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31. Juli 2010


Begrüßung des 9. Sonntags nach Trinitatis (grün) - Anvertraute Gaben

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. Luk 12,48


Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder Der Tag hat sich geneiget EG 472,1.2.6)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du, ohne Anfang und ohne Ende.

Durch Christus hast du das All geschaffen und bewahrst es; /

den Tag hast du uns gegeben für die Werke des Lichts /

+ und die Nacht zur Erfrischung von Leib und Seele.

Voll Liebe bist du, Gott, Ursprung alles Guten; /

+ nimm unser Abendlob an in Gnaden.

Wie Du uns durch (die Woche und) diesen Tag geführt /

und zum Beginn des Abends gebracht hast, /

+ so bewahre uns auch jetzt in Christus.

Gewähre uns abendlichen Frieden,  /

eine ruhige Nacht, in dir geborgen, /

+ und am Ende geleite uns zum ewigen Leben.

Dir bringen wir durch Christus im Heiligen Geist /

alle Ehre, Verherrlichung und Anbetung /

+ jetzt und auf immer und ewig. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Wir blicken zurück auf die vergangene Woche.- Was hat uns bereichert, was enttäuscht? - Was hat uns aufgerichtet, was verbogen? Was hat uns gelähmt, was beflügelt? - In der Stille legen wir in Gottes Hand, was uns bewegt.

- Stille -

Du nimmst dich unser gnädig an. Du bist uns Licht und Heil, Trost und Stärke jetzt und allezeit. (d)

G: Amen.

Ingressus: Herr bleibe bei uns, (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers:  Bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht sehen wir das Licht.

Psalm 23: Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist (EG Wü 780.3) (e)


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: HERR, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweisest; dir ist nichts gleich! Ich will sie verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind.  Ps 40,6

Psalm  71 -  Herr, ich traue auf dich (EG 732) 

 

Evangelium:  Matthäus 25,14-30 - Anvertraute Talente


* Responsorium:  Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)


* Betrachtung (Impuls)

Thomas Bautz hat in einer Predigt zum 9. Sonntag nach Trinitatis (17. August 2003) u.a. geschrieben:

Wenden wir uns ...  einem Aspekt des Gleichnisses zu, der vielleicht am meisten Kopf-zerbrechen bereitet: Warum vergräbt jemand sein Talent und macht später noch dem, der ihm nur Gutes will, noch Vorwürfe?
In einer Meditation zu diesem Gleichnis meint Eugen Drewermann, dass hier keineswegs einseitig die Faulheit oder Trägheit dessen angesprochen wird, der das eine Talent, was er erhalten hat, vergräbt und sich später mit fadenscheinigen Argumenten aus der Affäre ziehen will. Vielmehr ist er zum einen neidisch auf die anderen, die mehr bekommen haben (zehn und fünf Talente), und zum anderen ist er voller Angst, im Konkurrenzkampf unterzugehen und zu versagen. Deshalb entwickelt er sich zu einer Totalverweigerung und wählt den Weg der vermeintlichen Sicherheit, und die bestand damals im Vergraben des anvertrauten Gutes. Dass er sich damit völlig der Möglichkeit beraubt, etwas aus seinem Leben zu machen, dass ihn die Angst, der Neid und der immer stärker werdende Haß und die Wut auf die anderen, die sich am Ende sogar auf den Geber erstreckt, an einem von Gott gewollten, erfüllten Leben hindert, - das alles hat er nicht im Blick.
Das Gleichnis könnte uns die Augen öffnen für eine Lebensart, in der wir frei werden vom ständigen Vergleich mit den materiellen und ideellen oder geistigen Gaben der anderen. Wer es hören und sein Leben danach (um)gestalten kann, dem werden die eigenen Fähig-keiten zunehmend liebenswert und sinnvoll erscheinen. Wir dürfen und sollen unsere Be-gabungen einbringen und auf diese Weise zufrieden werden – mit uns und unseren Mitmenschen: in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, auch in der Gemeinde.

