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18. September 2010


Begrüßung des 16. Sonntags nach Trinitatis (grün) - Der starke Trost

Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. 2.Tim 1,10b#


Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder Du Morgenstern, du Licht vom Licht (EG 74,1-4)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du Herr aller Mächte und Gewalten.

Du gibst uns nicht preis einer Welt, in der Finsternis, Hass und Vernichtung regieren /

+ sondern machst uns in Christus deines Sieges gewiss.

Sind unsre Tage auch voll von Verwirrung, Unrecht und Angst, /

du führst uns hin zu deinem Ziel /

+ durch deinen Sohn: die Auferstehung und das Leben./

Schon jetzt leuchtet deine Vollendung auf: /

Nicht Tränen noch Tod, nicht Leid noch Geschrei. /

+ Du sagst: Ich mache alles neu.

Du selbst willst uns ewig das Licht sein. /

+ Ehre sei dir, Gott, du Anfang und Ende, Du Ziel und Beginn. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Wir blicken zurück auf die vergangene Woche.- Was hat uns bereichert, was enttäuscht? - Was hat uns aufgerichtet, was verbogen? Was hat uns gelähmt, was beflügelt? - In der Stille legen wir in Gottes Hand, was uns bewegt.

- Stille -

Du nimmst dich unser gnädig an. Du bist uns Licht und Heil, Trost und Stärke jetzt und allezeit. (d)

G: Amen.

Ingressus: Herr bleibe bei uns, (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Psalm 23:  Er weidet mich auf einer grünen Aue (EG Wü 783) (e)


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: Gelobt sei der HERR täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott, der da hilft, und den HERRN, der vom Tode errettet. Ps 68,20-21

Psalm 30 -  Ich preise dich, Herr (EG 715)

 

Evangelium: Johannes 11,1-3.17-24.41-45 (I) Das Bekenntnis der Marta


* Responsorium:  Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. (EG Wü 782.8)


* Betrachtung (Impuls)

Die Klinikpfarrerin Monika Waldeck in Witzenhausen (Kurhessen) hat 2009 in einer Predigt u.a. geschrieben: 

Was diese beiden Frauen, Marta und Maria, beim Tod ihres Bruders erlebt haben, das bleibt auch den meisten von uns nicht erspart. Wem einmal ein geliebter Mensch gestorben ist, wer eine ärztliche Diagnose bekommen hat, die die Zukunft in Frage stellt, wer den plötzlichen Abbruch einer tragenden Beziehung verkraften muss, wer ein wichtiges Lebensprojekt scheitern sieht, der versteht, wie sich die Schwestern gefühlt haben müssen. Die Frage nach dem "Warum" hält einen dann nicht selten fest. Es ist eine Frage, die die Verzweiflung darüber ausdrückt, dass nichts rückgängig gemacht werden kann, dass man nichts aufhalten und verändern kann. Sie verrät die Wut darüber, dass jede menschliche Macht zu Ende ist.
Als Jesus endlich kommt, geschieht etwas mit einer der beiden Frauen. Marta überwindet ihre Erstarrung, macht sich auf den Weg, ... sie möchte Jesus begegnen, der ihren Bruder kannte, sie möchte darüber sprechen. Vieles bewegt sie. Die tiefe Trauer über den Verlust des Bruders, ihre Enttäuschung, dass Jesus nicht da war, als er gebraucht wurde. Vielleicht ist sie auch wütend und hadert mit ihm, ohne es selbst zu merken. Und sie wünscht sich so sehr Trost in seiner Nähe, Stärke, die ihr jetzt gerade fehlt. 

