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5. Juni 2010


Begrüßung des 1. Sonntags nach Trinitatis: Apostel und Propheten    

Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich. Luk 10,16


Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder  Christus, das Licht der Welt (EG 410,1-4)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist, du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du unsere Rettung und unser Heil.

Du hast die Bande des Todes zerrissen /

und aus der Finsternis des Grabes Christus heraufgeführt /

+ das Licht der Welt, zu erleuchten alle Völker.

So stimmen ein in das Siegeslied des neuen Lebens und bitten: /

Vollende uns zur herrlichen Freiheit deiner Kinder /

+ und dem ängstlichen Harren der Kreatur schenke deine Erlösung

Sei gepriesen durch Christus, in dem deine Fülle wohnt; /

sei gepriesen im Geist, deiner Erstlingsgabe an uns; /

+ sei gepriesen Gott, du alles in allem (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Wir blicken zurück auf die vergangene Woche. - Was hat uns bereichert, was enttäuscht? - Was hat uns aufgerichtet, was verbogen? Was hat uns gelähmt, was beflügelt? - In der Stille legen wir in Gottes Hand, was uns bewegt.

- Stille -

Du nimmst dich unser gnädig an. Du bist uns Licht und Heil, Trost und Stärke jetzt und allezeit. (d)

G: Amen.

Ingressus: Herr bleibe bei uns... (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Der Engel des Herrrn behütet alle, die ihn fürchten

Psalm 34:  Ich will den Herrn loben allezeit (EG Wü 781.2) (e)


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: Deine Gerechtigkeit, Gott, verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich. Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde. Ps 40,11

Psalm 34:   Ich will den Herrn loben allezeit (EG 718) 


Evangelium:  Lukas 16,19-31 - Reicher Mann und armer Lazarus


* Responsorium:  Ich suche dich, Herr, von ganzem Herzen (EG Wü 780.5) 


* Betrachtung (Impuls)

Pfarrer Dr. Matthias Viertel,
Direktor der Ev. Akademie Hofgeismar, in einer Predigt aus dem Jahr 2000, die er in einem Kantatengottesdienst mit  Bachs Kantate BWV 75 unter dem Motto „Die Elenden sollen essen“ gehalten hat:

Der Schlüssel der Geschichte liegt – so meine ich – bei der Frage, mit wem wir, die Predigthörer, uns identifizieren? Ist es der protziger Reiche, das würde ja passen; aber dann bliebe uns nichts anderes übrig, als die Händen in den Schoß zu legen: Pech gehabt! Wem es - wie uns - in der Welt zu gut geht, der hat im Jenseits eben keine Chance mehr. Es sei denn er gibt alles auf und hin, was den Lebensstandard so ausmacht, und zwar sofort. Na ? wie geht es Ihnen mit dieser Botschaft? Sehr animierend ist das nicht und letztlich wäre zu fragen, ob der Welt wirklich damit geholfen ist, wenn alle Menschen arm und leidend werden und ihren Besitz dahin geben.

Probieren wir es doch einmal anders herum, warum sollten wir uns nicht mit dem armen Lazarus identifizieren? So abwegig ist das gar nicht, denn dem Text geht es bekanntlich nicht nur um die Gegenüberstellung von materiellem Reichtum und Armut. „Das Leben ist mehr als nur Essen und Trinken“, sagt Jesus in der Tradition des Matthäus-Evangeliums, denn „nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht“. Und Lukas ergänzt diese Aussage noch mit der Mahnung „Hütet euch vor aller Habsucht, denn auch wenn einer Überfluss hat beruht sein Leben doch nicht auf seinem Besitz.“ So gesehen sind wir möglicherweise tatsächlich lauter arme „Lazarusse“; dahin vegetierend und leidend unter geistlicher Armut. Aber letztendlich ist das doch auch nur wieder ein Trick, um das Jenseits zu sichern, so nach dem Motto: Hier auf Erden haben wir den materiellen Wohlstand und die geistliche Armut, dann im Jenseits kann es ruhig umgedreht sein.

