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Woche nach dem 27. Februar 2011


Gottesdienst zum Thema „Die Taufe - Gottes Ja“

Abendgebet im 'Jahr der Taufe' mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen


Eröffnung 

Im Vertrauen auf das Wort des Lebens, das uns zugesagt ist in der Taufe, sind wir versammelt im Namen Gottes,  des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (a)

R: Amen.

Das Jahr 2011 soll in unserer evangelischen Kirche auch als ein "Jahr der Taufe" begangen werden. Immer wieder wollen wir uns (in sechs Wochengottesdiensten, verteilt über das Jahr) auf einzelne Aspekte darauf besinnen, was dieses" Gottesgeschenk ohne Bedingungen" für die Getauften bedeutet und wie sie "Hilfe und Zusage" zum Leben  - auch an Eltern und Paten - sein kann. Denn was Gott durch Christus allen Menschen zugedacht hat, wird in der Taufe einem Menschen persönlich und namentlich zugesprochen: Ich, dein Gott, stehe zu dir und nehme dich an, weil du mein Kind bist – unabhängig davon, aus welcher Weltgegend oder welchen Verhältnissen du stammst, ob du männlich bist oder weiblich, krank oder gesund, welche Hautfarbe du hast oder welche Stärken und Schwächen. Die Taufe ist zugleich Liebeserklärung und Treueversprechen Gottes gegenüber einem Menschen. Dies allein macht ihre Wichtigkeit aus.

Besonders sinnfällig kommt die unbedingte Zusage Gottes zum Ausdruck, wenn Säuglinge oder kleine Kinder zur Taufe gebracht werden, da sie selbst nichts beitragen können. Gottes Liebe ist sein Geschenk an uns, das an keine Voraussetzung und Vorbedingung auf Seiten des Menschen gebunden ist.( Dies gilt ebenfalls für Jugendliche und Erwachsene, die sich taufen lassen. Zwar begehren sie auf Grund eigener Entscheidung die Taufe. Doch geht dem die Entscheidung Gottes voraus.) Dieses Wissen hat weitreichende Folgen für christliches Leben. - Luther hat es so ausgedrückt: »Wenn ich auf sein Gebot getauft bin, so weiß ich, dass ich getauft bin. Wenn ich auf meinen Glauben getauft würde, sollte ich morgen wohl ungetauft funden werden, wenn mir der Glaube entfiele oder ich angefochten würde, als hätte ich gestern nicht recht geglaubt.«

Also: Gottes Zusage kann durch nichts zerstört werden, auch nicht durch Schuld, die Menschen auf sich laden. Auch dann, wenn Menschen sich nur noch als Nummer erleben, als statistische Größe oder als Rädchen im Getriebe, bleibt es dabei: Sie sind von Gott, ihrem Schöpfer, gewollt und gehören zu ihm. Bei Gott behalten sie auch dann einen Namen, wenn sie sich unter den Menschen keinen Namen machen konnten. (b)



Eingang

Ingressus: Herr bleibe bei uns (EG Wü 781.1)

oder  Taizegesang:  Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 572)

oder Lied: Christ, unser Herr, zum Jordan kam (EG 202,1.2.7)

oder Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt (EG 182,1-3.5)


Psalm (gesungen)

Leitvers: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst...

Psalm 67: Gott sei uns gnädig und segne uns (EG Wü 785)

oder

Leitvers: Lobet den Namen des Herrn; sein Name allein ist erhaben.

Psalm 148: Halleluja. Lobet im Himmel den Herrn (EG Wü 779.2)


oder 

Psalm (gesprochen)

Votum: In seiner Liebe hat Gott uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.Eph 1,5.6

Psalm 8: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen  (EG 705) 

oder

Votum: So spricht der HERR, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein ! Jes 43,1

Psalm 139 - Herr, du erforschest mich  (EG 754) 


* Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde: - Stille - 

Bevor wir zu dir sprechen, hast du, Gott, das Wort ergriffen; bevor wir etwas verstehen, hat deine Liebe uns ins Leben gerufen. Damit wir gefestigt werden im Glauben und unser Dasein in dir gegründet bleibt, hast du Christus gesandt. Durch die Taufe sind wir ihm verbunden, der immer dasein wird mit seinem starken Leben, das den Tod überwunden hat. Sende deinen Heiligen Geist, dass wir gewiss werden: Du bist unser Vater, durch Christus sind wir einander Schwestern und Brüder geworden und.in deinem Geist finden wir zu Leben und Liebe in der Gemeinschaft des Glaubens und zu tragenden Hoffnung, weil du so gnädig bist. (c)

oder

Gott, unser aller Vater. Du hast uns in der Taufe zu deinen Kindern gemacht und bekräftigst es immer wieder durch deinen Segen. Dafür danken wir dir. Gib, dass unser Vertrauen zu dir bleibe und wachse, und hilf, dass wir in Dankbarkeit unser Leben gestalten, wie du es von uns erwartest. So bitten wir durch Christus, unsern Herrn. (d) 


Lesung aus der Apostelgeschichte: Apostelg. 16,9-15 - Als Lydia mit ihrem Haus getauft war


Antwortgesang

Responsorium: Gelobt sei der Name des Herren ... (EG Wü 779.4)

oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG Wü 787.