Aber ...  nicht jeder Mensch hat von Anfang an die notwendigen Voraussetzungen, seine Gaben überhaupt zu entdecken oder zu entwickeln. Davon haben wir gesprochen. Vielleicht dürfen wir einem oder sogar einigen Menschen dabei helfen, ihre brachliegenden oder ängstlich und verkrampft todgeschwiegenen Gaben ans Licht zu bringen. Denn niemand soll sein „Licht unter den Scheffel stellen“.
Warum sollte es Menschen, die großtuerisch auftreten, mit ihren Fähigkeiten prahlen und andere gern niederhalten, vorbehalten bleiben, mit ihren Begabungen und Leistungen zu glänzen? Interessanter- und gerechterweise sind diese normalerweise gar nicht so beliebt, wie es für sie selbst den Anschein hat.
Aber wie beglückend ist es doch, wenn wir einen Menschen dazu ermutigen konnten, sich mit seinen ganz individuellen Fähigkeiten einzubringen, wenn wir ihn dafür loben und wir durch die bei ihm freigesetzte Freude und wieder erwachte Lebensenergie beschenkt werden. Alles Wesentliche und wirklich Wichtige im Leben ist ein Geschenk. Im Grunde können wir einander immer wieder „nur“ beschenken. Wir haben – recht verstanden – nichts davon in die Welt gebracht, und wir werden auch nichts davon in die andere Dimension mitnehmen können. Aber das Beschenkt- und wohl auch Beschämtwerden durch die unendliche Güte und Großzügigkeit des Gebers wird nicht aufhören.
Deshalb ist es wichtig, in diesem Leben alles zu geben, alles einzusetzen, was uns anver-traut und geschenkt wurde bzw. noch geschenkt und anvertraut werden wird. Nicht nur unsere Begabungen, sondern auch Menschen, denen gegenüber wir eine naturgemäße und/oder rechtliche Verpflichtung haben: Eltern und Großeltern, Kinder und Enkel, Paten-kinder, Ehepartner und Lebensgefährten, Vorgesetzte und Mitarbeiter u.v.a.
Je mehr wir uns selbst werden annehmen können, desto phantasievoller wird sich unser Verantwortungsbereich automatisch – wie von selbst – erweitern. Wir beginnen, unsere Gaben auch im Rahmen moralischer Verpflichtungen oder im Sinne ethischer Überzeugungen einzusetzen: z.B. könnten wir uns im Bereich des Umweltschutzes engagieren, oder wir könnten einer Initiative, Hilfsorganisation oder Selbsthilfegruppe beitreten, um deren Arbeit zu fördern. Vielleicht bekommen wir einen Blick für Hilfs-bedürftige in der Nachbarschaft oder in der Gemeinde.
Wer auf diese beschriebene Weise seine Gaben entdeckt, wird sie mit Freuden ausleben, sofern man ihn läßt – das muß leider stets dazugesagt werden; ansonsten würden wir die Realität ausblenden. Kinder z.B. sind normalerweise mit schier unbändigem Eifer, voller Entdeckerfreude, Neugier und Selbstvergessenheit bei der Sache, wenn sie spielen oder sich mit etwas beschäftigen, das sie interessiert und positiv vereinnahmt.
Insofern brauchen wir wieder ein kindliches Vertrauen, eine unschuldige Naivität, die uns dazu befreit, ganz natürlich all das auszuleben, was uns geschenkt ist und den Begabungen frei und mit Freuden zu entsprechen, die uns anvertraut, geliehen oder sogar geschenkt sind. Amen. (f)

Wochenlied: Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun (EG 497,1.2.4.13.14)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Fürbitten 

Wir bitten dich, Gott,  in dieser Abendstunde für alle Menschen: 

G: Lass sie Ruhe finden bei dir von allen ihren Werken.

Wir bitten dich für alle, die du mit deiner Güte beschenkt hast: 

G: Bewahre sie vor Hochmut, dass sie dich allein fürchten und ehren.

Wir bitten dich für alle, die deine Hand gebeugt hat: 

G:  Richte sie auf mit dem Wort deiner Liebe.

(Wir bitten dich für unser Land und die Gemeinschaft der Völker, um den Frieden in der Welt:

G: Erbarme dich über uns und sei uns gnädig.

Wir bitten dich für alle in unseren Gemeinden, für Kinder und Alte, für Gesunde und Kranke, für Trauernde und Sterbende:

G: Geleite uns durch dieses Leben in dein ewiges Reich.)

Wir bitten dich für alle, die unserem Herzen lieb und wert sind: 

G:  Erhalte sie in deinem Schutz und Frieden.

Wir bitten dich für alle, die unserem Herzen fremd und feind sind: 

G: Nimm weg, was uns scheidet, und schenke uns Eintracht und Frieden.

Wir bitten dich für alle, die verlassen sind: 

G: Kehre ein bei denen, die deiner bedürfen.

Wir danken dir, dass dein Tag beginnt:

G: Weise uns den Weg durch dein Wort und stärke uns mit dem Brot des Lebens H 56(g)

Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. Luk 12,48


Segen 

Der HERR wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. (Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.) Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

G: Amen. (h)




Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

*  Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 222, Nr. 189.1

d - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 15

e -  oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des neuen Wochenpsalms (Ps 40A) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 731 f (Nr. 729) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (9. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f - vgl. Göttinger Predigten im Internet www.oneline-predigten.de

g - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 56

h - Ps 121