Marta hört, dass Jesus kommt. Er kommt zu ihr. Das findet in ihr eine Resonanz, führt sie aus ihrer Erstarrung heraus, auf einmal weiß sie, was sie tun muss, und geht los, äußert all ihre widersprüchlichen, schwer zu ertragenden Gefühle. Jesus hält das aus, er hält mit ihr aus. So findet sie zu ihrer Lebendigkeit zurück. Und nachdem die Vorwürfe erst einmal heraus sind, sagt sie: "Aber ich weiß, dass Gott dir auch jetzt, nachdem mein Bruder sterben musste, keine Bitte abschlägt."
Jesus ist der Sohn Gottes, er ist die Verbindung zu Gott, das glaubt Martha. Und daran, dass die Toten am Jüngsten Tag auferweckt werden. Es ist der Glaube der Tradition, der aus ihr spricht. Jesus geht aber einen Schritt weiter: "Ich bin die Auferstehung und das Leben." Jesus ist eins mit Gott.
Und er ist jetzt da, in diesem Moment, sie kann ihn spüren, mit ihm sprechen, ihn anschauen.
Jesus ist die lebendige Beziehung Gottes zu uns Menschen, die nach dem Tod nicht endet, sondern die Toten einschließt. "Wer mich annimmt wird leben, auch wenn er stirbt." Ob Martha das glaubt? Die Frage nach dem "Warum" bewegt sie nicht. Sie fühlt die Lebendigkeit, die von ihm ausgeht, sie merkt, dass er den Kontakt zu ihr aufrecht erhält, vielleicht ringt er sogar um sie. Er möchte, dass sie versteht. Ihre Hoffnung wächst.So findet sie zu ihrer Antwort: "Ja Herr, ich glaube, dass du der versprochene Retter bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll."
Das ist für mich der entscheidende Moment in der Erzählung. Das Wunder der Auferweckung ist ja noch gar nicht geschehen.  Marta entdeckt schon jetzt in diesem Augenblick ihren Glauben an Gott, der zu ihr Beziehung aufgenommen hat, der ihr die Hoffnung auf eine Zukunft hier in dieser Welt zurückgegeben hat. Er ist zu ihr gekommen, in ihr von Trauer versteinertes Leben. Das Wunder selbst braucht sie nicht, um an diesen Gott zu glauben.
Heute hören wir im Gottesdienst diese Erzählung von Gott, der seinen Sohn zu einer Familie in den vielleicht schwersten Stunden ihres Lebens sendet. Wir hören, was Martha hörte.
Johannes hat diese Glaubensgeschichte auch für jeden Einzelnen von uns geschrieben.  Mit Jesus kommt Gott in unser Leben, das einzigartige, vom Tod bedrohte, schöne und schwere Leben eines jeden von uns.  Er sagt zu uns: "Ich bin die Auferstehung und das Leben."
Und er stellt uns dieselbe Frage wie Martha: „Glaubst du das?" Ja, glauben wir das?
Die Erzählung lehrt mich, dass Jesus meine Fragen nach dem "Warum" aushält, ebenso wie die Vorwürfe und die Klage darüber, wie grausam und ungerecht das Leben manchmal ist. Jesus schafft den Tod nicht aus der Welt, und auch das Leiden nicht. Aber er möchte mir begegnen, mich erfahren lassen, dass es Heil gibt, dass es sich lohnt zu leben, den Todesmächten zu trotzen und ihnen nicht die Herrschaft über mein Leben zu überlassen.
Gott bietet eine Beziehung an, mir, Ihnen. Und die braucht eine Antwort.
Martin Buber, der jüdische Theologe hat es so formuliert:  "Man findet Gott nicht, wenn man in der Welt bleibt, man findet Gott nicht, wenn man aus der Welt geht. Wer mit dem ganzen Wesen zu seinem Du ausgeht und alles Weltwesen ihm zuträgt, findet ihn, den man nicht suchen kann." (f) Das heißt nichts anderes, als dass unsere Not wie auch unsere Freude bei ihm ihren Platz haben.  Rechnen wir mit Gott! Im Gebet, im Fragen, in den Zweifeln und in der Verzweiflung, in der selbstverständlichen Gewissheit. Wir werden ihn finden, den man nicht suchen kann.
Amen. (gekürzt R.B.) (g)


Wochenlied: O Tod, wo ist dein Stachel nun (EG 113,1.4.5)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Fürbitten 

Bleibe bei uns,  Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. 

Bleibe bei uns und bei deiner ganzen Kirche. 

Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt.

Bleibe bei uns mit deiner Gnade und Güte, mit deinem heiligen Wort und Sakrament, mit deinem Trost und Segen. 

Bleibe bei uns, wenn über uns kommt die Nacht der Trübsal und Angst, die Nacht des Zweifels und der Anfechtung, die Nacht des bitteren Todes.        Bleibe bei uns und bei allen deinen Gläubigen in Zeit und Ewigkeit. (h)


Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. 2.Tim 1,10b


Segen 

Lasst uns gehen im Frieden. 

 (G: Gott sei ewig Dank.)

Es segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige,  Vater, + Sohn und Heiliger Geist. (i)

G: Amen.



Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

*  Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 229, Nr. 189.17

d - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 60

e -  oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des Wochenpsalms (Ps 30) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 753 f (Nr. 745) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (16. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f - Zitat aus Martin Buber: Das dialogische Prinzip, Gütersloh 2009, 11.Aufl., S. 80

g - vgl.Göttinger Predigten im Internet zu  Johannes 11, 1 ff. 

h - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 57

i -  allgemeine liturgische Tradition