Lesung aus den Briefen: 1. Petrus 1, 3-9 - wiedergeboren zu einer lebendige Hoffnung


Antwortgesang 

Responsorium: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)

oder Taizegesang: Freuet euch im Herrn (EG Wü 787.4)


Lesung aus den Evangelien: Matthäus 3,13-17 - Da ließ er es geschehen


Antwortgesang

Responsorium: Gehet hin in alle Welt (EG 201)

oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EG Wü 787.6)


Betrachtung - Impuls (s. Anhang)


Lied: Ich bin getauft auf deinen Namen (EG 200, 1.2.4)

oder Gelobet sei der Herr (EG 139,1-3)

oder Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG Wü 611,1-4)

oder Taizegesang: Gloria in excelsis Deo (EG Wü 572)


Taufgedächtnis 

Gepriesen sei die heilige Dreifaltigkeit, der (+) eine Gott, der Brunnen des lebendigen Wassers, der Fels, der uns das Leben schenkt, unser Licht und unser Heil. (G: Amen.) 

Wasser wird hörbar und sichtbar ins Taufbecken gegossen.

Verbunden mit Christus im Wasser der Taufe, sind wir überkleidet von Gottes Barmherzigkeit und Vergebung. Lasst uns danken für das Geschenk der Taufe.:

Heiliger Gott, heilig und barmherzig, heilig und mächtig, du bist der Strom des Lebens, du bist die immerwährende Quelle, du bist das Feuer der Wiedergeburt. Ehre sei dir für die Ozeane und Seen, für die Flüsse und Gewässer. Lob sei dir für Wolken und Regen, für Tau und Schnee. Deine Wasser sind unter uns, sie umgeben uns, sie sind über uns. Unser Leben ist in dir entstanden. Du bist der Brunnen der Auferstehung. Gepriesen seist du für die Wasser, durch die du rettest. Noah und die Tiere überlebten die Flut in der Arche. Hagar entdeckte deinen Brunnen in der Wüste. Die Israeliten entkamen der Knechtschaft durch das geteilte Meer und sie tranken von deinem sprudelnden Felsen. Naeman wusch seinen Aussatz ab und die samaritanische Frau wird nicht wieder dürsten. Dank sei dir für das Wasser der Taufe und für dein Wort, das uns in diesem Wasser rettet. Sende den Atem deines Geistes in alle, die hier versammelt sind, und in deine ganze Schöpfung. Erleuchte unsere Tage. Gib Leben in unsere toten Gebeine. Trockne unsere Tränen. Wasche ab die Sünde in uns und lass untergehen das Böse, das uns umgibt. Stille all unseren Durst mit deinem lebendigen Wasser, Jesus Christus, unserem Heiland, der lebt und herrscht mit dir und dem heiligen Geist, jetzt und in Ewigkeit. (e)


Mit dem Wasser wollen wir uns der eigenen Taufe erinnern. Gott hat uns errettet von der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich seines Sohnes: Jesus Christus, der da spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wrd nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Kol 1,13; Joh 8,12)

Nach der persönlichen Tauferinnerung mit Wasser wird jeder und jedem eine (bzw . die eigene mitgebrachte und) an der Osterkerze entzündete Taufkerze überreicht. 

Christus ist das Licht deines Lebens. (f) oder Lebe als ein Kind des Lichtes. (Eph 5,8)


Bekenntnis

Mit Freude sagt Dank dem Vater, der uns (euch) tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht (Kol 1,12) Bekennen wir gemeinsam den christlichen Glauben::

G: Ich glaube an Gott, den Vater... (EG Wü 686)


* Canticum: Magnificat (EG Wü 781.6)


Fürbitten

Gott. Unerwartet bleibt dein großes Ja zu uns Menschen, das du in Jesus gesprochen hast. Deine Barmherzigkeit spricht uns frei von Schuld. Erfülle uns mit deinem Geist. Stell uns hinein in die Bewegung deiner Liebe. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Du überlässt uns nicht der Verlorenheit, der Angst und dem Tod, sondern hast uns in der Taufe mit dem Geschick Jesu verbunden. Deine lebenschaffende Gnade sei wirksam in unserem Leben. Lass uns ohne Furcht deinem Sohn folgen. Lass uns danach trachten, was deiner Barmherzigkeit entspricht, was für die Liebe gut ist, was durch Hoffnung auf dich vollkommen wird.  Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Erneuere deine Christenheit in aller Welt. Lass Freude und Zuversicht aus deinem Wort erwachsen. Stehe jenen bei,  die verfolgt werden, weil sie dir die Treue halten. Denen, die in der Kirche zur Leitung berufen sind, schenke gute Gedanken, einen Sinn für den Wert des Geringen und ein tapferes Herz. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Beschütze die Gemeinschaft der Völker auf unserer Erde. Bewahre vor Krieg und Unterwerfung, vor Hunger und Not. Wehre allen, die ihr Vertrauen auf Gewalt setzen. Fördere ein gerechtes Miteinander. Mach uns bereit, an der Entwicklung zum Frieden mitzuwirken. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Halte deine Hand über unsere Kranken. Hilf allen, die in Abhängigkeiten und Sorge leben. Zeige uns den Weg, der in deine Freiheit führt. Geleite die Sterbenden und nimmt sie auf in den ewigen Frieden. Wir rufen dich an:  (g)

R: Kyrie eleison.


