten Tage, mit den wundgeschlagenen Hoffnungen unseres Lebens, mit verborgenen Wünschen und geheimer Sehnsucht, mit uneingestandener Angst vor dem Versagen, mit ungeklärter Furcht im Blick auf die Zukunft. So sind wir gekommen und rufen:

Kyrie 

Wir sind gekommen und bringen unsere Erwartungen mit: nach einem Wort, das uns im Innersten treffen möchte; nach einem Beispiel, das uns nachahmenswert erscheint; nach einen Hinweis, der unsere Lage klären könnte; nach einem Satz, der innere Sperren bei uns löst; nach einem Bild, in dem wir Wahrheit über unser Leben finden; nach einem Ausblick, der uns in den Alltag begleitet. So sind wir gekommen und rufen:

Kyrie 

Wir sind gekommen und geben zu: Es fällt uns schwer, ganz ehrlich zu sein, schon vor uns selbst. Wir machen uns gern etwas vor. Wir lassen uns von Lebenslügen schmeicheln. Doch weil wir Gott soviel vertrauen und ihm zutrauen, daß er uns zur Wahrheit verhilft, die uns nicht zerstört, sondern Freiheit gibt, unsere Wirklichkeit neu zu sehen und aufzeigt, wie wir unser Leben sinnvoll erfahren - darum sind wir gekommen und rufen: (g)

Kyrie 


* Bereitung

Im heiligen Mahl wird uns das Evangelium sichtbar vor Augen gestellt: Die Hingabe Jesu Christi bis in Leiden und Tod, der Grund unserer Versöhnung mit Gott, die Ursache unserer Seligkeit. So gewiß uns das Brot gebrochen und der Kelch gereicht wird, so gewiß ist Christus mit Leib und Blut für uns geopfert. Seht, welche eine Liebe uns erwiesen wird: Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe, das Haupt erniedrigt sich für die Glieder, der Unschuldige übernimmt das Urteil für die Sünder. - Dies Gedächtnis unserer Erlösung in Christus stärke uns den Glauben, helfe uns, dankbar und zuversichtlich zu leben, lasse uns Gott allezeit preisen, und gebe, daß wir einander lieben und miteinander wachsen zu dem hin, der das Haupt ist, Christus. (h) 


* Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht, /

unser Dienst und unsere Freude, /

+ dir, ewiger Gott, Dank zu sagen:

Ja, wir danken dir um Jesu Christi willen /

Denn er hat auf sich genommen unsere Sünde /

+ damit sie hinfort nicht mehr über uns herrsche.

Darum loben wir dir mit deiner ganzen Schöpfung /

Darum singen wir von deiner Größe und Barmherzigkeit

+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (i)

Heilig, heilig, heilig ...


Abendmahlsgebet

Wir preisen dich, Gott wie dein Sohn dich gepriesen hat mit seinem ganzen Leben und so auch dann im Anblick seines Todes:

Einsetzungsworte

So feiern wir, Gott, - verbunden mit der weltweiten Kirche - das  Gedächtnis, das dein Sohn uns gestiftet hat. In seinem Namen bitten wir: Sende aus deinen Geist, der lebendig macht, daß wir diese Gaben empfangen als das Brot des Lebens und den Kelch des Heils. Schau gütig herab auf uns, versammelt um den Tisch deines Sohnes. Laß seine Treue, seine Hingabe, sein Erbarmen mächtig werden über unser Herz. Erlöse uns zu der Freiheit, die wir an ihm erkennen. Mach uns eins in der brüderlich-schwesterlichen Liebe, die er schenkt und erwartet. Und stärke uns durch deinen Geist,  daß er uns fähig macht, als Kinder zu dir zu rufen und voll Vertrauen mit Christus zu beten:(k)


Dankgebet

In der Hingabe Jesu erfahren wir, wer du, Gott, bist für diese Welt. Im gebrochenen Brot und im geteilten Kelch empfangen wir die Verheißung, daß du die Vergebung unserer Sünden schenkst und Trennungen aufhebst und Gemeinschaft stiftest. Wir bitten dich - weil er alles vollbracht hat - bewahre uns in deinem Frieden - wer wir auch sind - bewahre uns in dem Neuen Bund des Lebens durch ihn, Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt in Ewigkeit. (l)


Segensgebet

In deiner Barmherzigkeit, Gott, entreiße uns den Gefahren, die uns durch unsere Verstrickung in Sünde drohen, und befreie uns zum Leben durch deinen dahingegebenen Sohn, Jesus Christus. (m)


Quellen und Vorlagen

a - neu (R.B.)

c - vgl. Beratungssstelle(Bd. 36), Liturgieentwürfe für das Kirchenjahr, Frankfurt/M 1982, S. 102 

d - vgl. F.K. Barth, Gottesdienst menschlich 2, Wuppertal 1980, S. 147

f - neu (R.B.)

g - vgl. H. Nitschke, Gottesdienst 77, Gütersloh 1977, S. 21 (R. Schulz) 

h - vgl.  Liturgie III (Ev.ref. Kirchen in der Schweiz), Bern 1983

i - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 618

k - vgl. H.R. Müller Schwefe, Das Wort zum Abendmahl, Göttingen 1980, S. 130 (G. Fischer)

l - vgl. H. Oosterhuis, Ganz nah ist dein Wort, Freiburg 1967, S. 91

m - vgl. K.B. Ritter, Die Eucharistische Feier, Kassel 1961, S. 143