Es ist wirklich schwierig mit der Wahl der Perspektive beim Lesen dieses Textes. Und doch hängt alles davon ab. Je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich davon, dass keiner von beiden als Identifikationsschablone taugt, weder der Reiche noch der Arme! Und doch soll uns der Text persönlich und unmittelbar ansprechen. Ich glaube das tut er letztlich nur, wenn wir die andere Person hinzuziehen, die bisher noch gar nicht erwähnt worden ist: Die Brüder ( oder: Schwestern, müssten wir ergänzen), die ganz zum Ende erwähnt werden. Die Angehörigen des Reichen, seine Familie – wie gerne würde er doch wenigstens sie warnen, damit sie nicht das gleiche Schicksal erleiden. Wie gerne würde er ihnen einen Spiegel vorhalten, zeigen wie sinnentleert ihr Leben ist, voller Plunder mit vollen Mägen und vollem Konto aber sonst total leer! Ohne jede Tiefe, ohne wirklichen Sinngehalt, nur mit Banalitäten angehäuft, ein Dasein, in dem Lebensfülle durch Leibesfülle ersetzt wird, und Lebensqualität nach Kubikmetern bemessen wird, nach Kubikmetern an Wohlstandsmüll, in dem wir fast ertrinken, ja besser: ersticken.

Das alles würde der Reiche seinen Brüdern und Schwestern so gerne mitteilen, damit wenigstens sie daraus lernen, bevor es zu spät ist. Will sagen: bevor das Leben zu Ende ist und dann nichts mehr geändert werden kann! Aber das geht nicht, Abraham höchstpersönlich verbietet es, und dann spricht er diese entscheidenden Worte:

Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht gewinnen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“

Diese Worte müssen wir schon in aller Ruhe bedenken, wir sind ja in einer ganz eigenartigen Position, denn im Gegensatz zu dem Reichen im Lukastext ist Jesus auferstanden von den Toten, er allein vermag das, was dem Reichen in der Beispielgeschichte vorenthalten wird. Und? Wie sieht der Erfolg aus? Haben wir uns von ihm gewinnen lassen und Konsequenzen für da Leben gezogen?

Wenn wir nicht auf Mose und die Propheten hören, werden wir uns selbst dann nicht gewinnen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht! In diesem Satz steckt die ganze Dramatik des Glaubens. Und er verdeutlicht, wie wenig es Lukas darum geht, ein Sozialprogramm zu predigen oder gar einen Aufruf zur Armutsideologie zu formulieren. Viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass jede Lebensveränderung nur aus dem Glauben hervorgeht und nicht argumentativ abgeleitet werden kann.

Die Elenden werden essen!! Sicherlich, daran besteht kein Zweifel, aber sie tun es ohne Berechnung, sondern aus dem tiefen Glauben heraus. Kurz gesagt geht es darum, daß die Hungernden satt werden, auch - oder gerade weil - sie das Leben nicht satt haben.

(Johann Sebastian Bach mag diesen Sinn des Predigttextes empfunden haben, als er seine Kantate dazu komponierte. Deshalb wechseln die Worte in der zweiten Hälfte seiner Kantate...: Jetzt ist auf einmal von der „Armut des Geistes“ die Rede und von dem Reichtum der aus dem Herzen kommt und im Herzen empfunden wird.) (f) (gekürzt R.B.)


Wochenlied:  Nun bitten wir den Heiligen Geist (EG 124)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Fürbitten 

Dir danken wir, du gütiger Gott, für das Leben und für die Zeit, die du uns schenkst, für alles, was wir an Gutem erfahren haben in dieser Woche, für das, was gelungen ist, und auch für das, was wir an Schwerem annehmen und mit deiner Hilfe tragen können. Dich rufen wir an:

G: Kyrie eleison.

Dank sei dir, du Licht der Welt, dein Angesicht leuchtet über uns wie die Sonne. Es erwärmt sich unser Herz und wird weit und leicht. Wir spüren deinen liebenden Blick und wissen uns beschützt. Dich rufen wir an:

G: Kyrie eleison.

Dank sei dir, du Wort des Lebens, du bringst dich in Erinnerung. Wenn wir auf dich hören, finden wir Halt. Wecke uns auf zum Leben heute und in Ewigkeit.  Dich rufen wir an: (g)

G: Kyrie eleison.

Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich. Luk 10,16


Segen 

(Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.) Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! (Ps 121,5-8)

 R: Amen.



Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

* Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 227, Nr. 189.12

d vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 15

e oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des neuen Wochenpsalms (Ps 81 B) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 706 f (Nr. 707) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (1. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f vgl. göttinger predigten im Internet  (zur Stelle)

g vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 21