Vaterunser


Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

oder Gott Vater, dir sei Dank gesagt und Ehre (EG 160)

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)

 

Segenswunsch

Die Gnade Gottes sei und bleibe über euch (uns) wie in der Taufe so im ganzen Leben, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (h)



Anhang

In der Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Taufe (2008) heißt es u.a.

Die Taufe ist  - kurz gesagt  - eine Gnadengabe, die von der Macht der Sünde befreit, an Christi Kreuz und Auferstehung teilhaben lässt, mit dem Heiligen Geist begabt und in die Gemeinschaft der Glaubenden aufnimmt... Der Mensch wird zwar durch die Taufe von der Macht der Sünde befreit und von Gott gerecht gesprochen (4.2), erfährt aber trotzdem in diesem Leben noch die Realität von Sünde und Tod.  Die Reformatoren nannten den Getauften daher zugleich einen Gerechten und Sünder. Die Wirkung der Taufe wäre also falsch beschrieben, wenn man sie gleichsam als magisches Mittel darstellen würde, das Menschen in einer unwiderleglich sichtbaren Weise gegen eine Welt von Sünde und Tod immunisiert. Natürlich verleiht eine Taufe keinen wirksamen medizinischen Schutz vor Krankheiten und bewahrt auch nicht automatisch vor sonstigem irdischen Leid. Dass die getauften Menschen trotzdem unwiderleglich in den Bereich Gottes gehören, muss auf dieser Erde gelegentlich gegen allen Augenschein geglaubt werden, ist aber auch dann als eine Verheißung gegenwärtig, die Glauben weckt und Trost schenkt....

Wenn man verstehen will, was "Gnadengabe" heißt, muss man sich klarmachen, dass menschliches Leben gefährdetes Leben ist und daher einer Gnadengabe bedarf. Es ist bedroht durch Krankheit und Not, durch Gewalt und Sterblichkeit. Wird die Taufe nur als "Geschenk eines neugeborenen Kindes" oder die "gute Gabe eines neuen irdischen Lebens" gefeiert, so wird der Reichtum der göttlichen Gnadengabe verkürzt. Die Gnadengabe der Taufe besteht darin, dass Gott die Getauften öffentlich sichtbar und zugleich in einem Zeichen erfahrbar in eine Lebensgemeinschaft hineinnimmt, die das irdische, endliche und vielfältig gefährdete Leben übersteigt. Durch diese Gemeinschaft wird es zu einer besonderen Würde erhoben und inmitten von Gefährdungen rettend bewahrt. In der Taufe feiern die Getauften und mit ihnen die ganze Kirche Jesu Christi die Zusage dieser Lebensgemeinschaft mit Gott.

Damit die Zusage der Lebensgemeinschaft nicht banal wird, müssen die einschlägigen biblischen, heute teilweise schwer verständlichen Worte ausgesprochen und erklärt werden, mit denen die biblischen Texte das in der Taufe geschenkte neue Leben beschreiben: Befreiung von den Mächten der Sünde und des Todes, Bewahrung zum ewigen Leben, Gemeinschaft mit Christus, Begabung mit der Kraft des Heiligen Geistes. Diese Dimensionen und Gaben des neuen Lebens werden im Glauben dankbar angenommen, aber im Glauben auch erschlossen. Getaufte Menschen machen nämlich befreiende Erfahrungen, die mit den entsprechenden biblischen Begriffen verbunden und so in einem lebenslangen Prozess besser verstanden werden können. Die Lebensgemeinschaft ist aber kein rein intellektueller Vorgang, sondern ein von Gott begründetes tiefes und reiches Vertrauensverhältnis, das mit der Bibel eine Freundschaft zwischen Gott und Mensch genannt werden kann. (i)



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. Eröffungsformel des Gottesdienstes in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada

b - vgl. Evangelischer Erwachsenenkatechismus, 8. Aufl., Gütersloh 2010, S. 757 f

c - vgl. H. Vincon, Du verstehst meine Gedanken von ferne, Stuttgart 1994, S. 79

d - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 443 

e - vgl. Lutheran Worship Pastoral Care: Provisional Draft for Review October 2007 (www. elca.org) USA, S. 29

f - vgl rg 15 - Taufe (VELKD), Hannover 1984, S. 17   

g - R.B. nach einer Vorlage unbekannter Herkunft

h - vgl. O. Rietmüller (Hg) MIt Gott wirken, F.C. Oetingers Gebete, Berlin-Dahlem 1934, S. 345

I - vgl. Die Taufe - Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche. Vorgelegt vom Rat der EKD, 2008 (4.)